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Dankworte

Ansprache, gehalten bei Verleihung des Goethe-Preises im Goethehaus zu Frankfurt am Main am 28. August 1932.

Wir befinden uns im Innern eines deutschen Nationalheiligtums, nicht eines Tempelbaues etwa kalter Pracht und alabasterner Unnahbarkeit, sondern eines Heiligtums herzlicher und intimer Art, das von sich aus nicht prätendiert, ein solches zu sein. Dies ist ein natürliches, nicht ein künstliches Heiligtum, aus dem Kulturboden unseres Volkes emporgeworden, weil hier noch der Geist eines göttlichen Knaben und seiner bürgerlichen Eltern lebt, aus deren Verbindung ihn die Weltlenkung hat hervorgehen lassen. Nichts darf einem Volke heiliger sein als solche Erinnerungsstätten, wo es selbst aus seiner göttlichen Wesenheit überirdische Blüten getrieben hat: so die Geburtsstätte Johann Sebastian Bachs in Eisenach, in Marbach das Schillerhaus und das Beethovenhaus in Bonn.

An dieser geweihten Stätte, die ich liebe wie keine andere, haben Sie mir, Herr Oberbürgermeister, die Urkunde einer Preiserteilung überreicht, im Namen dessen, der heute vor hundertunddreiundachtzig Jahren in diesem Hause der Welt geschenkt wurde. Da der selige Knabe – und darin beruht der besondere und bestrickende Zauber dieses geweihten Ortes – hier noch immer und überall gegenwärtig ist, so wird er auch diesem Ereignis beiwohnen. Wem würde es nicht ebenso gehen, wenn ich erklärte, ich sähe ihn, sähe den Knaben Wolfgang, den staunenden Blick seiner dunklen Götteraugen auf mich gerichtet? Alter Mann, was brauchst du noch Preise, scheint er zu sagen, der du ein Leben genossen und hinter dir hast?! – Um deinetwillen! geb' ich zurück.

Und ihm, in der Tat, der diese Treppen, Gänge und Zimmer, kurz: dieses ganze Gehäuse mit ewiger Jugend beseelt, reiche ich Ehre und Gold zurück, so wie man einen Knaben aus Liebe beschenken mag, und rate ihm, beides in das Sanktuarium seiner Kindheit, das Denkmal seines frühen Werdens, sein einstiges Rüstzeug und Spielzeug – was ist einem Knaben nicht Spielzeug?! – einzubauen. Und nicht zu vergessen: in die Seele seines Volkes, von der man nur wünschen mag, daß sie mehr und mehr mit ihm eins werde.

Nehmen Sie diese wenigen Worte freundlich entgegen als meinen schlichten und herzlichen Dank!


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