Adolf Glaßbrenner
Skizzen und Gedichte
Adolf Glaßbrenner

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Nachtwächter

(1835; 1843)

Wer die Berliner Nachtwächter kennen lernen will, muß lange Zeit hindurch seinen Hausschlüssel vergessen, spät in der Nacht nach Hause gehen, und keinen Silbergroschen bei sich haben. Das habe ich denn treulich gethan. Deutschland zu Liebe bin ich lüderlich gewesen; ich habe oft mit fidelen Freunden im Weinhause gezecht, und wenn der größte Philister der Welt, die Uhr, auf Zehn zeigte, und draußen das erste »Piep« erschallte, so bestellte ich eine neue Flasche der Göttertropfen und bat meine Brüder, noch zu verweilen, denn Deutschland fordere von mir die Charakteristik der Berliner Nachtwächter, und was Deutschland fordere, müsse ein rechtlicher Mann thun. Das sahen meine Brüder ein und stießen mit mir auf das Wohl aller Menschen an, die in der Nacht wachen. Und wenn ich dann die Seligkeit im Kopfe und keinen Groschen mehr in der Tasche hatte, so schwankte ich die Straßen entlang, bis ich zufällig die meinige gefunden. Dann schrie ich: »Nachtwächter! Wächter!« und kaum hatte ich also geschrieen, so kam Niemand. – Darauf ging ich eine Ecke weiter und schrie noch stärker: »Wächte-er! Nachtwächte-er!« und gleich darauf kam noch Niemand. »Heiliges Donnerwetter!« fluchte ich, ging noch eine Ecke weiter und schrie aus Leibeskräften: »Wächte-er! Nachtwächte-er! Wächte-er! Nachtwächte-er! und noch ein paar Mal Wächter!« –

Endlich rappelt sich irgendwo eine Stimme auf und ruft: »Hö! – Schrei'n Se doch nich so! Ick ha ja schon lange jeantwort't!«

»Aber sagen Sie, Wächter, wo haben Sie denn gesteckt?«

– »Nu, wo soll ick'n gestochen haben? Ick war ja da um de andr're Ecke!«

»Ach, dummes Zeug! Ich habe ja dort auch gerufen!«

– »So? – Na denn hab' ick't da nich gehört. – Wat vor 'ne Nummer?«

»Nummer 78!«

Darauf wandelt er mit mir nach meinem Hause, sucht den Schlüssel heraus und öffnet die Thür, an die ich mich schon gelehnt habe, um schnell hineinzuschlüpfen. Aber der pelseingehüllte Horn-Bläser und Spieß-Bürger thut so, als könne er den Schlüssel nicht herauskriegen und frägt mich mit einer dumpfen Baßstimme: »Na wie is et'n: Nischt nich?«

»Heute hab' ich all' mein Geld versoffen, aber morgen sollst Du doppelt haben.«

– »Na hör'n Se, wenn der Morjen mal kommen wird, wo Sie Jeld bei sich haben, denn wer ick woll nich mehr sind!«

»Aber, Biedermann, es ist ja noch gar nicht lange her, daß ich Dir ein interessantes Achtgroschenstück gegeben.«

– »Ach richtig, nu besinn' ick mir. Et war jrade an den Abend, wo meine Frau bejraben wurde. – Dieser Abend war der schönste Dach meines Lebens. Ein Achtjroschenstück un keene Frau nich!« Damit läßt er mich hinein.

Meine Leser müssen übrigens nicht glauben, daß ich die Nachtwächter nur gesehen, wenn ich einen sogenannten kleinen oder etwas größern Strich gehabt und daß folglich dieser Charakteristik nicht viel zu trauen sei. Das müssen sie nicht glauben. Ich trank nur zu solchen Zeiten etwas mehr als wenig, wo kein Mondschein im Kalender stand, also die Gaslaternen brannten. Denn es steht sehr oft Mondschein in dem Kalender, den die Herren Trowitzsch und Sohn herausgeben, aber der liebe Gott frägt viel nach Trowitzsch und Sohn, und wenn in jenem Kalender oft der schönste Mondschein steht, so regnet's von dort oben aus den leichenschwarzen Wolken herunter, daß sich die Steine auflösen möchten und der Mensch keine Hand vor Augen sehen kann, und die deutschen Völker nicht ihr Glück finden. Zu solchen Zeiten also trank ich nie zuviel, denn die Gas-Compagnie erkennt den himmlischen Kalender nicht an, sondern nur den Trowitzsch und Sohn'schen, und wenn in diesem der Mond scheint, so lassen sie die Gaslaternen nicht brennen. Und da ich in Berlin oft genug mit meinem Kopf anstoße, selbst bei Tage, so will ich's wenigstens nicht absichtlich thun und trinke daher viel weniger, wenn schlechtes Wetter ist.

Ich habe also auch die Wächter mit dem ungetrübtesten Verstande gesehen, und werde dies meinen Lesern am Rhein und Main, an der Elbe, Weser, Oder, Donau und der Spree durch eine getreue Charakteristik beweisen. Sie wird zwar nur kurz sein, aber desto besser; desto mehr Raum bleibt für die Gespräche und Anekdoten, in denen man sie selbst sieht.

Zehn Uhr hat es kaum geschlagen, so erscheint der Mann der Nacht in vollem Bewußtsein seiner heiligen Pflicht, für die Ruhe der Residenz sorgsam zu sein; er trägt Siebenmeilen-Stiefeln in etwas verjüngtem Maaßstabe, eine ungeheure Pelzmütze, die bis über die Knie reicht und nur für das Gesicht eine kleine Oeffnung darbietet; in der rechten Hand einen zackigen Spieß und an der Seite das berühmte Horn, der Schrecken aller musikalischen Ohren. Zuvörderst nimmt er seine blecherne Pfeife, pipt damit ein Mal und ruft gleich darauf mit dumpfer Stimme: »Zehn ist die Glock!« Um diese Zeit binden die Bürger Berlins ihren Tabaksbeutel zusammen, trinken noch »den letzten Schluck« Weißbier aus den langen Gläsern, brummen »Jun Nacht, Jevatter!« und wandeln aus der Tabagie nach Hause »um neben de Frau Meestern un unter de Kinder noch 'ne Pfeife zu roochen, un denn zu Bette zu jehen, damit morjen nischt versäumt wird.« Die Nachtwächter lassen daher die Hausthüren etwas länger auf, als das Gesetz es fordert, und wenn hier der ehrsame Schuh- und Stiefelfabrikant, dort der sanfte Kleidermacher und da der stattliche Sattler und Tischlermeister hineingegangen sind, so beginnen die Wächter ihr Revier mit langsamen Schritten zu durchmessen, schließen die Thüren, setzen sich, je zwei und zwei, oder auch mehr, auf eine steinerne Treppe und unterhalten sich über Politik, Staatsleben, Kunst und Wissenschaft. Das dauert aber nicht lange; zu sehr von ihren ernsten und gewichtigen Amtspflichten angestrengt, wendet sich der Kopf immer mehr und mehr gegen die Brust, schließt die Augen, und ehe noch eine halbe Stunde vergangen, liegen die sorgsamen Wächter der Nacht auf den steinernen Betten und druseln. »Druseln« ist nämlich ein Kunstausdruck für »Schlafen«. –

Wenn nun ein Dieb über die Straße schleicht, in irgend einem Hause interessante Proben seiner Geschicklichkeit abzulegen, und er wird dabei ertappt, so ist er sicher vorher zu dem Wächter gegangen, hat ihn geweckt und ihm in die Ohren geflüstert: »Hören Se mal, lieber Mann, ick will da drüben bei dem abprobirten Optikus und Mechanikus mal en bisken anbrechen; haben Se de Jüte un schlafen Se ruhich ihr Jeschäft aus.« – Ich weiß mir wenigstens keinen andern Fall zu denken, wie der Mann der Nacht »so 'n Spitzbuben bei 't Schlawitken fassen kann;« und daher mag es denn auch wohl kommen, daß selten ein Dieb in der Ausübung seiner Geschäfte gestört wird, wenn nicht die Besitzer der Werkstatt seines Treibens ihn selber dabei erwischen.

Punkt eilf Uhr reibt sich der Wächter die Augen und erwacht; dann pipt er wieder sein Revier durch, nimmt seine kurze Tabakspfeife aus der Tasche und erhält sich durch's Rauchen eine Stunde lang munter, weil diese gewöhnlich die jungen Stutzer nach Hause, und ihm mehrere Silbergroschen in den leinenen Geldbeutel führt. Wenn aber der nahe Kirchthurm mit zwölf dumpfen Klängen die Geister heraufbeschwört, so beschwört auch er einen bedeutenden Spiritus aus seiner »Pulle« herauf; überläßt sich dem Friedensbringer Morpheus und flucht dann und wann ein kleines Donnerwetter, wenn ein lüderlicher Mensch ihn »zum Ufmachen« ruft; und eine »Schwerenothszucht!« wenn das furchtbare Element, das Feuer, aus den Fenstern eines Hauses prasselt, und die Bewohner desselben herzzerschneidend um Hilfe rufen.

Die hervorstechendsten Seiten des nachtwächterlichen Charakters sind Pomade und Grobheit; selbst das Feuer vermag ihn nicht in Feuer zu bringen. Mit einer ungeheuren Ruhe setzt er sein Horn an den Mund und stöhnt einen Hilferuf heraus, den seine Collegen beantworten und auf solche Weise die ganze Stadt von dem Unglück benachrichten. Wagt es nun Jemand, den aus seiner Pomade Gestörten zu fragen, wo das Feuer sei, so erhält er die höchst naive Antwort: »Wo't brennt!« oder »Sehn Se mal nach!« oder »Frajen Se den Tambour, der wird et woll ooch nich wissen!«

Nicht mehr kann man einen Nachtwächter reizen, als wenn man – ohne an die Ironie zu denken, die in diesen Wünschen liegt – zu ihm »Gute Nacht!« oder »Schlafen Sie wohl!« sagt. – »Wie meenen Se 'n das?« fragt er, entrüstet über diese Verhöhnung, und ehe man noch begreifen kann, woher sein Erstaunen gekommen, wirft er eine Grobheit von sich, die den Höflichen noch mehr betroffen macht. Dann aber wartet der beleidigte Wächter die Antwort nicht ab, sondern geht seinen Weg weiter, und raisonnirt: »über so'ne Dummheit, un über so'nen naseweisen Kerrel, der mit 'en Beamten so'ne Witze machen will!« Eine sehr lobenswerthe Seite seines Charakters aber ist die Milde, welche er gegen Betrunkene übt, namentlich gegen solche, die einem höhern Stande als dem seinigen angehören. Ein taumelnder Mensch, dessen Kleidung ihn als zur dienenden Klasse gehörig bezeichnet, wird von dem Wächter mit Hilfe seiner Collegen in die Wache transportirt, woselbst ihm Gelegenheit gegeben ist, auf harten Brettern seinen Rausch auszuschlafen. Bezeichnet aber die Kleidung des Trunkenen einen Bürger, Beamten, Studenten u. s. w., so fragt ihn der Tutende nach seiner Wohnung, bringt ihn bis zum Ende seines Reviers, überliefert ihn dann an den nächsten Nachtwächter mit Angabe der Wohnung des Bachus-Opfers, dieser wieder an den nächsten, und so kommt endlich der Bewußtlose in seine Wohnung, ja sogar in's Bett – ohne am andern Morgen die Möglichkeit begreifen zu können. Da klopft man an seine Thür. »Herein!«

– »Ach, Se nehmen't nich übel; ick bin der Nachtwächter aus de Jruselemmer Straße. Ick habe Ihnen die Nacht bis nach den Dönhof'schen Platz jebracht.«

»Lieber Freund, ich habe einen ungeheuern Katzenjammer.«

– »Ja, det jloob' ick.«

»Also Ihr habt mich nicht ganz nach Hause gebracht?«

– »Na, sind Se denn entzwee?«

»Nein, ich meine: Ihr habt mich nicht bis hierher gebracht?«

– »Ne, wenn Eener in solchen Zustand is, so jeht er immer aus eene Hand in die andre.«

»Ach so! Nun wollt Ihr wohl ein Biergeld haben?«

– »Ja, bester Herr!«

Darauf wird die geöffnete Hand gedrückt, und der Ruhesorger wackelt ab. Kaum sind aber fünf Minuten verflossen, so erscheint ein zweiter, und nennt ebenfalls sein Revier und seinen geleisteten Dienst. Er erhält seine Belohnung.

– »Eenen Silberjroschen? I, bester Herr!«

»Nun, ist das nicht genug?«

– »Nu mein Weech is doch eben so weit jewesen, wie der von meinen Kameraten, un der hat doch en Zweejroschenstück jekricht!«

So geht es fort, bis Alle zufrieden gestellt sind, die so menschenfreundlich für einen hilfsbedürftigen Bruder gesorgt haben, dessen Zustand sie – consuetudo est altera natura – kaum mehr erreichen können. – Wie schon ein Mal gesagt: die Schnapsflasche ist der Central-Punkt aller niederen Volksklassen Berlins, und das Biergeld-Fordern ist nichts als Heuchelei.

 
Eine Scene

Wipscher, Damm, Keseritz und Pampel,
vier Nachtwächter, sitzen auf einer steinernen Treppe und schlafen.

Ein Herr (schreit). Wächter! Damm!

Keseritz (wacht auf). Na wo ist'en det? Aha, bei Dammen! (Er rüttelt diesen.) Damm, et ruft Eener!

Damm. Ach, laß mir meine Ruhe! Et wird bei Pampeln sind, oder bei Wipschern.

Der Herr. Wächter! Damm!

Damm (steht langsam auf). Na siehste woll, et is doch bei mir. (Er schreit) Hö!

Der Herr (ihm entgegen). Zum Donnerwetter! kommen Sie endlich?

Damm. Ne, zum Donnerwetter komm' ick nich; ick denke, Sie wollen ufjemacht sind.

Der Herr. Ich habe sechs Mal gerufen; das ist ja eine niederträchtige Unordnung! Sie haben wieder geschlafen.

Damm (ein wenig entrüstet). Wat hab ick? Dreck hab' ick, aber nich geschlafen! Wenn ick da hinten bin und fasse an de Klinken, ob de Häuser zu sind, so kann es woll passiren, det ick Ihnen nich höre, wenn Sie hier lispeln.

Der Herr. Ach, Er ist ein ungehobelter Kerl, mach' Er nur auf.

Damm. Wie soden ungehobelt? Ick bin jejen Jedermann artig, wenn ick Eenen ufmache. Na, – Sie wer'n mir doch wat zukommen lassen vor meine Bemühung; Sie wer'n doch nich so durchschluppen ohne en Drinkjeld?

Der Herr (indem er ins Haus geht). Wenn Er künftig besser aufpassen wird, so wird Er auch etwas bekommen.

Damm (ruft ihm geschwind nach). Ach, hören Se 'mal, Se haben hier wat verloren! (Er scheint etwas zu suchen.)

Der Herr (kommt zurück). Wo denn? Was denn?

Damm (noch immer suchend). Ick habe 't janz deutlich jehört, Sie haben en Silberjroschen verloren. Warten Se man, ick were jleich Feuer tuten, damit wir hier Fackeln herkriejen, un den Jroschen wiederfinden. Denn det wär' doch schrecklich, wenn Sie keenen Jroschen mehr hätten! –

Der Herr. Wenn Er künftig noch 'mal solchen Spaß mit mir treibt, so kann Er eine Ohrfeige kriegen. (Schnell ins Haus hinein.)

Damm (ihm nachrufend). Na hör'n Se, die Ohrfeige wird er sich fordern. So jnitschich is er nich; – wenn Sie ihm eene jeben, können Se zwee wieder rauskriejen. Det ohrfeicht sich ooch jleich so, da muß ick doch ooch bei sind. Er! Er! Wer is'en sein Er? He? Jebe Er doch seinen Schafskopp von Bedienten en Jroschen, wenn Er noch eenen hat, und nenn' Er sich selbst Er! (Der Herr ist schon lange in seiner Wohnung, und hört nicht mehr.) Er will 'en Beamten Er nennen? Na, na, stille, Fritze, so schlimm schießen de Preußen nich! Wat is Er denn, Er knickrijer Koofmannsgeselle? Er is woll schonst seit gestern selbstständig geworden? Hat Er vielleicht 'ne Kanarienhecke von zwee Sieen zu verkoofen, Er Döselack?

Keseritz (klopft ihn auf die Schulter). Aber Damm, mit wen unterhälste Dir denn da so zutraulich? –

Damm (schließt die Thür und geht mit Keseritz fort, räsonnirt immer zu). So'n Kerl will mir keenen Fennich jeben, un denn noch schimpfen? Ohrfeigen will er mir?

Keseritz. Hat er Dir wat angeboten?

Damm. Ja, Du hörst ja: Ohrfeijen; die kann ick aber nich jebrauchen; davon hab' ick so viel Vorrath, det woll noch en Paar vor ihn abfallen werden.

Keseritz (reicht ihm seine Schnapsflasche). Na, beruhige Dir!

Damm (trinkt sehr lange und giebt dann die Flasche wieder). Ick saje, wenn man nich dann un wann seine Erholung un sein bisken Ruhe hätte, et wäre nich auszuhalten mit so'n Nachtwächter-Posten! (Sie sind bei der steinernen Treppe angelangt.) Na, wat soll'n det heeßen, Wipscher un Pampel? Ihr seid ja wach!

Wipscher. Ja, det weeß der Deibel, wat mir heute in't Blut jekommen is, det ick immer ufwache. – Ick bin heute jar nich uffen Posten.

Pampel. Un ick habe sonnen bösen Droom jehabt, der mir nicht schlafen ließ.

Keseritz. Wat drömte Dir denn?

Pampel. Mir drömte, ick wäre ungeheuer durschtich, un hätte nich en Droppen Schnaps bei mir. Davon wacht' ick uf.

Damm. Na der Droom wird woll nich in Erfüllung jehen.

Pampel (zieht seine Flasche hervor und trinkt). Wenichstens steht et nich zu vermuthen.

Keseritz. Na, Kinder, ick jeh' en bisken nach meine Frau rüber; die hat mir Warmbier in de Röhre jestellt.

Damm. Na ick wer mir mal en paar Minuten ruhen! (Er setzt sich in eine Ecke.)

Wipscher. Det kann meinen Körper ooch nischt schaden. (Thut desgleichen.)

Pampel. Wenn mir man nich wieder so'n böser Droom stört. (Thut desgleichen.)

Keseritz (kommt zurück). Herjees, Kinder, schlaft nich in, et hat eben Feuer jetuut!

Damm. I Du wirst Dir woll verhört haben; ick bin schauderhaft müde.

Pampel. Hat sich wat zu feuern! Dir wer'n woll noch de Ohren jedröhnt haben von den Lärm, der verjang'ne Nacht war.

(man hört Feuerlärm.)

Keseritz. Na, seht ihr woll? (Geht fort.)

Wipscher (sich aufrappelnd). So 'ne niederträch'je Zucht! Nich 'ne Minute jönnen Se einen Ruhe! (Er stößt in's Horn und geht.)

Damm. Wozu is nu so'n Feuer? Blos damit se einen ruhigen Nachtwächter stören! (Er bläst gleichfalls.)

Pampel. Na et läßt ja schon nach mit den Lärm. Det Feuer wird woll ooch det Ufstehen nich werth sind! (Er bläst.)

Ein Mann. Wo ist 'en das Feuer?

Pampel. Wo't brennt.

(Es ist eine Viertelstunde vorüber. Das Feuer ist gelöscht; die Spritzen kehren heim.)

Damm (bläst noch immer). Tuut, tuut, tuut!

Ein Herr. Aber, Wächter, warum blasen Sie denn noch? das Feuer ist ja schon längst aus!

Damm. Det schad't nischt! Nu hab ick eenmal mein Revier noch mal angefangen, nu tut' ick't ooch durch! (Bläst) Tuut, tuut, tuut!

 


 


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