Adolf Glaßbrenner
Skizzen und Gedichte
Adolf Glaßbrenner

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Puppenspiele

(1836; 1838)

An mehreren Tagen der Woche sieht man in Berlin vor diesem oder jenem Hause einen viereckigen Kasten, auf welchem transparent das anspruchlose Wort: »Figuren-Theater« zu lesen ist. Ich habe mich immer gewundert, warum Dichter und Kritiker diese Institute so wenig beachtet haben; sie greifen augenscheinlich in das Volksleben, und würden tief in dasselbe greifen, ließen sich die vornehmen Musensöhne herab, für sie zu dichten und ihre Leistungen zu besprechen. Ueberall, auffallend aber stellt es sich in Berlin heraus, wie schade es ist, daß das Volksleben so wenig geachtet, daß keine Poesie seine Elemente benutzt, daß seine geistigen Eigenthümlichkeiten nicht cultivirt werden. Aus einem Volke läßt sich viel machen, z. B. ein Volk, und daß selbst der Pöbel geadelt werden kann, hat die Geschichte vielfach bewiesen. Auf der andern Seite fehlt es auch nicht an Beweisen, daß durch Vernachlässigung der Adel zum Pöbel geworden.

Erst seit kurzer Zeit ist das Berliner Volksleben in Deutschland gewürdigt; erst seit kurzer Zeit ist den Berlinern klar geworden, daß sie ein solches haben, daß ihr Pöbel witzig ist, und, wie Hegel sagt, abstract denkt. Und schon jetzt zeigen sich deutlich die Folgen der geringen Cultivirung dieses Elementes; in die Eckensteher, Holzhauer, Hökerinnen u.s.w. ist, man möchte sagen, ein wenig Stolz gefahren; sie wissen, wie merksam man auf ihr Thun und Treiben geworden, sie fühlen sich eigentlich zum ersten Male Menschen, sie fangen an zu denken und cultiviren selber ihre Gaben. Es ist aber nicht genug, daß wir den Witz unseres Pöbels erkannt haben, wir müssen auch seine Rohheit erkennen, und diese Seite seines Characters durch eine Volkspoesie mildern und abzuschleifen suchen; wir müssen, geht es nicht anders, einen poetischen Schnaps destilliren, damit die niedrigsten Klassen unsrer Mitbürger empfänglicher, menschlicher werden.

Aber wie traurig sieht es noch damit aus! Unsere ganze Volkspoesie besteht in dem Beobachter an der Spree und in den Zirngibl'schen, in diesem Jahre gedruckten Liedern; in den Theatern und Puppenspielen findet man keine Spur davon. Lächelt nicht, ihr Thoren; haltet keine Sache für gering, die wichtig werden kann! Wäre es nicht besser gewesen, wenn Angely, statt die Gemeinheit auf unsere Bühne zu bringen, für die Puppenspiele geschrieben, und unser niedrigstes Volk um eine Stufe höher gebracht hätte? Wäre es nicht besser, manche unserer politischen Zeitungen enthielten statt ihrer Politik Berichte über Puppenspiele, populäre Abhandlungen über den Werth des Menschen, statt ihrer liebewarmen Correspondenzen aus kalten Gegenden? Wäre es nicht besser, wenn unsere Referendarien, statt Dichterschulen zu bilden und ihre unglückliche Liebe zu besingen, Lieder für das Volk dichteten? Wäre es endlich nicht besser, wenn unsere literarischen Judenjungen, statt jedem fremden und einheimischen Künstler, sobald er vom Postwagen gestiegen, ihre täglichen und kläglichen Wische aufzudrängen, die voll ungewaschenen, rezensirenden Zeuges über unsere Bühnen und voll bezahlten Lobsalms sind, über die Leistungen der Puppen urtheilten? Wahrhaftig! und ich will gern zugeben, daß die Bezeichneten in dieser Sphäre sogar Bedeutung erlangen könnten. Dazu kommt, daß die Figuren-Theater in vieler Hinsicht den Menschentheatern vorzuziehen sind, auf welchen letzteren fast ohne Ausnahme Kabale und Liebe, Arroganz und Schachergeist die besten Früchte im Keim ersticken, die schönsten Talente untergraben und die mittelmäßigen ihrer Waden wegen in die Höhe bringen. In den Figurentheatern dagegen haben die Directoren immer Energie, Klugheit und Bindfaden (auf berlinisch: Strippe) genug, ihre Mitglieder in Ruhe und Ordnung zu erhalten; Herr Kaspar, der Komiker, hat sowohl im Lustspiele, wie in der Tragödie die ersten Parthieen, Niemand beschwert sich darüber und wirft neidische Blicke, wenn das Publikum seinen Liebling vergöttert. Auch bleiben hier die engagirten Damen immer jung, in den Menschentheatern dagegen sind viele Beweise vorgekommen, daß die weiblichen Mitglieder alt werden.

Treten wir jetzt hinein in die Halle der leblosen Künstler; der Leser wird mir erlauben, daß ich ihn freihalte. »Entrée 2 Silbergroschen, Kinder zahlen die Hälfte!« ruft eine alte Cassirerin.

Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Hier sind 3 Silbergroschen für uns Beide; komm', mein lieber Leser!

Weh' mir, welch ein Tabacksgestank! Ich wittere vaterländischen, Blätter aus der Uckermark für ungebildete Stände. Wir wollen uns durch diesen Saal drängen, und von der Gallerie herab das ganze Leben betrachten, ein Leben voll Lust und Wonne, Kümmel und Liebe, Unschuld und Verführung.

Zwei Seiten des langen Saales sind mit Bänken begränzt. Statt der Hinterwand sieht man einen Vorhang, bunt bemalt und mehr Reiz verhüllend als jene dicke Köchin, welche mit übergeschlagenen Beinen in der Ecke sitzt, ein kleines Kind auf dem Schooße beruhigt, und dazwischen mit einem frischen, kräftigen Dragoner liebelt, der sich seinen langen, schwarzen Schnauzbart streicht, und gewiß die reelsten Absichten hat. Ich bezweifle sogar nicht, daß er dieselben noch heute an den Abend legen wird, denn sie hat schon drei Mal aus dem großen Weißbierglase und einen tüchtigen Kümmel trinken müssen, und wenn das noch nicht von Liebe zeigt, so wird ein kräftiger, preußischer Dragoner bei vorkommender Gelegenheit noch mehr Beweise zu geben wissen.

Im Vordergrunde ist die Schenke; hinter dem mit Schinkenstollen und Wurstsemmeln bedeckten Tische steht der Wirth dieses Hauses und das Weib dieses Wirthes, jener Weißbier, diese Schnaps schenkend.

Der größte Theil des Publicums besteht aus Kindern, die unsäglich viel schnattern, aber noch viel mehr schnattern und lachen würden, wenn sie nicht eine volle Stunde ängstlich nach dem Vorhange sehen, und bis dahin in schrecklicher Ungewißheit bleiben müßten, ob sie, sobald die Bänke vor die Bühne geschoben werden, einen guten Platz bekommen. Zwischen ihnen wandeln dreißig bis vierzig Kriegsmänner herum, Cavaleristen und Infanteristen, sämmtlich in Uniform, und sämmtlich irgend einer Köchin oder einem soliden Kindermädchen die Kur schneidend, denen die Herrschaft heute Abend bewilligt hat, mit den Kleinen nach dem Puppenspiele zu gehen. An Schuhmacher- und Schneidergesellen kann es unmöglich fehlen , denn sowohl in der dicken Brust des Pechbeflissenen wohnt Liebe, wie in dem Brüstchen des Nadelschwingenden, und wo könnten sie sich besser mit der Dörthe von Geheimsekretairs oder mit der Karline von Neumanns oder Wiesekens treffen?

Sobald die Initiative der Liebe vorüber sind, d. h. sobald man über verschiedene Punkte einig geworden, kommt man hinauf nach dieser dunklen Gallerie und greift hier gegenseitig schon tiefer in die Herzen. Hier ist es ruhiger, gemüthlicher; man sitzt hier, den Augen der neugierigen und verleumdenden Welt weniger preisgegeben hinter der Brüstung, und wenn man seinen Kopf gleichgiltig an den Pfeiler lehnt, so können noch viele Dinge zwischen Himmel und Erde geschehen, von denen sich die Schulweisheit dort unten nichts träumen läßt.

Hier oben ist aber nicht blos das Asyl der Liebe, sondern auch das: jugendlicher Rohheit. Knaben zwischen zehn und vierzehn Jahren sitzen hier mit großen Pfeifen oder Cigarren, und trinken aus hohen Gläsern so viel Schnaps, daß sie kaum noch stehen können, bevor das eigentliche Fest seinen Anfang genommen.

Unten sind so eben die Musici gekommen. Sie setzen sich an einem Tische nieder, welcher in der Ecke, dicht am Figurentheater befindlich und bereits mit Schnaps und Weißbier besetzt ist. Zu einem Quartette findet man hier ohne Ausnahme fünf Männer, weil Einer von ihnen immer trinkt.

Es beginnt. Glaubt Ihr das Puppenspiel? Bewahre, das Tanzen! Der Schuster und der Grenadier stellen sich vor die Auserwählte und strecken ihren Arm aus. Die Ausgewählte setzt das Kind ihrer Herrschaft bei Seite, steht auf, legt sich in den Arm des Geliebten und, hast du nicht gesehen! walzt und galoppirt mit ihm durch die Reihen der harrenden Knaben und Mädchen.

Einer von den Musicis klingelt. Sogleich hört Schuster, Grenadier, Schneider und Dragoner auf, während des Tanzens mit ihren Stiefeln laut den Tact zu schlagen; sie drehen sich nur noch bis zu den Stühlen ihrer Herzallerliebsten, werfen diese nieder, greifen in die Westentaschen, holen einen Silbersechser heraus, und legen diesen auf jenen Tisch, um welchen fünf Musikanten ein Quartett spielen, in so fern Einer nämlich nur mit Kümmel oder Pomeranzen accompagnirt.

Hinter den Coulissen ertönt eine Glocke, zwei feste Männer treten in den Saal und wollen die Bänke vor die Bühne setzen, allein fast unbesiegbare Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg. Die Buben und Mädchen prügeln, drängen und stoßen sich; keiner will weichen, Niemand zurückbleiben, Alles die ersten Plätze einnehmen, die Hartnäckigsten weichen sogar nicht von den Bänken, und müssen auf ihnen fortgetragen werden. Wird der Scandal zu toll, so nahen ein paar handfeste Schuster, streifen sich die Aermel zurück und greifen schonungslos in die Reihen künftiger Mitbürger und Mitbürgerinnen, schieben sie mit kräftigen Stößen bei Seite und placiren ihre Liebsten auf das Beste.

Endlich ist die Ruhe wieder hergestellt, die Glocke hinter den Coulissen ertönt zum zweitenmale und der kleine Vorhang fliegt in die Höhe.

Nun beginnt das Schauspiel. Kaspar reißt göttliche Witze, mitunter auch liebliche Zoten, schallendes Gelächter und Bravos erzittern den Saal, dicker Tabaksqualm umhüllt die Gestalten der Dichtung, Weißbier und alle Sorten einfacher und doppelter Branntweine erfrischen die Kehlen der aufmerksamen Zuschauer, am Schlusse jedes Actes ertönt von der Bühne herab ein disharmonischer Gesang.

Und wenn der kleine Vorhang zum letztenmale gefallen, laufen die Kinder nach Hause, und wiederholen sich die Witze Kaspar's, um sie morgen in der Schule zu erzählen; die Schuster und Schneider, Dragoner und Grenadiere aber trinken und tanzen mit ihren geliebten Köchinnen und Kindermädchen bis in die späte Nacht hinein.

Auch die dunkele Gallerie wird hin und wieder von einzelnen Gruppen belebt.

 
Kaspar

Um diese Figur dreht sich das ganze Schauspiel; seit der komischen Oper »das Donauweibchen«, welche vor vielen Jahren so entschieden Glück machte, ist sie in unsern Figuren-Theatern stereotyp geworden, und wird jedes Mal mit Jubel empfangen. Kaspar ist das beweglichste von allen Mitgliedern dieser Bühne. Der König und der Jude, die Prinzessin, der Ritter und der Pfaffe werden in die Scene geschleift, schütteln nur mit dem Kopfe und heben die rechte Hand auf; Kaspar aber verdreht die Augen, geht mit vorgestreckten Knieen, er ist im Gebrauche eines vollständigen Sitzorganes, er macht Bücklinge, bei welchen er mit dem Kopfe das Podium berührt, im Nothfalle ertheilt er sogar Maulschellen.

In der Tragödie hat Kaspar die Todten fortzuschaffen; bevor er sie aber mit den Händen bei den Haaren faßt und aus den Coulissen schleppt, trampelt er ein wenig auf ihnen herum und erwirbt auf diese Weise den Beifall des kunstliebenden Publikums. Der Intriguant des Schauspiels aber wird von ihm schonungslos behandelt; hier ist Kaspar dem bösen Prinzip geradezu gegenüber gestellt. Er schimpft ihn, er stößt ihn mit seinem Schädel gegen die Nase, und will Alles nichts fruchten, so zieht er ihn in die eine Ecke der Bühne, dreht ihn herum, setzt seinen Fuß auf einen Theil des Körpers, den wir zwar nicht gern aussprechen, der aber einem ewigen Naturgesetze zufolge von der größten Wichtigkeit ist, und fährt mit dem Intriguant durch die Luft zur Thüre hinaus.

Im feinen Lustspiele und in der Posse ist Kaspar die gestaltete Verschmitztheit, er foppt und führt Alle bei der Nase herum, sogar Diejenigen, mit denen er's gut meint, und ist es ihm möglich, Diesem oder Jenem ungesehen einen Rippenstoß beizubringen, oder einen Katzenkopf zu verabfolgen, so berechnet er durchaus niemals die schädlichen Folgen, welche solche Handlung ihm herbeiführen könnte.

 
Eine Scene

Das Stück ist betitelt: Der Mondkaiser. Ein Luftschiffer ist mit seinem Diener Kaspar nach dem Monde verschlagen worden.

Kaspar. Na, da haben wir die Bescheerung! Nu sind wir uf den Mond, det is 'ne schöne Jeschichte! Nu sollen Se mal sehen, jnädiger Herr, wie wir abnehmen. Ein Eckensteher würde hier verzweifeln, wenn det letzte Viertel kommt. (Er verdreht die Augen.)

Der Herr. Ich sehe dort in der Ferne Jebäude; ich vermuthe, daß hier Menschen wohnen.

Kaspar. Nich die Spur von Menschen! Höchstens eine Colonie Mondkälber! Hier kann man ja seinen Augen nicht trauen; auf den Mond is Alles Schein.

Der Herr. Ich bedauere es nicht, daß wir hierher verschlagen sind; die Wissenschaft kann dadurch bereichert werden.

Kaspar. Ach, de Wissenschaft is schon genuch beräuchert, deshalb wollen wir uns nich jrämen! Hier is blos de Hauptsache, deß wir was zu schnabeliren kriejen, denn ich verspüre einen Appetit, wie ich ihn niemals auf unserer Erde wahrjenommen habe. Anjenommen, wir fänden nu auch hier Menschen, als was wollen wir uns hier ausjeben, womit wollen wir auf dem Mond unser Brod verdienen? Det Eenzije, wat mir übrich bleibt, ick warte det letzte Viertel ab, und werde Viertel-Comzarius. Die überjen drei Viertel kann ick denn faulenzen. (Er verdreht die Augen.)

Der Herr. Du bist ein Narr. Ich werde jetzt auf Kundschaft ausgehen. Erwarte mir hier, Kaspar! (ab.)

Nach einem kurzen Monologe erscheint die Wittwe des vertriebenen Mondkaisers. Sie steht in der Luft, weil ihre Lenkerin eben die Bindfaden nicht genug herunter gelassen.

Kaspar. (bei Seite, indem er die Augen verdreht.) Potz Blitz! dieses Mondkalb is nich übel! (laut, unter Verbeugungen.) Um Verjebung, Madam, ich – ich hätte nich jejlaubt, daß wir heute eine Witterung haben!

Die Dame. Ihrer Kleidung nach scheinen Sie ein Fremdling zu sein. O edler Fremdling, was wollet ihr auf dem Monde? Hier ist keine Freude zu holen.

Kaspar. So? Na, was is denn zu holen?

Die Dame. Nur Kummer und Jram.

Kaspar. So? Na, da haben wir's! Ich hab's jleich zu meinem Herrn gesagt, daß es uns hier miserabel jehen wird. Aber, sehen Se, Madam, des kommt davon, mein Herr kann es nu mal nich lassen, er schifft immer in de Luft. Es ist nämlich ein Luftschiffer. Aber sagen Se mal, Madam, jiebts hier mehr so hübsche Frauenzimmer?

Die Dame. O ja, edler Fremdling! Wenn ich auch eine der schönsten war, so hat mich doch der Kummer und der Jram sehr verändert.

Kaspar. Nu, da is es doch hier so übel nich! Da kann man ja mal Eene heirathen? (Er verdreht die Augen.)

Die Dame. (indem ihr, aus Versehen, der Kopf hinten herumgedreht wird; nach Kaspar hin mit dem steifen Arme gestikulirend.) Warum dieses nicht, mein edler Fremdling? Oo die Weiber wollen auch hier gern einen Mann; denn es ist ja ihre Bestimmung; (plötzlich dreht sich ihr Kopf wieder Kaspar zu) Denn der Mann muß die Frau lenken; er ist der Herr der Schöpfung. Aber saget mir, mein edler Fremdling, wie sind denn bei Euch die Weiber?

Kaspar. (mit beiden Armen gestikulirend.) Ja, sehen Se, Madam, des kann ich ihnen so ejentlich jar nicht beschreiben, weil wir sie im bloßen Naturzustande nur sehr selten zu sehen bekommen. (er bleibt mit dem einen Fuße stehen und hebt den andern hoch in die Luft.) Ja, sehen Se, so is es, Madam!

Die Dame. (schleift sich näher zu Kaspar und gestikulirt ihm mit dem steifen Arme unter der Nase.) Ihr scheint mir ein sehr heiterer Mann zu sein. Oo wenn Euch nur nicht das Loos trifft, Kaiser zu werden.

Kaspar. Kaiser? (er verdreht die Augen und schlottert in der Luft mit beiden Füßen.) Nu, warum soll ich'n des nicht werden? Schauen Sie mich an, glauben Sie nicht, daß ich mich dazu qualinficire? (Er dreht sich fünf bis sechs Mal herum.) Ich würde vielleicht besser als mancher andere Kaiser sein, ich bin nicht jrausam und bin auch kein Schaafskopp. Da ich also milde und pfiffig bin, so kann ich auch Kaiser sein, det is klar wie die Brühe des Kloßes!

Die Dame. (sinkt aus Versehen zusammen, so daß sie schräg gegen eine Coulisse zu liegen kommt.) Oo edler Fremdling, Niemand würde Euch um dieses Loos benei–

Eine Stimme. (aus den Wolken, d. h. hinter den Coulissen.) Na, wat machste denn, Karline? Zieh de Strippe an? De Kais'rin hängt ja schief!

(Eine Hand wird sichtbar, die Dame richtet sich auf und spricht weiter) beneiden. Denn hier ist es kein Glück, der Regent dieses Volkes zu sein, weil ein Hoherpriester wie ein Schwerdt über dem Throne hängt.

Kaspar (verdreht die Augen.) Ein Hoherpriester? Brr! Ick kann schon die niedrigen Priester nich leiden, vielweniger die hohen. Aber – (bei Seite) ich esse gebratene Stiebelknechte mit Pantoffelsauce, wenn ich nicht bald zur Tafel komme – sagen Se mal, schöne Madam, was haben Sie'n heute zu Mittag?

Die Dame. Elephantenbraten und Löwentorte. (sie schüttelt mit dem Kopfe.)

Kaspar. So? (indem er, mit vorgestreckten Knieen klappernd, abgeht.) Na, haben Se de Jüte und setzen Se mir en paar Elephanten in de Röhre, ich komme bei Ihnen zu Tische. (ab.)

Die Dame (die Hand hochhebend.) Ein sonderbarer Mensch, dieser Fremdling; wenn er nur nicht –

Kaspar (wiederkommend.) Hören Se mal, Madam, in de Torte können Sie en paar Löwen hacken, aber janz junge!

 


 


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