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Die Gefangenen in Tobolsk

In einer der leeren Straßen von Tobolsk lag ein unangestrichenes Holzhaus, und oben in der Giebelkammer versammelten sich einige der schwedischen Kriegsgefangenen. Der Tisch stand gedeckt mit eingeweichten Hechten, Pfannkuchen und Hafersuppe, und die gottesfürchtige Frau Beck, die soeben Frau Morton geholfen hatte, die Kinder im Nähen zu unterrichten, war für den Abend zur Wirtin auserlesen.

Schwere Tritte rüttelten die Bodentreppe, und unaufhörlich wurde die Türe geöffnet. Da kam Hauptmann Wreech mit seinen Andachtsbüchern, und der zurückhaltende Fähnrich Stjernflycht, der nie zu einem Lächeln bewegt werden konnte, und der lebhafte Leutnant Köhler, die alle miteinander als Schullehrer ihr kärgliches Brot verdienten. Leutnant Sprengtporten, der noch ums Handgelenk die Spuren von den Ketten im Turm zu Kasan trug, sprach so laut mit dem schönen Leutnant Rothlieb, dem Schwerenöter, daß Frau Beck ihnen fragende Blicke zuwarf. Der hinkende Hauptmann Rubzoff, der am Memelstrom dem König auf den Fersen gefolgt war, und der in der Gefangenschaft noch immer geputzte Hauptmann Vult traten herzu und untersuchten die Schnupftabakshörner, Haarbeutel, Pferdehaarperücken und Nachtmützen, die der Kornett Ennes und seine Freunde verfertigt hatten und jetzt in einem Korbe vorzeigten. Dort kam Leutnant Stralenberg, der eben von seinen Karten aufgestanden war, nachdem er den ersten Meridian über Tobolsk gezogen hatte. Die Kornette Fries, Westfeld und Toll, die singend auf den Höfen herumgezogen waren, rasselten mit ihren leeren Sparbüchsen. Rittmeister Hall, der Färber geworden war, schwang mit seinen dunkelblauen Fingern die Zuckerdüte über den Pfannkuchen. Rittmeister Ridderborg, der sich durch Sticken den Lebensunterhalt erwarb, zog aus seiner Rocktasche Knäuel von Silberdraht und stellte sie um die Schüssel herum auf wie bunte Ostereier, Leutnant Beethaber, der Goldschmied geworden war, legte auf die Tischkante einen glänzenden Dukaten zum Anschauen, – den ersten, den sie seit zwei ganzen Monaten zu sehen bekommen hatten.

Die jüngeren Leute drückten sich verzagt und steif an die Wände, die Hände im Rücken. Habermann, der gute Gymnasiast aus Wiborg, der als Knecht diente und geflickte Lederhosen trug, stellte sich verlegen dicht wider den Türpfosten, so daß Rittmeister Balek, der selber nur ein feuchtes Brauhaus zur Behausung hatte, ihn an den Tisch heranziehen mußte. Auch Bergman, der den Rang eines Kornetts gehabt hatte, aber degradiert worden war, weil er während der langen Wanderung von Poltawa seinen Vorgesetzten gedroht und geflucht hatte, hielt sich so verschämt an der Ofenkante fest, daß Frau Beck ihm von den Gerichten vorlegen und den Teller reichen mußte.

Jetzt klatschte Wreech in die Hand und fing an zu reden.

»Wir danken dir, himmlischer Vater, für deine Güte gegen uns arme, elende Gefangene, die wir jetzt alle Sonntag uns zu einer gemeinsamen Mahlzeit vereinigen können wie in alten Tagen. Nächst dir danken wir den redlichen Kameraden, die durch ihrer Hände Arbeit es dahin gebracht haben, daß wir auch mitunter unsere bedürftigsten und verarmtesten Brüder und Schulkinder speisen können. Auch hat Belau, unser einstmaliger, treuester Arzt, der jetzt in Moskau gestorben ist, uns einen Schlafrock aus Seide testamentiert, und der ist für sieben ganze Rubel und zwanzig Kopeken verkauft worden. Obwohl die Gefangenschaft uns zu heilsamer Prüfung geworden ist, werden wir doch jede Stunde gewahr, wie deine Hand mit uns ist. Wir haben dieser Tage vernommen, daß Erik Armfeldt, der in Halseisen und Ketten bis jetzt an den Festungsmauern festgeschmiedet gewesen ist, nun zur Freiheit verholfen wurde, und wir danken dir, daß Piper unsere alte Exzellenz zu einem lebendigen Glauben bekehrt hat und sie, durch die Hungersnot von menschlicher Schwachheit geläutert, nunmehr in die Gerechtigkeit deines Himmels eingetreten ist.«

Als Wreech schwieg, trat Stjernflycht vor und fuhr fort zu reden.

»Ehe wir uns niedersetzen, rufen wir dich an, Vater, für alle unsere Landsleute, die in den Schwefelgruben und Steinbrüchen fernab in der Tartarei und im Talkessel an der chinesischen Mauer verschmachten, obgleich sie nichts anderes verbrochen haben, als daß sie redlich ihrem Herrn dienten. Reiche den Kelch deiner Gnade dem armen Kriegskameraden Rühl, der seit Jahren in Schmutz und Lumpen in einem unterirdischen Gewölbe liegt, in welchem er schon seinen Freund Taube im Elend hat umkommen sehen. Schenke die Erlösung des Todes dem Hermelin, wenn es wahr ist, daß er vergraben und verlassen in einem Kloster in Astrachan verschmachtet. Stärke mit deinem Trost Seulenberg und Hay, die einzeln in ihren Erdhöhlen sitzen, tief in der Wüste, und Anders Oxehufvud, den ein deutscher Kaufmann in einen Pflug eingespannt hat gehen sehen. Gott, unser Gott! Spricht nicht Jeremias und sagt: ›Die Kinder Zions, die edlen, die purstem Golde gleichgeachteten, wie sind sie jetzt Gefäßen aus Ton gleichgestellt worden, Werken aus der Hand des Töpfers. Die Leckerbissen aßen, sie verschmachten jetzt auf den Straßen, die sich in Scharlach trugen, sie umarmen jetzt die Düngerhaufen. Unsere Verfolger waren geschwinder denn die Adler des Himmels. Die Seele unseres Lebens, der Gesalbte Gottes ward gefangen in ihren Gruben, er, in dessen Schatten wir unter den Völkern zu leben gedachten ...‹«

Der Wind schüttelte die Fensterscheiben und rauschte in dem Riedgras draußen vor dem Fenster.

»Gute Frau Beck,« flüsterte Stjernflycht, während er Stühle für die älteren Herren vorrückte, »nur einen vermisse ich noch. Das ist unser geliebter Freund Ferdinand von Kraemer, der junge Kornett. Ein reineres und pflichtgetreueres Herz hat nie in einer schwedischen Brust geschlagen, wenn ich ihn sehe, muß ich an eine kühle, klare Sommernacht denken.«

Ehe noch Frau Beck geantwortet hatte, erschien schon Kraemer mit aufgeschlagenem Mantelkragen in der Bodentreppe und richtete seine blauen Augen auf sie.

»Ich habe da unten jemand mit mir, den Sie vielleicht lieber nicht unter sich sehen möchten,« sagte er mit gedämpfter Stimme. »Es ist Leijon. Ich versuche ihn von seinem Taugenichtsdasein in den Wirtshäusern wegzulocken. Wenn wir uns nur seiner mit ein wenig Geduld annähmen ... Es ist im Grunde genommen nichts Böses in ihm ...«

»Sein leichtlebiges Gemüt ist dem unseren so unähnlich,« antwortete Frau Beck mit hartem Ton und mildem Gesicht.

»Sie müssen nicht so streng sein, Frau Beck!«

Sie beschäftigte sich am Tisch und stellte die Teller ringsum. Dann ging sie zur Tür und rief die Treppe hinunter:

»Kraemer ist ein rechtschaffener Mann, und der, der ihm recht ist, den schließt auch keiner von uns hier aus. Kommen Sie herauf, Leutnant Leijon!«

Früh ergraut, mit schwermütigen Augen und blutroten Backen vom Frost und vom Trinken, schritt Leijon über die Schwelle und bekam sofort einen Stuhl angeboten, als sei er einer der Vornehmsten. Im Anfang saß er ganz still, aber als die Mahlzeit im Gange war und Bier eingeschenkt wurde und niemand mehr daran dachte, daß er anwesend war, da packte er ganz plötzlich die widerstrebenden Hände der Frau Beck und küßte sie und erzählte, mit welch ungeheuchelter Verehrung er sie liebe. Von Stuhl zu Stuhl wanderte er mit seinem Seidel und umarmte und drückte Bekannte und Unbekannte. Schließlich ging er zu den jungen Leuten, die längs den Wänden standen, und bat sie, ihn zu duzen, und als er an seinen Platz neben Kraemer zurückkam, war sein Krug leer. Dann schlang er den Arm um Kraemer und strich seine graue Löwenmähne aus der Stirn. Jetzt schlug er mit der anderen Hand auf den Tisch, so daß es schallte.

»Wo ist die schwedische Courage hin, Burschen! Nicht das geringste frage ich nach eurem Jesus ... Soll der Leijon euch amüsieren, dann her mit einem anständigen Abschiedstrunk! Was? ... Kraemers Ehrbarkeit ... Das glaub' ich! Das glaub' ich! Aber habt ihr jemanden von Kraemers Witz sprechen hören? Man hat seine Pflicht, sagt er. Nicht im Unglück lachen ... auch nicht hingehen und sich umbringen ... Nur sitzen und seine Hosen für fünf Heller die Woche vertragen ... Nein, wißt ihr was! Ich denke so zu tun wie Stjernkors. Ich will Russe werden, auf die russische Religion schwören und huldreichst ein russisches Frauenzimmer heiraten. Bring sie nur mal her, liebe, gute Frau Beck! Bring sie nur mal her! Warum sollte es schlimmer sein hier als daheim? Ist das Gras dort grüner, ist das Stroh dort weicher?«

»Lieber Freund und Kamerad,« antwortete Kraemer mit Sanftmut. »Im Grunde genommen hast du ein gutes Kinderherz, und ich meine es so gut mit dir. Aber Heimweh ist die schwerste aller Krankheiten, und ich meine nur, wenn wir wissen, daß wir unsere Pflicht tun, dann haben wir armselige Landesflüchtige auch etwas hier in der Welt, um uns daran zu erfreuen.«

Das gelbe Haar war von seiner Stirn glatt zurückgestrichen, und Leijon nickte ihm zu.

»Uns freuen ... Ich glaube selbst, daß wir uns freuen können. Weißt du, warum sogar der Russe uns Schweden lieb hat, ja du, das ist nur wegen unserer höfischen Manieren, und weil wir seine Kinder schreiben und lesen lehren ... Denk mal, heute beim Examen ging ich in die Schule hinein und beschrieb den Kindern die Hauptstadt Mesopotamiens Krokedummelum, wo es gar keine Schlafzimmer gibt, sondern nur Kneip- und Wirtshausstuben, und wo die Wagen nicht auf Rädern rollen, sondern auf Biertonnen und Fäßchen ... Und die Dragoner und russischen Pelzhändler, die unter den Kindern auf den Bänken saßen, um ganz demütig die Gelegenheit zu ergreifen, etwas Nützliches zu lernen, sie lachten so, daß Frau Beck mich hinauswarf ... Sakra! Deswegen, siehst du, hat der Russe und die ganze Welt uns gern, weil wir hier mitten im Elend imstande sind, sowohl ihn wie ganz Sibirien zu umarmen und so heiter zu sein, daß es um uns strahlt.«

Kraemer schaute ihm tief in die Augen.

»Ach, du alter Bruder und Bierseidelheld! Ich kenne die Geheimgänge unter der schwedischen Heiterkeit!«

Aber gegen Abend fing Leijon an zu fluchen und zu wettern, als sei er der Feldmarschall in eigener Person, und Frau Becks eiskalte Hand nahm leise das Bierseidel aus der seinen.

»Ich halte kein Trinkhaus!« sagte sie barsch. »Und wir sind nicht zusammengekommen, um in Schwelgerei und Sünde zu leben!«

Kraemer fiel ihr rasch in die Rede, damit Leijon die strengen Worte nicht höre, und machte, daß er ihn aus der Kammer hinunter bekam.

»Ich will auf den Friedhof gehen!« rief Leijon. »Daneben liegt die beste Wirtschaft. Glück und Heiterkeit schenken Gesundheit und langes Leben.«

»Du kannst von hier aus den Friedhof sehen unten am zugefrorenen Flusse. In der Nähe liegt kein einziges Haus.«

»Ich will hinuntergehen und sehen, ob das Gras aufgegangen ist, das wir über Rääfs kleinem Sohn gesät haben.«

Kraemer schüttelte den Kopf und faßte ihn unter dem Arm. Ein schneidender Nordwind pfiff von der öden Tundra her, und kein Wanderer war zu sehen. Der Schnee war vom Wege weggefegt, und stillschweigend schritten die beiden Freunde voran. Schon aus der Ferne lasen sie in der Dämmerung die weiße schwedische Schrift auf den Holzkreuzen.

»Bleib' stehen und lies laut, Bruder Kraemer! Einer meiner Verwandten soll in der Ukraine und einer in Bender liegen, wir haben während fünfzehn Jahren schwedische Knochen vom Eismeer bis zum Archipel umhergestreut ...«

Kraemer packte ihn am Mantel.

»Ich sage dir: komm! Es ist Unsinn.«

»Das Gras ist weggefroren ... Sag mir, sag mir! Sind sie auch nicht zu Hause, die Toten? Sind sie auch nicht zu Hause, die in der Erde liegen? Sprich mit mir, Kraemer! Du kannst das Meer züchtigen. Du bringst so eine Ruhe mit dir.«

»Schweig, schweig, und laß mich aus dem Spiel! Ich will dich nicht anhören. Grüble nicht über so was, sondern laß uns lieber statt dessen unserer Pflichten gedenken!«

»Aber ich frage dich, werden wir dereinst nicht zu Hause sein, wenn wir tot im Schoße Gottes schlafen? Zu Hause, zu Hause, verstehst du das Wort ... zu Hause. Werden wir nie, nie nach Hause kommen?«

»Du weißt nicht, mit wem du sprichst, Leijon! Ich bin schwächer als du!«

»Zu Hause ... Nicht wahr, du hast auch über das Wort gegrübelt. Du bist gegangen und hast es leise vor dich hin gesagt ... zu Hause, zu Hause! Es fängt damit an, daß das Kind die Nägel und Splitter am Fußboden zählt ... Das Heim, siehst du, das ist etwas, was mit einem kleinen Samen anfängt und mit einem großen Baum endigt. Es fängt mit dem Kinderzimmer an, dann wächst es und wird mehrere Zimmer und ein ganzes Haus, eine ganze Gegend, ein ganzes Land ... und außerhalb des Landes verlieren sogar die Luft und das Wasser ihren erquickenden Geschmack ... Kannst du mich nicht dessen versichern, daß unsere Kameraden, die hier unter uns in dem fremden, steinigen Boden liegen, zu Hause sind?«

Kraemer zog ihn immer heftiger an den Kleidern.

»Geh von hier weg, sag' ich dir! Es ist unsere Pflicht, von so etwas Zwecklosem nicht zu sprechen, sondern der Mannschaft mit christlicher Geduld ein gutes Beispiel zu geben.«

»Aha, jetzt bist du aber schön in die Falle gegangen! Meiner Treu ... Glaubst du, ein lustiger Soldat geht im Ernste ans Trauern? Dann kennst du mein Bettlerlied nicht, das ich aufgesetzt habe, um es in den Höfen zu singen, wenn ich zuweilen eines Pfennigs bedarf.«

Er ging den Fahrweg, immer weiter und weiter den Fluß entlang, und Kraemer, der an der Umzäunung des Friedhofes stehen geblieben war, hörte ihn sein Bettlerlied anstimmen:

Auf Upsalas Ebene steht
Ein Häuschen, das freundlich dir lacht,
Wo jedweder Tag, jede Nacht
Im Ahornbaum weht.
Und zogen sie rasch auch dahin,
Sind viel doch der Jahre gegangen,
Und ich, der ich hier bin gefangen,
Ich ging – und blieb weg!

Immer entfernter klang das Lied durch den Sturm.

Die Stimme ist gänzlich vertrunken,
Und blätterig ist meine Zungen,
Doch gibst du ihr Schnaps zu verschlingen,
Beginnt dir die Kehle zu singen!
Laßt sieben der Gläser mich trinken.
Und schenkt in das eine den roten,
Denn sieben Jahr hat mir geboten
Der Löwe von Juda!
Zwölf Wunden mein Auge sah bluten,
Doch nie den Mut ich verlor,
Wenn's kalt, auf Schneeweh'n ich fror,
Und Hunger erlitt ich von je.
Zwölf Kämpen, die färbten verwegen
Mit Herzblut mir rot meinen Degen.
Und dieser wohl fester nie stak
Als jetzt bis zum Heft in dem Sand
Bei Dnjeper am Strand.
Zwölf Münzen entnehmet dem Sack,
Dem Krieger sie legt in die Hand,
Die größten und auch die besten,
Um welche man täglich betrat
Die Walstatt zum Kampf mit dem Nächsten,
Rex Carolus vivat!

Die Stimme verhallte, und allein kehrte Kraemer in seine arme aber saubere Kammer zurück, wo kaum ein Stäubchen auf dem Tische zu finden war. Er kleidete sich aus und ging zu Bett, konnte aber nicht schlafen. Ein ums andere Mal fuhr er auf und lauschte. – »Es ist nur der Wind,« dachte er und zog die Decke bis an die Stirn. Aber nach einem Weilchen saß er wiederum wach im Bett. Es war ihm, als hätte jemand Sand an die Fensterscheiben geworfen.

Er machte das noch brennende Talglicht aus und ging im bloßen Hemd an das Fenster.

Als er es öffnete, sah er auf der Straße einen kleinen Mann, der ihm unaufhörlich zuwinkte. Er erkannte an dem Schafpelz und den Halbstiefeln, daß es ein russischer Bauer war.

»Kleiner Vater,« sagte der Bauer, »ich bin dir oft in Gesellschaft des heiteren Leutnants Leijon begegnet... Nie hat mir der Mann etwas anderes als Freude bereitet. Es war nun so, daß er bei meiner Frau und mir lange gewohnt hat. Obwohl er beinahe nie bezahlte, hatten wir ihn herzlich gern, und abends erzählte er uns, wie er und der schwedische König in den Wäldern Polens die Rachen großer Leoparden und Heliofanten und anderer widerspenstiger, tierartiger Zuchtruten aus der Hölle aufgebrochen hätten... Freilich konnte er sich zuweilen in den Kellerraum setzen und schweigen, aber bekam er alsdann ein oder ein paar Gläser, so wurde er bald wieder derselbe gute Witzbold...«

»Ach, die Schweden!« murmelte Kraemer. »Habe ich nicht immer gesagt, daß ich die geheimnisvollen Gänge unter der schwedischen Heiterkeit kenne!«

»Kleiner Vater, da jetzt der Leutnant heute abend nicht zu uns kam, ging ich nach der Scheune, wo er seine Schlafstätte hatte... Und da lag er auch. Er hatte sich selbst umgebracht. Die viele Heiterkeit wurde ihm wohl zuletzt zu schwer zu tragen...«

Am nächsten Morgen zeichneten die Gefangenen in ihre Tagebücher den Tod Leijons ein. Dazu bemerkten sie, daß Kraemer während der Dunkelheit aus seinem Quartier verschwunden sei. Niemand hörte auch später irgend etwas von ihm, und niemand fand seine Spur auf, aber zur Mannschaft sagten die Offiziere:

»Er hat sich zu den Seinen nach Hause gerettet!«


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