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Der Mörder entlarvt


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36

Eugen von Sprauhn – das Pseudonym Robert Hasse hatte ja keinen Zweck mehr – schlenderte, mit der Zigarette im Mund, durch den Garten der Villa Plunkett. Einzelne der Gäste tranken ihren Tee. Zwei Bridgepartien waren im Gange; Maurice und die anderen Diener eilten geschäftig hin und her. Das übliche Nachmittagsbild: raffiniertestes Nichtstun.

Sprauhn sagte sich, daß seine Haltung die Wachsamkeit de Reux' nicht täuschen könne. Madame Durand war zwar unsichtbar, aber sie lag bestimmt irgendwo auf der Lauer. Er stellte sich vor einen der Bridgetische und sah zu. Von diesem Spiel verstand er nichts; es interessierte ihn auch nicht. Er stand da, wechselte eine paar leere Höflichkeitsphrasen und spazierte weiter.

Er kam an die Taxushecke. So lang er war – er konnte doch nicht hinüberblicken. Dort drüben war Valerie …. Irgendwie mußte er sie sehen, mit ihr sprechen! Hatte sie de Reux vor seiner Reise nach Kudowa gewarnt? Diese Frage bohrte unaufhörlich in ihm herum. Sie gewann von Tag zu Tag an Bedeutung und Schwere – wie alles, was das junge Mädchen betraf.

Er zündete sich eine neue Zigarette an und kehrte der Taxushecke den Rücken. Sehr verdächtig, wenn er sich dort allzulange herumtrieb! Er winkte einen Diener zu sich heran. »Ich möchte gern irgendwohin fahren, einen kleinen Ausflug machen. Kann man so ohne weiteres nach San Remo hinüber?«

»Ohne weiteres! Monsieur müssen aber den Paß mitnehmen!«

»Gut! Lassen Sie mir, bitte, das Auto bereitstellen! Ich werde in zehn Minuten abfahren.«

Das Auto wartete. Der Chauffeur Rovelli, ein breitschultriger, untersetzter Piemontese, saß am Steuer und grüßte devot, als Sprauhn erschien.

»Wie lange brauchen wir bis nach San Remo?« fragte dieser.

»Eine Stunde, Monsieur. Es kommt darauf an, ob die Straße sehr besetzt ist.«

»Schön! In Mentone halten Sie einen Augenblick an! Ich möchte mir dort etwas kaufen.«

In Mentone wartete Dale, den Sprauhn telephonisch dorthin bestellt hatte. Er wartete nicht allein, sondern hatte Beamte der Präfektur bei sich, und Rovelli riß erstaunt die Augen auf, als er vor dem Jardin public hielt und sich von französischen Kriminalbeamten aufgefordert sah, ihnen auf die Präfektur zu folgen.

»Was wünschen Sie von mir, meine Herren?« rief er.

»Das wird Ihnen der Herr Kommissar sagen!« erwiderte der eine Beamte. »Kommen Sie rasch! Wir wollen kein Aufsehen erregen.«


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