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§ 286-290. Welche Theile des Körpers sind mehr oder minder empfänglich für die Einwirkung der Arzneien?

§. 286.

Die Wirkung der Arzneien in flüssiger Gestalt auf den lebenden menschlichen Körper geschieht auf eine so eindringliche Art, verbreitet sich vom Punkte der mit Nerven begabten, empfindlichen Faser aus, worauf die Arznei zuerst angebracht wird, mit einer so unbegreiflichen Schnelligkeit und Allgemeinheit durch alle Theile des lebenden Körpers, daß man diese Wirkung der Arznei eine fast geistige (eine dynamische, virtuelle) nennen muß.

§. 287.

Jeder Theil unsers Körpers, der nur Tastsinn besitzt, ist auch fähig, die Einwirkung der Arzneien aufzunehmen, und die Kraft derselben auf alle übrigen Theile fortzupflanzen.

§. 288.

Außer dem Magen sind Zunge und Mund die empfänglichsten Theile für die arzneilichen Einwirkungen; doch ist auch das Innere der Nase, der Mastdarm, die Zeugungstheile, so wie alle vorzüglich gefühligen Theile unsers Körpers, zur Aufnahme der Arzneiwirkung fast gleich geschickt, daher auch hautlose, verwundete oder geschwürige Stellen den Kräften der Arzneien eine fast eben so eindringliche Einwirkung auf den Organism verstatten, als wenn die Arznei durch den Mund eingenommen worden wäre.

§. 289.

Selbst die Theile, welche ihren eigenthümlichen Sinn verloren haben, z. B. eine Zunge und Gaumen, die den Geschmack, oder eine Nase, die den Geruch verloren hat, theilen die bloß auf sie zunächst einwirkende Kraft der Arznei in nicht geringerer Vollständigkeit der Gesammtheit aller übrigen Organe des ganzen Körpers mit.

§. 290.

Auch die äußere, mit Haut und Oberhaut umkleidete Körperfläche ist nicht unempfänglich für die Aufnahme der Kräfte der Arzneien, vorzüglich der flüssigen, doch sind die empfindlichsten auch die empfänglichsten Das Einreiben scheint die Wirkung der Arzneien nur dadurch zu befördern, in wiefern das Reiben an sich die Haut empfindlicher, und so die lebende Faser empfänglicher macht, die Arzneikraft gleichsam zu fühlen und dieß Befinden umstimmende Gefühl dem ganzen Organism mitzutheilen. Das vorgängige Reiben der innern Seite des Oberschenkels macht die nachgängige bloße Auflegung der Quecksilbersalbe eben so arzneikräftig, als wenn die Salbe selbst auf diesem Theile zerrieben worden wäre, was man Einreiben nennt, indem es sehr zweifelhaft bleibt, ob das Metall selbst, in Substanz, mittels dieser Verrichtung des sogenannten Einreibens in das Innere des Körpers eindringen könne, oder von den Saug-Adern aufgenommen werden möchte, oder beides nicht..


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