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Maseppa und sein Gesandter

In einem prächtig geschmückten Schlafgemach stand ein Himmelbett mit Federbüschen an den Ecken. Hinter den zur Hälfte zusammengezogenen Vorhängen lag ein dreiundsechzigjähriger Greis, die Decke bis unter den Bart heraufgezogen und das lange, weiße Haar übers Kissen ausgebreitet. Die ganze Stirne war von einem Pflaster überdeckt. Es war Maseppa.

Neben dem Bett lagen auf dem Teppich zwischen Medizinflaschen einige lateinische und französische Dichtwerke, und an der Tür führte ein kleiner, vertrockneter Pfarrer ein flüsterndes Gespräch mit zwei grüngekleideten Boten vom Zaren Peter.

»Er vernimmt ihre Worte kaum,« flüsterte der Pfarrer und warf einen traurig forschenden Blick nach dem Kranken. »Er selbst liegt ganze Stunden sprachlos, wer konnte ahnen, daß der lebensfrohe Alte so plötzlich aufs Sterbelager geworfen werden sollte!«

»Iwan Stephanowitsch!« sagte mit erhobener Stimme der eine der Fremdlinge und näherte sich dem Bett. »Unser edelgesinnter Zar, dein Herr, läßt dich grüßen. Erinnerst du dich? Die drei von deinen Kosaken, die sich zu ihm schlichen und ihm erzählten, daß du im geheimen einen Aufruhr gegen seine Oberherrschaft vorbereitetest, die hieß er fesseln und dir als Freundesgabe zurücksenden. Iwan Stephanowitsch, er vertraut auf deine Treue.«

Maseppas Augen öffneten sich matt, und die Lippen bewegten sich, aber er versuchte nur ein unverständliches Flüstern hervorzustammeln.

»Wir verstehen dich,« riefen die Boten gleichzeitig. »Wir verstehen dich. Du segnest ihn und dankst ihm für seine Gnade, und wir sollen ihm sagen, daß du von deinen Jahren gebeugt bist, und daß du schon alle deine Gedanken auf das gerichtet hast, was nicht mehr von dieser Welt ist!«

»Ich fürchte,« murmelte der Pfarrer abgewandt, »daß es hier bald zu Ende ist.«

Die Boten nickten wehmütig und entfernten sich rückwärts aus dem Schlafgemach.

Sobald sie draußen waren, verriegelte der Pfarrer die Tür.

»Sie sind weg!« sagte er.

Maseppa richtete sich auf und riß das Pflaster von der Stirn und warf es weit weg über den Teppich. Es strahlte und blitzte lustig in seinen dunkeln, weitoffenen Augen. Die Röte stieg und verschwand von seinen Wangen, und unter der schön gebogenen Nase glänzten die Zähne so weiß und frisch wie die eines Jünglings. Er stieß die Decke weg, und von Kopf bis zu Fuß fertig angezogen, in Leibrock und Stiefeln und Sporen, sprang er aus dem Bett und kniff den Pfarrer scherzend in die Seite.

»Du kleiner Diebspfaff, du! Du Landstreicher! Diesmal haben wir es nicht so dumm gemacht. In Moskau wird man glauben, daß der alte Maseppa altersschwach und ungefährlich daliegt. Gott sei seiner frommen Seele gnädig! Hahahei! Du kleiner Diebspfaff, du! Du Erzgauner!«

Der Pfarrer lachte trocken. Er war ein abgesetzter Bischof von Bulgarien, und sein runder Kopf mit der kurzen Nase und den tiefliegenden Augen glich einem Totenschädel.

Maseppa wurde immer ausgelassener.

»Maseppa sterbend! Jawohl, fragt nur seine Geliebten! Fragt nur! Nein, du mein großer, moskowitischer Zar, jetzt will ich leben und dich los werden.«

»Der Zar mißtraut dir, Herr, aber er will dich mit Edelmut entwaffnen. So kann er sein.«

»Und damit wäre ich besiegt, hätte er mich nicht eines Nachts am Tisch, als wir betrunken waren, aufs Ohr gehauen. Ich schätze mein Ohr gerade so heilig wie seins, und einen Schimpf kann ich niemals verzeihen. Der bleibt in der Seele sitzen und frißt und nagt. Bin ich nicht ein König von Geburt, so bin ich es im Gemüt. Und was will er mit seinen deutschen Röcken für meine prächtigen Kosaken! Jetzt zur Sache! Erzähle deine Abenteuer, du Lügner!«

»Herr, als Bettlermönch verkleidet, ging ich die Wege entlang dem Hauptquartier der Schweden zu, aber mitunter setzte ich das Wirtshausmädel aufs Knie und die Kanne auf die Tischkante, und wenn ich dann hinunterschaute und die Zehen aus meinem zerrissenen Schuh herausgucken sah, dachte ich bei mir: Dies ist Maseppas Gesandter!«

»Na, wie fandest du den Stutzer?«

»Den Stutzer?«

»Natürlich! Der Schweden Majestät! König Carol! Glaubst du nicht, daß er gerade so viel mit seinen verrußten Lumpen prahlt, wie irgendein französischer Riechwasserprinz mit seinen seidenen Strümpfen? Und er besitzt diesen wunderlichen nordischen Leichtsinn, der immerfort mit der Reitpeitsche knallt und ruft: Bah, das ist gar nichts! ›Schadet nichts!‹ – Er hat nie ein Unglück länger als eine Nacht betrauern können. Das ist das Geheimnis seiner Kraft gewesen. Wehe ihm und seinem Schicksal, wenn er einmal Nacht für Nacht schlaflos dasitzt! Ich bin neugierig, ihn zu sehen. Ich sehne mich danach. Aber so sprich doch!«

»Erst fand ich ihn in Perücke und Rüstung auf dem Halstuch oder der Schürze des Wirtshausmädels, oder auf dem Glas, aus dem ich trank, oder auf der Mehlspeise, von der ich aß, und auf Tischdecken und Truhendeckeln und Tabaksdosen und Marktbuden. Niemand sprach von etwas anderem als von ihm, und die Kinder stellten sich auf und spielten schwedischen Gottesdienst. Die alten Bauern nannten ihn den von Gott selbst erkorenen Schwertpapst der Protestanten und nahmen dabei die Hüte ab.«

»Na ja, aber wie fandest du ihn selbst, als du zum Hauptquartier kamst?«

»Ich warne dich. Ich prophezeie Mißgeschick. Ich sah die Vorzeichen. Ich fand ihn aufgeblasen und hochmütig ...«

»Wie ein großer Charakter, welcher die Welt zu verkennen beginnt ...«

»Marlborough verließ nach der Audienz in Sachsen sein Lager mit einem Achselzucken, und die Souveräne fangen an ihn hinter seinem Rücken auszulachen ... Seine eigenen Generale sind ermüdet.«

»Er ist ein Pöbelheld geworden, meinst du. Was dann! Einen solchen Mann brauche ich, um die wilden Horden zu sammeln. Wenn du mir nicht versicherst, daß du ihn hast speisen und trinken sehen, kann ich nicht glauben, daß er ein lebender Mensch ist. Dann muß ich sagen: Der Schweden junger Fürst fiel im Siegestaumel bei Narwa, aber sein Schatten reitet immerwährend vor den Truppen einher, und der Schnee fällt und fällt, und die Trommeln wirbeln und rollen, und die sich lichtenden Bataillone wissen nicht und verstehen nicht, wohin er sie führt. Wenn die Feinde ihn mitten im Pulverrauch erkennen, senken sie abergläubisch die Musketen und wagen nicht zu schießen, und er merkt nicht, daß er mitunter Leute niedermäht, die sich anschicken, auf die Kniee zu fallen. Besoldete Meuchelmörder werfen die Waffe weg bei seinem Anblick und geben sich selbst zu erkennen, – – und er läßt sie unbestraft von dannen gehen. Rede nicht zu ihm von Staaten und Traktaten! Er kämpft nicht um Eigentümer wie die Menschen; er führt Gottes Schwert, um zu rächen und zu belohnen. Was verlangte er neulich beim Friedensschluß als Siegerlohn? Geld? Land? Von Österreich verlangte er einen Kammerherrn, der ihn an der Tafel verleumdet hatte, und einen Schwarm russischer Soldaten, die dorthin über die Grenze geflohen waren ... und Gewissensfreiheit für die Protestanten. Von Preußen forderte er Gefängnis für einen Obersten, der dem Zaren Ratschläge gegeben hatte, und Landesverweisung für einen Schreiber, der seine Forderung gegen die Pietisten belachte ... Von Sachsen forderte er Patkull und alle schwedischen Überläufer, aber Freiheit für die Prinzen Sobieski und alle Sachsen, die zu den Schweden übergegangen waren. König August selbst zwang er, die alten polnischen Regalien in einen Samtkoffer einzupacken und sie dem König Stanislaus zu schicken. Nachdem er jetzt König August in Polen abgesetzt hat, will er den Zaren absetzen oder ihn zum Zweikampf fordern, aber ihre Kronen und Regierungsgeschäfte will er nicht einmal als Geschenk entgegennehmen. Seit dem Altertum hat kein seltsamerer Mann ein Schwert oder ein Zepter geführt!«

Maseppa hatte, während er redete, so fest um den einen der Bettpfosten gegriffen, daß die Federbüsche des seidenen Himmels wackelten, aber der Pfarrer hob drei Finger und antwortete.

»Ich habe dich gewarnt! Alles, was er anrührt, weiht er dem Elend und dem Tod. Aber er ist der Schutzpatron der Abenteurer. Er hat dem Abenteurer Standhaftigkeit und Größe verliehen. Auch du, Herr, bist ein Abenteurer, und ich selbst bin der schlimmste Abenteurer von euch allen. Deshalb will ich mich fügen.«

Er ließ die Hand sinken und näherte sich mit unehrerbietiger Vertraulichkeit.

»Du, Iwan Stephanowitsch! Hat es dich niemals gewundert, daß ich meine Wege gerade zu deinem Tor lenkte?«

»Du wurdest von deinem Bischofsstuhl heruntergejagt wegen deiner Untreue und deiner Streiche. Zunächst galt es einer kleinen Dieberei von geringer Bedeutung. Am Ikonostas saßen ein paar Smaragde ... die du durch Glasstücke ersetztest und in aller Stille verkauftest, um etwas behaglicher und eines Dieners der Kirche würdiger leben zu können.«

»Laß uns nicht mehr davon reden! So hörte ich von Maseppa, dem früheren Pagen am Hofe Johann Kasimirs, der in seiner Puderperücke dem verführerischen Geschlecht so lange den Hof machte, daß ein eifersüchtiger Ehemann ihn schließlich nackend auf einen Pferderücken band und ihn in die Wildnis jagte. Und dort gründete er sich seine Abenteurergewalt. Sankt Andreas schütze dich, Maseppa! Ich brauchte einen kleinen Herrn, der sich schämte, einen guten Kopf abzuhauen, und der mich in Ruhe meine Griechen und meinen Machiavelli lesen ließ, und dem ich sagen konnte: Topp, mein Alter! Das Ganze ist ein Schattenspiel, auch: daß du der Herr bist und ich der Diener. – Deshalb ging ich zu dir. Aber das Abenteurerblut kann nicht sitzen. Und es ist deines wassergemischten Weines überdrüssig, denn du bist ein großer Geizhals, Maseppa, und sintemalen du jetzt an einem großen Geldgeschäft in Musketenkugeln grübelst, folge ich dir. Und sintemalen der schwedische König nicht länger auf seine Generale hört und nicht auf die kniefälligen Briefe seiner Großmutter und seines Volkes, und weil der gefährlichste Weg hierher geht, will er dein Anerbieten wegen eines Bundes annehmen. Mit dir und deinen Kosaken will er gegen deinen Herrn ziehen. Hier sind die Papiere.«

Der Pfarrer schüttelte seinen Talar ab und stand in Kosakenuniform mit Pistolen am Gürtel da, und aus der Brust zog er einige zusammengefaltete Papiere hervor.

Maseppa erbleichte und nahm sie und hielt sie lange an seinen Mund gepreßt, während er die Stirne senkte und sich verbeugte wie vor einem unsichtbaren Heiligenbild.

»Die Trommeln! Die Trommeln!« stammelte er erregt.

Aber als der Pfarrer zur Tür gelangt war, hielt er ihn zurück.

»Nein, laß die Trommeln nicht vor morgen rühren.«

Darauf ging er an einen einfachen Holztisch in einem kleinen Nebenzimmer und setzte sich über seine Rechnungsbücher. Er ließ seine Vögte versammeln und rechnete und rechnete und schrieb größere Sparsamkeit in der Milchkammer vor. Halb ein lustiger Raubritter und halb ein gelehrter, aber sparsamer Gutsbesitzer, überwachte er schließlich das Packen seiner vielen Koffer und Kisten. Mitunter bückte er sich selbst und half mit. Zu allerletzt zog er am nächsten Morgen eine altmodische und sehr schmucke Kosakentracht an. Hitzig und eifrig sprang er vom Stuhl, sobald er sich gesetzt hatte, aber vor dem Spiegel blieb er wohl eine ganze Stunde stehen und fuhr sich dann und wann mit seinen kleinen, feinen Händen durch den Bart.

Erst als er die Musik hörte, stieg er in den Sattel und hielt beständig seinen Schweißfuchs in Galopp.

*

Als er nach einiger Zeit zu den Schweden gelangt war und eines Morgens bei Schneegestöber im Gefolge des Königs ritt, ereignete es sich, daß der Pfarrer wie von ungefähr das Pferd an seiner Seite anhielt. Ringsum zogen die Truppen vorbei, mit Schmutz überspritzt und mit zugedeckten Waffen und Kanonen, damit sie nicht rosten sollten. Die Troßwagen rasselten mit ihrer Last von Proviantsäcken und Kranken, mitunter auch mit einem verhüllten Sarg. Zuhinterst wurden Herden von zusammengetriebenem Vieh geführt. Betrunkene Saporoger, galoppierende Kosaken und eifrig trommelnde polnische Walachen ritten in grünen und roten Mänteln und mit hohen Messinghelmen, an denen Schellen klingelten. Einige schwangen mit Troddeln verzierte Piken und Bogen oder lange Feuersteinbüchsen, mit Silber und Elfenbein eingelegt. Andere spielten auf sonderbar klagenden Holzpfeifen. Es war ein bunter Märchenzug, der auf ungebahnten und unbekannten Wegen, über gefrorene Sümpfe und unter beschneiten Tannen gegen das rätselhafte Morgenland zog.

»Maseppa,« begann der Pfarrer leise. »Du versprachst, mit dreißigtausend Kosaken zu den Schweden zu stoßen, aber kaum viertausend folgten dir.«

Maseppa hielt immerfort seinen Schweißfuchs im Galopp und nickte schweigend, und der Pfarrer wurde nicht müde, ihn zu necken.

»Vorgestern lief die Hälfte von ihnen ihres Weges. Gestern liefen noch mehr davon weg. Bald hast du nur ein paar hundert Kerle, nur die Knechte, die deine Koffer und deine zwei Tonnen Gold bewachen. Dein Aufruhr wurde verraten, deine Städte sind verbrannt, deine wenigen Getreuen auf Brettern festgenagelt und in die Flüsse geworfen. Bald bist du nichts als ein schmucker Reiter im Gefolge des Schwedenkönigs.«

Da Maseppa schwieg, fuhr der Pfarrer fort:

»Heute will ich dich auch verlassen, denn das Dünnbier der Schweden schmeckt mir zu säuerlich, und die Zehe guckt wieder zu weit aus meinem Schuh heraus. Dein Gesandter braucht einen reicheren Herrn. Leb wohl, Iwan Stephanowitsch!«

Maseppa antwortete:

»Solange ich meinen Kopf und meine Philosophie habe, bleibe ich Maseppa. Während meine Kosakenleute umkehrten und wegliefen, ließ ich den Hetmanstab und die Keule vor mir hertragen und ritt vor dem König, als ob ich über die Millionen des Xerxes gesetzt wäre. Und er, mit seinem verarmten Reich, seinen unzufriedenen Generalen und seiner sinkenden Sonne, empfing mich wie der glücklichste unter den Fürsten. Was kümmert das auch ihn und mich, wie viele hinter uns reiten! Er hat genug der königlichen Ehren, er will auch Mensch von Gottes Gnaden sein. Er denkt an die Geschichte wie ein Verliebter an seine Liebste: er will ihre Gunst nicht durch seine Geburt gewinnen, sondern durch seine Person. Wenn wir beide, er und ich, eines Tages die zwei letzten Überlebenden sind und in einer Erdhöhle in der Steppe sitzen, werden wir doch fortfahren, Philosophie zu reden und einander zu behandeln wie bei einer Krönungstafel.«

»Du sprichst von seiner sinkenden Sonne. Du hast die Vorzeichen gemerkt, auch du! Er kann nicht mehr reden, ohne zu prahlen wie ein Troßknecht.«

»Es ist leicht, bescheiden zu sein, so lange alle einen loben.«

Maseppa warf seinen weißlockigen Kopf mit stolzer Verachtung zurück und galoppierte zum König, der den Hut abnahm und sich im Sattel immer wieder verbeugte.

Ringsum lärmten einige der Generale so laut wie möglich, damit der König sie höre.

»Wenn ich nach Moskau komme,« sagte Anders Lagerkrona, »werde ich meine Reithosen im Gesäß mit der Schlafmütze des Zaren flicken.«

»Pfui!« antwortete Axel Sparre. »Es ist eine alte Prophezeiung, daß ein Sparre einmal Statthalter im Kreml werden wird.«

»Hierher!« riefen die Fähnriche. »Erschießt jeden, der es wagt und einen so großen und erhabenen Fürsten hindern will, hinzuziehen, wohin es ihn gelüstet.«

Der König lächelte und summte: »Der Russe soll springen, der Russe soll springen!«

Aber als die Sprechenden nicht länger von ihm gehört wurden, veränderte sich ihr Wesen, und sie wurden zerstreut und schwermütig.

»Majestät!« rief da Maseppa in sprühendem Latein und mit glänzenden Augen. »So weit dringen die siegenden Waffen Eurer Majestät vor, daß wir eines schönen Morgens wohl kaum acht Meilen bis Asien haben werden.«

»Hierüber dürften wohl die Gelehrten streiten,« antwortete der König erheitert, aber nach den lateinischen Worten suchend und den Blick auf die weißen, anmutig beweglichen Hände Maseppas geheftet. »Ist die Grenze nicht weit entfernt, dann müssen wir hingehen, um sagen zu können, daß wir auch in Asien waren.«

Die Stimmen verhallten, und der Pfarrer hielt sein Pferd an.

»Asien,« murmelte er, »Asien liegt nicht mitten in Europa. Aber reitet nur zu, ihr meine abenteuerlichen Herren! Ich habe so oft Namen und Kleider gewechselt, daß keiner von euch Schweden jemals wird aufzeichnen können, wer ich war. Aber vergeßt nicht, daß es der Bettlermönch, daß es der Landstreicher, der Gesandte Maseppas war, der durch seine listigen Unterhandlungen seine blaugefrorenen Finger auf euer und eures Halbgottes Schicksal legte und euch in die Wüsteneien wies. Du hast recht, König Carol, und du Maseppa. Alles, alles beruht schließlich auf einzelnen Menschen.«

Es schneite und schneite, und er saß unbeweglich auf seinem mageren Pferd, während die Bataillone vorbeizogen, schweigend und geduldig. Als die hintersten Soldaten sich umdrehten und nach dem unbekannten, einsamen Reiter sahen und seinen kleinen zusammengedrückten Totenschädel erblickten, überfiel sie die Angst, und sie beschleunigten ihre Schritte.


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