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Aus dem Roman »Die Insel der großen Mutter«

 

I

Leise Göttertritte hallen
durch der heil'gen Haine Rauschen.
Oh, mit keiner wollt' ich tauschen, –
die Glückseligste von allen.
Wie des Glutbergs hoher Gipfel
da und dort mit Mächten drohet,
in erhabnen Nächten lohet
durch der schwülen Bäume Wipfel,
also tut mein Herz und zehret,
in sich selbst gewalt'gen Brandes,
von den Nächten dieses Landes,
seinen Tagen, glanzverkläret.
Und der Genius durchschreitet
nächtlich bebendes Gelände,
unterm Tritte meine Hände,
wohlbeschirmt und wohlgeleitet.
Trinkt die Glut aus allen Träumen,
welche mir vom Herzen zittern.
Kühl vom Weltmeer steigt ein Flittern
und der Brandung tiefes Schäumen.

 

II

Warum legst du Diamanten,
Liebling, in den Schoß der Blinden?
Nichts als Steine wird sie finden
und sich ritzen an den Kanten.
Schenke sie doch meinen Augen,
die nach ihren Blitzen dürsten,
die dich grüßen, ihren Fürsten,
und, an dir erprobet, taugen,
einer Sonne zu begegnen:
und bereit, dich so zu nennen!
laß mich blicken und verbrennen,
und ich will dich, Liebster, segnen.

 

III

Iphis, du Himmelstochter!
Iphis!
Du erschienst
hoch über uns
auf deinem goldhufigen Zebu,
auf deinem Zebu mit goldnem Gehörn.
Hoch über uns erschienst du
auf der morgendlichen Klippe
im Glanz.
Um dich war Glanz.
Es zuckte deines silbernen Bullen Haut.
Er schnaubte Silbernebel
aus seinen Nüstern,
Wolken von Silber
aus seinem rosenfarbenen Maul.
Segne uns, Iphis,
Himmelstochter!

 

IV

Ruht, ihr Mütter, von den Mühen
aus nun unter Mondesglühen.
Schmecket Trank und schmecket Speise
mit den Augen, mit dem Munde.
Von der Lebenswunderreise
rastet ihr in dieser Stunde.
Denkt, daß, was sie heut bescheret,
niemals, niemals wiederkehret.

 

V

Heilige Mütter!
Gebärerinnen des Himmelssohnes Bihari Lâl,
von Gott erkannt, den Gott gebärend!
Gebärerinnen der Himmelstöchter,
die ihr wandelt
über den Kelchen der Blumen,
durch die Berührungen eurer Sohlen
Farben streuend.
Gebt eure Lippen dem Baum,
er wächst und blüht.
Bald wird der Fall von Früchten
wie Klang von Pauken
den Boden erschüttern.
Euer Kuß erwecke den Fels,
daß kristallene Flut aus ihm bricht,
Himmelsflut, eure Kinder zu nähren,
himmlisch,
wie die Milch eurer Brüste himmlisch ist.


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