Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1
Johann Wolfgang von Goethe

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570

[Montag 19. Februar]

Ich bin noch fleisig gewesen, ob ich gleich lieblichere Geister durch Ihre Feder aufs Papier zu zaubern hoffte. Jerusalems deutsche Literatur ist da. Wohlgemeynt, bescheiden, aufrichtig, alt kalt und arm. die Magre Verbrämung unsres neulichen Winters ist mir wieder eingefallen. Ungern versag ich mir noch einmal zu Ihnen zu laufen. Grüsen Sie Steinen und bleiben mir gewogen.

d. 19. Febr. 81.

G.

571

[Dienstag 20. Februar]

Mir hätte nicht leicht etwas fatalers begegnen können als daß Lessing gestorben ist. Keine Viertelstunde vorher eh die Nachricht kam macht ich einen Plan ihn zu besuchen. Wir verliehren viel viel an ihm, mehr als wir glauben. Adieu beste. Heut ist Conseil, ich will zu Hause essen, und Sie nach der Comödie sehn. Ich habe gar nicht Lust hineinzugehn.

W. d. 20. Febr. 81.

G.

572

[Dienstag 20. Februar]

Wenn es Ihnen lieb ist komm ich um sechs, denn ich mag nicht in die Comödie. Vielleicht bringen wir das Gespräch zu stande. Erst will ichs Ihnen lesen und dann wollen wir weiter sehn. Adieu beste.

G.

573

[Mittwoch 21. Februar?]

Das blaue Papier und ein Stückgen Brod kommt mit einem guten Morgen.

Bitten Sie Steinen daß er das Packet an den Pr[inzen] August besorgt.

Antworten Sie mir nicht ich gehe gleich aus. Zu Mittag bin ich bey Ihnen.

d. 20. Febr. 81.

G.

574

[Donnerstag 22. Februar]

Mein Franckfurter ist angekommen und ich muss ihm diesen Tag schencken. Einen Augenblick seh ich sie doch. Morgen wollen wir uns dafür entschädigen. Adieu meine beste. Lassen Sie mich hören daß Sie mich lieben.

d. 22. Febr. 81.

G.

575

[Freitag 23. Februar]

Diesen Tag will ich ruhig und fleisig zu bringen, um Ihres Besuchs auf den Abend werth zu seyn.

Ihre Schleife will ich Ihnen nicht vorenthalten.

Mit meinen Leuten ists gestern noch ganz gut gegangen, ich bin artig gewesen habe ihnen wohlgemacht, und heute früh sind sie weg, so war auch dies mit guter Art vorbei.

Lieben Sie mich. Ich will suchen es zu verdienen.

d. 23. Febr. 81.

G.

Vielleicht komm ich nach Tisch.

576

[Sonnabend 24. Februar]

Knebel hat mich zu Tische geladen, sonst wär ich in Versuchung zu Ihnen zu kommen. Haben Sie wohl geschlafen? und sind Sie mit Ihrem Wirthe zufrieden? Um welche Zeit kan ich Sie heut Abend sehen, oder haben Sie sonst etwas vor? Ich schicke den gewöhnlichen Brodtribut und den Schweinskopf. Adieu beste.

d. 24. Febr. 81.

G.

577

[Sonntag 25. Februar]

Mein liebes Orackel hat sich noch nicht hören lassen, hat mein Schicksaal noch nicht entschieden, hat noch nicht gesagt was es heute mit mir anfangen will. Hier ist das Bild, das ich mit der größten Uneigennüzigkeit eingehefftet habe. Adieu

d. 25. Febr. 81.

G.

578

[Sonntag 25. Februar]

Das ist ein schlimmer Fall. Ich wünschte Sie hätten aus Überzeugung gewählt, so wäre ich beruhigt gewesen, nun wird die Sache erst verwickelt. Adieu zu Mittage komm ich. Die Karte hat nach meinem Wunsch geantwortet, besonders diese, und doch ist mirs sehr unangenehm etwas zu lassen, was Sie für gut halten. Ich mags nun thun oder nicht so fällt der Vorwurf und das übel auf mich.

d. 25 F. 81.

G.

579

[Montag 26. Februar]

Das Wetter ist lieblich und dem Menschen erfreulich. Wie befindet sich meine Beste, und was hat sie auf heute gutes zu verordnen? Adieu. Ich schicke das Band nicht weil ich hoffe es soll nicht nötig seyn. Sagen Sie mir auch etwas.

d. 26 Febr. 81.

G.


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