Johann Gottfried Herder
Gesammelte Abhandlungen, Aufsätze, Beurtheilungen und Vorreden aus der Weimarer Zeit
Johann Gottfried Herder

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Historische Zweifel über das Buch:

»Versuch über die

Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden,

und über dessen Geheimniß; nebst einem Anhange über das

Entstehen der Freimäurergesellschaft,

von Friedrich Nicolai«.

 

          Si quid novisti rectius istis,
Candidus Imperti, si non, his utere mecum.
Hor. Epist., I. 6, 67. 68. – D.

1782.März-, April- und Juniheft 1782 des Merkur. Die zwei Zusätze zum ersten und zweiten Briefe (unten S. 347 ff.) hat Müller aus Herder's Handschrift gegeben. Ueber Nicolai's plumpen, Herder der schlimmsten Böswilligkeit zeihenden zweiten Theil seiner Schrift vgl. unsere Vorbemerkung. – D.

 

An Herrn –

Sie werden Sich wundern, daß ein so unfertiger Briefsteller wie ich Ihnen auf das mir gestern überschickte Buch so bald antwortet; aber so ist's! Wenn einem Müssigen der Federball gerade zugeflogen kommt, schlägt er ihn mit der Hand weiter oder fängt ihn gar auf. Ich weiß nicht, welches von Beiden ich thun werde; aber antworten muß ich, entweder gleich, oder ich antworte nimmer. Lassen Sie uns vom Ende anfangen; denn der Anhang über das Entstehen der Freimäurergesellschaft wird Sie wahrscheinlich mehr interessiren als die oft ventilirten Beschuldigungen des längst erloschenen Tempelherrenordens; mit einigen Worten über die letzten wollen wir schließen.

Seit Lessing mir seine trefflichen Gespräche Ernst und Falk im Manuscript zuschickte,Im Jahre 1778. – D. konnte es nicht fehlen, daß ich diesen Gegenstand, der mich als einen Laien sonst schon beschäftigt hatte, abermals vornahm, und ob ich gleich seinem System von der Entstehung des Freimäurerordens nicht beistimmen konnte, durch die Unterhaltung eines so sinnreichen, gelehrten Mannes auf manche Punkte aufmerksamer wurde. Die Materie ist mir also ziemlich geläufig, und ich fange ohne fernere Vorrede sofort an, Ihnen meine Zweifel über diesen Versuch kurz und rund zu sagen. Wenn ich den dogmatischen Ton annehme, geschieht's nicht aus Anmaßung, sondern der Kürze halben, und wie mir die Sache vorkommt. Seien Sie die historische Akademie, der ich diesen Versuch freundschaftlichst zueigne, in dem ich meinen Autor Schritt vor Schritt begleite.

1. Lessing leitet Masonei von Tisch (Mase) her und erklärt's durch eine geschlossene Tischgesellschaft. Mas (Mias, Miase) heißt allerdings Tisch, und das Gimazze, Tischgesell, kommt davon her. In solchen Sachen, dünkt mich, kann man sich auf Lessing verlassen. Frisch in seinem sehr bekannten WörterbuchS. 647. S. auch Schilter's Glossarium Teutonicum, p. 576. 584. 585. – H. [Nach Nicolai bezeichnet Masoney nur eine geschlossene Gesellschaft.   D.] führt noch aus Kaisersberg das Wort Masgenossen für Tischgenossen an, und das Wort maça, Geselle, stammt wirklich davon her. Beim Agricola heißt die Versammlung der Ritter oder die Tafelrunde Messenei, und ich erinnere mich, das Wort öfter gelesen zu haben. Es ist auch der deutschen Sprache völlig analog, wie das Wort Maskopei u. a. beweisen. Ich bin aber weit entfernt, den Ursprung der Freimäurer mit Lessing hievon herzuleiten; hier ist blos von der Abstammung eines ähnlichen Lauts die Rede.

2. Gegentheils kann es gar nicht sein, daß diese Massonei von massue (clava, eine Keule) herkommt, als ob's societas clavata wäre,Nicolai, S. 157. – H. woher unser Autor sogar das Wort club herleitet. Klubb kommt her entweder von kleiben, zusammenrufen (angelsächsisch clypian) oder besser von kleiben, umfassen (angelsächsisch clyppan).S. Wachter's Glossarium, p. 846. – H.[Club heißt aber Keule. – D. Wir haben noch in unsrer Sprache den Ausdruck wohl bekleiben, d. i. genau zusammenbleiben, so wie das eigentliche Wort Klubbe oder Kluppe. Wir sagen noch Jemand in die Klubbe nehmen, d. i. ins Enge bringen u. s. w. Doch wozu mehrere solcher Wortforschungen, auf die es hier gar nicht ankommt? Freimäurerei hat weder von Tisch noch Prügel den Namen, sondern von Frei- und Maurerei, wie das Wort sagt. Free-Mason, Franc-Maçon ist der Name, und das deutsche Wort ist blos übersetzt.

3. Noch weniger trifft's dahin, daß Kirchen der Tempelherren de la Mason geheißen haben.Nicolai, S. 158. – H. Das Wort mason, maison, Haus, war in der mittlern Zeit oft und in mannichfaltigem Gebrauche, wie die Veränderung desselben in masagium, massagium, masucagium, masata, mansura, mansio, mansionarius u. s. w. zeigen.S. Du Fresne's Glossarium mediae latinitatis. – H. Noch brauchen wir's häufig bei adligen, geistlichen, ritterlichen Familienbesitzthümern, und das deutsche Haus z. E., d. i. das Haus des deutschen Ordens, Prinz des Hauses, Recht des Hauses, sind Jedermann bekannt. Es gab also wirklich eine Zeit, wo in gewissen Gegenden der Tempelherren Residenzen vorzüglich das Haus genannt werden konnten; und der Name blieb, wie immer solche Namen bleiben. Also näher zur Sache. Der Verfasser findet es für gut, auf die Rosenkreuzer zurückzugehen; Schade aber, daß ich mich auch über den Ursprung dieser Gesellschaft, die übrigens mit den Freimäurern gar nicht zusammenhängt, noch viel weniger mit ihnen eins ist, in keinem einzigen Punkt genau und ganz begegnen kann; denn

4. Es ist ganz unbewiesen, daß Valentin Andreä je eine Gesellschaft der Rosenkreuzer habe stiften wollen oder etwas der Art im Sinne gehabt habe. Er fand eine zahlreiche Gesellschaft, ja vielerlei Secten und Gährungen vor sich, die er mit seinen paar Schriftchen theils zum Besten haben, theils von ihren Träumen abbringen wollte. Ich will jedes Wort, das ich gesagt habe, beweisen.

Andreä selbst sagt in seiner geschriebenen Lebensbeschreibung, die ich mit einer Zuschrift und Randglossen seiner eignen Hand aus der Wolfenbüttel'schen Bibliothek gehabt habe: »Jam a secundo et tertio post millesimum sexcentesimum coeperam aliquid exercendi ingenii ergo pangere, cujus facile prima fuere Esther et Hyacinthus Comoediae, ad aemulationem Anglicorum histrionum juvenili ausu factae, e quibus posterior, quae mihi reliqua est, pro aetate non displicet. Secuta sunt Veneris detestatio et Lacrimae, tribus dialogis satis prolixis, quae invito me perierunt. Superfuerunt e contra Nuptiae Chymicae, cum monstrorum foecundo foetu ludibrium, quod mireris a nonnullis aestimatum et subtili imagine explicatum, plane futile et quod inanitatem curiosorum prodat. Atque haec scriptionum praeludia fuere, quibus illam variae lectionis ingurgitationem exoneravi.« Also war seine Chymische Hochzeit blos ein ludibrium, damit er die zahlreichen monstra seiner Zeit durchzog; er sieht's selbst als eine Komödie oder Roman an, mit dem er sich seiner übermäßig gesammelten Lectur habe entledigen wollen. Und wahrlich, das ist das Buch Jedem, der's uneingenommen liest. Andreä hatte Dichter, Historiker, Philosophen, Theologen, Chymisten u. s. w. gelesen; er hatte ungeheuer viel gelesen, wie man aus allen seinen Schriftchen sieht. Er war ein feiner Kopf, voll Einkleidung und Dichtung, wie er denn beinahe nichts ohne Fiction schreiben konnte: auch dies zeigen alle seine Schriften. Jetzt war er 21 (nicht 28) Jahr alt, da er den wirklich schönen Roman, Die chymische Hochzeit, schrieb; und sein eigenes Bekenntniß sowie auch der ganze Inhalt und Ton der Schrift zeigen durchaus, daß die ersten weitaussehenden Absichten ihm ganz fremde gewesen, die ihm der Verfasser des Anhangs zuschreibt. Er fand eine ungeheure Secte vor sich, hatte sich auch an ihren Büchern vollgestopft und wollte – sich erlustigen oder sie etwa bessern und von Thorheiten zurückführen; nicht aber brütete er, auch nur mit einem Gedanken, die Secte aus.

Und welches war die Secte, foecundus foetus monstrorum, die er vor sich fand, und die ihm zum ludibrio diente? Das weiß Jedermann aus der Geschichte des Jahrhunderts: es waren die Paracelsisten, Weigelianer, Alchymisten u. s. w., die vom Jahrhundert der Reformation her Deutschland überschwemmten und um so stärkern Anhang hatten, je mehr sie gedrückt und verfolgt wurden. Die Theologen haßten sie als Ketzer, die Aerzte als Marktschreier, die Schulphilosophen als Schwärmer; der große Haufe indeß traute ihnen Wunderdinge zu, weil sie sich in das Kleid der Einfalt, Frömmigkeit, Demuth, oft willkürlicher Armuth und einer Bereitwilligkeit, Allen zu dienen, einhüllten, auch wirklich, wie unleugbar ist, vieles Gute hatten. Man weiß, daß Arndt, den Andreä sehr hoch hielt, und um deswillen er viel leiden mußte, aus Weigel's Schriften Manches in sein Wahres Christenthum einrückte, und so wie überhaupt die Extreme immer neben einander sind, konnte es nicht fehlen, daß, da in der Theologie der elendeste Streitton, in der Philosophie der leerste Wortkram herrschte, sich die denkenden Köpfe und fühlenden Gemüther auf die Gegenseite zusammenrotteten und auch da bei so lockenden und schlüpfrigen Abwegen sich zu weit verloren. Chymie, Alchymie, Mystik, Traumdeuterei, Astrologie waren im höchsten Ansehen, und es konnte nicht anders sein, als, wie es ja auch jetzt wieder zu werden anfängt, daß mancherlei Betrug und Wahn dahinter seine Zuflucht suchte. Beiden Extremen ging also der vortreffliche Andreä in allen seinen Schriften zu Leibe, der leeren Wortklauberei wie der Geistsucherei, wenn mir das Wort erlaubt ist, der herrschenden Streitbegier wie dem Betruge, der im Finstern schleicht. Meistens that er's spielend; aber sein Spiel war voll Ernst, voll Scharfsinn, voll Güte des Herzens und umfassender Aussicht. Solch ein Spiel war auch seine Fama FraternitatisDie Fama Fraternitatis ist wirklich 1616 gedruckt, sie war aber viel früher schon im Manuscript umhergegangen. Denn Haselmeier in Tirol hatte sie schon, wie er selbst sagt, 1610 gelesen und beantwortete sie 1612 schon mit einem gedruckten Schreiben, das sich anhebt: »Wir Geringfügige von der Theophrastischen verworfnen Schul und Tyrolischen Mineral-Gebürg wünschen«. Es erhellt also, bei welcher Gattung Leuten die Andreäischen Schriftchen anschlugen. – H. nebst der Allgemeinen und Generalreformation der ganzen weiten Welt, darin er die Geschichte von einem Christian Rosenkreuz, der schon in seiner Chymischen Hochzeit erschienen war, weiter dichtete, sie mit Reisen, Wunderzügen, Regeln und Confession einer geheimen Gesellschaft ausschmückte, wie sie das Zeitalter liebte und in hundert ähnlichen Träumen im Ernst glaubte.Vgl. unten S. 704 ff. die Vorrede zu Sonntag's Uebersetzung von Andreä's Dichtungen. – D.

5. Aber wie kam er zum Namen Rosenkreuz? Existirte der Name schon als Secte? oder ist er, wie unser Verfasser sagt, »allegorisch, daß das Kreuz die Heiligkeit, Rosen die Verschwiegenheit der Gesellschaft« andeuten sollten? »daher kommen«, fährt er fort, »die drei Rosen auf den Schürzen der Freimäurer«S. 71. – H. [Vielmehr 169 f., wie Nicolai bemerkte. – D. u. s. w. Nichts von Allem! Daß Kreuz und Rosen bei Alchymisten und Theosophen lange sehr beliebte Zeichen gewesen, ist bekannt; daß der Name Ritter vom Rosenkreuz schön klingt, sagt uns das Ohr: bei Andreä kam aber eine andre simple Ursache, halb Spaß, halb Ernst, hinzu, warum er in der Chymischen Hochzeit seinem irrenden Ritter, der im Grunde er selbst ist, diesen Namen wählte, nämlich – erschrecken Sie nicht – das Kreuz und vier Rosen waren sein Familienpetschaft; er konnte und mußte sich also im eigentlichen Verstande Ritter von Rosenkreuz nennen. Schon sein Großvater, der berühmte Jakob Andreä,S. Fama Andreana reflorescens, curante Jo. Val. Andreae 1630, bei den Bildnissen der Familie. Der Sohn unsers Valentin Andreä nannte seine beiden Töchter Augustana confessio, die andere Formula concordiae, woraus man den Geist der Zeit abnehmen kann, wenn man ihn nicht sonst schon aus hundert Denkmalen wüßte. – H. hatte es, und da dieser eines Schmieds Sohn war und das Geschlecht zuerst heraufbrachte, so hatte er's als ein eifriger Lutheraner und Mitverfasser der Formulae Concordiae wahrscheinlich aus Luther's Petschaft mit dem bekannten Vers:

»Des Christen Herz auf Rosen geht,
Wenn's mitten unterm Kreuze steht,«

gewählt. Andreä spielt in seinen Schriften oft darauf an und findet unter dem Kreuz die wahren Rosen, d. i. Weisheit, Freude und Ruhe der Seele; doch ohne theosophische Grillen und mystische Gaukeleien.

Die TheophrastenDer Name des Theophrastus, des Vaters der Pflanzenkunde, steht hier launig im Sinne von »Blumenausleger«. – D. nahmen das Ding anders: denen kam der Name, die Fiction von Christian Rosenkreuz aus Fez und Damascus, die Chymische Hochzeit und Geheime Fraternität, recht. Jeder knüpfte dran oder sog daraus, was er wollte: dem Kinde war ein neuer Name gegeben, und das hatte man erwartet. Es ist unglaublich, wir viel Schriften und Schriftchen in den Jahren 1614–1619 über die Fraternität herausgekommen, und wie schnell manche wieder gedruckt sind. Ich kann Ihnen, da der Autor zwei anführt, gegen funfzig anführen, die ich alle vor mir habe, die größern Werke von Fludd, Maier u. A. noch ungerechnet. Was unser Verfasser davon anführt, ist sehr unvollständig; es ist aber auch kaum der Rede werth, in langen Titeln der Art vollständig zu sein, wenn man nicht den Zweck hat, eine charakteristische Geschichte dieser Secten zu schreiben, welches jetzt meine Absicht nicht ist. Gnug! Andreä sah bald, was sein Spaß für ernstliche Verwirrung in den Köpfen dieser Leute machte, und that, was er konnte, seine Absicht deutlicher zu erklären. Er schrieb seine Turris Babel, seine Institutio magica pro curiosis, seine Invitatio ad fraternitatem Christi – und was soll ich alle seine Schriftchen anführen? denn in jeder kommt etwas dieser Art vor. Ich wünschte, daß der Ungenannte, der im Deutschen Museum und sonst einige Gedichte, Parabeln und Gespräche von ihm bekannt gemacht und ein Denkmal desselben aus seinen Schriften für unsre Zeit versprochen hat, sein Wort bald erfüllte.Herder selbst. Vgl. Herder's Werke, XV. S. 217 f. 319 ff. Auch hat er sein Wort später zum Theil gelöst. Vgl. daselbst, XV. S. 219–280. – D. Es ist ein ungemein scharfsinniger, die Welt kennender, dichterischer, lieblicher Geist in seinen Fictionen, und viele derselben hat unsre Zeit hochnöthig. Schon das ist ein Zeichen von der wunderbaren Ueberlegenheit dieses Mannes über sein Zeitalter, daß ein jugendlicher Scherz, eine geistliche Kurzweil, wie er's nannte, in ein paar Bogen von ihm, gedruckt und ungedruckt, so viel Bewegung machte. Nicht Jedermann gelingt's, einer so zahlreichen und unter sich selbst so verschiednen Secte, ja einem Nest von Secten in den cultivirtesten Ländern auf einmal einen Namen zu geben durch – einen Spaß seines Petschafts.Mehr als das Angezeigte und Erwiesne hat Andreä nie mit den Rosenkreuzern zu thun gehabt, auch nicht zu thun haben wollen. Da er in Worten und Schriften zur Fraternität des Christenthums rief, that er's auch im Werk und stiftete 1620 eine societatem Christianam, die er in seinem Leben selbst beschreibt; es war eine Gesellschaft der Wohlthätigkeit und Milde, die viel Gutes gewirkt hat. In seinem Leben sagt er, wenn er auf diese Schriftchen kommt: Successit demum post unam alteramque ad fraternitatem Christianam invitationem ludibrio illo Rosencruciano oppositam ille plenus invidia Menippus etc. So sah er also die Sache fortgehend an; auch in seinem Theophilo sind starke Stellen gegen die Rosenkreuzer. – H.

6. Dagegen aber ist's völlig unerweisbar, »daß Andreä mit seiner Fama und Reformation der ganzen Welt, dem Bacon zu seiner Instauratio magna, wo nicht die erste Idee, doch einen Antrieb mehr gegeben habe«, wie unser Autor vorgiebt.S. 182. – D. Wer die Schriften Bacon's und die Fraternität gelesen, wird sich wundern, wie die beiden Sachen zusammenkommen; hier Scherz, dort der gründlichste Ernst, der aus des englischen Weltweisen ganzer Seele herausgeht und, wie offenbar zu sehen, sein Nervensaft, das Werk seines Lebens und Daseins ist. Alle seine Schriften greifen so sehr in einander, er wiederholt seine besten Gedanken so oft und auf so originale Weise, daß man sieht, sie sind aus seinem Herzen erwachsen, in seiner Brust genährt. Zumal die Instauratio magna scientiarum, was hätte sie mit dieser allgemeinen Reformation im Munde eines Rosenkreuzers gemein? Auch den Titel nicht einmal; denn dieser lag in der Sache, im Inhalt des Werks selbst: und wie große Titel hatten Lullus und die Scholastiker schon gebraucht! Die Einkleidung seiner Atlantis (so heißt das Buch, nicht Atalantis, wie hier immer gedruckt ist) dürfte nicht die mindeste Beziehung auf Andreä oder die Rosenkreuzer haben. Es ist ein Roman, wie es damals ja mehrere gab, wovon ich des Morus Utopien, Knight's Mundus alter et idem, des Campanella Civitas Solis allein anführe und aus Büchern, die dem Bacon gewiß näher waren, viel mehr anführen könnte. Jedermann weiß, wie der Geschmack an wunderbaren Ländern und Reisen damals herrschte, nicht in England allein, wo unter der Königin Elisabeth Virginien entdeckt ward und unter Jakob der Ritter Raleigh ja das Goldland entdecken wollte, sondern beinah in allen Ländern Europens. Reisebeschreibungen kamen häufig heraus, erdichtete und wahre; wie in den dunkeln Zeiten die Pilgrimschaften das beliebte Vehiculum geistlicher Romane gewesen waren, so wurden es jetzt Entdeckungen, Schifffahrten, Reisen. Bacon fand also die Platonische Atlantis wieder und kramte seine gelehrte Ideen auf derselben aus, wie Sidney sein ArcadienDer Schäferroman »Arcadia« erschien erst nach seinem 1586 erfolgten Tode und fand solchen Beifall, daß er in zwanzig Jahren acht Auflagen erlebte. – D. schrieb und nach der Zeit so viele Utopien, glückliche Inseln u. dergl. geschrieben wurden. Unserm Philosophen war die Einkleidung und Dichtung des Ganzen überhaupt das Kleinste; in ihnen geht der Philosoph oft mit dem Dichter durch. Kurz, die Atlantis hat mit den Dichtungen der Rosenkreuzer im Wesentlichen und Ganzen nichts gemein; der weiße Turban und das rothe Kreuz auf demselben, die einmal als Zierrath vorkommen, sind Zierrath im Geschmack der damaligen Zeit, wo ausländische und Ritterideen sich mischten. Endlich, wie können doch Rosenkreuzer zu Bacon's Instauratio magna auch nur Anlaß, geschweige die erste Idee gegeben haben! Bacon war 1561 geboren;S. Bacon's sehr vollständige Lebensbeschreibung in der »Britischen Biographie«, Th. 1. S. 301 ff. deutsche Ausgabe. – H. schon in seiner Jugend bezeigte er einen Ekel am Aristoteles; 1586 schrieb er schon seinen Temporis partum maximum, welcher Name weit mehr als Instauratio magna sagen wollte und den Vorriß seines großen Baues der Wissenschaften enthielt, wie er nach vierzig Jahren selbst sagt. 1605 kam sein Buch Vom Wachsthum der Wissenschaften heraus, an dem er von Jugend auf gearbeitet hatte; und die gefärbte Dunstwolke der Rosenkreuzer entstand 1614, 1615, also zehn Jahre, und nach dem ersten Werk, das auch Gruter gesehen hat, beinah dreißig Jahr später.

7. Ebenso unbewiesen ist's, daß Bacon's Schriften, zumal seine Atlantis, mittelbar oder unmittelbar zu Errichtung einer Gesellschaft esoterischer Wissenschaften, in der man die Geheimnisse der Rosenkreuzer geschwinder zu erfahren hoffte, Anlaß gegeben, und daß diese 1646 errichtete Gesellschaft der Orden der Freimäurer gewesen oder geworden sei.Nicolai, S. 183-193. – H. Ohne Zweifel werden Sie, mein Freund, hier am Aufmerksamsten werden, und ich selbst bin es; denn alles Vorige gehört bewiesenermaßen nicht hieher. Dieser Punkt muß also strenge dargethan werden, wenn in der Hypothese des Verfassers vom Entstehen des Freimäurerordens etwas bewiesen sein soll. Gerade aber er ist nicht blos unbewiesen, sondern völlig geschichtswidrig.

Daß Bacon zur Errichtung der Societät der Wissenschaften in London Anlaß gegeben, ist bekannt; es ist aber auch Fabel, daß er dies vorzüglich durch seine Atlantis gethan habe. Sein König Salomona in Bensalem (Jakob I.) führte von seinem Entwurf nichts aus, und der Sohn desselben mit dem Palmzweig (Karl I.) konnte davon nichts ausführen. Einzelne Gelehrte versammelten sich; und es wäre schlimm, wenn diese sich der Einkleidung der Atlantis wegen versammelt hätten, zu der sie in den damaligen verwirrten Zeiten so wenig Aussicht vor sich sahen; sie thaten's aus Liebe zu den Wissenschaften und der neuen Methode selbst, die Bacon in seinen größern Schriften so nachdrücklich empfohlen hatte. Eben weil sie sahen, daß der Traum der Atlantis hin war, oder daß man noch lange darauf warten müßte, griffen sie das Werk ganz romanlos an, wie Sprat's Geschichte der Societät deutlich sagt.Vgl. auch Goethe in der »Geschichte der Farbenlehre«. – D.

Nun aber ist's ganz unbewiesen, daß sich dieser exoterischen Gesellschaft entgegen eine esoterische zusammengethan habe, und daß dies das Entstehen der Freimäurergesellschaft gewesen, die Ashmole so nach 1646 errichtet habe. Wer war begieriger als ich, von dieser unerhörten Sache den BeweisBritische Biographie, Th. 4. S. 740. – H. aufzuschlagen? und wer war erstaunter als ich, da ich ihn aufschlug? Gerade das entschiedenste Gegentheil enthält die Stelle von dem, was der Verfasser sagt, und ich begreife die Citation noch im Geringsten nicht. So heißt die Stelle: »Den 16. Oct. 1646 wurde Ashmole zu einem Mitbruder der alten und ehrwürdigen Gesellschaft der Freimäurer erwählt, welches er für einen sehr vorzüglichen Charakter ansah. Er hat uns daher von der Loge, welche zu Warrington in Lancashire angelegt worden, eine sehr umständliche Nachricht ertheilt, und in einigen seiner Handschriften sind sehr schätzbare Sammlungen befindlich, welche die Geschichte der Freimäurer betreffen.« Also war die Gesellschaft der Freimäurer schon eine alte, ehrwürdige Gesellschaft, da Ashmole in sie trat, eine Gesellschaft, deren Alterthum er als Alterthumsforscher zum Gegenstande seiner Untersuchungen machte. Und Ashmole hätte sie errichtet? Sie hätte zu Warrington eine Zusammenkunft gehalten, aber zu London zuerst ihre Consistenz bekommen? Ich fordre Sie auf, mein Freund, mir in Schriften alter und neuer Zeit eine unstatthaftere Citation zu zeigen.

Und die weitläuftige Note der LebensbeschreibungNote E. S. 746. – H. setzt ja den Umstand dieser Aufnahme und der Untersuchungen Ashmole's über das Alterthum der Gesellschaft in ein vielleicht nur zu helles Licht. Es wird die Quelle angeführt, woher der Lebensbeschreiber den Umstand hat: es sind Briefe, die Dr. Knipe dem Verfasser mitgetheilt, in denen Folgendes die Stelle ist, aus der jene Relation floß: »In Ansehung der alten Gesellschaft der Freimäurer, von welcher Ihr so viel zu wissen begierig seid, als man mit Gewißheit wissen kann, will ich Euch blos so viel melden, daß, dafern unser würdiger Bruder E. Ashmole seinen gehabten Vorsatz zu Stande gebracht hätte, unsere Brüderschaft ihm ebenso viel zu verdanken gehabt haben würde als die Brüder von dem hochansehnlichen Orden des Hosenbandes. (Ashmole schrieb nämlich eine Geschichte desselben in Folio, deren Titel ich unten anführe.The Institutions, Laws and Ceremonies of the most noble Order of the Garter by Elias Ashmole, Esq. Lond. 1672. – H.) Ihr habt nicht Ursache, Euch diesen Ausdruck befremden zu lassen oder denselben für gar zu vermessen zu halten. Die Oberhäupter dieses Ordens haben es nicht für schimpflich gehalten, unsre Mitbrüder zu sein; und es hat Zeiten gegeben, da sogar Kaiser Freimäurer gewesen sind.« Hier folgt der Umstand, den Herr Nicolai anführt, daß die Bulle unter der Regierung Heinrich's III. nicht die Freimäurer, sondern die Mäurer angehe: er hat sie mitten aus der Erzählung, die gegen ihn ist, herauszureißen für recht gefunden; ich wiederhole sie also nicht. Der Briefsteller fährt fort: »In Ansehung der Zeit und der Art und Weise dieser Anordnung (des Freimäurerordens) will ich etwas aus diesen Sammlungen (nämlich des E. Ashmole) erzählen. St. Alban, der erste Märtrer von England, hat das Maurerhandwerk allhier eingeführt, und von seiner Zeit hat dasselbe, wie es der Lauf der Welt mit sich gebracht hat, bald mehr, bald weniger geblüht, bis auf die Zeiten des Königs Adelstan herab.« Erlauben Sie, daß ich nicht weiter fortfahre. Der Alterthumsforscher Ashmole gefällt mir so wenig als Ashmole der Astrolog und Adept. Er führt den Orden durch die normännischen Fürsten bis auf seine Zeiten hinunter; das Merkwürdigste dabei ist, daß er eine Parlementsacte Heinrich's VI. gegen die Freimäurer anführt, die ihnen Capitel und Logen zu halten verbeut und nachher, heißt es, aufgehoben wurde. Ich wäre diese Acte, die in Ferdin. Pulton's Collection of Statutes Henric VI. cap. I. stehen soll, zu lesen begierig.Heinrich VI. trat 1442 selbst in den Bund. Vgl. Krause, »Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft« (1810. 1819). Nicolai erwiderte Herder, diese Acte sei in bekannten Büchern zu lesen, wie in der »Histoire des Franc-Maçons« (1742), S. 306. – D.. Uebrigens gesteht der Verfasser dieser Nachricht, daß, »weil diese Gesellschaft so alt ist, daß sie beinah höher hinaufsteigt, als die Urkunden reichen, so sei es kein Wunder, daß die Geschichte derselben mit Fabeln vermischt sei« u. s. w. Gnug für uns, daß Ashmole diese Gesellschaft 1646 nicht gestiftet, sondern als einen Gegenstand des grauen Alterthums betrachtet und sogar bis auf St. Alban zurückgeführt habe. Noch beschreibt Ashmole selbst eine Loge, der er 1682 um 5 Uhr Nachmittage in der Mäurerhalle in London beigewohnt, in der er der Aelteste gewesen, indem seit seiner Aufnahme 35 Jahr verflossen waren. Er nennt die Mitglieder und sagt: »Wir wurden Alle in dem Weinhause des halben Monds in Cheapside mit einer schönen Mahlzeit bewirthet, welche auf Kosten der neu aufgenommenen Freimäurer zugerichtet worden.« Das waren also die esoterischen Wissenschaften, die nach der Meinung unsers Verfassers die von Ashmole 1646 aufgerichtete Gesellschaft der Freimäurer trieb! Und dies ist der Grund seines ganzen Gebäudes! Wie werden Folgen, die Sparren und Latten des Gebäudes sein! Doch ich habe mich müde geschrieben. Leben Sie wohl!

Späterer Zusatz Herder's:

Kaum scheinen zwei Symbole weiter aus einander zu liegen als das Kreuz und die Rose: diese ein Sinnbild der Freude und des Vergnügens, der Jugend und Schönheit, der Lust und Liebe; jenes ein Symbol des Schmerzes und der Schmach, der Geduld und gänzlichen Unterwerfung. Indessen hat die menschliche Phantasie, durch das Christenthum begeistert, auch sie zu vereinigen gewußt; am Fuß und auf der Dornenkrone des Kreuzes entsprangen Rosen. Der Rosenkranz in den mittleren Zeiten und so manche Bruderschaften desselben zierten sich mit diesen Symbolen; der Mystik war sie sehr willkommen, da sie Lust und Schmerz, Liebe und Geduld, Schmach und Ehre in den höchsten Extremen paarte. Die Vereinigung dieser Symbole muß man also nicht als eine Erfindung Dieses und Jenes betrachten; Kreuz und Rose sprechen sich selbst aus, und die Brüderschaften des Rosenkranzes nebst vielen geistlichen Devisen und Emblemen bereiteten gnugsam zu einer Gesellschaft vor, die sich Rosenkreuzer nannte. Es durfte nur eine Anregung solcher Art als Joh. Valentin Andreä's Fama fraternitatis und eines Christian Rosenkreuz' erdichtetes Dasein, um den lieblichen Namen aufzufangen und eine schon vorhandene zerstreute Schaar fahrender Ritter mit diesem doppelten Symbol zu bezeichnen. Das Kreuz genommen hatten so viele Wallfahrer nach dem heiligen Grabe; Kriegsheere, ja alle Christenkinder und Heiligthümer wurden damit bezeichnet: warum sollte man nicht dem Kreuz die Rose zufügen, um nach eines Christian Rosenkreuz Grabe im Geist zu wallfahrten? Waren doch in seinem erdichteten Leben sowol als im Bekenntniß der Brüderschaft alle geheime Wünsche der Menschen nach Vollkommenheit, Brüderlichkeit, langem Leben, dem Stein der Weisen, einer allgemeinen Reformation der Welt u. s. w. vereint. Allenthalben also, sobald die Fama fraternitatis erklang, suchte man diese geheime Gesellschaft, glaubte sie sich nahe, ja sich in ihr; denn allerdings sollten nach ihres Dichters Wunsch alle erlesenen Menschen zu ihr gehören.

Einige Ursachen beförderten im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts die gefällige Annahme dieses Wahnes. Im Jahrhundert der Reformation waren so viel Secten stürmend ausgebrochen, die alle mir dem Ausgange einer Reformation, die das Ganze der Welt nicht hatte verbessern können, unzufrieden waren; sie wollten weiter hinaus, die Wiedertäufer, die Weigelianer, die Schwärmer. Größtentheils war ihre Gährung vorüber; und um den Wunsch nicht ganz aufzugeben, war es jetzt ein angenehmer Traum, sich diese zerstreute, verborgne Brüderschaft im Stillen aufs allgemeine und größte Gute wirkend zu denken. Von Worten und Waffen schritt sie gleichsam zur stillen That. Noch willkommner ward ihr Wunsch dadurch, daß man die Zeiten ahnte, die kommen würden, und die man schon auf dem Herzen fühlte. Der böse dreißigjährige Krieg war im Anzuge; es war die schwüle Stille vorm Ungewitter, da jedes erfrischende Lüftchen wohl thut. Die streitenden Theologen endlich, die im Kampf gegen ihre ehemaligen Feinde zu große Sieger worden waren, als daß sie nicht auch den kleinsten Ruf von einem neuen Feinde beachten müßten, sie gaben der Fama ein Gewicht, das sie nicht hatte, und breiteten sie dadurch aus. Daher, daß der Erfinder dieser Dichtung, Andreä, in spätern Jahren sie selbst zurückwünschte, da er ihren Mißverstand und Mißbrauch sah; es kamen Zeiten, da man sich wesentlicher und wahrer zusammenthun mußte als durch Dichtungen solcher Art, die in der Luft schwebten. Der Freund der Nothleidenden, Andreä, stiftete auch diese reellere Gesellschaft.

Wie gern lebt das Publicum im Wahne! Was zu unsrer Zeit die geheimen Jesuiten, waren damals die Rosenkreuzer: allenthalben und nirgend. Sehe man auf die »gute Einfalt unsrer Vorfahren, die Broschüren solcher Art glauben konnte«, nicht so verachtend herab; wie erbärmlichen Wahnschriften hat man zu unsrer Zeit nicht geglaubt!

Was die Rosenkreuzer herunterbrachte, war der hellere Aufgang der Künste und Wissenschaften selbst. Hermetische Aerzte, Paracelsisten, Goldmacher, Lebensessenzbereiter, müssige Köpfe, die nach einem Bilde der Vollkommenheit strebten, Mystiker, halbgelehrte Schwätzer und Pansophen hatten sich an den süßen Namen gehalten; je mehr die wahren Wissenschaften, Naturkunde, Chymie, Arzneikunst, je mehr wahrhaft gelehrte Akademien und Gesellschaften in Gang kamen, desto mehr fiel das Ansehen der Alchymisten und Rosenkreuzer. Vor einer Societät der Wissenschaften in London konnte Robert Fludd nicht bestehen; Leibniz und Jakob Böhm paaren sich ungleich. Nicht eben das vortheilhafteste Zeichen ist's also für den Ruhm unsrer Zeit, wenn wir wieder rückwärts gehen und nach Christian Rosenkreuz' Grabe wallfahrten. Als Dämmerung waren jene Bestrebungen zu ihrer Zeit gut, heilsam, nothwendig; es haben sich in ihnen große Seelenkräfte geäußert: wer wird aber immer dämmern und träumen wollen, wenn die Sonne hoch am Firmament steht?

Irrig ist's also auch ganz und gar, wenn man Freimäurer und Rosenkreuzer für Eins hält und das Erscheinen jener in der literarischen Welt von Andreä's Fama an datirt. Von Freimäurern wußte wahrscheinlich Andreä nichts, die auch einen ganz andern Ursprung, andre Namen, eine andre Tendenz und Verfassung haben. Daß sich zu jeder Zeit hie und dort Rosenkreuzer zu ihnen thaten, wol gar ihr Werk und Wesen in jene Gesellschaft brachten, ist bekannt, auch aus der Natur geheimer Gesellschaften erklärlich.

Zweiter Brief.

Sie glauben doch nicht, daß ich mir aus dem Herrn Ashmole, Astrolog und Antiquarius des Ordens der Freimäurer, so viel mache? Ich kann's indessen nicht leugnen, daß ich seine Sammlungen über die Geschichte desselben oder sein Leben, von ihm selbst geschrieben, sehen möchte. Was der Verfasser seiner Lebensbeschreibung hievon anführt, ist eine Nachricht durch einen Dritten, dazu eine so späte und beinahe anonyme Nachricht. Ich führte sie nur an, weil Herr Nicolai sein Entstehen der Freimäurergesellschaft darauf gründet, und lasse dabei die ältere Geschichte des Ordens ganz an ihren Ort gestellt sein.

Wir blieben neulich dabei stehen, daß der Orden, besage des angeführten Citatum, nicht von Elias Ashmole 1646 gestiftet sei.Späterer Zusatz Herder's:
Von Elias Ashmole noch ein Wort. In meinem ersten Briefe citirte ich die Stelle aus seinem Leben, wie ich sie in der Britischen Biographie fand und sie der ehrwürdige Dr. Knipe commentirt. Sie sagte nicht, was sie für Herrn Nicolai sagen sollte, ja, sie sagte wider ihn aus, und das war zur Sache gnug. Seitdem ich Ashmole's »Geschichte des Ordens vom Hosenbande« gelesen, muß ich dazusetzen, daß mir die ganze Stelle verdächtig vorkommt, wenigstens ist's gewiß falsch, was Dr. Knipe vom Alter des Freimäurerordens über sie ausgießt. Ashmole fängt sein gelehrtes und fleißiges Werk mit einer Abhandlung vom Ritterthum überhaupt an und geht alle Orden durch, die ihm in der Welt bekannt sind, so daß er die Ritter des Königs Montezuma in Mexico nicht ausschließt; von der Freimäurergesellschaft kein Wort. Also ist's Wind, wenn Knipe sie dem hochansehnlichen Orden des Hosenbandes gleich schätzt und den Elias Ashmole auch über sie eine Geschichte schreiben läßt, die von St. Alban anfängt. Lesen Sie Ashmole's »Geschichte«, und die Lüge wird Ihnen nur zu plump vorkommen: einem Geschichtschreiber wie Ashmole konnte solche Deduction auch nicht träumend in den Sinn gekommen sein. Ja, da dieses sein Buch, in dem er alle Orden und Gesellschaften durchgeht, 1672 herausgekommen, und er 1646 in die »alte und ehrwürdige« Gesellschaft der Freimäurer aufgenommen sein soll, der er mit keiner Silbe erwähnt: was ist wahrscheinlicher, als daß die ganze Stelle in seinem Leben, die von der Freimäurerei redet, auch zu dem Staube gehört, den Lessing in seinem Ernst und Falk den Blinzenden aus den Augen wischen wollte. Ashmole's Leben kam 1717 heraus, da die Forgery's dieser Art schon völlig im Lauf waren. Wenigstens behält Lessing immer Recht, daß vor dem Anfange dieses Jahrhunderts in keinem gedruckten Buche von der Freimäurerei Meldung geschehen; denn Ashmole's Leben ist 1717 gedruckt worden. Die Stelle mag übrigens ächt oder unächt sein, so bleibt Herrn Nicolai's Hypothese von der Entstehung des Freimäurerordens, die auf sie gebaut sein soll, ungegründet; denn die Stelle ist ihr entgegen.
Lassen Sie uns jetzt sehen,

8. daß er nicht zu den esoterischen Rosenkreuzerwissenschaften gestiftet sein dürfe, deren Genealogie und Indicien der Verfasser anführt.S. 188–194. – H. Als Laie kann ich nur aus gedruckten Büchern reden, aber aus eben den gedruckten Büchern, aus denen der Verfasser des Versuchs folgert.

Er hält's für die Absicht der Gesellschaft, »im eigentlichsten Verstande das Salomonische Haus zu bauen, welches die neue Atalantis (wie er's nennt) beschrieben hatte. Auch sollte es so unbekannt bleiben, wie die Insel Bensalem war,»war« muß wegfallen; den Irrthum bemerkte Nicolai. – D. das heißt, die Kenntniß der Natur der Dinge sollte in dieser Gesellschaft – esoterisch gelehrt werden. Die Stifter dieser Gesellschaft stellten ihre Absicht bildlich vor. Zuerst bildeten sie die alten Säulen des Hermes ab, aus deren geheiligten Nachrichten Jamblichius (so nennt der Verfasser den alten Jamblichus) alle Zweifel Porphyr's beantwortete. Darauf stieg man auf sieben Stufen zu einem Exchequer oder viereckigt getheilten Boden, die höhere Kenntniß anzudeuten; und darauf kamen die Sinnbilder der Schöpfung oder des Werks der sechs Tage, welche der Gegenstand des Salomonischen Hauses sein sollten. Es waren ebendieselben, die auf dem Fig. I. abgebildeten alten geschnittenen Stein befindlich sind« u. s. w. Am Stein ist nichts; er ist eine sehr gewöhnliche gnostische Abraxe. Lassen Sie uns sehen, was an der gegebnen Deduction sei.

Zuerst. Was hat diese Gesellschaft mit dem Salomonischen Hause zu thun? Ich erinnere mich, von Salomon's Tempel reden gehört zu haben und von den beiden Säulen Jachin und Boas. Standen diese aber an Salomon's Hause? Setzt sie die Atlantis dahin? Der Unterschied ist auffallend und schneidend.

Zweitens. Salomon's Haus aus der Atlantis? Wer diese liest, findet: es hat Keller, Thürme, Katheder, Schallkammern, Gärten, und was weiß ich mehr; änigmatische Säulen, alchymistische Bilder habe ich darin nicht gefunden. Das Wort Haus heißt in ihr offenbar so viel als hall, Collegium, wie es auch erklärt wird. Salomons-hall heißt's dem König Jakob zu Ehren, den Bacon oft mit Salomo verglich, und der auch wirklich die Aehnlichkeit mit ihm hatte, daß er viel Kluges sprach und manches Thörichte that wie sein jüdischer Vorfahr. Den doppelten Namen dieses Collegii hat die Atlantis weitläuftig erklärt, und es wäre Sünde, an einen mystischen Tempel Salomon's dabei nur zu denken.

Drittens. Wie kämen zum Salomonischen Tempel die Säulen Hermes'? Jachin und Boas heißt Stärke und Kraft. Erklärte aus diesen Worten Jamblichus etwas? Holte er etwas aus Salomon's Tempel? So wenig Salomo etwas aus Jamblichus holte.

Viertens. Und wie kommt der gewürfelte Boden zum Symbol der höhern Weisheit? Exchequer ist ein höheres Gericht, nicht eine höhere Weisheitsstube, und im Tempel ist ja kein Court of Exchequer so wenig als in Salomons-hall bei Bacon. Das Collegium der sechs Tage, wie vernünftig hat's Bacon in seiner Atlantis erklärt! wie in der Welt gehört's aber zum Exchequer oder zu Salomon's Tempel?Die Wolkensäule, die die ersten Bewohner nach Bensalem wies, ist – eine Wolkensäule und hat weder mit den Säulen Hermes' noch dem Salomonischen Hause etwas zu schaffen. – H.

Ohne Zweifel werden Sie müde, zu lesen, mein Freund, wie ich zu schreiben; denn es ist keine angenehme Sache, Wörter, die wie im Traum zusammenkommen, auseinanderzusetzen und zu zeigen, daß sie – Worte im Traum sind. Die Seele liebt Fortgang der Ideen; kann ich aber dafür, daß uns der Autor diesen nicht gewährt? Ich gehe jeder neuen Behauptung mit Eifer und Neugier entgegen; und sie zerfährt mir vor den Augen wie eine gefärbte Wolke. – Denn

9. womit hat's der Verfasser bewiesen, daßS. 196. f. – H. seit dem Tode des Königs Karl's I. die Freimäurerei eine Decke der Königlichgesinnten gewesen, »worin verschiedne Leute von Stande deshalb aufgenommen wurden, weil sie unter dem Scheine dieser schon bekannten Gesellschaft sich ohne Argwohn versammeln konnten«? Er muß selbst gestehen,S. 197. – H. daß bei der geheimen Partei der Königlichen der Name Freimäurer nie genannt wird. Ehemals fanden die Allegoristen einen geheimen Sinn in der Bibel, ob sie gleich gestanden, daß die Worte ihn nicht geben können. Ein solcher mystischer Sinn in der Geschichte – so ist's mit aller historischen Wahrheit am Ende! Womit beweist's der Verfasser, daß »diese geheimen Zusammenkünfte nichts Geringers zur Absicht hatten, als die Anhänger des Parlements zu vermindern, den Leuten von Ansehen die Republik verhaßt und sie dem königlichen Hause geneigt zu machen, den Tod des Königs zu rächen«? daßS. 198 – H. man einen geheimen Ausschuß gemacht, das Salomonische Haus fahren lassen und »die Zeichen des Todes vom ermordeten Herrn gewählt«? Ueber das Alles kein Wort eines Erweises, auf den doch in einer historischen Sache Alles ankommt! Ja endlich, so viel ich als Laie einsehe, heben sich die Sachen zum Theil einander selbst auf. Der ermordete Meister soll der König Karl sein.Ebendaselbst. – H. Wie? und man hätte die Symbole beibehalten, auch da das verlorne Wort, der Sohn des Königs (nach des Verfassers Deutung), wieder auf dem Thron war? da er eben, wie der Verfasser erzählt, durch die Bemühung der Freimäurer auf dem Thron war? Welche Sinnlosigkeit, Trauer- und Todessymbole beizubehalten, wenn man vor den Augen des ganzen Königreichs sich freuen darf, daß der verlorne Sohn (das war Karl II. auch nach seiner Lebensweise) gefunden ist? Wem springt's nicht ins Auge, in welches verächtliche Licht der Orden gesetzt würde, wenn die Cerimonie noch fortdauerte? Er käme noch zusammen, den Tod Karl's I. zu bedauern, seinen verlornen Sohn (Karl II.) zu suchen und auf den Thron zu setzen, als Kinder der Wittwe die betrübte Frau Mutter zu trösten? Ferne sei's von mir, einer Gesellschaft so viel ehrwürdiger und kluger Männer so etwas auch nur mit einem Gedanken zur Last zu legen! das falsche Licht liegt blos auf der Hypothese des Verfassers. Welche gezwungne Deutung ist's, daß das verlorne Wort der Sohn des Königs sei, weil – im Anfange des Evangeliums Johannis das ewige Wort und der ewige Sohn Eins sind? da doch (nach S. 212, verglichen mit S. 192) der Verfasser selbst den Ausdruck Mäurerwort (Masons-word) anführt. So unnatürlich diese Deutung ist, wird's auch die vom geköpften Meister sein, worüber ich denn als Laie nicht urtheilen kann.

Dafür halte ich mich lieber an die Geschichte. Wie in der Welt beweist der Verfasser, daß Monk's Partei die Loge der Freimäurer, daß die schottische Partei die schottische Loge gewesen?S. 199-200. – H. Er führt Skinner's »Leben Monk's« an, sagt aber selbst (S. 197), daß in dieser ganzen Unternehmung kein Wort von den Freimäurern stehe. Der Verfasser will also, wir sollen glauben! Glaube, wer will! von Denen, die einigermaßen prüfen, glaubt Keiner, bis er – historische Zeugnisse und Gründe vor sich sieht, und dann glaubt er gern. Denn, um des geköpften Meisters willen! wie käme es, daß, wenn die Gesellschaft, und sie allein, den König auf den Thron gebracht, ja, wenn sie neu gestiftet und reformirt wäre, dies zu bewirken – daß kein Wort davon in der Geschichte stünde? daß sie selbst nie dieser wirklich glorreichen Unternehmung öffentlich gedacht hätte? Etwa der drei Rosen wegen, die, wie der Verfasser S. 169 anführt, allegorisch aus dem Namen Rosenkreuz heilige Verschwiegenheit andeuten? Hatte denn aber Karl II. selbst diesen Schurz vor sich, daß auch er es verschwieg, und denen er Alles zu danken hatte, nie öffentlich dankte?

Verstehen Sie mich recht, mein Freund! Ich glaube es gern, daß in den damaligen trübseligen Zeiten die Gesellschaft, von der wir reden, und die sich in neuern Zeiten durch viel Züge einer friedfertigen, edeln, toleranten Denkart bekannt gemacht hat, auch diesem Charakter werde gemäß gehandelt haben; daß sie, ihrem Könige und den Gesetzen treu, den Schwärmern und Independenten werde feind gewesen sein; ja, meinetwegen kann sie auch Alles gethan haben, was ihr der Verfasser zuschreibt: aber eben dieses wollte ich gern historisch erwiesen sehen. Er lege Zeugnisse aus der Geschichte oder Acten der Gesellschaft vor, daß sie, wie er sagt, zu diesem politischen Geschäfte gestiftet und reformirt sei, daß Monk's Partei nichts als sie, sie nichts als Monk's Partei gewesen, daß ihre Symbole daher rühren u. s. w. Darüber den Beweis, auch nur den kleinsten Fingerzeig von Beweise, und ich will dem Verfasser bestens danken.

10. So auch,S. 209 f. – H. daß Christoph Wren 1685 den Orden zum dritten Mal verändert, daß, weil er die Paulskirche baute, er allen Mitgliedern nun auflegte, Baumeister zu werden, und das Salomonische Haus jetzt, jetzt in den Tempel – nicht Christoph Wren's, sondern Salomon's umschuf; daß diesen engen Handwerksspaß des Baumeisters jetzt alle Freimäurer nachmauern, ohne daß der Tempel Salomon's oder die Paulskirche zu Stande komme. Ich bin begierig, wie die Mitglieder des Ordens diese zeugnißlose Entdeckung aufnehmen werden, die die Gesellschaft bald zu einem Dunst der Rosenkreuzer, bald zum sinnlosen Nachhall einer verlebten politischen Partei, bald gar zum Handwerksspaß eines Baumeisters macht. Schwiegen sie, lobten sie, nun wahrlich, mir als Laien gölte es gleich.

Doch warum sollten sie nicht loben?Hier ist in den Werken die Stelle ausgefallen, die Nicolai so sehr gekränkt hatte: »Eben darauf, scheint's, hat der Verfasser gerechnet: alle Parteien, die jetzt nach den Katalogen gäng und gebe sind, sollen sein Buch lesen.« – D. Die Rosenkreuzer primo, denn die lassen sich jetzt am Lautesten hören; jede Messe bringt eine Anzahl alchymistischer und theosophischer Werke ans Licht; darum sind sie auch in diesem Buch die Urheber oder Veranlasser der Gesellschaft. Die Philosophen müssen das Büchlein lesen; denn der große Kanzler Bacon hat ja das Salomonische Haus in seiner Atalantis gestiftet, und ich wundere mich, daß er als Vicegraf von St. Alban nicht auch St. Alban selbst, der erste Mäurer, gewesen. Die Politiker müssen es lesen; denn ihr Orden hat den verlornen Sohn auf den Thron erhoben und sucht jetzt noch den verlornen Sohn. Endlich die Tempelherren, Deisten, die an den Gott glauben, der nicht gestorben ist, nicht sterben kann, auch daneben das Kreuz verspeien und den Kopf des Baphometus, d. i. die Taufe der Weisheit verehren,S. 101. 146. – H. müssen es lesen; denn hievon ist bei Gelegenheit der Tempelherren so viel Vortreffliches aus der Gnostik gesagt worden, daß – ich denn nun auch darüber noch einige Worte sagen muß. Sie mögen lesen wollen oder nicht: der Baphometus ruft mir! und ich kann nicht anders.

Also vom Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht worden, und über dessen Geheimniß. Ob der Verfasser gleich in der VorredeVorbericht, I f.   H. hofft, »dieser bisher sehr dunkeln Sache so viel Licht aufgesteckt zu haben, daß die Wahrheit deutlich zu erkennen ist«; ob er gleich seine Arbeit als einen »neuen Beweis« angiebt, »wieviel noch in der Geschichte aufzuräumen ist, und welch eine andre Gestalt sie haben würde, wenn die Nachrichten, die wirklich da sind, gehörig nachgesehen und ins rechte Licht gestellt würden,« welche »zum Theil aus Nachlässigkeit, zum Theil aus Vorurtheil von den Geschichtschreibern nie gehörig gebraucht wurden«, so kann ich doch nicht einsehen, wie die Sache jetzt im Mindesten weiter sei, als sie war, und ob den bisherigen Geschichtschreibern des Ordens nicht hiemit Unrecht gethan werde. Schon Gürtler hat den Du PuyHistoire de la condemnation des Templiers, zuerst Paris 1654. – D. gebraucht, Anton gleichfalls; wir haben aber mit ihm nur immer eine Stimme. Wir können die Tempelherren jetzt nicht mehr abhören; wir hören sie nur aus den Protokollen ihrer damaligen habgierigen Feinde, der Inquisitoren, und auch aus ihrer Relation und aus der Geschichte des ganzen Processes wird ja theils das Unübereinstimmende der Aussage, theils das Harte und Gewaltthätige, endlich das Abergläubische und Vorurtheilige ihrer Verhörer offenbar gnug. Ich will sie mit nichten ganz rechtfertigen; denn ein stolzer, ausgelassener Orden war's zuletzt, wie alle Gesellschaften der Art in zu großem Reichthum und Müssiggange werden und jene in jener Zeit vorzüglich werden konnten; aber der Autor thut nicht gut, daß er nur einige Beschuldigungen aushebt und nicht ebensowol auch in Fragen und in der Art zu verfahren ihre Richter charakterisirt. »Die Katze z. B., die ihnen zuweilen in ihrer Congregation erschienen, und die sie in vituperium Christi et fidei orthodoxae angebetet«,Du Puy, S. 141 (Brüsseler Ausgabe 1713). – H. nebst andern dergleichen weisen Untersuchungspunkten verdienen doch auch Rücksicht.

Doch ich will nur bei ihrem Geheimniß, wie es der Verfasser nennt, dem Bilde des Baphometus bleiben, das sie in ihren Generalcapiteln gehabt, angebetet und bei der Aufnahme mit dem ledernen Gürtel, den sie bekamen, berührt haben sollen. Was war das Bild? was bedeutet der Name?

Der Verfasser hat einen großen AbschnittS. 97–146. – H. [Nicolai schreibt immer Baphemetus seiner Herleitung zu Liebe. – D.] darauf verwandt, zu zeigen, »daß die Benennung griechisch sei und buchstäblich – hören Sie zu! – buchstäblich βαφὴ μήτους, die Taufe oder die Tinctur der Weisheit bedeute«.S. 120 f. Dort steht: »μήτους (μήτεος)«. – D. Sie staunen, als ob Sie den Baphometus selbst vor sich sähen? Staunen Sie nicht! Der Autor führt Sie in alle Geheimnisse der gnostischen Lehre, der Kabbala, der Ophiten, Basilidianer, Karpokratianer, Magier – und o! da können Sie viel lernen! – nur nichts, was zu unsrer Figur und ihrem Namen gehört. So viel barbarische Worte diese Secten in der Sprache ihrer Geheimnisse und Amulete hatten, so sind mir diese »die βαφὴ μήτους« ganz fremde. Βάϑη hatten sie; von λόγος, νοῦς, σοφία, φρόνησις redeten sie auch, aber weder von βαφή noch μήτους. Die Zusammensetzung der Worte ist auch ganz ungriechisch und ungnostisch; denn μῆτις heißt bürgerliche Klugheit, List, Ränke, wie den Verfasser πολύμητις Ὀδυσσεύς, auf den er sich bezieht, lehren kann, nie aber in der Welt Kenntniß des einzigen wahren Gottes, höhere Kenntniß der Natur, gnostische Weisheit. Und dann, wie gehört die Gnostik jener Secten ins vierzehnte Jahrhundert? Wie gehört sie hieher? Wie kommen harte, kriegerische, oft unwissende und zuletzt wollüstige und ausgelassne Ritter zu gnostischen Geheimnissen, zur Tinctur der Weisheit? Wo haben jene Secten je eine ihrer Figuren mit solchem abstracto und eine männliche bärtige Figur mit dem Namen der Weisheittinctur benannt, davon das Bild nichts ausdrückt? Endlich wie gezwungen ist die Ableitung, da selbst die Endung des barbarischen lateinischen Worts us dazu gehört, auch nur den Schall hervorzubringen! Eine unglücklichere Conjectur ist wol nicht leicht gemacht worden.

Und was bedeutet denn der Name Baphometus? Mahomet bedeutet er; in der Welt nichts Anders. Jedermann ist bekannt, wie der Name Mahomet in den barbarischen mittlern Zeiten verstümmelt wurde, und wie verschieden er noch geschrieben und ausgesprochen wird. Er hieß Mahometus, Mahometes, Machometus, Maometus und wird noch Mahomed, Muhammed, Mohammet, Mohämmed, Mahmud, Machmed u. s. w. geschrieben. Daß B und M im Arabischen häufig verwechselt werden, hat Hr. Prof. Eichhorn gezeigt,S. 118. – H. und von den Arabern haben es die Spanier in vielen Namen und Wörtern. Wer da weiß, was alle arabischen Namen in Europa für Veränderungen erlitten haben, wird sich nicht wundern, ein h oder ch in ph verändert zu sehen. Der Verfasser hat selbst eine Stelle angeführt,Daselbst. – H. da Mahomet Baphomet heißt, in einer ordentlichen historischen Erzählung; und Alles, was von der Fabel dieses Bildes hier vorkommt, macht die Sache unwidersprechlich. Es soll eine Gestalt sein, faite in figuram Baffometi, ein Idol, ubi erat depicta figura Baffometi; die Figur Baphomet's muß also eine Jedermann bekannte Gestalt, der Name ein Jedermann bekannter Name gewesen sein; denn ohne Tinctur der Weisheit wird man doch nicht das Dunkle durch ein noch Dunkleres, ja durch etwas ganz Unverständliches erklären? Was wußten die Inquisitoren von der βαφὴ μήτους, davon nach so vielen Untersuchungen über die Gnostiker noch jetzt Niemand weiß? Den Baphomet kannten sie alle als Schimpfwort, als einen falschen Propheten. Und da konnte den Tempelherren nichts Aergers Schuld gegeben werden, als daß sie den Baphomet anbeteten, daß sie das Kreuz anspieen und den Baphomet einen Freund Gottes nannten. Freund Gottes ist der gewöhnliche Name Mahomet's bei den Arabern; auf Mahomet paßt es, wenn der Großmeister gesagt haben soll: Ecce unum amicum Dei, qui loquitur cum Deo, quando vult;Du Puy, S. 96. – H. wie paßt's aber auf die bärtige Tinctur der Weisheit? Endlich sagen's die Verhörsartikel selbst deutlich. Von der Schnur, mit der das Bild berührt wurde, wird gesagt, laquelle étoit leur mahommerie;Du Puy, S. 26. – H. [Herder irrt; es steht dort malhommerie (Treulosigkeit). – D.] und ein armseliger anonymer Bruder ajoute cette particularité, daß der Großmeister aufs Bild gezeigt und gesagt habe: Sarrazin y alla!Du Puy, S. 23. – H. [Auch hier versah sich Herder stark. Bei Du Puy steht: »Dit ce mot Sarracin: Y halla«. Die Urkunde giebt: »Yalla, verbum Saracenum«. Weiter unten, S. 382, schreibt Herder noch willkürlicher »y Allah«. – D. Was wollen wir mehr?von Hammer erklärt den Namen aus dem Arabischen Feuertaufe. – D.

Damit war nun freilich auf die armen Tempelherren gebracht, was man nur auf sie bringen konnte. »Sie beten den Mahomet an, sie verleugnen Christum; sie schreiben's nicht Christo, sondern Mahomet zu, daß er sie selig, die Erde grün, die Bäume wachsend mache« u. s. w.S. 134. – H. Die Menschen mußten verbrannt und ihre Güter eingezogen werden. Ob aber diese Beschuldigungen Wahrscheinlichkeiten? ob der Kopf, den man Mahomet taufte, nicht einen ganz andern Ursprung gehabt? ob die Tempelherren, wie unser Autor vorgiebt, mehrere Receptionen und überhaupt ein Weisheitgeheimniß in ihrem Orden gehabt haben? Hätten Sie wol Lust, mich darüber ein andermal zu hören? Sie werden freilich keine gnostischen Geheimnisse, aber doch auch sonderbare Sachen lesen. Leben Sie wohl!

 

Dritter Brief.

Seien Sie sicher und gewiß, daß Baphomet in der Welt nichts als Mahomet bedeute. Es ist unrichtig,Nicolai, S. 118. – H. [Dort steht Geschichtschreiber, nicht »Schriftsteller«. – D.] daß der Name »in einem lateinischen Schriftsteller ein einzig mal als Name des Propheten vorkomme«. Schlagen Sie das erste Buch auf, das man hierüber nachschlagen kann und muß, Bongarsii Gesta Dei per Francos;Hanov. 1611, p. 143. 150. 164. 165. 171 u. s. w. – H. [Vgl. dagegen Nicolai, II. S. 63. – D.] in Raimond's d'Agiles Geschichte Jerusalem's werden Sie den Namen ganz gewöhnlich finden. Mahomet heißt Bahometh, Bahumeth; die Moschee heißt, so oft an sie gedacht wird Baffomerie, Baffumerie; Baffumeriam facere heißt Mahometanischen Gottesdienst halten, und Christ werden heißt anathematizare Bahumeth. Und das ist nur ein Buch, ein Schriftsteller; wie, wenn man die Jagd verfolgen wollte?Der Name Mahomet's ward so verstümmelt, daß ihn jede Nation anders nannte, die Franzosen Mahom, die Spanier Mahoma, Maumad, die Engländer Mahound, die Deutschen Mahmet, Machmet. Baffumeto, Baffometo war vielleicht die provençalische Benennung; denn es ist bekannt, daß diese Mundart des Wohllauts wegen alle Namen sehr veränderte. Man sehe den Bongars., p. 49, 107. 1143, und in Muratori Scriptores rerum Italicarum, T. VII. p. 1022 und sonst, wie vielfach der Name verändert und verstümmelt wurde. – H.

Also ist des Herrn Nicolai βαφὴ μήτους, seine geheime Tinctur der Weisheit bei den Tempelherren, die blos aus diesem mißverstandnen Namen her ist, unwiederbringlich verloren. Und da der Zweck seines Buchs darauf gesetzt, da dem Baphometus zu gut alle seine kabbalistische und gnostische Gelehrsamkeit zusammengetragen ist: so sehen Sie, das Alles liegt im Staube.In Herder's Werken ist folgende von Nicolai mit Entrüstung zurückgewiesene Stelle ausgefallen: »Ladete er auch die neuen Gnostiker aufs Toleranteste ein (S. 146), Freunde Gottes durch die geheime Taufe der Weisheit zu werden; erfände er ihnen, wie er's den Tempelherren erfunden hat, drei oder zehen Grade und Receptionen: bei der zehnten würde er ihnen doch sagen müssen: »Mes amis, voilà l'ami de Dieu, Mahomet! il parle à lui quand il veut – und Sie – wollen Sie Freunde Gottes durch diesen Freund Gottes werden, so ist nur ein Mittel, eine Initiation zu dieser geheimen Taufe der Weisheit – die Beschneidung.« Ich zweifle, daß die neuen Gnostiker dazu Lust haben werden.« – D.

Mit nichten war der Kopf Baphomet's, auch nur als Anschuldigung betrachtet, ein Geheimniß, noch weniger ein Ordensgeheimniß, das nur den Tempelherren im dritten Grade bekannt sein konnte; am Wenigsten unter allen war er eine geheime Tinctur der Weisheit. Wenn ich Ihnen zeige, daß es die gemeinste Romanlüge und Pöbelsage war, die damals existirte, die Jahrhunderte durch existirt hatte und fast in alle Länder des Christenthums verbreitet war; wenn ich zeige, daß es eben die gröbste Beschuldigung war, die man den Tempelherren machen konnte, und die sich durch ihre Absurdität, durch ihren innern Widerspruch selbst aufhebt: was werden Sie denn unserm Autor sagen, der behaupten darf:S. 24. – H. an diesem Bilde habe man gewußt, »ob ein Tempelherr von den geheimen Anschlägen des Ordens Wissenschaft«, ob er den dritten Grad gehabt habe; denn wenn er das Bild nicht beschreiben, das Wort Baphemetus nicht nennen konnte, so war's ein Zeichen« u. s. w.? Hören Sie mich an: der Kopf Mahomet's soll uns antworten – aus der Geschichte.

1. Jedermann weiß, daß die damaligen Christen die Sarazenen nicht anders als Heiden nannten. Die Religion, deren erster Grundartikel die Einheit Gottes und dessen unmittelbare Folge Haß gegen alle Götzenbilder war, hatte das Schicksal, vom Volk Gottes, das Jahrhunderte lang mit ihr kriegte, als die abgöttischste betrachtet zu werden. Heide war der eigentliche Name, den man in Geschichten und Romanen diesen Unglaubigen gab, und wenn Karl gegen die heidnischen Sachsen zog, hieß es, er ziehe gegen grimme Sarazenen.S. »Paganismus« im Du Fresne, und Geschichten, Romanzen, Gedichte ohne Zahl. Der Ausdruck ist Lateinern, Franzosen, Italienern, Spaniern, Engländern, Deutschen geläufig. He is a foul Painim, hieß es, and leeveth on Mahound. S. Percy. Relicks of ancient Poetry, Vol. I p. 63. 74. 75. – H.

2. Als Heiden wen konnten sie anbeten als Mahomet? Und das ließen die Christen sie reichlich thun in Geschichten, Romanen und Gedichten.Schilter's Thesaurus Antiquitatum Teutonicarum, T. II. In den Gedichten über die Züge Karl's, so oft es sein kann. S. die vorige Anmerk. auch Bibliothèque des Romans, Juli 1777, p. 165. u. s. w. – H. Mahomet war ihr Gott,Bongars, p. 1125. – H. zu dem sie beteten, den sie auch in Bildern, in feingeschmückten Bildern verehrten.Bongars, p. 79. 183. 241 u. s. w. – H. Als Tancred den Tempel Salomon's zu Jerusalem einnahm, fand er ein Bild Mahomet's im Tempel, das zehn Männer nicht tragen konnten, und der Mönch, der's beschreibt, läßt ihn eine pathetische Rede an den verfluchten Antichrist Mahomet halten, der schon gekommen ist; wobei dem Helden nichts fehlt als der verfluchte Antichrist, der noch kommen soll, damit er auch ihn mit Füßen trete.Mabillon, Museum Italicum, T. I. p. II. Sect. XV. – H. In diesem Ton fahren die Geschichtschreiber fort,Jacob. de Vitriaco bei Bongars, p. 1080. S. auch p. 86. 185 u. s. w. – H. und die Romanschreiber und Dichter folgen ihnen. Denen ist's die bekannteste Sache, daß die Sarazenen viel Götzenbilder, z. B. Mahom, Jupin, Apollo, Tervagant, verehren,

Avec maint autre Dieu non moins extravagant,

wie Lafontaine scherzend erzählt.S. seine Fiancée du Roi de Garbe. – H. [Sie ist nach Boccaccio, II. 5. – D.] Die Christen beteten Heilige an; sollten die Sarazenen es nicht auch thun? Der Khalif war ja ihr Papst,Bongars, p. 1125. – H. sie wallfahrteten nach Mekka zu Mahomet's GrabeBongars, p. 1059. – H. und dergleichen Ungereimtheiten mehr. Ich bitte, lesen Sie in den FabliauxFabliaux et Contes du XII. et XIII. Siècle, T. III. 339. – H. das Jeu de St. Niclas, wo der Sultan auf eine närrische Weise den Termagant anbetet, und da er den Christen nachher vor dem Bilde des St. Niklas sieht, der die Heiligenkappe auf hat, diesen nicht besser als un Mahomet cornu zu nennen weiß. Das waren die Begriffe, die man damals von den Sarazenen hatte, und die, auch unter dem schönen Philipp, das Volk häufig in Possenspielen und Moralitäten vor sich sah: Engel und Satan, Maria und Mahomet, der heilige Niklas und Termagant spielten ihre Rollen mit einander. Sollten also die Tempelherren der Verleugnung Christi und des Mahometanismus beschuldigt werden, so konnte es nach dem Volkswahn nicht anders als unter solchen Fratzengestalten sein. Das Kreuz verspeien war der allbekannte Uebergang zum Mahometanismus, Mahomet anbeten der Mahometanismus selbst. Das waren nicht Weisheitgeheimnisse, die man ihnen Schuld gab, sondern Ketzereien, Anklagen zum Feuer nach den gröbsten Volkssagen.

3. Nun war Mahomet bekanntermaßen ein sehr großer Zauberer, der seine Religion insonderheit durch Zauberei erfunden und ausgebreitet hatte, wie so manche GeschichtenIn des Alunno Fabrica del mondo, die 1581 gedruckt ist, steht der Macometo als Zauberer fast obenan. Die alten Kirchengeschichten, wo er als Zauberer vorkommt, sind bekannt. – H. und Kirchengeschichten noch bis über die Reformation hin glaubwürdig besagen. Der heilige Niklas that auch im Bilde Wunder; der gottlose Mahomet konnte auch im Bilde nichts als verfluchte Zaubereien treiben; und so ward denn auch im Verhör der Tempelherren jene figure terrible des Baphemetus, die dem leibhaften Teufel ähnlich sah, und von dem ehrenhaften Bruder, der's aussagte, nicht anders als der   Gottseibeiuns! der Böse! (maufé) genannt,Du Puy, p. 87. Ueber das Wort maufé s. Menage, Dictionnaire étymologique, p. 490; Du Cange zum Joinville, p. 106. Es heißt nicht Kobold, sondern Unhold, ein Synonym des Teufels. – H. auch im lateinischen Protokoll des Nachdrucks wegen so aufgezeichnet werden mußte. Das kann nun unser Autor nicht wohl begreifen und sagt ganz im Ernst:S. 92. – H. die Arbeit des Bildhauers müsse so schlecht gewesen sein, daß das Bild »eher einem Kobold als einem Menschen ähnlich gesehen«. Dem leibhaften Teufel sah's ähnlich, den man damals sehr gut kannte. Ein Unhold, ein Satanskopf war's, wie seine Karfunkelaugen in stockfinstrer Nacht hell und klar zeigten. Drum steht's auch in den Verhörsartikeln mit dem cranio und der Katze zusammen, die in vituperium Christi et fidei orthodoxae mitten in der Congregation erschien und eben wie der Teufelskopf angebetet wurde. Unser Autor sagt zwar,S. 96. »Gesetzt aber«, fährt er fort, »einige Tempelherren hätten auch wirklich damit Magie treiben wollen, so wäre dies kein Beweis der Absicht; denn hat man nicht auch damals, und sogar noch jetzt, mit christlichen Sachen Magie treiben wollen, die gar dazu nicht gemacht waren?« – H. er habe davon, daß man mit diesem Kopf oder den Schnüren Zauberei getrieben, »in sämmtlichen Aussagen auch nicht einen Schein von Spur gefunden«; es ist aber Schade, daß, da er in der Vorrede sein Buch als einen Beweis anführt, »welche andre Gestalt die Geschichte haben würde, wenn die Nachrichten, die wirklich da sind, gehörig nachgesehen und ins rechte Licht gesetzt würden«, daß er die Nachrichten vom dyabolus und capud der Tempelherren, die wirklich da sind,S. Interrogatoire des Templiers détenus prisonniers dans le château royal d'Alais in den Preuves de l'histoire de la Ville de Nismes, Vol. I. p. 211. 212, par Mr. Menard. – H. nicht gehörig nachgesehen und ins rechte Licht gestellt hat. Der arme Bruder Bernard de Selgues, der vorher vernünftige Sachen ausgesagt hatte, da er torquirt wird, sagt er's und bekennt's deutlich: »daß er in vielen Capiteln gewesen und in einem zu Montpellier gesehen, daß man einen Kopf hatte, und daß alsdann der Dyabolus daselbst erschien in Figur oder Gestalt einer Katze, die um den besagten Kopf ringsum ging, redete und sprach zu den genannten Brüdern Tempelherren, die dabei standen, daß sie (die Katze) ihnen gute Ernten und Reichthümer der Besitzungen Goldes und Silbers geben wollte«. Item sagte und bekannte derselbe: »daß er und alle andre Brüder Tempelherren, die daselbst waren, beteten an und haben daselbst angebetet das besagte capud oder testam«. Item sagte und bekannte derselbe: »daß sogleich nach geschehener Anbetung die Teufel in Figur oder Gestalt der Weiber daselbst erschienen, die ein jeglicher der daseienden Brüder, der zugreifen wollte, mißbrauchte, er aber, wie er sagte, gebrauchte sie nicht«. Item sagte er: »daß besagtes Haupt oder Kopf auf Erforderung des bemeldeten daseienden Großmeisters Antwort gab über das, worüber er gefragt wurde« u. s. w. Es ist Schade, sage ich, daß unser Autor, der auf glaubwürdige Aussagen dieser Art sein ganzes Gebäude aufgeführt und die Teufelsköpfe genau aufgezählt hat, wo und wie viel ihrer gewesen, wie sie ausgesehen, worauf sie gestanden, wozu sie gedient, diese Nachrichten nicht gehörig gebraucht hat: seine Tinctur der Weisheit würde durch eine so wunderbare und kräftige Magie auch an den neuen Zauberern und Geisterbannern eine große Partei gewonnen haben.

4. Insonderheit hatte der Erzvater aller Lügen, der fabelhafte Erzbischof Turpin, ein Zauberbild Mahomet's in Gang gebracht,S. Turpini Historia Caroli Magni. Die Fabel steht in Wolfii Lectiones memorabiles in den »Magdeburgischen Centuriatoren« und hundert Compilationen. – H. das nebst seinen andern Erdichtungen Jahrhunderte lang die Köpfe der Menschen verwirrt hat. Er, der autor classicus aller Romanlügen mit den Sarazenen, wie Gottfried von Monmouth der Artusgeschichten, erzählt glaubwürdig, »daß in Spanien ein Bild Mahomet's existire, von ihm bei Lebzeiten ex aurichalco (wie unser Baphemetus) magisch geschmiedet, in welches er, Mahomet, als ein großer Zauberer und Schwarzkünstler Legionen böser Geister gebannt habe. Niemand könne das Bild zerbrechen, kein Christ dürfe sich ihm nähern. Es stehe bei Cadix am Ufer des Meers auf einem hohen, durch sarazenische Kunst geschnittenen Stein und halte magische Schlüssel in der Hand; wenn die fallen, eher nicht, gehe der Sarazenen Reich unter.« Ueber die Albernheit des Märchens verliere ich kein Wort; bemerken Sie aber: es ist das lügenhafte Vorbild, wie aller zauberischen Mahometsköpfe, so in specie unsers Baphemetus. Ein Mahometanischer SchriftstellerIbn Chalikhan. S. Hottinger, Historia Orientalis, p. 194. – H. erzählt von demselben Bilde eine andre Fabel, bei der natürlich der Name Mahomet's, zu dem Turpin das Bild getauft hat, wegbleibt. Es wird ein Talisman, den ein gewisser Liebhaber errichten muß, und er charakterisirt das Bild, als ob er Tempelherr vom dritten Grad gewesen wäre und um das Geheimniß des Ordens wüßte. »Eine bärtige Figur mit schwarzen, krausen Haaren, ex aurichalco, magisch zusammengesetzt, übergüldet.« So stand der Talisman, den Turpin zum Mahomet creirte, zu Cadix, die Feinde vom Ufer abzuhalten; so stand er im Capitel der Tempelherren, Antwort zu geben und die Katze herbeizuzaubern. Ja, Sie wissen, auch der Papst Gerbert hatte solchen Kopf von den Sarazenen in Spanien erhalten und trieb damit Zauberei; man weiß auch genau, was er den Kopf gefragt und dieser ihm geantwortet! Auch Robert Greathead, Roger Baco, Albertus Magnus hatten solche Köpfe; lauter Teufelsköpfe, leibhafte Baphemetus!S. Arpe, De talismanis et amuletis; Gaffarelli, Curiositates inauditae; Britische Biographie, Th. 4. S. 688, deutsch. Ausg.; Naudé, Apologie des grands hommes qui ont été accusés de Magie u. s. w. Das bekannteste Märchen der barbarischen Zeit. – H.

5. Und da wir von der Bildsäule zu Cadix die wahrscheinliche Ursache des ganzen Märchens wissen, nämlich daß es die Statue Alexander's war, deren sich diese Stadt, an den Säulen Hercul's gelegen, von alten Zeiten rühmte,S. Salazar, Antiquidades de Cadiz, p. 253: Esta estatua (segun la commun tradicion) se a conservado a Cadiz hasta en nuestros tiempos, y se crei ser esta la mesma ante quien lloro Cesar u. s. w. Sie ist S. 254 im Holzschnitt da. – H. welche Sage nachher das arabische Märchen zum Talisman und das christliche zum Mahometsbilde umschuf: so haben wir einen Schlüssel, wie es bei andern Bildern ging; davon hier gleich das frappanteste Exempel folgt.

Sie wissen, mein Freund, daß unter den Abraxen, die sich aus den ersten Zeiten der christlichen Jahrrechnung oder wahrscheinlich noch älter hinauf schreiben, sich eine Menge Steine mit der Figur eines alten bärtigen Mannes finden, die genau jenem Talisman zu Cadix, wie ihn das arabische Märchen beschreibt, ähnlich sind, als ob er nach diesem Stein erdichtet wäre. »Ein alter bärtiger Mann auf einer Terme stehend, mit zusammengeschlagnen Händen« (in die der Erzbischof ihm die Schlüssel des sarazenischen Reichs gab), den unser Autor dreimal vor sein Buch stechen lassen, ohne auch nur zu argwohnen, was dies Jahrhundert damit wollte oder darin zu sehen glaubte. Was die alten Ketzer damit gewollt haben, ist aus ihrer Geschichte und aus der Ansicht des Bildes ziemlich wahrscheinlich.S. Macarii Abraxas, 1657, Tafel XIX.; Gronov. Ad Gorlaei Dactyliothecam, p. 428–431; Tenzel's »Monatliche Unterredungen«, März 1690, Januar 1696 S. 146. – H. Es sollte nämlich der ruhende Allvater, der höchste Ewige sein, der, wie jene Secten vorgaben, im Abgrunde der Stille wohnt und nur durch Emanationen in die tief unter ihm rollende Welt wirkt. Daß er dies bedeute, zeigt seine Stellung und die beigefügten Symbola, Ausflüsse, Sterne und die tiefe Sphäre; daß diese Bedeutung aber bald verloren ging, ist ebenso gewiß. Schon jenen Ketzern warf man vor, daß sie unter diesem Bilde den Simon Magus anbeteten; und da nun ein Jahrtausend zwischen lief, da Europa in der tiefsten Barbarei lag, sah man an diesem Bilde – was anders als – den Mahomet, von dessen Bilde durch Turpin's Erzählung damals alle Köpfe voll waren.Daß die Züge gegen die Sarazenen damals den größten Theil der Romane und Geschichten, also auch der Mäuler und Köpfe füllten, weiß man aus der Geschichte der Literatur dieser Zeiten. Man sehe, wovon die ersten Provençalen sangen, die Mönche schrieben, oder der Kürze wegen das Verzeichniß der Bibliothek der Könige Karl V.–VII. von Frankreich in der Histoire de l'Académie des Inscriptions, T. I. p. 421. – H. Aus den Ländern der Sarazenen kamen die Steine; was konnten's also als sarazenische Zauber- und Götzenbilder sein? Den Mahomet beteten einmal die Sarazenen unter solchem Bilde an (das war angenommene Sage), ein bärtiger Mann stand da; gerade so sah Mahomet aus, weil man sich ihn, die Sultane und Sarazenen immer mit großen Bärten dachte und von der alten Bedeutung der Gnosis nichts mehr wußte. Etwa den Namen terminus, ter magnus hatte man aufgeschnappt, mit dem man jenen Alten nannte; oder man bog den Namen Mahomet, Mahom, Mahon, Mahound (nach dem damals sehr gewöhnlichen Wortwitz barbarischer Namenverstümmelung), weil er auf einer Terme stand, zu diesem Wort über; und so ward der große Abgott der Sarazenen, Termagant, Termagount, Tervagant draus,Von ter magnus leitet Junius das Wort her in seinem Etymologicum Anglicum, auch Urry im Glossar. Chaucer. Johnson will's von thyr und magae herleiten; aber offenbar unrichtig, weil auch die Franzosen den Namen hatten und früher brauchten. – H. den alle Nationen kennen, alle dem Mahomet als Abgott zur Seite setzen (nachdem sie den Namen dieses aussprachen), und der in Romanzen und Romanen, Gedichten und Possenspielen der mittlern Zeit so große Rollen spielt.Scelton sagt:
    Like Mahound in a play
    No man dare him withsay.
– H.
Er ist, weil er so ernst aussieht, der Mars oder der Saturn der Sarazenen; und Sie können fast kein Glossarium eines englischen Dichters bis ins vorige Jahrhundert aufschlagen,S. Percy's Relicks of ancient Poetry, p. 74 sq.; Warton's Remarks on Spenser's Fairy-Queen, T. 2. p. 226 sq.; Grey's Hudibras, p. 131. – H. wo der Name als proprium und appellativum nicht vorkäme; ob ich gleich die Erklärung des Worts aus dieser Genese seines Begriffs mich nirgend erinnere gefunden zu haben. Sie sehen, es ist abermals der Baphemetus auf einem Stein, d. i. das erdichtete Mahometsbild, wie es zu Cadix auf einer Säule und im Capitel der Tempelherren auf einem Kasten, einer Säule u. s. w. soll gestanden haben; die Säule ist immer nichts als die hergebrachte Terme der Romansage. Kurz, was unser Autor für ein Geheimniß der Tempelherren, was er für ihre Tinctur der Weisheit im dritten Grade giebt, ist eine Composition von Pöbelmeinungen des Zeitalters, die im christlichen Europa von den Säulen Hercul's bis nach Thule hinauf bekannt waren, und mit der man jetzt als mit einer plebejen Vorstellungsart der Zauberei und des Mahometanismus die Anklagen der Tempelherren färbte. Dies ist sowol aus den Verhörsartikeln als aus den erzwungenen Bekenntnissen so augenscheinlich, es ist dem Geist des Zeitalters so gemäß, es kann Zug für Zug so reich erwiesen werden, daß – ich mir selbst, geschweige Ihnen, viel zu lange darüber geschrieben habe.

Wie steht's nun mit dem System unsers Autors, das auf den falsch erklärten Namen Baphometus allein gebaut ist? Baphomet ein Ordensgeheimniß! – und ist das Figment grober Pöbelsagen, die aller Welt bekannt sind. Baphomet ein Zauber- und Götzenbild, das nur in den Köpfen der Unwissenden existirte! – und an ihm soll man die Einheit Gottes, an einem Kompan des Dyabolus die Tinctur der Weisheit lernen, »der bestrittenen Dreieinigkeit halben«? Waren die Tempelherren Sarazenen, so konnten, so durften sie Mahomet's Kopf nicht anbeten, den kein Muselmann anbetete, den er weder als Zauber- noch Götzenbild litt! Beteten sie ihn an, trieben sie damit, was die absurden Aussagen behaupten: um Baphomet's willen! wie gehört zum Dyabolus, zur Katze und den gemißbrauchten Dämonenweibern – die geheime Taufe der Weisheit?

Und wie kamen sie zu dem Mahometskopfe? Auch hier ist Alles Widerspruch und Unwahrheit. »Ein gefangner Ritter soll ihn eingeführt haben«, sagt ein Märchen?Du Puy, p. 89. – H. Ein Ritter? und hatte die Macht, ihn überall in der Welt, wo es nur Ordenscapitel gab, also damals in Europa, Asien und Afrika, einzuführen? hatte die Macht, Die zu zwingen und zu quälen, die ihn nicht anbeten wollten? »So war's ein Großmeister, der ihn einführte!« sagt das andre Märchen; »Roncelin, Procelin soll er geheißen haben?« Weder Roncelin noch Procelin hat je ein Ordensmeister geheißen. »So hieß er Beraut! ja, Thomas Beroaldus heißt er, der 1216 regierte.« Kein Beroaldus hieß Thomas; kein Beroaldus stand dem Orden 1216 vor; der 1270 lebte, ist nie gefangen gewesen und war nur zwei Jahr Großmeister ohne That und Bedeutung. So, sagt unser Autor, der dem Märchen aufhelfen will,S. 33. – H. so war's Thomas oder Peter Montaigu, der wirklich 1216 lebte; gnug, es war ein Thomas. Auch dies besteht nicht mit der Geschichte. Thomas ist nie gefangen gewesen; und in dem unglücklichen Frieden, den er und der Hospitaliter mit den Sarazenen schloß, kaufte er ja – das ächte, wahre, hölzerne Kreuz wieder. Kaufte er's zum Verspeien wieder? und handelte er mit dem Sultan allein? So unwahrscheinlich, so widersprechend ist Alles, was aus der Geschichte über diesen Kopf gesagt wird; und was über seine Gestalt gesagt wird, ist gar elend. Diesem ist er ein Kopf, Jenem ein Kobold, Diesem ein ganzes Menschenbild, Jenem ein Idol, worauf ein Kopf gemalt war; Einem war's mit Haaren und Menschenhaut überzogen, dem Andern versilbert, dem Dritten ein Kopf mit vier Füßen. Ich bitte, lesen Sie doch, wie der Autor die Dinge accordirt!S. 89–97. – H. Sie lassen sich nicht anders accordiren als im angezeigten Pöbelwahne: da paßt Alles zusammen, Kopf und Katze, vier Füße und haarige Haut. Jeder sagte, was er etwa von solchen Köpfen und Unholden gehört hatte und jetzt – aussagen sollte.

Endlich, mein Freund, in einem Proceß, in einer Anklage auf Leben und Tod, Glück, Ehre und Güter eines ganzen, so großen, so reichen Ordens war ja dieser Kopf corpus delicti, also das Erste, was man aufsuchen, was man ins Licht stellen mußte. That man's? Konnte, wollte man's thun? Der schöne Philipp brach, noch ehe das Verhör angegangen, geschweige ehe die Ueberweisung geschehen war, in den Tempelhof zu Paris, wo Schatz und Archiv des Ordens waren und das größte Capitel gehalten wurde, wo also auch gewiß der Dyabolus Baphometus sein mußte, wenn irgend einer auf der Erde war. Fand er ihn in dem Golde, das er an sich riß? in dem Hofe, den er fortan – als den Sitz des Teufels – zu seiner Residenz wählte? Fand er ihn: warum stellte er ihn nicht vor Gericht dar? und weil er doch als der leidige Teufel selbst reden konnte, warum confrontirte, warum frug er ihn nicht, was man mit ihm gemacht habe? Es ward ihm so sauer, den Papst auf seine Seite zu ziehen und dem Proceß auch nur die ärmste Form Rechtens zu geben! Die Aufzeigung des corporis delicti hätte Alles vollendet; und nun sollte es doch immer anderswo sein, als wo man Güter einzog und inhaftirte, in Montpellier, in Cypern, und – nirgend fand es sich, in der ganzen Welt nirgend. Und allenthalben waren Brüder aufgenommen, in jeder Provinz waren Capitel gehalten; kurz, das corpus delicti war erdichtet, und dieser, der scheußlichste Punkt der Anklage vernichtet sich also selbst – mit ihm auch unsers Verfassers ganze Tinctur der Weisheit.

 

Vierter Brief.

Freilich muß der Kopf Mahomet's im Capitel der Tempelherren irgend eine Veranlassung, einen Grund gehabt haben, wie die plumpste Lüge immer einige Veranlassung hat. Das Bild Mahomet's in Cadix war ursprünglich das Bild Alexander's, an dem, der bekannten Sage nach, Cäsar geweint haben soll. Lassen Sie mich über diesen Kopf eine Muthmaßung wagen, die ich für nichts in der Welt als für Vermuthung gebe.

Als Heinrich III. von England den König von Frankreich besuchte und sich daselbst seines großen Gefolges wegen den Tempelhof dieses Ordens zur Residenz wählte, »hingen im großen Saal desselben an allen vier Wänden Schilde, so viel ihrer nur Raum hatten«.Matthäus Paris, Historia Anglica, p. 899. – H. Der Orden vergaß also wenigstens in der Auszierung seines Hofes nicht, daß er ein kriegerischer Ritterorden sei. Und sollte er's in der geheimen Capitelstube vergessen haben? in ihr, wo sie eigentlich als Ritter und also auch ursprünglich gerüstet zusammenkommen sollten? Nun bemühten sie sich damals nicht so sehr; und wenn Bruder Patrick de Rippon Recht hat,Nicolai, S. 77. – H. so begnügte er sich, weil das Capitel nach Mitternacht gehalten ward, indutus camisiis et bracciis tantum, durch den langen Gang zur geheimen Stube zu wandern. Sie erschienen also nicht in Ritter-, sondern in Hauskleidern, und wenn ich annehme, daß sie nun eben deswegen, und um doch als Ritter beisammen zu sein, etwa eine Ritterrüstung, eine Trophäe, einen geharnischten Kopf etwa, als Ordenssymbol aufgestellt haben, so ist Alles, Alles erklärt. Ihre Capitel wurden zu Nacht gehalten, und die Brüder, die den Baphomet beschreiben sollen, sagen selbst, »sie konnten ihn nicht recht sehen, weil's dunkel war«. Sah ihn nun etwa gar noch ein Angeber, ein Laurer,Wie der, dem der Bruder sagte: Vade viam tuam, et si me diligis et vitam tuam, numquam magistris loquaris de materia ista. Bei Nicolai, S. 79. – H. der nicht dahin gehörte; was konnte er anders, als einen Teufelskopf, den sie hier in finstrer Nacht zu Rath zogen, also den leibhaften Baphometus in ihm gewahr werden? Das Capitel ward geheim gehalten, der Zutritt dazu war die höchste Ehre des Ordens, zu der nur die Wichtigsten, die Ersten kamen; daher nach der Aussage des ersten Zeugen gegen den Orden, des Magister Radulphus,Du Puy, p. 164. – H. »auch Bruder Gervasius so sehr verlangt, nur einmal erst zum Capitel gerufen zu werden; dann komme er gewiß weiter! dann werde er bald Großmeister werden.« Also kamen sie staunend und mit hoher Erwartung hinein. Natürlich gafften sie, und wenn sie nichts als – ein Bild oder einen Kopf sahen, so war's nach Art der Zeiten und der gewöhnlichen Ritterspäße sehr natürlich, daß ein Großmeister zum Gaffenden sagen konnte:Du Puy, p. 22. – H. Mon ami, c'est l'ami de Dieu, Mahomet, il parle à lui quand il veut: remercions-le de ce qu'il vous a fait parvenir au point que vous avés desirés. Die letzten Worte zeigen gnugsam, daß es ein freiherrlicher Ordens- und Ritterspaß war. Dem Freunde Gottes, Mahomet nämlich, d. i. den heiligen Kriegen hatten sie's zu verdanken, daß sie auf einem so guten Fleck, im Besitz stolzer Reichthümer und Pfründen waren: und die Eingeführten sollten's dem Kopf danken, daß sie auf diese Stufe (ins Capitel nämlich) gekommen waren, wohin sie lange verlangt hatten. Der Spaß dreht sich um nichts als um die damals gängen Märchen der Mahometsköpfe. Es kann auch leicht sein, daß man dies Ordenssymbol mit einer Ehrenbezeigung, z. B. der Abnahme der Mützen, unterschieden; welche Ehrenbezeigung damals Adoration hieß. Es kann auch sein, daß hie und da in einem Capitel es auf einem Behältniß gestanden, worin Ordensgeräthe, also auch die leinenen Schnüre lagen, die man den Neuaufgenommenen gab, ohne daß diese dabei das Bild sahen, weil sie nämlich in der Kirche und nicht in der Capitelstube aufgenommen wurden. Das Alles, ähnliche oder andre Dinge würde man so klar gehört haben, wenn man den Orden Punkt für Punkt zu einer freien Verantwortung hätte kommen lassen, die ihm aber jetzt – durchaus nicht ward. Ist's wahr, daß, wie Lessing historische Indicien gefunden haben willLessing's »Ernst und Falk«. Fünftes Gespräch. – H. die Gesellschaft der Freimäurer mit jenem Orden auf irgend eine Weise zusammenhinge, so könnte diese Gesellschaft allein diesen Punkt aufklären, und dann wünschte ich's nicht meiner Hypothese, sondern der historischen Wahrheit, der Rechtfertigung der Tempelherren, die sich damals nicht rechtfertigen konnten, und endlich der lieben Gnostik und Tinctur der Weisheit wegen, die sich gar jetzt an diesen Kopf macht. Hätte sich nämlich in ihren geheimen Versammlungen ein ähnlicher Gebrauch fortgepflanzt: aus Büchern können sie's sodann nicht haben; denn in Büchern steht nichts davon; sie hätten es also als Institut, durch lebendige Ueberlieferung, die in diesem Fall das bündigste Creditiv vom Alterthum der Gesellschaft sowie die augenscheinlichste Rechtfertigung jener Unterdrückten wäre, die man damals nicht zur Sprache kommen lassen wollte. In unsrer Zeit würde kein Mensch solchen Kopf für einen Teufel und Mahomet, noch die herabgeerbte ehrwürdige Erinnerung des Ursprungs für Zauberei halten; die neue Gnostik vollends würde damit ganz zu Schanden. Doch könnte ich's ertragen, wenn ich mit dieser Muthmaßung, die blos Muthmaßung sein soll, auch ganz irre gegangen wäre.Ich erinnere mich einer Zeitungsnachricht, daß, als man vor einigen Jahren in Neapel in eine Zusammenkunft der Freimäurer brach, man einen geharnischten Kopf wollte gefunden haben; doch schreibe ich dies nur aus dem Gedächtniß und kann weder das Jahr noch das Blatt angeben, wo ich's gelesen. – H. Ich komme wieder zu unserm Autor.

Der Tinctur der Weisheit zu gut hat Herr Nicolai drei Grade im Orden der Tempelherrn erdacht, die er von S. 16–33 mit großer Accuratesse beschreibt, und versichert am Ende, »man könne in historischen Sachen nicht genau gnug sein«. Die drei Grade und Receptionen sind, so viel ich davon weiß, völlig erdichtet; nicht nur die Geschichte sagt nichts von ihnen, sondern was der Verfasser anführt, zeugt gegen ihn selbst. In den weitläuftigen Verhörsartikeln, wo jede Frage zergliedert ist, heißt's immer nur in receptione sua; wenn gewisse Dinge nachher vorgekommen sein sollen, heißt's etiam post receptionem; die Inquisitoren nehmen also durchaus nur eine Reception an.Der Autor muß das selbst zugeben, S. 18, und die Worte post ipsam receptionem, die er für sich anführt, sind offenbar gegen ihn. – H. Die Inquisiten gleichfalls und quälen sich eben deshalb mit der Frage, »wann sie den Dyabolus-Baphometus sollen gesehen haben«, hin und wieder. Einige sagen bei, Andre nach der Aufnahme, hier, dort, da; Andre, sie hätten von ihm reden gehört; die Meisten schieben's aufs Generalcapitel; denn da war's Nacht, und dahin kamen nur Wenige. Da konnte also der leibhafte Teufel spuken, wie er wollte. Daß der elende Bruder Stephan von Stapelbrügge, der aussagen konnte, »daß man in jedem Capitel einen Tempelherrn vermisse (den der Teufel geholt)«, daß dieser glaubwürdige ZeugeMan vergleiche den Autor selbst S. 17 und S. 101. – H. an eine doppelte Profession denkt, gehört, wenn es auch wahr wäre, nicht her, und es ist Staub in die Augen, wie bei Ashmole's Zeugniß, wenn unser Autor Profession durch Aufnahme übersetzt und darauf auf Bruder Stephan's Zeugniß und diese falsche Uebersetzung sein System baut.S. 17. 19. – H. [Sehr schwach vertheidigt sich Nicolai. II. 49. – D.] Profeß heißt Ablegung der Gelübde; die, sagt der Bruder Stephan, seien doppelt im Orden; es gebe erlaubte und verbotne Gelübde gegen den christlichen Glauben. Das waren nun eben die Verleugnung Christi, Anbetung Mahomet's, Teufelsbannerei u. dergl., kurz, der Punkt, der erwiesen werden sollte; aber keine drei Grade, keine drei Receptionen. Nichts Anders will auch das doppelte Statutenbuch sagen, nämlich der Orden habe zweierlei Statuten, erlaubte und verbotne, keine drei Grade, keine drei Receptionen. Der Autor steht also mit seiner Erfindung ganz bloß.

Die Sache verhält sich geschichtmäßig also: Der Orden hatte nur eine Reception, und es heißt so oft in den Aussagen selbst der dienenden Brüder: »quod receptus pro professo habetur«; aber er hatte mancherlei Brüder, und weil es ein reicher, mächtiger Orden war, auch mancherlei Geschäfte, Ehrenstellen und Aemter; denn

Zuerst gab's dienende Brüder; die wurden aufgenommen wie die andern; sie empfingen auch die leinenen Schnüre zum Zeichen und zur Erinnerung ihres Gelübdes der Keuschheit. Sie schwuren dem Orden Verschwiegenheit und Treue; es wurden ihnen auch Geschäfte, z. B. die Aufsicht über die Güter des Ordens, übertragen, wie es denn unter ihnen im Protokoll der Aussagen praeceptores granarii etc. gab; sie waren aber keine Ritter und von diesen auch in der Kleidung unterschieden. Es ist Wort für Wort falsch, wenn unser Autor sagt:S. 94. – H. »Gewiß ist's, daß die Tempelherren in der zweiten geheimen Aufnahme noch einen leinenen Gürtel bekamen; dieser Gürtel war das Zeichen einer neuen und geheimen Ritterschaft und sollte sie beständig an das erinnern, wozu sie sich in der geheimen Aufnahme verbindlich gemacht hatten.« Den leinenen Gürtel bekamen alle, auch die dienenden Brüder,S. alle Aussagen im Interrogatoire hinter Menard's Preuve de l'histoire de la Ville de Nismes. – H. die keine Ritter waren und nie wurden. Sie bekamen ihn bei ihrer ersten und einzigen Aufnahme, nicht zum Zeichen einer geheimen Ritterschaft, sondern als Andenken lhres Gelübdes der Keuschheit; daher sie ihn auch die Nacht nicht ablegen und auf dem Hemd oder um den bloßen Leib tragen mußten. Einige nannten ihn den Gürtel von Nazareth; es waren aber eigentlich cordulae, leinene Schnüre.

Zweitens. Der Orden hatte Ordenspriester, die sich auch in Kleidern unterschieden, und eigentlich keine Ritter (milites) waren. Es ist sonderbar, wenn unser Autor es dem Großmeister zur Last legt,S. 58 f. – H. »daß der Frater Presbyter im Capitel wie eine Bestie gestanden und sich in nichts eingelassen, als daß er nach gehaltnem Capitel einen Psalm gesprochen habe«. War der Priester ein Dummkopf, so mußte er auch, wenn von Geschäften geredet ward, wie eine Bestie stehen und that wohl, daß er sich nicht drein mischte. Vermuthlich hatte er auch nichts drein zu reden und war blos des Psalms wegen da.

Drittens. Die eigentlichen Brüder waren Ritter, sie wurden recipirt wie jene; es gab aber im Orden mancherlei Aemter und Ehrenstellen, Provinciale, Priore, Subpriore, dazu nicht jeder Neuaufgenommene gleich kam, auch nicht Jeder kommen konnte. Zu diesen Geschäften gab's auch natürlich Installationen; das waren aber keine neuen Grade, keine Receptionen zum Geheimniß der Weisheit, es waren Unterschiede, die in jedem reichen, verbreiteten Orden, ja in jeder Gesellschaft nothwendig werden.

Viertens. Zum Generalcapitel endlich konnte der Großmeister berufen, wen er wollte; und natürlich berief er dazu die Vornehmsten, Brauchbarsten, Ersten. Ist die Ordensregel, die Miräus auffand,Miraei Origines ordinum equestrium, Celon., p. 254. Die secunda receptio, die unser Autor S. 77 anführt, ist offenbar der Eintritt ins Generalcapitel. – H. ächt, so steht nach Cap. 59 auch in den dringendsten Fällen es dem Großmeister frei, wen er zum Capitel rufen wolle. Wäre sie auch nicht ächt, so war's Observanz des Ordens, wie die Deposition des Zeugen gegen den Orden aus dem Munde des Bruders Gervasii, der gern durch Gunst der Obern im Capitel sein will, deutlich sagt.Du Puy, p. 164. – H. So eine Altweiberdeposition sie ist, so zeigt sie offenbar, daß weder Radulphus noch Gervasius von mehr als einer Reception im Orden gewußt haben.

Ich bin des Widerlegens müde, und da der Autor bei Erörterung der andern Beschuldigungen, die man den Tempelherren gemacht hat, mir nicht glücklicher scheint; da er sogar den nahen historischen Grund der Anklagen, der im Jahrhundert selbst liegt, und ohne den viele Punkte gar nicht einmal verstanden werden können, durchaus verfehlt hat: so erlauben Sie mir, diesen schlicht herzusetzen. Die Deduction aus gnostischen Secten fällt damit von selbst, weil die Anklagen sich aus der nächsten Quelle sogar wörtlich und genetisch erklären.

Mit dem Anfange des elften Jahrhunderts that sich in Italien, insonderheit in Frankreich eine Secte hervor, die groß Aufsehen machte.Die fleißigsten Untersuchungen über diese Secten sind in Füßli's »Kirchen- und Ketzerhistorie der mittlern Zeit«, Frankfurt und Leipzig 1770, obgleich etwas zerstreut und unordentlich, zu finden. – H. Man hieß sie Manichäer, Ketzer (weil sie sich Kathari, Reine nannten) und gab ihnen viel Manichäische Lehren Schuld, insonderheit, daß sie nicht an Gott, sondern an den Teufel glaubten, der die Welt geschaffen, die Erde grün, die Bäume wachsend macheDer Autor sagt, »diese Beschuldigungen müßten doch aus irgend einer Aussage her sein«; er hat also Füßli's »Ketzerhistorie«, die er einigemal citirt hat, nicht gebraucht, sonst würde er den Ausdruck häufig angetroffen haben. Er steht auch in den Protokollen der Inquisition gegen die Albigenser hinter Limborch's Historia inquisitionis, S. 132 ff. – H. u. s. w. Man sagte, sie verleugneten Christum und verspieen das Kreuz als ein teuflisches Werkzeug, lästerten die Ehe, das Abendmahl, ließen die Worte der Consecration weg, verachteten die Priesterbeichte und die Ordnung der römischen Kirche, beteten ihre Vorsteher auf eine schändliche oder ketzerische Weise dreimal an u. s. w. In ihrer Versammlung, hieß es, erschien der Teufel in Gestalt einer Katze; vermuthlich ein schöner Witz, weil sie Ketzer hießen.Gretser leitet den Namen Ketzer von Katze her (s. Füßli, Th. I. S. 40), es ist aber weit wahrscheinlicher, daß die Katze der Ketzer wegen erdacht worden. – H. »Wenn ein Neuling in ihre Versammlung tritt,« schreibt selbst ein PapstS. Fleury, Historia ecclesiastica, T. XVI. p. 51. Es war Gregor IX. Der Brief ist schon von 1233; so alt war die Lüge. – H. von ihnen, »trifft er eine große Kröte bei ihnen an, die küssen Einige von vorn, Andre von hinten. Hernach sieht er einen magern bleichen Menschen mit schwarzen Augen; den muß er küssen und findet ihn kalt. Sobald er ihn aber geküßt hat, vergißt er den katholischen Glauben. Hierauf folgt eine Mahlzeit, und da läßt sich eine Katze sehen. Diese muß er am Hintern küssen, sodann die Vorsteher und die Brüder. Nachdem er Gehorsam gelobt, werden die Lichter ausgelöscht und Abscheulichkeiten begangen« u. s. w.

Hier haben Sie also die Liturgie und das Credo dieser Gesellschaft, die allen Ketzern den Namen gegeben; ihre Schicksale sind ebenso bekannt. Schon 1017 verbrannte man eine Anzahl derselben zu Orléans, und unter den Punkten der Anklage stand's deutlich,Launoy, De Scholis celebrius, Cap. 24; Füßli, Th. II. S. 203. – H. »daß sie sich in der Nacht versammelten, statt der Litanei die Namen der bösen Geister sängen, bis der Teufel ihnen in Gestalt eines lebendigen Thiers erscheine. Dann löschten sie die Lichter aus, Jeder griffe nach einem Weibsbilde u. s. w. Die Kinder verbrennten sie am achten Tage nach der Geburt und verwahrten die Asche heilig. Wer von ihr, wie wenig es sei, einmal gekostet habe, könne die Secte nicht mehr verlassen« u. s. w. In diesem Ton ging es fort mit Lästern, Schmähen, Verfolgen, bis der Papst gegen sie den scheußlichen Krieg erklärte, der unter dem Namen des Kreuzzugs gegen die Albigenser mit allen seinen Grausamkeiten bekannt gnug ist.S. Füßli, Th. I. S. 394 ff. – H. Er währte zwanzig Jahr, und sein Ende war die fürchterliche Inquisition zu Toulouse, die lange gnug wüthete, ohne diese Secte unterdrücken zu können. Sie hatte sich ausgebreitet und breitete sich fort; ja, sie läuterte sich eben, indem sie verfolgt ward. Der Manichäische Sauerteig, aus dem sie hervorgegangen war, blieb allgemach zurück, neben den Albigensern wurden reinere Waldenser, und Jedermann weiß, daß aus diesem Winkel der provençalischen Sprache, so wie die Morgenröthe der Dichtkunst, der Philosophie, der schönern Sprache, so auch der gesundern Vernunft und Aufklärung in Religionssachen hervorging, die sich nachher in so viele Länder Europens fortgebreitet. Frühe übersetzten sie die Bibel; sie schickten ihre Söhne nach Paris, um gegen die Geistlichen der römischen Kirche disputiren zu lernen, und brachten diese in manchen Gegenden so herab, daß es eine Schande ward, ein solcher unwissende Geistliche zu sein. Die nobile Leçon und andere gute Schriften, von denen Sie Proben in Leger's »Geschichte der Waldenser« finden können, waren schon im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts da;Einige setzen sie gar schon ins elfte und zwölfte Jahrhundert. – H. und auch von ihren Grundsätzen weiß man nach so vielen Untersuchungen ziemlich, was man denken soll. Sie verleugneten nämlich mit nichten Gott, geschweige daß sie den Teufel als Schöpfer der Welt angebetet hätten. Die ersten Manichäer nahmen freilich zwei Urwesen an, davon das Böse unter dem Guten wirke, weil sie sich nach der damals erst keimenden Philosophie den Ursprung des Uebels noch nicht anders zu erklären vermochten; der Irrthum ward aber mit der Zeit vergessen, und die Waldenser sind davon rein. Sie verleugneten nicht Christum und das Kreuz, sondern eiferten gegen die Anbetung des hölzernen Kreuzes und andre abgöttische Gebräuche. Sie verachteten das Abendmahl nicht, aber behaupteten, daß bei Verlesung der Consecrationsworte so schändliche Priester keinen Christus machen können (quod corpus Christi non conficeretur). Sie beteten ihren Vorsteher nicht an; die dreifache Adoration war das Zeichen des Eintritts zu ihrer Secte und auch aus dem ältesten Manichäismus her, bei dem das dreifache Gelübde signaculum oris, manus und sinus die bekannteste Sache istS. Augustinus, De moribus Manichaeorum, II. 10; Walch's »Historie der Ketzereien«, I. 770. – H. u. s. w. Die Inquisition indessen fuhr Jahrhunderte nach dem einmal angenommenen Ketzereienschema fort, und da wir die Protokolle derselben von 1307–1322,S. Sententiae inquisitionis Tolosanae hinter Limberch's Historia inqusitionis. – H. also gerade von den Jahren haben, in denen auch die Tempelherren als Ketzer abgethan wurden, so liegt's aller Welt vor Augen, daß die Anbetung Lucifer's, der die Erde grün, die Bäume wachsend mache, die Verleugnung Christi und des Kreuzes, die dreifache Anbetung des Vorstehers hereticali modo mit nichten gnostische Ordensgeheimnisse aus Secten, die vor Jahrtausenden gelebt, die mit diesen nichts gemein gehabt hatten und damals gar nicht gekannt wurden, sondern daß es Albigensische Ketzereien, Irrthümer und beigemessne Abscheulichkeiten der bons hommes waren, die man den Tempelherren Schuld gab. Diese Secte lebte und blühte in der Zeit und Gegend, da die ersten Anklagen gegen die Tempelherren geschmiedet wurden und gegen sie die fürchterliche Inquisition geschah. Die Beschuldigungen, die man ihnen machte, sind aus der Geschichte und Inquisitionsprotokollen der Manichäer und Albigenser sogar wörtlich, nur natürlich in die alte Laster- und Lügenmäre von diesen Parteien um ein Jahrhundert zurückgesetzt und mit Sarazenismus, Zauberei, Abscheulichkeiten decoris gratia verwebt. Ich darf nach dem, was ich gesagt habe, die Beschuldigungen jetzt nur hinsetzen: sie erklären sich alle von selbst, und manche blieben ohne diese Genese und Erläuterungen aus dem angenommenen Inquisitions- und Volkswahne ihrer dummen Absurdität wegen gar unverständlich.

1. Die Tempelherren verleugnen Gott, schreiben es dem Idol (dem teuflischen Götzen- und Zauberbilde) zu, daß es die Erde grün, die Bäume wachsend mache. Die Manichäer dito;Füßli, Th. I. S. 50. 83. 408. 440; Th. III. S. 337; Sententiae inquisitionis, p. 132 ff. – H. der letzte Ausdruck war von ihnen. Lucifer ward hier nur ein Bild in figuram Baffometi, weil die Tempelherren aus Orient kamen und oft des politischen Verständnisses mit den Sarazenen beschuldigt waren. Jetzt sollte es auch religiöses Einverständniß, zauberische Abgötterei sein; denn als Ketzer sollten und konnten sie allein abgethan werden.

2. Sie verleugneten Christum, verspieen das Kreuz, wie oben,Füßli, Th. I. S. 51. 202. 206. 241. – H. weil jene gegen die Anbetung des hölzernen Kreuzes harte Ausdrücke brauchten. Welche Absurdität wird's, ohne diese Erläuterung zu denken: die Tempelherren verspeien das Kreuz, sie machen's zum geheimen Ordensgelübde, es zu verspeien, und – tragen's auf ihren Kleidern, sind nur zum Kreuz gestiftet. Sie sollten Mahometaner sein und brannten vor Haß gegen die Mahometaner, die ihnen mit dem Kreuz und heiligen Lande ja die Nerven ihres Daseins abgeschnitten hatten.

3. Ihr Ordensmeister sollte im Capitel Sünde vergeben: gerade was man jenen vorwarf,Füßli, Th. I. S. 53. 170. 435; Th. II. S. 13 u. s. w. – H. daß sie die Absolution der Priester verachteten und sich das Consolamentum von ihren Vorstehern geben ließen. Daß dies die Genesis der Anklage bei den Tempelherren sei, sieht man daraus, weil man sie auch so modificirt: »Die Tempelherren beichteten nur bei Priestern ihres Ordens (dafür hatte der Orden dieselben), und diese absolvirten, wie es der Großmeister wollte.« Die geistlichen Privilegien der Tempelherren waren von je her den Bischöfen und Kathedralkirchen ein Dorn im Auge gewesen; jetzt mußten also auch ihre geistlichen Verrichtungen Ketzerei werden, damit die Anklage sich zur Aufhebung des Ordens qualificirte. Im Capitel vergab der Großmeister nicht als Beichtvater Sünden, sondern er bestrafte oder erließ Vergehungen gegen die Ordensregel. Dies zu thun, war er gesetzt, und wenn alle Großmeister es von je her gethan hätten, wäre der Orden in guter Zucht geblieben. Wenn er also sagte: Deus remittat tibi et nos remittimus, et vadas ad fratrem sacerdotem, qui absolvat, und dies am rechten Ort sagte, so that er, was er thun konnte und sollte. Den Namen Gottes konnte er auch dabei brauchen; denn es war ein geistlicher Orden; nur er im Capitel sollte priesterlich absolvirt haben: das war die Anklage, die unser Autor ziemlich verwirrt hat.S. 5–64. – H.

4. Ihre Priester ließen die Worte der Consecration weg. Abermals Ketzerei der Albigenser, weil diese das conficere corpus Christi nicht glaubten. Ohne diese Erläuterung wird's abermals unverständlich, warum die Tempelherren inquirirt wurden: »ob sie geglaubt hätten, den Leib Christi oder eine bloße Hostie zu empfangen«.Füßli, Th. I. S. 76. 89. 241; Th. II. S. 21. 75 u. s. w. – H. Die Ketzerei war Albigensisch.

5. Die Neuaufgenommenen küßten oder würden auf eine unanständige Weise geküßt. Dieser Punkt des Verhörs drehte sich sonderbar umher, da es bald der Eintretende, bald der Aufnehmende war, der auf unanständige Art geküßt sein sollte; und ohne Zweifel rührte die Anklage auch von der dreifachen Adoration der Manichäer gegen ihren Vorsteher her, wie sie etwa im Munde des Volks war, so daß die Gebräuche der Aufnahme dahin nur übergezwungen wurden. Daß Kuß und Adoration bei jeder Ritteraufnahme waren, ist allgemein bekannt, und bei jeder Ritteraufnahme waren, wenigstens wie es uns jetzt dünkt, närrische Gebräuche. Die unanständigen Orte des Kusses sowie die Bank (banca), die auch in den Ketzermärchen vorkommt, waren wahrscheinlich aus der Quelle jener Katzenanbetung, ob ich gleich gar nicht leugnen will, daß Gebräuche da gewesen sein können, die zu dieser Amplification Anlaß gegeben haben. Das waren sodann Rittergebräuche, die aber jetzt, sowie auch die Schnüre, womit man das Götzenbild berührte, absichtlich Ketzerei werden sollten; denn ums Decorum war's den Anklägern wol nicht zu thun. Die Esels- und Narrenfeste der öffentlichen Kirche waren keine unanständigen Cerimonien, und man sah sie in den mittlern Zeiten sogar mit Andacht an.

6. Endlich: sie beteten eine Katze an, vermischten sich sogar (weil im Capitel keine Weiber waren) mit den erscheinenden Teufeln, gaben des Todten Asche einander zu trinken; wenn der Tempelherr ein Kind erzeugte, brateten sie es und beschmierten mit dem Fett ihren Baphometus decoris gratia:Du Puy, p. 27–29. – H. Lästerungen aus dem Tollhause, wenn sie nicht erwiesenermaßen aus dem Pöbelwahn der Zeit und aus den alten Manichäermärchen wären.Den Grund davon s. bei Füßli. Th. I. S. 69; Th. II. S. 327. 417; Th. III. S. 433 u. s. w. – H.

Wie ist Ihnen nun, mein Freund? Wandeln Ihnen noch die alten Kabbalisten und Gnostiker mit Aeonen und Emanationen sammt ihrer geheimen mystischen Theologie, ferner die Ophiten mit ihrer Abschwörung Jesu, die Basilidianer mit ihrem Bilde Jupiter's und der Minerva, die Karpokratianer mit ihren Abbildungen Pythagoras', Plato's, Aristoteles' und Jesu?Nicolai, S. 122–128. – D. Ein bunter Zug, den der Autor ohne Rücksicht auf Zeit und Ort, ja ohne die mindeste Uebereinstimmung mit dem, wovon hier die Rede ist, aus einem andern Welttheil, aus Gräbern einer tausendjährigen Verwesung, blos und allein durch magische Kraft des Worts Baphometus hervorruft. Schwebt Ihnen noch eine dieser Gestalten vor Augen? oder sehen Sie nicht, daß es Strich für Strich das gewöhnliche landübliche Ketzerschwert war, womit man die Tempelherren würgte? Man nahm sich gar nicht die Mühe, neue oder passende Anklagen zu erfinden; man zog ihnen das Marterhemd an, das vom Blut so vieler bons-hommes troff, das Jahrhunderte hin von ihrer Flamme rauchte! Im ganzen Proceß ist an keine Gnostik zu denken; in der Geschichte und Beschaffenheit des Ordens ist dazu noch viel minder (um mit unserm Autor zu reden) ein Schein von Spur merkbar.

Verzeihen Sie die Länge meines Briefes. Nächstens gehen wir rasch an die Frage: »ob die Tempelherren nicht ein anderes Geheimniß, ein großes Ordensgeheimniß gehabt haben«. Und wie, wenn ich Ihnen zeige, daß dies kein andres als das Geheimniß, reich zu werden, die Goldtinctur gewesen? Ich scherze nicht und will's historisch darthun. Bereiten Sie Sich also auf der so reichen Tempelherren geheime Taufe der Weisheit, die Goldtinctur! Ich will Ihnen sogar zeigen, worin sie bestanden, und wie sie bereitet worden.

 

Fünfter Brief.

»Könnten aber«, sagen Sie, »die Tempelherren nicht, ohngeachtet aller groben Anschuldigungen von Baphometus, ein Geheimniß der Weisheit gehabt haben?« Könnten? Warum nicht? In der Reihe des Möglichen ist alles Mögliche möglich. Aber daß sie's gehabt haben, und worin es bestanden, das, mein Freund, liegt mir nicht ob zu erweisen, sondern Denen, die es behaupten. Wir Laien sind im ruhigen Possessorio unsrer Unwissenheit; wer von solchen Geheimnissen schreibt, ist im Petitorio seiner Hypothese: er muß erweisen.

Hat man's bisher gethan? Wird man's thun können? Kann man's, ich höre gern. Nur versteht sich's, müssen die Beweise anderswoher genommen sein als aus dem Namen Baphometus. Sonst beweise ich Ihnen gleich, daß Erasmus, ehe er Mensch war, eine Maus gewesen (eras mus), und da er Mensch war, er am Liebsten Mehlspeise (Mus) gegessen; denn er hieß ja Er as Mus. Er hat also mehr Anrecht auf dies Maus- und Musgeheimniß als Mahomet auf die βαφὴ μήτους. Aus der Geschichte, aus dem Zweck, der Einrichtung, den Thaten des Ordens, endlich auch nur aus den Anklagen und Geständnissen desselben, so zweideutig diese auch sein mögen, beweise man; und ich will der erste Gläubige werden.

1. Aus den Anklagen und Geständnissen erhellt bewiesenermaßen nichts. Auf Ketzerei, Zauberei, heimliche Schandthaten werden sie inquirirt, auf kein Geheimniß der Weisheit. Der Großmeister kann nicht schreiben, wahrscheinlich auch nicht lesen: die Clerici des Ordens, bei denen doch etwa nach der damaligen Zeit die verborgne Weisheit sein mußte, gehen mit Rittern und dienenden Brüdern auf einem Inquisitionswege; der einzige Punkt, über den man sie besonders vernimmt, ist, ob sie die Consecrationsworte beim Abendmahl gebraucht haben. Also ein gemeiner Priesterritus. Endlich, mein Freund, der Hauptpunkt der Einweihung, »einen Laien, einen Fremden, der sich zum Orden meldet, in ein Gemach führen und ihn Gelübde aufs Kreuz thun lassen, ihn sodann in ein ander Gemach führen und das Kreuz verspeien oder, falls er's nicht thun will, quälen und ins Gefängniß werfen lassen, bis er's thut«: ist das Methode, ist das ein Geheimniß der Weisheit, so könnte man allen neuen Freunden Gottes, den Antitrinitariern kein ärgeres zur Rache wünschen.

2. Aus der Geschichte und den Thaten des Ordens ist noch weniger klar. Zur Tapferkeit war er gestiftet, nicht zur Weisheit. Im Vordertreffen stritt er mit der Faust, nicht im Gefecht der Wahrheit mit philosophischem Kopfe. Wenn ihm Vorwürfe geschahen, berief er sich darauf, »wie oft er sein Blut fürs Christenthum hingegeben«, und noch Molay im letzten Verhör nannte drei incontestable Vorzüge des Ordens: »Pracht und Anstand des Gottesdienstes, reiche Almosen, tapfre Thaten« – kein Geheimniß der Weisheit. In die Geschichte der Wissenschaften und der von fern wiederkehrenden Aufklärung Europens ist der Orden, meines Wissens, gar nicht verflochten, ob er gleich so große Besitzungen eben in den Gegenden hatte, wo sich die Aufklärung anfing. Unter den ProvençalenHistoire litéraire des Troubadours, Vol. II. p. 467. – H. finde ich einen Tempelherrn, mit einem Gedicht, »daß man wieder nach Asien laufen und das heilige Land erobern solle«. Ein Anderer meldet sich zu ihrem Orden, und da man ihn nicht annehmen will, schreibt er De las falsas vidas dels Templiers – ein Buch, das ich lesen möchte, nicht der Wahrheit, sondern des Gerüchts wegen, »was etwa damals auch außer der Inquisitions- und Marterstube über die Tempelherren gesagt ward«.Crescimbeni, Istoria della volgar Poesia, Vol. II. p. 128. Der Dichter hieß Rostagno Berlinghieri; er lebte eben vor Aufhebung des Ordens und starb 1315, welchen frühen Tod Crescimbeni als ein göttliches Gericht über sein falsches Zeugniß anführt. Der Mönch von Monte maggiore nennt es falsa garentia. In den Romanen unter Philipp dem Schönen war's so gewöhnlich, den Tempelherren alles Böse zuzuschreiben, daß man ihnen sogar den Verrath Karl's des Großen an die Sarazenen Schuld gab, 400 Jahr vorher, ehe ihr Orden auf der Welt war. Proben davon kann man in der Bibliothèque des Romans finden. – H. Sonst ist mir nicht bekannt, daß sie sich auch nur der Secte oder Secten angenommen hätten, von denen man ihnen so viele Missethaten lieh, und deren sich doch manche Edle annahmen. Wie konnten sie's auch? Sie waren ja Creaturen des Papsts, Geistliche, halbe Mönche.

3. Also auch nur die Supposition von einem und zwar solchen Geheimniß unter ihnen ist nicht aus ihrem Orden, sondern von den Manichäern und Ketzern her. Diesen wurden Geheimnisse der Bosheit, schändliche Einweihungen zu gewissen Graden der Vollkommenheit zugeschrieben; also fiel's auch auf jene. Mit welchem Grunde, mag ich hier nicht untersuchen, da ich von Schuld und Unschuld der Tempelherren eigentlich noch nicht rede, sondern nur ihre Geschichte erkläre. Ich will's glauben, daß in einem so großen Orden, wo viel wackre Glieder waren, vielleicht auch aufgeklärte Glieder gewesen; es kann beinahe nicht anders sein, als daß ihre lange Bekanntschaft mit den Sarazenen vielleicht auch in einigen Ländern Europens mit den Albigensern, Stedingern, und wie die Ketzer weiter genannt wurden, die Begriffe mancher Ritter geläutert und über den Pöbel der herrschenden Kirche erhoben habe. Verschiedene Lebensweise, Reisen, Kenntniß anderer Länder und Parteien geben, insonderheit tapfern Leuten, eine Art Unparteilichkeit und allgemeiner Uebersicht, die eingeschlossene Mönche und disputirende Gelehrte wol nicht haben konnten. Es mag also auch sein, daß hie und da freie Grundsätze im Orden gewesen,Ueberhaupt ist's zu beweisen, daß in den mittlern Zeiten, die man für sclavisch und barbarisch hält, hie und da die freisten Meinungen stattfanden, weil überhaupt auf unserm Erdball alle Veränderungen durch Extreme gehen, die sich mit der Zeit nur mischen und mildern. Die Beschuldigung, die man Friedrich II. von Moses, Christus und Mahomet machte, mag nicht so ganz ohne allen Grund gewesen sein; weil er bei vielen Gelegenheiten öffentlich wenigstens Liebhaberei zu den Sarazenen zeigte. Daß die Scholastiker alle Punkte des Glaubens als Probleme der Disputation ansahen, ist bekannt; und die Reformation faßte auch deshalb Wurzel, weil Jahrhunderte hin über die Religion dem herrschenden Tone nach nur war disputirt worden. Oben benannte Secten äußerten die freisten und zum Theil übertriebensten Meinungen; also war dergleichen Weisheit auch außer dem Orden nicht so fremde, als wir uns gemeiniglich bei der schwarzen mittlern Zeit denken. Kühn- und Keckheit im Behaupten geht immer der reifern Untersuchung vor. – H. und daß jener Großmeister dogmatisirt und gesagt haben kann: »der Bruder de Tocci sollte an einen großen Gott glauben und sich zur Gesellschaft guter Leute im Orden halten« (vielleicht sollten die boni viri eben das sein, was man sonst bons-hommes hieß, ein bekannter Ketzername); sei dies Alles, wie ihm wolle, so werden die Tempelherren damit keineswegs Gnostiker, sondern, wenn man die Supposition zugiebt, Manichäer, Albigenser, Theilnehmer der Ketzersecten. Wie weit aber Theilnehmer? Wahrlich doch nicht, daß sie, wie jene Eingeweihten zur Vollkommenheit, ein strenges apostolisches Leben führten; dafür waren die Tempelherren nicht bekannt, wenigstens nicht im gemeinen Sprichwort. Auch konnte diese Weisheit nicht überall verbreitet sein; denn z. B. in Italien, Sicilien, Portugal, Spanien, Cypern gab es wenige oder keine dieser Secten. Manche Beschuldigungen im Verhör mußten also den Inquisiten so fremde vorkommen, daß sie wol keine Antwort zu geben wußten, als etwa die der Großmeister Molay gab: »Lügnern solcher Art, die das vom Orden sagen, sollte man auf gut Sarazenisch den Kopf abhauen und hernach den Bauch aufschneiden«. Endlich die Brutalität, die sie in dies Geheimniß gemischt haben sollen, ist doch weder apostolische noch Albigenserweisheit; sie hebt alle Begriffe von Ehrlichkeit, Würde, Frömmigkeit und Aufklärung auf, und Mahomet selbst hätte solche Freunde Gottes verachtet.

4. Am Wenigsten, mein Freund, werden Sie Sich also von dem Talisman blenden lassen,Nicolai, S. 134. – H. der an einem gewissen Ort in Deutschland, als das Grab eines gewesenen Tempelherrn eröffnet worden, daselbst gefunden sei. Ich will weder den Ort wissen, wo, noch den Tempelherrn, bei dem er gefunden worden; denn zu unserm Zweck beweist er, und wenn der Baphometus selbst darauf wäre, und wenn noch hundert dergleichen Steine gefunden würden, nichts. Es ist bekannt, wie groß die Liebhaberei an solchen Sachen in den damaligen Zeiten war.Arpe, De Talismanis, p. 90. 184; Ranzov, Catalogus imperatorum et virorum illustrium qui astrologiam amarunt, 1594, und viel Lebensläufe der mittlern Zeiten. – H. Aus den Morgenländern kamen diese Amulete; und da dorther auch Astronomie und Astrologie, Wissenschaft und Aberglaube kamen, so hielten sich selbst die edlern Wissenschaften lange an diese abergläubische Hülle, und die gescheitesten Leute hegten in Absicht ihrer zuweilen Wundermeinungen. Kennt man nun den Tempelherrn, der sich einen solchen Stein ins Grab geben ließ? Weiß man den dienenden Bruder, der abergläubisch fromm diesen Stein, den er etwa in der Verlassenschaft seines Herrn (in cofris suis, wie die Verhörsartikel sagen) fand, und weil der ehrwürdige Herr bei Lebzeiten ihn mit sich getragen, ihn auch dem todten Herrn noch in den Sarg steckte? Daß die Morgenländer voll Aberglauben und Amulete sind, weiß Jedermann, und daß (falls der Stein auch, wie er's nicht ist, ein Baphometus wäre) die meisten Averrunci um eine Serapis-, Isis-, Baphometus-Figur, männlich oder weiblich, umhergehen, werden Sie inne, wenn Sie den Gaffarelli, L. AgostiniGaffarelli, Curiositates inauditae, 1678; Agostini, Game antiche, 1557, T. II. – H. u. A. nur flüchtig durchblättern. Kurz, sollten wir bei jedem alten Weibe, das ein Amulet trägt, ein Geheimniß der Weisheit vermuthen, und weil man im Grabe eines Tempelherrn einen Stein mit den gemeinsten Figuren findet, deshalb vermuthen, daß der ganze Orden ein Geheimniß der Weisheit, von Einheit Gottes, der nicht gestorben ist, auch nicht sterben kann, gehabt habe: Freund, wie viel bekämen wir Geheimnisse und Orden der Weisheit!

5. Also kümmern Sie Sich auch nicht um die Zauberworte: Sarazin y Allah,Du Puy, p. 23.   H. [Vgl. S. 357 ***. – D.] als ob die das Geheimniß faßten. Ist y nicht blos die Verbindungspartikel (denn die Aussage davon ist aus einem Verhör in Carcassone), so ist's wahrscheinlich der verstümmelte Name Freund Gottes, Hhalilallah, der dem Kopf gegeben sein sollte, und den uns ja die Tradition aus dem Munde des Großmeisters albern gnug erklärt. Ueberhaupt scheint mir Alles brüchig, was der Verfasser in der so bekannten Materie, der Aufklärung Europens durch die Sarazenen,S. 109 ff. – H. die in einzelnen Wissenschaften hie und da schon gründlich ausgeführt ist, sagt; und einige Umstände finden, wie ich nicht anders weiß, gar nicht statt.Herr Nicolai sagt S. 109 f. dreimal: »daß der berühmte Averrhoës am Hofe des Kaisers Friedrich II. gelebt«, »daß der Aufenthalt des Averrhoës am Hofe des Kaisers sehr viel zur Ausbreitung der Aristotelischen Philosophie beigetragen«; endlich »daß dem Papste der vertraute Umgang des Kaisers mit Averrhoës sehr mißfällig gewesen, und daß er daher Gelegenheit genommen, ihm feindselige Gesinnungen gegen die christliche Religion Schuld zu geben, ist gewiss«. Woher gewiß? Die halbe Seite von Citaten, die der Autor anführt, sagt davon kein Wort; das Leben Friedrich's II. und Averrhoës' ebenso wenig. Averrhoës lebte zu Cordova und Marocco, wo er 1206 starb, und Kaiser Friedrich II. wurde 1215 zum Kaiser gekrönt; nicht zu Marocco in Afrika, sondern zu Aachen in Deutschland, und zu Rom erst 1220. Auch war wahrlich kein Averrhoës, den er am Hofe mit sich führte, Gelegenheit zu seinem Zwist mit dem Papst; denn die Geschichte davon ist Jedermann im Gedächtniß. Daß Friedrich sarazenische Weiber an seinem Hofe hatte, wirft ihm der Papst vor, und darüber sucht ihn sein Sachwalter zu rechtfertigen (Matthäus Paris, p. 664, edit. Lond. 1640), nicht aber »den berühmten Philosophen Averrhoës,« der viele Jahre todt war. Der Autor hat etwas von den beiden Söhnen des Averrhoës, die, wie Aegidius Romanus erzählt, auf ihren Reisen den Hof des Kaisers besuchten (s. Brucker, Historia philosophiae, T. III. p. 100. 101), gehört und dichtet daraus ein Factum, das er als das gewisseste von der Welt dreimal und mit vielen Citaten anführt. So ist's ihm (S. 115) ein Beweis, »wie aufmerksam Sarazenen und Christen auf einander gewesen«, daß jener gefangene Ritter, Hugo von Tiberias, dem Sultan Saladin sogar alle Gebräuche der Ritterschaft bis auf die Aufnahme gezeigt habe, und er sagt in der Note: »Die sehr naive Erzählung davon in alten französischen Versen steht – in den Fabliaux et Contes du XII. et XIII. Siècle, Par. 1779. 8.« Ist das ein Zeugniß? Der Verfasser dieses Fabliau sagt: Messieurs, ce Fabliau est fait pour plaire aux braves gens etc., und Jedermann ist bekannt, daß ein ganzer Roman dieses Inhalts, Ordene de Chevalerie, umherging, der in unserm Jahrhundert mit einem Glossario gedruckt worden, aus dem du Cange, St. Palaye u. A. so oft Stellen anführen, der aber im Grunde weiter nichts als Roman sein wollte. Die Geschichte, die ihm zum Grunde liegt, steht in Bongars, p. 1152; sie nennt einen andern Ritter und ganz andere Umstände. Der Ritterschlag, der auch tapfern Sarazenen gegeben ward, war nichts als eine Soldatenehre. S. Du Cange zum Joinville, p. 70, u. a. Stellen und Exempel. – H. Doch ich bleibe, oder vielmehr ich komme recht auf der Tempelherren Geheimniß der Weisheit.

6. »Sollten sie nicht die Goldtinctur besessen haben?« »Ja, ja, mein Freund, die Goldtinctur, nichts Anders. Drum wurden sie in kurzer Zeit auch so unerhört reich; drum hielten sie ihre Capitel auch zu Nacht, daß Niemand das Geheimniß erführe. Das war der punctus quidam, über den sie auch den König ermordet hätten, wenn er dahinter gekommen wäre. Wozu konnten sie in Orient leichter kommen als zur Goldtinctur? Bei den reichen und weisen Arabern, etwa gar bei einem Schüler der Geheimnisse Geber's. Hatten Raimundus Lullus, Arnoldus de Villa Nova ihre Geheimnisse nicht auch daher? Also zugestanden und eingestanden, sie hatten die Goldtinctur: dies Geheimniß hat sich erhalten, fortgeerbt und ist noch jetzt.«

Vielleicht haben Sie, mein Freund, diese Orakel auch ernsthaft sagen hören, wenigstens können Sie sie in manchen neuen Modeschriften ernsthaft gesagt lesen. Unser Autor ist indessen von ihnen frei und sagt feierlich:S. 144. – H. »Andre Geheimnisse (als die seinigen nämlich) hatten die Tempelherren nicht; es ist in dem ganzen Proceß nicht die geringste Spur, daß man die Goldmacherei bei ihnen ermuthet, oder daß sie nur darüber befragt worden.« Das ganze Figment ist ein später Wahn, an den man damals nicht denken konnte, weil man zu gut die Quelle der Reichthümer dieses Ordens kannte.

Lassen Sie mich, wie jener Bauersmann, der, als er beschuldigt ward, durch böse Künste zu seinem Reichthum gekommen zu sein, nichts als die Werkzeuge seiner täglichen Arbeit vorführte – lassen Sie mich auf diese Weise nur einige historische Momente des großen und schnellen Reichthums der Tempelherren anführen. Jeder Kenner der Geschichte ist gewiß auf meiner Seite.

Also erstens und überhaupt ist bekannt, welche Raserei die Kreuzzüge für Europa waren.Man hat noch keine gute Geschichte der Kreuzzüge, die aus den Quellen geschöpft und mit Uebersicht aller Folgen dieser Züge philosophisch und historisch wäre. Man rühmt Mailly, Esprit des Croisades, ich kenne aber dies Buch noch nicht. – H. Europa verblutete sich in Asien; es warf seine Kräfte, sein Geld, seine Mannschaft dahin. Man verkaufte Güter (und die Geistlichen kauften sie), man verkaufte Freiheiten (und wer konnte, kaufte sie); mit dem Gelde ging man oder sandte es, freiwillig oder zur Büßung, nach dem heiligen Lande. Wer dabei gewann, waren die Unterhändler, der Papst, die handelnden Staaten in Italien, endlich insonderheit die geistlichen Ritterorden. Diese waren gestiftet, in ihrem und Anderer Namen Pilgrime zu beschützen und den heiligen Krieg zu führen, d. i. auf mancherlei Weise Geld aus Europa zu ziehen und sich zu bereichern; es hätte nur an ihnen gelegen, wenn sie's nicht hätten thun wollen. Also

Zweitens. Unter diesen geistlichen Ritterorden wurden die Tempelherren bald die ersten. Sie stritten im Vordertreffen und eigneten sich den Ruhm der Tapferkeit vorzüglich zu; sie hatten auch wirklich tapfre Grundsätze, die sie siegen oder sterben lehrten. Kein gefangner Tempelherr konnte anders als um Messer und Gürtel losgekauft werden; und auch ihre Feinde mußten es zugestehen, daß sie bis auf die letzten Zeiten Wunder der Tapferkeit verrichtet haben. Also waren sie vorzüglich der Orden,Ich schließe damit die andern geistlichen Ritterorden nicht aus; denn alle sind reich und sehr reich geworden; sie müssen also alle das Geheimniß der Weisheit gehabt haben, oder es hatte es keiner. – H. dem man schenkte oder ein Testament vermachte, wenn man seine Frömmigkeit im heiligen Lande anlegen wollte. Die Menge von Schenkungen, die sie in kurzer Zeit fast in ganz Europa bekamen, ist, wenn sie uns die GeschichteS. Gürtler, Anton, vom Anfange bis zu Ende. – H. nicht erzählte, beinah über allen Glauben; fast hätten sie ja ganze Königreiche erbeutet.

Drittens. Insonderheit die Zeitumstände, unter denen der Orden gestiftet ward, trugen zu seinem schnellen Wachsthum bei. Der dritte König in Jerusalem herrschte, und Europa glaubte die Blüthe seiner gewissen Hoffnungen vor sich zu sehen: sollte es also nicht steuern? nicht geben? Der erste Meister des Ordens, Hugo, muß mehr als Loyola gewesen sein, nach der Wirkung, die er auf seiner Reise überall in Europa, insonderheit in England machte. Er kam mit Schätzen und einem kleinen Kreuzzuge nach Orient, ließ aber überall Höfe und Länder zurück, die aufs Eifrigste für ihn eingenommen waren.S. Anton, S. 13-29. – H. Wer mehr als Alle für den Orden posaunte, war der heilige Bernard,Epist. 31. 175. – H. und Jedermann weiß, was dieser Mann damals in Europa galt. Ueberschwänglich lobte er den Orden; ein Lob, das er bald zurücknehmen und in ernstliche Vermahnung verwandeln mußte, das aber zur ersten Gründung seines Ruhms unendlich viel beitrug.

Viertens. Der Papst mit seinen Privilegien blieb nicht nach. Das Einzige, »an Oertern, die mit dem Interdict belegt waren, zu Zeiten Messe lesen zu dürfen«, mußte den Tempelherren viel eintragen, ob sie gleich freilich damit auch den Haß der Bischöfe sehr auf sich luden. Sie gewannen als Ritter und als Priester; und wo Beides nicht hinreichte, waren sie

Fünftens, Handelsleute. Sie kauften, liehen aus, wucherten, waren Unterhändler u. s. w. Den Geistlichen verkaufte man damals, des geistlichen Segens wegen, am Liebsten; sie waren allenthalben angesessen, hatten Geld, konnten allenthalben kaufen. Königen streckten sie Summen vor, nicht ohne Zinsen; die Procente super custibus, dampnis et interesse wurden dem König Eduard gleich berechnet. Sie waren also in die Geschäfte fast aller Länder Europens verflochten, nicht nur durch ihre Besitzungen und Schätze, sondern auch oft durch Aemter. Noch unter Philipp dem Schönen war ein Tempelherr Schatzmeister in England, ein anderer vorher erster Minister; und daß sie nicht immer gar zu gewissenhaft mit dem ihnen Anvertrauten umgingen, auch davon könnte ich Gerüchte aus der Historie anführen. So ganz ohne Grund konnten doch die so oft wiederholten Beschuldigungen von Habsucht, von Bestechungen ihrer Großmeister u. s. w. nicht sein. Also ist's gar kein Wunder, daß sie reich wurden; es wäre Wunder über Wunder gewesen, wenn sie in der Lage arm geblieben wären. Kurz, der Orden hatte zuletzt nicht weniger als 16,000 Herrschaften oder nach einem andern Schriftsteller 40,000 Commenderien und jährlich auf 2 Millionen Einkünfte,S. Ashmole, Institution of the Order of the Garter, p. 56. – H. eine Summe, die in den damaligen Zeiten mehr als königlich war. Diese zog er nicht aus Künsten der Alchymie, sondern aus Einkünften und Gütern, wie Jedermann wußte.

Sechstens. Also ergiebt sich's ziemlich, was auch ihre Verrichtungen im geheimen Capitel waren. In capitulo negotia sua contractant, sagt Matthäus Paris;P. 899. – H. nichts in der Welt Anders wußte ihnen auch selbst die Zauberkatze zu offenbaren.S. die S. 361 citirte Stelle. – H. Sie redete ihnen von reichen Ernten, von großen Besitzungen Goldes und Silbers vor; auf etwas Anders ging ihr Sinn schwerlich. Ihr Großmeister Hugo hatte eine sehr politische Idee, das Capitel auf die Nacht zu verlegen. Im Kriege war ihnen diese Zeit zu Entwürfen auf den frühen Tag, zu Streifereien, die in Orient insonderheit vor Tagesanbruch vorgenommen werden, bequem. Als höchstes Gericht über die Brüder machte die Nacht ihr Capitel zu einem Areopagus (wie ich denn dies Wort, vielleicht ziemlich freigebig, auf den Orden wirklich angewandt finde);Du Breil, Antiquités de Paris. – H. und endlich zu jeder Zeit war ihr Capitel, an einem abgelegenen Ort in stiller Nacht gehalten, ihnen eine sichre, unbehorchte Versammlung, die den Mitgliedern des Ordens Stillschweigen, den Fremden Ehrfurcht gebot und gleichsam ein Siegel auf ihre Rathschlüsse und Unternehmungen drückte. Die alte Gewohnheit ward also treulich beibehalten, auch in Zeiten und an Oertern, wo es vielleicht wenig Wichtiges mehr zu berathschlagen gab; warum sollte sie aber geändert werden?

Und nun wird siebentens offenbar, woher sich vorzüglich bei diesem Orden die Märe von Geheimnissen, von Abgötterei, Zauberei, Lasterthaten, Unmenschlichkeiten entspann. Die liebe dunkle Nacht und die Verschwiegenheit, auf die der Orden drang, hatte sie geboren. Nach Begriffen der damaligen Zeit (zumal in Frankreich nach den Manichäer- und Albigenser-Märchen) was konnte man in der finstern Nacht Anders thun, als den Teufel rufen und Hurerei treiben? Wo in einem geheimen Zimmer ein Kopf stand, mußte es ein Unhold, ein Baphomet sein, den man anbetete, mit dem man hexte. Zumal diese Leute, die aus Orient, aus den Ländern der Sarazenen kamen, ja, die sich zum Theil noch morgenländisch trugen, die ihre Brüder geheim aufnahmen und ein so strenges Stillschweigen von ihnen forderten! Erlauben Sie, mein Freund, daß ich ein kleines Verhör eben des Bruders hersetze, der nachher auf der Tortur so freigebig den Dyabolus, die Katze, den Zauberkopf, die hurenden Teufelsweiber bekennen mußte. Die Aussage, die jetzt folgt, war den Inquisitoren zu natürlich:Menard, I. 179. – H.

Frage. Wann er aufgenommen sei.

Antwort. Frühe in der Kirche, bei verschlossenen Thüren.

Frage. Ob ihm auch eine leinene Schnur gegeben worden.

Antwort. Ja, mit dem Befehl, daß er sie zeitlebens zu Nacht und zu Tage um den Leib tragen sollte, zum Andenken seines Gelübdes der Keuschheit.

Frage. Ob er einen Eid habe thun müssen, die Geheimnisse des Ordens, auch seiner Aufnahme, nicht zu verrathen.

Antwort. Ja.

Frage. Welches diese Geheimnisse seien.

Antwort. Die Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams, der Ordnung, des Stillschweigens (in Ordensgeschäften).

Frage. Ob er auch Andre habe aufnehmen sehen.

Antwort. Ja, zehn oder zwölf Brüder; alle seien aufgenommen wie er.

Frage. Ob er im Generalcapitel gewesen.

Antwort. Ja, fünf- oder sechsmal in Montpellier.

Frage. Was er da gesehen habe.

Antwort. Um Mitternacht sei man aufgestanden, habe sich versammelt; es sei Morgenandacht gehalten worden. Dann habe ein Religios gepredigt, und nachdem der sich entfernt, seien die Thüren verschlossen und das Capitel gehalten.

Frage. Was im Capitel gethan sei.

Antwort. Die Ordensregel wiederholt, daß sie keusch sein sollten, die Güter des Ordens, das Magazin des Tempelhofs gut verwalten möchten und solche Dinge. Brüder, die sich etwas zu Schulden kommen lassen, seien gestraft u. s. w.

Frage. Ob da auch ein Idol oder Bild von Gold oder Silber oder Metall oder sonst ein Menschenkopf angebetet und verehrt sei.

Antwort. Nein.

Frage. Ob auch jezuweilen eine Katze angebetet worden, eine Katze oder ein Kater, ein Rabe oder viel Raben.

Antwort. Nein.

Frage. Ob in einem der gedachten Capitel auch Weiber sich zeigten oder gezeigt haben.

Antwort. Nein u. s. w.

Sie sehen, mein Freund, die Zaubereien und Teufeleien in finstrer Nacht waren angenommenes Costüme des Zeitalters, wie es so manche Inquisitions-, Hexen- und Judenprocesse damaliger Zeit zeigen. Freilich gehörten ja auch die Teufel mehr in das Capitel eines geistlichen Ordens als – Geschäfte, die ihm die Ordensregel aufgab.Ordensregel, c. 59. – H. Nüchterne und müssige Philosophie gehörte mehr hinein als Rechnungen und Rathschläge, ohne die ein so verbreiteter, reicher, gewiß sehr wirksamer Orden gar nicht bestehen konnte! Mich dünkt, der Großmeister hatte mehr zu thun, als die Brüder über Einheit Gottes zu katechisiren. Einkünfte und Ruhm, Unternehmungen und Reichthum waren ohne Zweifel dem Orden das kostbarste Geheimniß der Weisheit; und bei manchen Rathschlägen darüber wollten sie gewiß nicht behorcht sein.

Nun sollte ich Ihnen, mein Freund, ein Gemälde vom Verfall des Ordens und seinem schrecklichen Sturz zeichnen, was ihn zuerst in der Meinung Europens allmählich heruntersetzte und zuletzt seinen Fall bewirkte. Die Facta darüber liegen aller Welt vor Augen; der Charakter ihres Anklägers, die Lage ihres Richters ist jedem Kenner der Geschichte bekannt. Einige Acten ihres Processes sind schon in extenso publicirt; um andre müßte man sich bekümmern, daß sie ganz, nicht in Extracten, publicirt würden. Wer darüber schriebe, müßte, als ob noch gar nichts darüber geschrieben wäre, ohne Liebe und Haß gegen den Orden, am Meisten ohne eine Lieblingshypothese urtheilen, die unsern Autor offenbar irre geführt hat. Es ist augenscheinlich, daß er sein Gewebe über fremde Grundfäden zusammengeschlagen, über Grundfäden, die auch zur Fortführung der Hand Dessen bedurften, der sie zog, und nicht der Hand –Es fällt auf, daß dieser Satz im Abdrucke in den Werken nicht, wie ein paar andere, ausgefallen. Nicolai bezeichnet ihn als »schändlichste Verleumdung«, durch die Herder ihn verdächtig und verächtlich machen wolle. Er forderte ihn deshalb auf, deutlich und ohne Umschweife zu sagen, was er unter Grundfäden und darunter verstanden, daß die Fortführung derselben Hand, die sie gezogen, bedürfe. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese Andeutung Nicolai's Ehre zu nahe trat, als ob Dieser sich von Andern gebrauchen lasse, da er sich bewußt war, nur »aus Wahrheitsliebe und mit völliger Unparteilichkeit« geschrieben zu haben. – D. Doch ich habe Ihre Geduld zu lange gemißbraucht. Leben Sie wohl!

 

Die Fortsetzung dieser Briefe verfolgt die Materie weiter, untersucht die Acten, die wir vom Proceß der Tempelherren haben, und legt ein Gemälde desselben gerichtlich und historisch dar. Sodann wird die Frage untersucht, ob der Orden nach seiner Aufhebung historisch-erweislich fortgedauert, ob er in andern Gesellschaften erneuert sei, ob vor Valentin Andreä Rosenkreuzer gewesen, ob die Freimäurer unter Karl I. und Cromwell mit den Levellers zusammengehangen, ob die Stelle in Ashmole's Leben ächt, ob des genannten D. Knipe Commentar darüber vernünftig sei u. s. w. Da aber den meisten Lesern an historischen Erörterungen der Art wenig gelegen sein dürfte, so bleiben diese Briefe einem andern Ort.Herder hatte die Briefe nicht weiter geführt. – D.

 


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