Friedrich Gerstäcker
Tahiti
Friedrich Gerstäcker

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31. Die Flucht

Durch den raschen Entschluß der Insulaner befand sich René in einer sehr gefährlichen Lage. Wenn auch Jack durch seine Hilfe entkommen war und jetzt vielleicht an der Küste eine Gelegenheit zum Entkommen suchte, so hatte Jim O'Flannagan nur geringe Aussicht, seiner Strafe zu entgehen. Gouverneur Bruat würde nie daran gedacht haben, ihn wieder auszuliefern. Konnten sich die von dem Missionar nur noch bestärkten Insulaner dazu hinreißen lassen, ihre Drohung wahr zu machen? Seine Hoffnung blieb jetzt auf die Gesandten gerichtet. Von dem erwarteten Angriff wußte er noch nichts. Schlug die Botschaft fehl, dann... doch, beim Teufel, was lag ihm am Leben? Ob sie ihn einschüchtern wollten oder es ernst meinten, sie sollten ihn weder weich noch ängstlich finden. Mußte es sein, dann... Schüsse knallten und Trompeten schmetterten. Er zuckte aus seinen Träumen empor.

Aonui, der finstere, fanatische Häuptling, kam auf ihn zu. Seine tückisch blitzenden Augen verrieten, was in ihm vorging. Er war der grimmigste Feind, den die Feranis unter den Eingeborenen hatten. Dicht hinter ihm ging ernst Raiteo. Aonui galt als rechte Hand des ehrwürdigen Mr. Rowe. Die Eingeborenen ehrten ihn besonders und fürchteten ihn, denn er war gerecht und streng, aber durch seinen fanatischen Eifer ließ er sich oft mitreißen.

»Deine Gehilfen kommen, um dich zu befreien! Aber sie werden den Hügel zu spät erreichen. Wir hatten ihnen die Möglichkeit deiner Auslieferung mitgeteilt, aber sie haben abgelehnt und uns gedroht. Jetzt wende deine Seele zu Gott, denn deine Minuten sind gezählt.«

René sah ihn wütend und trotzig an. Es lag ihm eine feindliche Erwiderung auf den Lippen, da traf ihn Raiteos Blick. Der schlaue, warnende Ausdruck ließ ihn stutzen. Das ganze Benehmen des Burschen deutete auf einen Plan. Sein rasches Blinken schien ihn aufzufordern, dem Verlangen Folge zu leisten und nicht durch Eigensinn den ruhigen Gang der Ereignisse vielleicht zu stören. Aonui sah, daß sein Blick auf einem Gegenstand hinter ihm haftete, und sah sich um. Sein Blick fiel aber nur auf das ruhige, gleichgültige Gesicht seines Begleiters. René war jetzt überzeugt, daß er den Atiuer auf seiner Seite hatte, und sagte finster:

»Tu, was du nicht lassen kannst und was du verantworten kannst. Aber denke auch daran, daß meine Landsleute furchtbare Rechenschaft von euch fordern werden. Bis jetzt schützt und verteidigt ihr euer Land und wart im Recht. Entweiht die gute Sache nicht durch einen Mord!«

»Ich bin nicht gekommen, um dich zu hören, sondern um dich zu richten!« sagte der Häuptling finster. Er horchte einen Moment nach den wieder knatternden Gewehrschüssen. »Bete zu deinem Gott, denn du hast nur noch eine Viertelstunde zu leben!« sagte er dann.

»Beten!« rief René wütend aus. »Beten – nichts als beten, den Namen Gottes kaut ihr den ganzen Tag und denkt dabei doch an Haß und Mord... beten!«

»Du willst nicht beten?« sagte Aonui rasch.

René sah das unwillige Zeichen in Raiteos Gesicht und sagte ausweichend:

»Wie lange Zeit ist mir noch gegeben?«

»Der Schatten dieses Baumes darf keine Handbreit mehr zur Seite weichen«, erwiderte der fanatische Häuptling.

»Es ist gut«, sagte René. Seine Hände waren frei, und er war nicht gewillt, als geduldiges Opfer zu sterben. Als er sich nach einer Waffe umsah, sprach Raiteo leise zu dem Häuptling.

»Soll ich ihn in das Haus führen? Die Feranis beten nie im Freien.«

Aonui nickte, und Raiteo griff den Arm des jungen Mannes.

»Komm, Wi-wi, du sollst nicht sagen, daß wir dich gezwungen haben, deinen Gott anders zu verehren, als du es gewohnt bist. Komm«, flüsterte er dabei leise und führte ihn der Hütte zu. Zögernd folgten ihm die Wächter. Vor dem Eingang des mit Matten verschlossenen Hauses bezogen sie dann Posten.

Wilder Lärm tobte im Lager, die Franzosen hatten die Vorposten zurückgeworfen, und ihre Kugeln trafen schon über den Damm die Wipfel der Bäume. Die Eingeborenen standen in der Verschanzung bereit. Wie bei dem früheren Angriff hatten die Franzosen kleine Gruppen mit Trommlern und Trompetern verteilt, um den Feind irrezuführen. Durch die Signale schüchterten sie den Feind ein. Die Insulaner glaubten, von einer viel größeren Streitmacht umzingelt zu sein. Aber trotzdem wäre der Angriff für René nicht rechtzeitig gekommen, wenn nicht der ehrgeizige Raiteo gewesen wäre. Er hatte die Stellung als Missionar nur angestrebt, um seinen bislang erworbenen Reichtum noch zu vergrößern. Als er die Verhältnisse in Tahiti beobachtete und die Gleichgültigkeit der englischen Schiffe bemerkte, begann er sich die Vorteile zu überlegen, die vielleicht der Segen der katholischen Kirche auf sein geistiges und körperliches Wohl haben könnte. Die Lage der Eingeborenen in den Bergen gefiel ihm auch nicht besonders. So entschloß er sich, ein neuer Mensch zu werden – und die Gelegenheit wurde ihm durch René geboten. Kaum fiel jetzt die Eingangsmatte hinter ihnen herunter, als er auch schon zu einigen Pandanusblättern sprang. Darunter lagen zwei Kavalleriesäbel. René stellte keine Fragen, er konnte seinen Jubelruf nur knapp zurückhalten. Die beiden Männer nahmen die Waffen an sich. Raiteo schob Blätter von der Rückwand zur Seite und schlüpfte hindurch, gefolgt von René. Die Hütte stand dicht an der Verschanzung. Links und rechts standen Gruppen der Verteidiger. Unmittelbar hinter der Hütte war aber ein freier Platz, weil dort eine Felswand ziemlich steil herabfiel. Diese Stelle hatte sich Raiteo zur Flucht ausgesucht. Sie wurden zwar sofort bemerkt, als sie auf die Schanze sprangen. Ehe aber die Eingeborenen mit den Gewehren schußbereit waren, hatte Raiteo schon Renés Hand ergriffen und riß ihn nach vorn. Blitzschnell glitten sie den steilen, schlüpfrigen Hang hinunter in ein Dickicht mit hochstämmigen Guiaven.

Damit waren sie der Gefahr aber noch nicht entronnen. Mehrere Schüsse wurden ihnen nachgeschickt, und die Kugeln schlugen ringsum ein. Aber dann folgten ihnen fünf oder sechs Insulaner entschlossen. Durch das Dickicht aufgehalten, wäre René ihnen gar nicht so schnell entkommen. Da tönten dicht vor ihnen Signalhörner, und die Eingeborenen klammerten sich im ersten Schreck an Stämme und Büsche, um dem unvermuteten Feind nicht in die Hände zu fallen. Diesen Moment benutzten die Flüchtlinge und liefen auf die Richtung zu, von der sie die Hörner gehört hatten. Die Verfolger schossen noch einmal erfolglos nach ihnen und zogen sich dann schnell wieder zurück. Eine Kugel hatte aber doch Raiteos Oberschenkel getroffen und war durch das Fleisch geschlagen. Das hielt ihn aber bei der Flucht nicht auf. Durch die Schüsse waren die Matrosen von der »Uranie« schon aufmerksam geworden und kamen ihnen entgegen. René wollte im Zorn über die erlittene Behandlung sich ihnen gleich wieder anschließen und das Lager mit stürmen. Raiteo bemerkte das und behauptete, daß er mit der Wunde allein nicht weitergehen könne. Er forderte deshalb den Franzosen auf, ihn nicht hilflos im Wald liegen zu lassen. Er hätte ihm gerade das Leben gerettet und deshalb die Kugel erhalten.

René wollte das natürlich nicht und bat die Soldaten, ihn mit einem Matrosen zurückzubringen. Doch der anführende Seekadett hatte dazu keinen Auftrag, und Raiteo weigerte sich, mit einem Fremden zu gehen, der nicht einmal seine Sprache verstand. Also mußte René ihn unterstützen und in das Tal zurückbringen. Er hatte dem Seekadett seinen Namen gesagt und ihn gebeten, den kommandierenden Offizier so schnell wie möglich über seine Flucht zu informieren. Er war noch immer fest entschlossen, an den Kampfplatz zurückzukehren. Das war aber nicht im Sinne Raiteos, der seine Wunde schlimmer darstellte, als sie wirklich war. Er mußte sich unterwegs so oft ausruhen, daß sie den Wall von Papeete erreichten, als oben das Schießen aufhörte. Kurze Zeit darauf verkündeten die schmetternden Hörner die Franzosen als Sieger. Die Eingeborenen waren aus dem Lager in die Berge verjagt, und dorthin konnte man sie nicht weiter verfolgen.

René suchte sofort den Gouverneur auf, um ihm von seinen Erlebnissen zu berichten und auch über die vergeblichen Verhandlungen. Der Gouverneur war gerade mit dem Verhör des Mannes beschäftigt, der fast die Ursache für seinen Tod war: Jim O'Flannagan. So ließ sich René nur anmelden, wurde aber sofort hereingerufen.

»Sie kommen mir wie gerufen, Delavigne!« rief ihm der Gouverneur schon entgegen. »Ihre Abenteuer erzählen Sie mir später. Wir haben hier einen Burschen, der alles verspricht, wenn man nur seinen Hals vor der Schlinge rettet. Ich möchte ihm gern durch jemand auf den Zahn fühlen lassen, der mit dem Land vertraut ist.«

Jim O'Flannagan stand mit auf den Rücken gefesselten Händen zwischen zwei Marinesoldaten. Er hatte seine Situation begriffen, denn er sah totenbleich aus, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Aber um den Mund lag noch immer der alte Trotz. Seine Stirne war gerunzelt, als er den Neuankömmling ansah.

»Zum Beweis, daß er es ehrlich meint, hat er uns schon gestern seinen eigenen Kameraden ausgeliefert.«

»Den entsprungenen Matrosen?« rief René rasch und erstaunt.

»Ja, aber der war mehr als nur das. Er war der Helfershelfer dieses Mannes in früherer Zeit und Teilnehmer an einem Mord, für den wir eigentlich O'Flannagan zum Tode verurteilt haben. Dazu kommt noch der starke Verdacht, daß er eine alte Frau erschlagen hat, die man an dem Abend gefesselt und erschlagen in ihrer Hütte gefunden hat. Sie hätten dabeisein sollen, als wir den Burschen fingen, es war wie mit einem Lockvogel. Aber das konnte noch nicht genug sein, um sein wertloses Leben zu garantieren. Jetzt verspricht er uns die Anführer der Insulaner, die Häuptlinge, die den größten Einfluß haben, uns auszuliefern. Das wäre allerdings seinen Hals wert, denn dadurch würde viel Blutvergießen vermieden werden. Ich möchte von Ihnen wissen, Delavigne, ob sein Plan realisierbar ist oder nur eine Finte, um ein paar Tage länger atmen zu können.«

»Wie will er das ermöglichen?«

»Morgen früh soll eine Versammlung stattfinden, von der er erfahren hat. Kennen Sie die Berge oberhalb der Stadt?«

»Ausreichend, glaube ich. Allerdings kann ein anderer Landsmann, Lefevre, jeden Baum in den Bergen nennen. Vielleicht wäre es zeitsparend, wenn man ihn ebenfalls ruft.«

Der Gouverneur rief die Ordonnanz herein und befahl ihr, Lefevre zu suchen. In der Zwischenzeit berichtete René leise von seinen Erlebnissen und über den Friedensvorschlag. Er glaubte jetzt selbst, daß freundliche Worte bei den Eingeborenen nicht ankamen. Lefevre kam endlich, und die Befragung des Mannes konnte beginnen.

»Woher weißt du überhaupt, daß die Häuptlinge morgen eine Versammlung haben? Was hast du mit ihnen zu tun?«

»Ein Weißer, der mit einem Gewehr umgehen kann, ist jetzt bei ihnen so viel wert wie ein Häuptling«, erwiderte der Ire mürrisch. »Ich bin bei allen Beratungen dabeigewesen.«

»Das klingt wahrscheinlich. Aber weshalb wurde die Beratung so viele Tage hinausgeschoben und findet nun gerade morgen statt?«

»Am Freitag wurde der Beschluß gefaßt. Am Sonnabend war der Sabbath, da konnte kein Bote geschickt werden. Heute wurden welche zum Süden der Insel geschickt. Vor heute nacht können die Häuptlinge nicht eintreffen.«

»Und weshalb findet die Beratung nicht im Lager statt?«

»Sie wollen dem Einfluß der Missionare entgehen«, erwiderte der Ire. »Ich hatte selbst den Antrag gestellt, weil ich die Schwarzröcke hasse. Sie haben den Eingeborenen durch ihre Einmischung nur Unheil gebracht. Utami, Teraitane und andere gehen ihnen aus dem Weg, wo sie nur können. Nur Aonui und Potowai sind ihre Posaunen.«

»Wo ist der Sammelplatz?«

»Im oberen Tal, etwa eine englische Meile von Papeete, dicht unter dem Felsenhang, auf dem die drei Kokospalmen stehen.«

»Kennen Sie den Platz?« wandte sich der Gouverneur an die beiden, und sie bestätigten es.

»Aber in welcher Schlucht? Es kommen da drei von oben herunter?« erkundigte sich Lefevre.

»In der mittleren.«

»Das ist die einzige, die einen Ausgang hat. Die anderen sind von steilen Hängen eingeschlossen. Und wo da?«

»Kennt ihr den Platz, wo die einzelne Hütte steht, die jetzt Utami bewohnt?«

»Allerdings. Der Platz wäre nicht schlecht gewählt. Wie viele Häuptlinge sollen da zusammenkommen?«

»Von hier Utami, Teraitane und Aonui sowie Fanue und einer, dessen Namen ich vergessen habe. Einer von Tairabu, einer vom südlichen Inselteil. Es wurde auch davon gesprochen, daß von dort ein Abgesandter von Huaheine und Bola-Bola erwartet wird. Man vermutete, daß sie gemeinsam eintreffen würden.«

»Das wäre gar nicht so übel!« rief der Gouverneur. »Aber auf welche Weise wollen sie sie da oben fangen?«

»An dem Platz leichter als woanders«, bestätigte Lefevre die Angaben des Gefangenen. »Auf dem Rückweg ließe sich leicht ein Vorposten aufstellen. Dem können die Umstellten weder rechts noch links ausweichen. Der Eingang des Tals ist mit zwölf Mann völlig zu schließen.

Wenn sich alles so verhält, wie der Bursche angibt, dann können wir auf einen günstigen Erfolg hoffen. Jedenfalls hätten wir nicht viel zu riskieren, da wir uns wieder rasch zur Stadt zurückziehen können. Nach der heutigen Niederlage werden die Eingeborenen nicht dicht herankommen. Ich habe heute sogar von einem uns ergebenen Mann gehört, daß die Krieger eine weiter zurückliegende feste Stellung im Hantauetal einnehmen wollen, um sich dort sicher zu verschanzen, bis die von England versprochene Hilfe kommt.«

»Dann werden wir wohl eine starke Abteilung im Rücken aufstellen, um jeder Überraschung vorzubeugen. Fragen Sie den Kerl, was er dazu sagt.«

Jim schüttelte aber den Kopf.

»Dann wird es nichts. Sobald hier nur zwanzig Soldaten auf einmal aus der Stadt marschieren, wissen sie es auch schon in den Bergen und rüsten sich für einen Angriff. Kleine Patrouillen sind aber jeden Tag ausgezogen und selten belästigt worden, weil die Eingeborenen keinen Angriffskrieg führen wollen. Nur die Patrouillen können den Überfall ausführen, eine größere Militärabteilung nie.«

»Und wer garantiert die Sicherheit der schwachen Patrouillen?«

»Ich bin doch in eurer Gewalt und gehe dann mit!« sagte Jim.

»Eine schlechte Garantie«, sagte René kopfschüttelnd. »Der Bursche hat nicht einmal mehr ein Leben zu riskieren. Aufrichtig gesagt, möchte ich keinen Menschen auf seine Versicherungen einsetzen. Das alles erscheint mir wie ein abenteuerliches Märchen, damit er seinen Hals vor der Schlinge noch etwas retten kann. Er will sich wohl in den Bergen in Sicherheit bringen. Ich würde sehr vorsichtig sein.«

Die Franzosen unterhielten sich natürlich in ihrer Sprache. Der Gefangene sah mißtrauisch von einem zum anderen.

Lefevre war für den Plan. Er kannte den Teil der Berge genau und glaubte einen solchen Überfall leicht ausführen zu können. Dann lag ihm aber auch daran, als Offizier in die Armee eintreten zu dürfen, was ihm bislang aus verschiedenen Ursachen verweigert wurde. Wenn er sich aber bei einer solchen Expedition auszeichnete, sah die Lage für ihn günstiger aus. Nach Jims Aussage war auch der alte Häuptling Fanue anwesend, den er noch von Tairabu aus ganzem Herzen haßte.

Jim wurde wieder abgeführt, und Lefevre erklärte sich bereit, die Führung einer Patrouille zu übernehmen. Man besprach die Einzelheiten, und Lefevre suchte sich dann die geeigneten Leute zusammen. Es wurde vereinbart, daß Jim den Trupp führen sollte, der nicht unmittelbar dem Angriff zugeteilt wurde. Er sollte natürlich streng bewacht werden.

»Wollen Sie den Zug auch begleiten, Delavigne?« erkundigte sieh der Gouverneur, als Lefevre den Raum verlassen hatte.

Der junge Mann schüttelte den Kopf.

»Ich will auf den Inseln leben«, sagte er, und es sah fast so aus, als müsse er diese Antwort gegen seinen Willen sagen. »Und... ich möchte alles vermeiden, in zu feindselige Berührung mit den Bewohnern zu kommen. Wenn nicht meinetwegen, so doch meiner Frau zuliebe.«

»Aber Lefevre lebt auch hier und sorgt sich deshalb nicht darum. Er nahm die Sache mit einem richtigen Feuereifer auf. Ich bin überzeugt, er wird alles versuchen , um Erfolg zu haben.«

»Wir Menschen haben verschiedene Charaktere«, erwiderte René ausweichend. »Lefevre denkt wahrscheinlich wie in vielen Dingen anders als ich. Außerdem verspreche ich mir nicht den geringsten Erfolg von dieser Mission. Ich fürchte, die Insulaner sitzen uns näher, als wir glauben.«

»Ach was!« lachte der Gouverneur. »Die Burschen wagen sich nicht wieder in den Bereich unserer Kanonen und werden sich mit Plänkeleien begnügen, bis sie es satt bekommen oder wir die Rädelsführer gefangen haben. Wie dem auch sei, wo wohnen Sie jetzt, Delavigne?«

»Nirgends!« sagte René und lachte. »Mein Haus draußen ist mir abgebrannt, und ich habe mich bei Vater Conet einquartiert, der mir freundlicherweise ein Zimmer zur Verfügung stellte.«

»Dort sind Sie gut aufgehoben, sonst hätte ich selbst für Sie gesorgt. Unser Krieg hat Sie geschädigt, und das müssen wir Ihnen wieder vergüten. Jetzt guten Abend, und ich hoffe Sie morgen wieder zu sehen.«


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