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Vierzehntes Kapitel

Jakob kommt aufs Wasser, macht Erfahrungen und wird immer dümmer

Es wurde ausgemacht, Jakob solle morgen mit dem Dampfschiffe abgehen, die Kameraden wollten die Karte bezahlen, er erspare auf diese Weise Zeit und Geld. Jakob schämte sich, Einwendungen zu machen, da er vorher mit seiner Heldenhaftigkeit so großgetan, aber ihm ward wund und weh, wenn er daran dachte, er müsse morgen auf die See, wo das Wasser so verflucht naß sei, kalt und tief. Er liebte überhaupt das Wasser nicht, war nie zu Schiff gewesen, und als er in Vivis eingerückt, war der See so groß und schwarz vor ihm gelegen wie ein ungeheures Tintenfaß, Wellen hatte es gegeben über den ganzen See weg, und wenn diese ans Ufer geschlagen, so hatten sie gespritzt und gebraust ganz schrecklich! Die Fahrt kam ihm die ganze Nacht nicht aus dem Sinn, er hätte sich sicher aus dem Staube gemacht, aber eben war draußen kein Staub, sondern Schnee, und der Wind ging, und seine Stiefel sahen ganz miserabel aus. Es war fast, als ob die Sohlen auch kommunistisch geworden wären und einmal die Füße probieren lassen wollten, wie angenehm es sei, im Schnee und auf der Landstraße herumgetreten zu werden. Am Morgen schmeckte ihm das Frühstück nicht, und als er endlich dem Ufer, dem schnaubenden, wilden Schiff zu gehen mußte, da wars ihm, als sei es sein Letztes, als führe man ihn aus, dem Galgen zu, wo der Strick seiner warte oder gar das Rad.

Als ob er auf glühende Kohlen trete oder auf einer Hechel laufen müsse, gebärdete er sich, als er auf das Verdeck kam, so daß ein allgemein Gelächter sich erhob. Hätte Jakob seine Dreißigtausend bei sich gehabt, die Lacher hätten es schwer büßen müssen, samt und sonders hätte er sie in den Dampfkessel werfen lassen, da hätten sie zischen und sprudeln können nach Belieben. Nun aber war er alleine, fügte sich der Übermacht, blieb aber immerfort der Gegenstand des Spottes. Eine beißende, lustige Bemerkung jagte die andere, aber verfluchterweise waren sie alle welsch und zwar nicht murtenwelsch, sondern ganz echt welsch, von welchem Jakob gar keine Silbe verstand. Er sah bloß die boshaften Blicke, hörte das laute Gelächter, und das ist eine Art von Weltsprache, welche in allen fünf Weltteilen geübt und verstanden wird. Er war wirklich lächerlich, er schnitt Gesichter wie beim grimmigsten Bauchgrimmen, er suchte sich immer an etwas zu halten, weil er dachte, wenn das Schiff kaputt gehe, am Wasser könne er sich nicht halten, das sei ein ganz verflucht nichtsnutz Ding, habe er aber was Festes in Händen zu rechter Zeit, so wolle er schon sehen, daß er nicht ersaufe. Und tat das Schiff einen Ruck, oder brauste eine Welle stärker, so dachte er doch ans Ersaufen und schnitt Gesichter noch viel ärger als im Traume, da er sich im Butterfaß getrüllet glaubte, zum Jesuiten gebuttert wurde und als ein klein Jesuitlein im Winkel des Butterfasses kauerte.

Was ihn am ärgerlichsten machte, war, daß er unter den Spöttern einige elegante Herren zu sehen glaubte, welche gestern als gut radikal ihm gepriesen worden, als ganze Donnere! Die nahmen heute gar keine Notiz von ihm, den schlecht gekleideten Handwerksburschen hielten sie doch nicht für ihresgleichen, hielten sich ferne von ihm in fashionabler Gesellschaft. Es scheint ein wunderlich Gemisch in diesen Leuten von Sinn für Gleichheit und Liebe zum Volk und hochmütigem Betragen und stolzem Herabsehen auf alle, welche nicht Stegreife haben, keine Handschuhe und nicht wenigstens einen goldenen Ring an den Fingern. Es scheint jedoch nur so, ists aber nicht. In allen diesen Leuten ist nicht ein Funke von Brudersinn, nicht die geringste Liebe zum Volk. Der Brudersinn und die rechte Liebe, welche nicht spekuliert, sondern Opfer bringt, sind christliche Zeichen und Siegel; wer aber hat an den meisten dieser Leute auch nur einen Schein Christliches bemerkt, wer aber nicht bei den meisten ein Renommieren mit Nichtchristlichem? Fragt diese Leute, was sie für Opfer bringen, fragt, was sie für die Armen geben, für Gemeinnütziges! Keinen Pfennig das ganze Jahr durch, es sei denn, sie könnten es dem Hause in Rechnung stellen, oder es sei so gleichsam eine Wurst an eine Speckseite, das heißt, ihr Name figuriere, und der Umstand, wobei er figuriert, breche ihnen Bahn zu einer Karriere; diese Leute spekulieren halt in Ideen, Ansichten und Grundsätzen, sind gräßlich beschränkt, und all ihr Wissen beläuft sich auf einige Dutzend Floskeln und Schlagwörter, welche sie mit desto grimmigerem Gesicht vorbringen, je weniger sie dieselben begreifen. Wie alle beschränkten Leute sind sie schändlich dünkelhaft und schrecklich intolerant. Dünkelhaft hauptsächlich auf ihre Person, ihre Kleidung, ihren Schnauz, ihren Witz, ihre Galanterie, manchmal auch auf ihre Chaise, ihr Pferd oder ihr Hündchen. Von ihrer Intoleranz wüßten wir unter Christen in unserem Zeitalter und unserer Weltgegend keine Beispiele aufzuführen, wir müssen sagen, sie seien intolerant wie die Türken, mit welchen sie nebenbei auch noch manche Ähnlichkeit haben. Wer den Türken nicht nachsagt: »Allah ist groß und Muhamet sein Prophet«, den halten sie für einen Giaur, das heißt ungläubigen Hund, spucken aus und werfen ihm diese Ehrentitel ins Gesicht; näher tritt ein Türke im Gefühl seiner Selbstherrlichkeit nicht ein. Akkurat so machen es diese Herren: wer ihnen diese Floskeln und Schlagwörter nicht nachbeten will, vor dem spucken sie aus und nennen ihn einen ungläubigen Hund, und so wenig als ein Türke zweifeln sie in ihrer souveränen Selbstherrlichkeit an der Richtigkeit dessen, was sie sagen, oder an ihrem Rechte, zu verdammen, wer nicht in ihr Hörn blasen will. Es sind wirklich merkwürdige Majestäten, diese fahrenden Reuter, und eine bedeutende Gewalt üben sie aus, wir möchten fast sagen, mit Zigeunern und Juden bildeten sie eine Art unheiliger Dreieinigkeit. Oder wenn man will, so sind es Missionärs, aber Missionärs eigener Art, sie missionieren nicht für Gott, sondern für das Geschäft, entweder auf eigene Rechnung oder auf Prozente oder auf eine fixe Gage. Bei Jakob kamen sie jedoch mit einem Schlage aus allem Kredit, und was er innerlich gegen sie gelobte, und mit welchen Titeln er sie belegte, wollen wir einstweilen für uns behalten.

Diese Titel waren um so dunkler, je greulicher ihm das schwarze Tintenfaß wurde, durch welches das Dampfschiff schnaubte und seine tiefen Furchen zog, dessen Wellen an das Schiff schlugen, unermüdet eine nach der andern, in unabsehbaren Reihen einherziehend den Garden Napoleons gleich, wenn sie gegen ein Zentrum vorbrachen. Wie es Russen und Österreichern wunderlich wurde, wenn dicht hintereinander Welle um Welle die gewaltigen Mützen und Büsche heranwogten, kein Tritt langsamer wurde, keine Mütze sich barg, wenn die vordersten Wellen zerstoben, sondern mit erhöhter Kraft jede neue Welle der zerplatzten nachrollte, so ward es auch dem Jakob wunderlich an Leib und Seele. Es schien ihm, als sei der Teufel wieder los, als müßte er wieder was Neues werden, als gehe es ihm eigentlich erst jetzt recht als wie im Butterfaß, und wenn er auch keine sah, deren Nasen aussahen wie Schiffsanker, so kams ihm doch vor, als seien alles verkleidete Leute, seien nur seinetwegen auf dem Schiff. Und wenn er so recht runter sei und miserabel, so gehe erst der rechte Tanz los, die Leute zeigten die rechten Gesichter, und ob er dann ein Jesuit oder zeitlebens ein Welsch werden müßte, das wußte er eben nicht, und gerade das machte ihm so schrecklich übel und je länger je übler. Er begann zu glauben, er werde zu gar nichts, so miserabel war es ihm sein Lebtag nicht gewesen. Die Leute sagten, er werde die Seekrankheit haben, werde eine Landratte sein, die nie Wasser gerochen, er aber dachte: »Redet ihr nur; was ich bin, werdet ihr bald sehn!« Da lief man bei Lausanne an, und raus mußte, wer hier bleiben wollte.

Aber kurios war es, dem Jakob hatte es alsbald gebessert, sobald das Schiff stillestand. Aber als beim Herausdrängen einer der Weltreuter ihn noch beiseite stieß und auf den Fuß trat, ohne mal » Excusez!« zu sagen, da ward der Zorn groß in ihm. Zornig sah er dem schön Bemäntelten nach und sagte: »Wart du nur, du verfluchter Himmelssappermenter, bist du ein sauberer Radikaler! Aber wenn es mal losgeht, so rechne ich mit dir auch ab.« Der gute Jakob! Was der alles zu rechnen hinterließ! Daß aber einer sei, der auch mal mit ihm würde rechnen wollen, daß er mit jedem Schritte eine Rechnung hinterließ, die mit keinem Schwamm, am allerwenigsten mit dem nassen Finger durchzuwischen war, das fiel ihm nicht ein, darüber hinaus war er einstweilen, er stand auf der Kultur.

In Lausanne fand er Arbeit, wie man es ihm versprochen hatte, aber der Verdienst war gering. Im Kosthause schien es nicht so viel zu kosten, aber eine Menge Kleinigkeiten, Beigaben ließen die nötigen Ausgaben höher steigen als nirgend. Im Kosthause war ihr Verein, Klub, da wurden kommunistische Lehrer teuer besoldet, kommunistische Bücher teuer gekauft, kommunistische oder radikale Zeitungen teuer bezahlt. Das Gift, welches sie hier einsogen, mußten sie teuer bezahlen. Die armen Teufel, von welchen mancher keinen ganzen Strumpf hatte und kein Geld, ihn flicken zu lassen, mußten nichtsnutzigen Schlingeln die Mittel liefern, sich aufzustutzen, auf dem Kaffeehaus zu liegen, Champagner zu trinken, Mätressen zu halten. Arme Teufel wurden wohl unter keinem König ärger ausgesogen, als arme Handwerksbursche von ihren radikal kommunistischen Führern ausgebeutet wurden, alles unter dem Schein Rechtens, dem Mantel der Liebe, der väterlichen Sorge, daß sie durch Mäßigkeit und Fasten auf die hohe Zeit sich vorbereiten sollten. Während die einen in ernstem Sinne diese Lehre freiwillig befolgten, die andern aus Not nicht anders konnten, faulenzten und schlemmten die Führer. Wahrlich, in keinem Jahrhundert haben sich Pfaffen nichtswürdiger benommen, ärger betrogen, ärger vom Schweiße der Armen stinkend gelebt, als viele der radikalen, kommunistischen Führer es taten und wahrscheinlich annoch tun!

Für deutsche Handwerker ists in fremden Landen, bei fremder Sprache, sobald sie nicht einfach beim Handwerk bleiben, anderes treiben, den Unsinn so weit treiben, sich in die Landesangelegenheiten mischen zu wollen, ein fürchterlich gefährlich Ding. Durch die Sprache sind sie vom Volke geschieden, sind eine kleine Insel im weiten See, halten zusammen, haben keinen Verkehr mit des Landes Bewohnern, lernen selten die geringsten Anfänge der Sprache. Von des Volkes Sitten und Eigentümlichkeiten, seinen Wünschen und Bedürfnissen, seinem historischen Boden und der Stufe, auf welcher es staatlich und christlich steht, haben sie auch nicht den geringsten Begriff. Was sie vom Volke, unter welchem sie leben, wissen und hören, haben sie alles aus zweiter und dritter Hand, und zu prüfen, ob das, was ihnen zugetragen wird, richtig sei oder blauer Dunst, sind sie durchaus außerstand, sie sind in der Beziehung durchaus in den Händen derer, denen sie Gehör und Glauben schenken. Sie mahnen mich an Bewohner eines flachen Landes, Holländer zum Beispiel oder Leipziger, welche, um Gemsen zu jagen, sich in die Berge führen ließen und noch dazu mit verbundenen Augen. Man stellt sich nicht vor, was solch armen Teufeln vorgefaselt wird von des Volkes Not und Elend, von dessen Wut und Flammen über die Tyrannen, die schrecklichen Bedrückungen, wie sie sehnten und gierten nach den deutschen Brüdern, die ihnen Verstand brächten und helfen wollten zu Luft und Freiheit, und wie es dann von hier aus, wenn mal der Anfang gemacht sei, weitergehen müsse bis nach Rußland hinein, ja durch Siberien, durch China mitten hindurch ganz bis zu hinterst in der Welt. Man stellt sich nicht vor, wie die armen Teufel so gläubig die tollsten Faseleien hören, ach, und wie sie ordentlich gerührt und ganz weich werden, wenn sie von der herrlichen Berufung, der hohen Mission hören, welche ihnen armen Handwerkern geworden sei, Verstand und Freiheit zu bringen in die Welt, vor allen den dummen Schweizerbauern, welche so unfrei, so unglücklich und so dumm seien, der hohen Mission, eine ganz neue Weltordnung zu gründen, wo jeder nur zu arbeiten brauche, was er angemessen finde, und dafür kriege, wessen er sich würdig hielte. Ach, wie sie gerührt wurden, und wie sie glühten bei all den Faseleien, die so geistig tönten, deren Hintergrund aber doch nichts war als Bratwürste nach Herzenslust, Weiber nach Belieben, Wein, so viel jeder vertragen möge, und alles gratis. Ach, und mit welchem Bedauern die Bessern und Gerührten das arme Volk ansahen mit den roten, wohlgespickten Gesichtern, gerade wie der Samariter den an der Straße liegenden hart Verwundeten angesehen haben wird, und dabei dachten: »Ach du gut, arm Volk, wenn du wüßtest, welch Glück wir dir bringen werden, wenn du noch eine kleine Weile harrest!« -- und dann wurden sie aufs neue gerührt, wenn sie an die hohe, hehre, herrliche Stunde dachten, wo alles abgemacht, errungen, die Weltfreiheit deklariert und publiziert sei, das sämtliche Volk sich um die Hälse falle, sich umarme, ans Herz drücke, abschmatze, bis kein Bein sich mehr rühren möge.

Das, was da steht, ist wahrhaftig weder Spaß noch Hohn, sondern so war es, und so ging es Jakob, wenn er glühte und gerührt war. Fror er aber und gedachte dabei seines schmalen Verdienstes, und wie schnöde Gesichter ihm die radikalsten Hechte auf dem Dampfschiff gemacht, dann ward er mörderlich zornig, daß man so teuer die goldene Zeit erkaufen müsse und so gar nichts auf Abschlag erhalte; ja, er ward sogar mißtrauisch und dachte, es nehme ihn doch wunder, ob denn wirklich alles so sei, wie man sage, und ob es ihnen nicht gehen werde wie den Leuten mit den Schatzgräbern, wo die erstern alles opfern müßten, nichts kriegten, die Schatzgräber aber alles hätten und nichts setzten. Indessen, so gescheut dachte er nur, solange es ihn fror, kam er wieder in Glut, kriegte er auch wieder Courage und glaubte, was man ihm sagte. Was er hörte, das ward auf der gleichen Geige gespielt, mit dem Volk konnte er nicht reden, und nur mit Gleichgesinnten ging er um. Die meisten deutschen Gesellen in Lausanne waren gleichen Sinnes; anderen Sinnes zu sein, war nicht richtig. Wer einen andern Sinn hatte, ging entweder alsobald weiter, oder er verbarg denselben wie vor Zeiten die Juden in Spanien ihren Glauben. Wenn nun aber einer immer das Gleiche hört und alle Tage das Gleiche, so wird er festgefahren in dieses Gleiche, es wird seine Ansicht, es wird seine Religion. Wer nur das Theater besucht, dem wird eine Theaterprinzessin oder ein Theaterprinz zur Gottheit, wer nur das Kaffeehaus besucht, dem wird das Kaffeehausgeschwätz zum Glauben, wer nur den Klub besucht, dem gestaltet sich des Klubs Ansicht zur Religion, gegen die wohl zuweilen flüchtige Zweifel aufsteigen, die man aber nicht äußern darf, die man selbst schnell beseitigt. Daß die Seligkeit, die Verheißungen, welche von solchen Gottheiten, Glaubensweisen, Religionen kommen, gerade so solid, so echt und ewig seien als das Neusilber, als das Gold, als die Edelsteine, in welchen die Gottheiten glänzen, daran denkt man nicht, aber man erfährt es wohl. So erfuhr es auch Jakob.

Es wurde auf einmal lebhafter unter ihnen, es hieß, die Sache sei reif, jetzt müsse es losgehen und zwar eben in Genf, dort müßten die Zöpfe runter, alles sei vorbereitet, herrliche Männer dirigierten das Ganze, der Ausgang sei sicher. Wer Lust hatte, als Held sich zu bewähren, in Lausanne sich flott machen konnte ohne Hinterlassung sämtlicher Kleider bis ans Hemd, machte sich auf die Beine oder setzte sich auf das Dampfschiff und segelte Genf zu mit Händen und Füßen. Eine schreckliche Tyrannei herrschte in Genf, das sei das alte Aristokraten- und Pfaffennest, hieß es, die verfluchte aus Frankreich in der Revolution geflüchtete Rasse habe sich hier eingenistet und im Sinn, die sämtliche Freiheit in der Welt zu fressen mit Haut und Haar. Schon einmal hätte man an diesem Regiment gerüttelt, es desorganisiert, aber zu gnädig sei man gewesen, über Nacht sei es wieder dagestanden ärger als nie. Jetzt wolle man es anders machen, mit Stumpf und Stiel müsse es ausgerottet sein. Wenn die Veränderung einer Regierungsform nicht in Auflösung aller Ordnung übergeht, wobei es zu plündern und zu morden gibt, so ist eine Menge Menschen, so sind namentlich die ärgsten Schreier nicht zufrieden, denn bei all ihrem hochtönenden Geschrei war es ihnen weder um Freiheit noch Ideen zu tun, sondern um was viel Währschafteres: erstlich recht wüst tun zu können, zweitens nehmen zu können, was sie gelüstet, drittens Einkommen zu kriegen und Macht, Gewalt, zu plagen und zugrunde zu richten alle, welche ihnen im Wege stehen oder sonst mißfällig sind, und zwar zu plagen und zugrunde zu richten von Staats wegen als verdächtige, staatsgefährliche Menschen. Es sind Menschen, die nicht im Frieden und in der Ordnung leben können, sondern bloß im Unfrieden und in der Unordnung ein Dasein haben, wie es ja auch Tiere gibt, welche nicht leben können in reiner Luft oder in reinem Wasser, sondern bloß in Kot und Unflat. Drohen Gewitter am politischen Himmel, kriechen sie zutage wie Kröten, wenn es bös Wetter geben will. Geht das Gewitter ohne Hagel und Zerstörung vorüber, löst es sich auf in einen erfrischenden, kräftigenden Regen, dann stehn sie da, glotzen erst verblüfft die Ordnung an, dann begreifen sie, daß ihre Hoffnungen dahin seien, dann schreien sie über Betrug und Hinterlist, dann setzen sie aufs neue an, die Ordnung umzukehren, die Revolution mit all ihren Greueln zu entfesseln. So ging es auch in Genf, aber natürlich wußte das Jakob nicht; der arme Teufel hielt sich aber dennoch nicht bloß für berechtigt, sondern sogar für verpflichtet, in die Angelegenheiten dieses Landes sich zu mischen und recht eigentlich Hand anzulegen.


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