Johann Peter Hebel
Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes
Johann Peter Hebel

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Teures Spässlein

Man muss mit Wirten keinen Spass und Mutwillen treiben, sonst kommt man unversehens an den Unrechten. Einer in Basel will ein Glas Bier trinken, das Bier war sauer, zog ihm den Mund zusammen, dass ihm die Ohren bis auf die Backen hervorkamen. Um es auf eine witzige Art an den Tag zu legen und den Wirt vor den Gästen lächerlich zu machen, sagte er nicht: »das Bier ist sauer«, sondern »Frau Wirtin«, sagte er, »könnt' ich nicht ein wenig Salat und Öl zu meinem Bier haben?« Die Wirtin sagte: »In Basel kann man für Geld alles haben«, strickte aber noch ein wenig fort, als wenn sie's wenig achtete, denn sie war eben am Zwickel. Nach einigen Minuten, als unterdessen die Gäste miteinander diskurierten, und einer sagte: »Habt ihr gestern das Kamel auch gesehen und den Affen?« ein anderer sagte: »Es ist kein Kamel, es ist ein Trampeltier«, sagte die Wirtin: »Mit Erlaubnis« und deckte eine schneeweisse Serviette vom feinsten Gebilde auf den Tisch. Jeder glaubte, der andere habe ein Bratwürstlein bestellt oder etwas, und »es ist doch ein Kamel«, sagte ein dritter, »denn es ist weiss, die Trampeltiere sind braun.« Unterdessen kam die Wirtin wieder mit einem Teller voll zarter Kukümmerlein aus dem markgräfischen Garten, aus dem Treibhaus, fein geschnitten wie Postpapier, und mit dem kostbarsten genuesischen Baumöl angemacht, und sagte zu dem Gast mit spöttischem Lächeln: »Ist's gefällig?« Also lachten die andern nicht mehr den Wirt aus, sondern den Gast, und wer wohl oder übel seinen Spass mit zehn Batzen fünf Rappen Baseler Währung bezahlen musste, war er.

 


 


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