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XVI.
Vater und Sohn

Beide Herren haben sich Zigarren angezündet. Hans v. Schlomm lehnt sich behaglich in seinen ledernen Armstuhl zurück, streckt die Beine von sich und bläst den Rauch seiner Upman flor mit zufriedener Miene in die Luft.

»Weißt du, daß es reizend ist, daß du gerade heute von Wien zurückkehrtest, mein Junge? So habe ich nun, statt hier allein zu sitzen und Trübsal zu blasen, endlich einmal das Vergnügen einer gemütlichen Plauderstunde mit meinem Sohn! Für mich ein ganz seltener Genuß, den ich für nichts hergebe!«

»Gewiß, Papa, auch ich freue mich herzlich darüber! Weißt du, daß es eigentlich seit Jahren der erste Abend dieser Art ist … ich meine, wo wir beide allein sind und mal auch von anderen Dingen plaudern können, als von Geschäften und den kleinen Alltagsereignissen?«

»Leider! Ich hätte es oft anders gewünscht, aber man kommt ja bei uns so selten zu einem ruhigen Abend! Nun aber wollen wir trachten, uns öfter einen zu verschaffen. Ich habe keinen Freund – du hast keinen, und das Bedürfnis, sich mal auszusprechen – ohne Frack und Manschetten sozusagen – hat doch schließlich jeder Mensch! Statt dessen lebt man so nebeneinander in steter Hetze und Trubel und weiß eigentlich gar nichts voneinander …«

Ronald läßt seinen Bleistift, mit dem er sich vorhin einige geschäftliche Notizen für den morgigen Tag gemacht, auf dem Zeigefinger balancieren und sagt, ohne den Vater anzusehen:

»Darin hast du sehr recht, Papa! Da wir aber heute mal beim vertraulichen Plaudern sind, möchte ich gern eine Frage an dich stellen, die mir in letzter Zeit öfter und … besonders vorhin, als du von Mama sprachst … wieder aufstieg. Aber du darfst es mir nicht übelnehmen.«

»I – wo werde ich denn! Frage nur … kann mir ja ungefähr schon denken, um was es sich handelt.«

»Ich wollte dich fragen … warum du diesen Sascha Kelim nicht längst zum Haus hinausgeworfen hast? Ich begreife nicht, wie du es ertragen kannst, daß er deiner Frau in so auffallender Weise den Hof macht … vor deinen Augen! Daß er wie das tägliche Brot in unserem Haus ist … daß er sie und dich dadurch vor aller Welt kompromittiert … muß dich das denn nicht längst überzeugt haben, daß er ein ganz gewissenloser Mensch ist? Verzeih', daß ich so offen rede …«

»Dabei ist nichts zu verzeihen, mein Junge. Du bist ein erwachsener Mensch und nicht blind. Hast daher das volle Recht, diese Frage an mich zu stellen, und – es ist mir sogar lieb, daß es geschah. Denn wenn mir auch an dem Urteil der Welt nichts liegt – an deiner Achtung liegt mir sehr viel! Die Antwort auf deine Frage ist allerdings nicht ganz einfach, und du mußt schon ein wenig Geduld entwickeln, denn ich möchte, daß du mich wirklich ganz in dieser Sache verstehst.«

»So sprich, Papa.«

»Zuerst muß ich kurz die Geschichte meiner zweiten Ehe berühren. Ich heiratete Irene um ihrer Schönheit willen, in die ich mich verliebt hatte – sie mich des Geldes wegen. Sie war unerzogen, genußsüchtig, liebte nichts außer sich selbst – nicht einmal ihre Kinder – und interessierte sich nur für die Pflege ihrer Schönheit, für Flirt und die Sucht, sich in Adelskreisen Geltung zu verschaffen, was ihr allerdings nur zum Teil gelang. Ich hielt sie für eine seelenlose Puppe, und da ein schönes Gesicht allein nie fesseln kann, wandte ich mich bald enttäuscht und angewidert von ihr ab. Wir gingen beide unsere eigenen Wege und kümmerten uns so gut wie gar nicht mehr umeinander. Es war eine moderne Ehe geworden – das heißt das Zerrbild einer wirklichen Ehe.«

»Und dann? Heute bist du ihr ja ein sehr fürsorglicher Gatte …«

»Ja – seit durch äußere Umstände sich eine innere Wandlung in mir vollzogen hat, die mich alle Dinge – auch Irene und mich selbst – in ganz anderem Licht sehen läßt als früher. Ich erkannte, daß ich selbst die größte Schuld an meiner unglücklichen Ehe trug, nicht Irene.«

»Doch höchstens nur insofern, als du eine Frau, die dir geistig und seelisch so wenig zu bieten hatte, nie heiraten hättest sollen!«

»Nein, sondern darum, weil mir nie zum Bewußtsein kam, daß auch ich Pflichten gegen sie hatte. Daß ich um kein Haar besser war als sie und doch verantwortlich für sie …«

»Aber mein lieber alter Herr, womit quälst du dich da unnütz herum? Man kann einem Menschen doch weder Herz noch Seele einhauchen, wenn sie ihm einmal fehlen!«

»Du irrst. Jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele und auch ein fühlendes Herz, und manche guten Keime können darin schlummern, die nur geweckt werden müssen. Irene war unerzogen. Wie ein schönes wildes Unkraut wuchs sie auf, sich einzig nur ihrer Schönheit bewußt. Und sie war jung. Ich hätte ihr Führer und Erzieher werden müssen. Statt dessen schob ich sie beiseite wie ein Spielzeug, dessen man überdrüssig geworden, und überließ sie sich selbst. Denn ich war nur verliebt gewesen, und Verliebtheit ist nicht Liebe. Hätte ich es mit ernster, geduldiger Liebe versucht … es wäre wohl alles anders gekommen!«

»Wer weiß? Ich möchte das sehr bezweifeln bei einer Natur wie der Mamas!«

»Nun, es wird sich ja zeigen, ob nicht doch auch noch gute Keime in ihr schlummern, die eines Tages zum Durchbruch kommen … wenn ein heftiger Schmerz das wuchernde Unkraut daneben jäh erstickt. Bist du nicht auch der Ansicht, Ronny, daß Schmerz und Leiden dem Menschen zuweilen nötig sind? Daß sie wirken wie reinigendes Feuer?«

»Gewiß, aber ich verstehe nicht –«

»Du wirst gleich verstehen. Siehst du, als mir mein Verschulden gegen Irene allmählich klar wurde und zugleich der Wunsch in mir erstand, gutzumachen und zu retten – wenn noch etwas zu retten ist, sagte ich mir auch, daß mit Worten oder Vorstellungen bei ihr nichts auszurichten wäre. Diesen Zeitpunkt habe ich versäumt. In ihrem Alter und bei so eingewurzelten Gewohnheiten läßt sich ein Mensch nicht mehr durch einen andern erziehen. Nur das Leben und Erfahrungen vermögen dies. Darum entschloß ich mich zu einem Experiment …«

»Zu einem … Experiment?«

»Ja. Ich wußte, daß Irene in den Prinzen ernstlich verliebt ist …«

»Wie – du weißt das … und trotzdem …«

»Trotzdem entschloß ich mich, ihr keinerlei Hindernisse oder Beschränkungen in den Weg zu legen. Daß sie in keinen unerlaubten Beziehungen zu dem Prinzen steht und nie stehen wird, dafür kenne ich Irene. Dazu wäre sie zu stolz und wohl auch zu … berechnend. Es schmeichelte anfangs nur ihrer Eitelkeit, von einem Prinzen angebetet zu werden – jetzt glaube ich aus gewissen Anzeichen und Bemerkungen schließen zu können, daß sie aufs Ganze geht und von ihm geheiratet zu werden hofft. Das Wort ›Scheidung‹ schwebte ihr schon mehrmals auf den Lippen, doch sprach sie es bisher noch nie direkt aus … offenbar, weil sie seiner doch noch nicht ganz sicher ist.«

»Ich muß gestehen, daß ich dich immer weniger verstehe, Papa!«

»Wirklich? Die Sache ist doch sehr einfach. Ich halte den Prinzen für einen eitlen, oberflächlichen und in puncto Frauen ganz gewissenlosen Egoisten, der, gleichviel, ob er Irene Hoffnungen machte oder nicht – doch im Ernst nie daran denkt, sie zu heiraten.«

»Dieser Überzeugung bin ich auch.«

»Nun also! Dann wird er eben eines Tages, wenn er merkt, daß Irene fest entschlossen ist, sich von mir scheiden zu lassen und darauf rechnet, Prinzessin Kelim zu werden, ganz einfach den Bruch herbeiführen. Wahrscheinlich seiner brutalen, egoistischen Natur entsprechend einen sehr schroffen Bruch mit allen für die Frau damit verbundenen Demütigungen, Enttäuschungen und bitteren Erkenntnissen.«

»Es wird ein furchtbares Erwachen sein für sie!«

»Aber notwendig und heilsam, um die Nichtigkeit ihres bisherigen Lebens und das Gefährliche gewisser Träume zu erkennen! Mir hätte sie ja nie geglaubt, was immer ich ihr auch über ihr Spiel mit dem Prinzen hätte sagen können. Den Tatsachen muß sie glauben. Mag sie also ihren Traum ruhig austräumen bis zum bitteren Ende!«

»Und wenn sie trotzdem … nicht zur Einsicht kommt? Sich vielleicht nur nach einem andern Anbeter umsieht, weil sie ohne Flirt nicht leben kann?«

»Dann wäre damit der Beweis erbracht, daß nichts Gutes, Edles mehr in ihr lebt, und ich selbst würde dann die Scheidung einleiten um der Kinder willen, die nicht, ein solches Beispiel vor Augen, heranwachsen sollen. Aber ich glaube nicht, daß es so kommt. Ich rechne mit einem völligen seelischen Zusammenbruch. Irene wird erst toben und wüten und dann sich still ihrem Schmerz – ihrer Scham hingeben. Hilflos, wie ein flügellahmer Vogel, wird sie auf ihrem Sofa liegen und sich den Kopf zermartern, was sie nun mit ihrem ›zerbrochenen‹ Leben und sich selbst anfangen soll? Dann ist die Stunde für mich gekommen, in der ich ihr die Freundeshand bieten werde, um sie wieder aufzurichten – zugleich ihr zeigend, daß das, was ihr blieb, viel mehr wert ist als das, was sie verlor …«

»Du liebst sie also noch immer, Papa?«

»Ja. Das heißt – ich liebe sie erst jetzt. Mit jener Liebe, die ein Mensch für alles Hilfs- und Schutzbedürftige empfindet. Verstehe mich recht: Diese Empfindung hat nichts mit Verliebtheit oder Leidenschaft zu tun, wie ich sie früher für Frauen und auch für Irene empfand. Es ist ein reines, wunschloses Gefühl, wie es der Stärkere für den Schwächeren empfindet, der ihn braucht, weil er ohne seine Hilfe allein nicht mit dem Leben fertig wird. Dieses Gefühl leitet mich schon seit meiner Rückkehr aus Wien Irene gegenüber. Sie wird es ganz erst erkennen, wenn ihre Seele nackt und frierend am Boden liegt. In ihrer tiefsten Verzweiflung wird sie plötzlich innewerden, daß noch einer neben ihr lebt, der ihr den Platz am Herdfeuer warm gehalten hat, und daß es sich da eigentlich viel angenehmer sitzt als in der kalten Pracht elektrischer Bogenlampen, die ihre bisherige Welt bestrahlten, ohne sie zu wärmen.«

Ronald hat mit wachsendem Staunen zugehört. Bewundernd ruht sein Blick auf dem Vater.

»Du hast dich sehr verändert, Papa, seit den paar Wochen, die du in Wien verbrachtest! Ein ganz anderer Mensch bist du geworden!«

»Das merkst du erst jetzt, Ronny?« lächelt der alte Herr belustigt mit einem verschmitzten Ausdruck im Gesicht.

»Nein, es fiel mir schon oft auf in der letzten Zeit, nur nie in dem Maß wie heute. Du bist ja ordentlich ein Weiser und ein Philosoph geworden dort –«

»Sei so gut und mach' dich nicht lustig über mich, Junge! Ich schlichter alter Mann und ein – Weiser!! Nein, dazu habe ich wirklich keine Anlage. Aber eines bin ich schon geworden dort: ein denkender Mensch, der die Welt mit ganz anderen Augen ansieht als vordem!«

»Und was bewirkte diese Wandlung?«

»Oh – eine Kleinigkeit nur: Ich wurde, als ich kaum acht Tage in Wien war, in der Taborstraße von einem Auto umgestoßen, als ich eben einem hübschen Mädchen über die Straße nacheilen wollte. Beinahe wäre ich überfahren worden, aber es ging noch glimpflich ab. Die Schutzvorrichtung eines eben dahersausenden Straßenbahnwagens schleuderte mich zur Seite – ich blieb bewußtlos im Straßenkot liegen, wurde durch einen Rettungswagen ins Barmherzigenspital geschafft und lag dort drei Wochen, bis die Schramme und eine Schulterverrenkung wieder heil waren …«

»Mein Gott,« unterbricht ihn Ronald, aufs tiefste erschrocken. »Und davon hatten wir hier keine blasse Ahnung! Warum schriebst du denn nicht? Ich wäre doch gleich gekommen …«

»Eben das wollte ich nicht. Du hattest Arbeit genug. Wozu dich erschrecken und aus deiner Tätigkeit reißen? Außerdem war es die rechte Schulter – schreiben hätte ich gar nicht können. Und das war ganz gut. Ich mußte ganz still liegen und konnte nichts als – meinen Gedanken nachhängen.«

»Du Armer!«

»Sage – du Glücklicher, Beneidenswerter! Mal ruhig nachdenken können, ist ein großer Segen für den Menschen! Bis dahin hatte ich's nie getan. Ich arbeitete und amüsierte mich in der freien Zeit, und später spielte ich den großen Herrn auf Wolfeck. Zum Nachdenken blieb keine Zeit und wohl auch keine – Lust. Nun mußte ich es einfach. Und tat's wochenlang und gründlich. Über mich, die Meinen, das Leben, die Welt und so weiter. Ich kann dir nicht sagen, Junge, wieviel ich damals dachte und grübelte, und wie mir damals die Augen aufgingen über meine eigene Erbärmlichkeit! Nichts hatte ich geleistet im Leben, alles versäumt, das Gute unterlassen, das Schlechte getan, gedankenlos war ich dahingeflattert wie ein Schmetterling, keinem zum Nutzen, hatte hochmütig auf meine Mitmenschen herabgeblickt, mich weder um Frau noch Kinder gekümmert und Gott einen guten Mann sein lassen …«

»Aber Papa!!«

»Laß nur … es ist ganz gut, wenn man sich das immer wieder zum Bewußtsein bringt. Na also, um's kurz zu machen – mit den riesengroß aufgegangenen Augen und der windelweich gewordenen Seele erkannte ich dann auch, wie's besser gemacht werden muß.

Und wie einfach das Leben im Grunde ist und wie schön – wenn man es unkompliziert, aus einem einzigen Gesichtswinkel heraus betrachtet. ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst,‹ ›Was du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem andern zu‹ und – ›Arbeite und bete‹! Drei Worte, die die Welt als veraltete Binsenweisheit über Bord geworfen hat und die doch, wenn man sich die Mühe nimmt, länger darüber nachzudenken, aller Lebensweisheit Grundelement bilden.«

Ronald drückt dem Vater unwillkürlich ergriffen die Hand.

»Ich danke dir, Papa … auch ich will mir künftig diese Worte zur Richtschnur nehmen.«

»Sie machen glücklich und zufrieden, sage ich dir, Ronny! Ich habe es an mir erlebt. Alles andere, dem wir sonst nachjagen, erscheint so klein und unwesentlich daneben! Siehst du – da lag mit mir im selben Zimmer noch ein zweiter Kranker. Ein junger Lehrer aus Oberösterreich. Mit dem sprach ich viel über diese Dinge, und vieles, was mich unklar bewegte, wurde mir erst durch ihn völlig klar. Er erzählte mir manches aus seinem Leben. Zum Beispiel, daß er früher geradeso in den Tag hineingelebt habe wie die meisten Menschen, nur auf sein eigenes Wohlbefinden bedacht, mit keinem anderen Ziel vor Augen, als seine Braut, die er abgöttisch liebte, möglichst rasch heimführen zu können. Aber als er dann endlich soweit war, starb das Mädchen plötzlich nach kaum dreitägiger Krankheit. Ihm war, als läge die Welt zertrümmert zu seinen Füßen. Er war wie von Sinnen und wollte sterben.

Was sollte er auch weiter im Leben, allein, wie er war, ohne Eltern und Verwandte? Tagelang irrte er in den Wäldern umher, aß und schlief nicht und stieg zuletzt auf einen hohen Alpengipfel hinauf, wo er sich seinerzeit mit dem Mädchen verlobt hatte … und nun seinem Leben durch einen Sturz in unmeßbare Tiefen ein Ende machen wollte.

Als er dann aber oben auf einem Felsgrat zwischen Alpenrosen und Krummholz saß, den blauen Himmel über sich, die bewohnte Welt tief unter sich, da erging es ihm seltsam. Eine große Ruhe überkam ihn. Ihm war, als wiche sein Leid immer weiter zurück, würde kleiner, schrumpfe zu einem verschwindenden Nichts zusammen, während feierlich erhabene Gedanken, erst unklar, dann immer deutlicher, seine Seele durchzogen.

Was war eines Menschen Schmerz und Schicksal im Vergleich zur ewigen Größe der Natur, die hier ringsum ihre stumme Sprache redete? Nein – eines Menschen Schicksal war nichts – aber sein Wirken konnte unendlich viel bedeuten … wenn es anderen gewidmet wurde.

Er dachte an seine Schulkinder, deren blinde Augen er sehend machen konnte, dachte an die unwissenden Bauern seines Dorfes, denen er durch Rat und Vorbild so vieles zu geben vermochte …

Viele Stunden saß er oben auf dem sonnigen Grat, und immer mehr weitete sich seine Seele. Nein – er wollte sich nicht feige aus dem Leben stehlen, in dem es noch soviel Arbeit für ihn gab. Nicht für sich, sondern für andere wollte er fortan leben …

Und ich habe es nie bereut,« schloß er, »denn dies Leben ist ein höheres, besseres, als ich es zuvor führte. Es ließ mich mein Leid verwinden und macht mich glücklich.«

Der alte Herr schweigt, und Ronald blickt stumm vor sich hin. Ahnt der Vater, wie es um sein Herz steht und daß auch er ein bitteres Leid zu verwinden hat? Oder ist es nur Zufall, daß er ihm diese Geschichte erzählt?

Nicht für sich – für andere leben! Es ist derselbe Entschluß, zu dem er selbst sich durchgerungen hat. Für andere – das heißt in seinem Fall – der Arbeit, dem Vater, den Geschwistern, Edine … der Pflicht.

Die Uhr schlägt Mitternacht. Herr v. Schlomm erhebt sich erschrocken.

»Du lieber Himmel – schon so spät? Da müssen wir aber schleunigst trachten, zu Bett zu kommen! Verzeih', daß ich dich mit meinem Geschwätz solange aufgehalten habe, Ronny!«

»Im Gegenteil, ich danke dir für jedes Wort, Papa! Wollte Gott, wir hätten bald wieder einen so gemütlichen Plauderabend. Für heute recht herzlich gute Nacht!«

Mit einem festen Händedruck trennten sie sich.


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