Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1
Johann Wolfgang von Goethe

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[Donnerstag 3. Mai]

Ich bin geschäfftig und traurig. Diese Tage machen wieder in mir Epoche. Es häufft sich alles um gewisse Begriffe bey mir festzusezzen, und mich zu gewissen Entschlüssen zu treiben. Zu Mittage komm ich. empfange mich mit deiner Liebe und hilf mir auch über den dürren Boden der Klarheit, da du mich durch das Land der Nebel begleitest hast.

d. 3. May 81.

G.

651

[Sonntag 6. Mai]

Heute früh war ich fleisig werde Toblern zu Tisch haben. Diesen Nachmittag wenn ich aufgelegt bin wieder arbeiten und nicht bey Hof gehn. Wenn meine beste Abends um 8 wieder zu Hause ist such ich sie auf und lebe das alte Leben, und versichre Sie das alte.

d. 6. May 81.

G.

652

[Montag 7. Mai]

Deiner Liebe und der guten Stunden die du mir gönnst werth zu seyn will ich mich heute durch Fleiß und Ordnung bemühen. Ich sehe einen arbeitsamen Tag vor mir und einen glücklichen Abend wenn du mir erlaubst dir bey Sonnenuntergang zu sagen daß ich dich immer gleich liebe und verehre.

d. 7. May 81.

G.

653

[Mittwoch 9. Mai]

Dancke tausendmal für den vervielfältigten Talismann! dem Sie auch das magische Zeichen recht ernstlich aufgedruckt haben. Hier ist das Herz und die Überschrifft. Heute früh lebt Tasso in meinem Kopfe und läßt sich durch nichts irren. Adieu beste. In Hoffnung daß Sie mich bey Tisch wollen, komm ich gegen ein Uhr.

d. 9. May 81.

G.

654

[Donnerstag 10. Mai]

Dein treuer bleibender verläßt dich heute nicht mit der übrigen Welt. Er wohnt dir in der Nähe, und wird zu Tische kommen.

d. 10. May 81.

G.

655

[Sonnabend 12. May]

Ich dancke Ihnen für den Schatten meiner lieben Lotte die durch ihre Geneigtheit mich so glücklich macht. Du kannst mir nicht gegenwärtiger und näher werden als du's bist, und doch ist mir iedes neue Band und bändgen sehr angenehm. Adieu wir werden uns ia wohl heute nicht verfehlen.

d. 12. May 81.

G.

656

[Montag 14. Mai]

Aus allerley beschwerlicher Arbeit ruf ich dir zu daß ich dich liebe. Beste so wie du nie aufhören wirst, so schaffe und bilde mich auch so daß ich deiner werth bleibe und laß es uns so halten daß dein liebes Herz dir nicht widerspricht.

d. 14. May 81.

G.

657

Es wäre mir sehr erfreulich gewesen Ihr Angesicht zu sehen. Das nothwendigste hab ich schon gethan. Wenn du es magst so komm ich zu Tische. Es verlangt mich heut sehr dich zu sehn.

G.

658

Ich will zu Hause essen, und fürchte Sie werden bey Hof gebeten. Der Wind wird mich wieder am Reiten hindern und so wäre mirs recht lieb wenn meine Beste mich mit wollte im Wagen nehmen. Hierbey kommt das verlangte. Adieu ich habe grose Lust zu zeichnen und das an deiner Seite.

G.

659

Sag mir doch wie es sich mit dem Fuse anlässt.

G.


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