Leo Frobenius
Das schwarze Dekameron
Leo Frobenius

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Der schäbige Liebhaber

Nupe

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau hieß Mamuna. Der Mann hatte einen Freund, der hieß Goschi. Mamuna war sehr schön. Goschi war viel im Gehöft seines Freundes. Goschi wollte gern Mamuna besitzen. Goschi ging zu einem Boschi (Schamanen) und bat ihn, es zu machen, daß sein Freund für einige Zeit verreise. Der Boschi machte es, daß der Ehemann eines Tages die Sachen packte und in ein anderes Land ging. Als der Ehemann in ein anderes Land gegangen war, kam Goschi zu Mamuna und sagte: »Mamuna, ich möchte dein Freund sein. Mamuna, laß mich bei dir schlafen!« Mamuna sagte: »Du bist der Freund meines Mannes. Da kann ich nicht deine Freundin werden und bei dir schlafen.« Goschi bat Mamuna. Goschi schenkte Mamuna 20 000 Kauri. Mamuna hatte nun schon mehrere Tage ihren Mann nicht gesehen. Mamuna sagte zu Goschi: »Komm heute Nacht zu mir!« Abends kam Goschi zu Mamuna. Goschi schlief bei Mamuna. Goschi beschlief nun Mamuna alle Tage.

Freunde kamen in das Land, in das Mamunas Mann gegangen war. Freunde sagten zu Mamunas Mann: »Dein Freund Goschi kommt alle Abende in dein Haus und beschläft deine Frau Mamuna.« Mamunas Ehemann packte seine Sachen. Er ging sogleich nach seinem Ort zurück. Er kam nachts in seinem Ort an. Er ging nach seinem Gehöft. Mamuna hörte ihn kommen. Mamuna hörte ihren Mann kommen. Goschi lag bei ihr. Mamuna sagte: »Goschi, steh auf, mein Mann kommt! Ich will dich verstecken.« Mamuna versteckte Goschi in dem Speichertopf (Edo), in dem sie ihre Sachen hatte. Sie deckte ihn mit ihren Decken und Kleidern zu.

Der Ehemann kam herein. Der Ehemann setzte seine Sachen hin und sagte:

»Ich höre, Mamuna, daß du nicht allein schläfst!« Der Ehemann untersuchte das Bett. Der Ehemann sah in alle Winkel. Der Ehemann fand nichts. Er blieb bei seiner Frau. Am anderen Tage sagte der Ehemann zu Mamuna: »Morgen werde ich deinen Edo nehmen und ihn ins Haussaland tragen und verkaufen. Wir werden viel Geld damit verdienen.« Mamuna sagte: »Wieviel Geld willst du denn von den Haussaleuten dafür haben?« Der Ehemann sagte: »Ich will dafür 200 000 Kauri haben.« Mamuna sagte: »Ich habe immer alle meine Sachen darin, mein Korn, meine Decken, meine Kleider. Ich möchte ihn behalten und dir dafür 200 000 Kauri geben.« Der Ehemann sagte: »Es ist mir recht.« Nachher ging der Ehemann hinaus.

Mamuna machte sogleich den Edo auf. Goschi kam heraus. Mamuna sagte: »Ich habe meinem Mann dafür 200 000 Kauri bezahlt. Ich muß die 200 000 Kauri leihen. Du gibst sie mir doch wieder.« Goschi sagte: »Du wirst das Geld schon wieder erhalten.« Goschi lief aus dem Hause. Nach einiger Zeit begegnete Mamuna Goschi auf der Straße. Mamuna sagte zu Goschi: »Du hast mir die 200 000 Kauri noch nicht wiedergegeben, die ich für dich bezahlt habe!« Goschi sagte: »Warum hast Du denn die 200 000 Kauri bezahlt? Ich habe nicht von dir verlangt, daß du sie zahltest. Hättest du mich nicht versteckt, so hätte ich mich mit deinem Mann geschlagen und alles wäre erledigt gewesen.« Mamuna sagte: »Es ist gut!«

Mamuna kam nach Hause. Sie sagte zu ihrem Mann: »Packe morgen deine Sachen. Sage, du gingst in ein anderes Land. Geh weg und verstecke dich im Nachbarhaus; dann werden wir einen Dieb fangen.« Der Mann sagte: »Es ist recht.« Der Mann packte am anderen Morgen seine Sachen. Am Mittag kleidete Mamuna sich sehr schön und ging weg. Sie traf Goschi. Sie sagte zu Goschi: »Heute verreist mein Mann für drei Monate in ein anderes Land.« Goschi sah Mamuna an. Mamuna war schön gekleidet. Mamuna hatte schöne Kleider. Mamuna hatte Perlen um. Mamuna war schön.

Goschi sagte: »Laß mich heute zu dir kommen. Laß mich bei dir schlafen!« Mamuna sagte: »Nein, ich lasse dich nicht zu mir kommen. Ich habe 200 000 Kauri für dich bezahlt und du hast mir das Geld nicht wiedergebracht.« Goschi sagte: »Ich werde dir das Geld morgen bringen. Ich verspreche es dir. Aber laß mich heute abend bei dir schlafen.« Mamuna sagte: »Es ist gut! Komm dann heute abend zu mir!«

Am Abend ging Goschi zu Mamuna. Er kam in Mamunas Hof. Mamuna stand am Reibstein und mahlte Korn. Mamuna hatte alle Kleider abgelegt. Mamuna war nackt. Mamuna war sehr schön. Goschi sagte zu Mamuna: »Komm herein auf die Matte; wir wollen beieinander liegen; ich will dir beiliegen!« Mamuna sagte: »Laß mich erst die Arbeit fertigmachen. Setze dich solange da hinter mich!« Goschi setzte sich. Goschi sah Mamuna zu. Mamuna war sehr schön. Mamuna war nackt.

Mamuna sagte: »Mein Mann sagt, ein Mann, dessen Füße in Fußeisen geschlagen sind, kann nicht eine Frau beschlafen.« Goschi sagte: »Der Mann kann es doch!« Mamuna sagte: »Nein, der Mann kann es sicher nicht!« Goschi sagte: »Hast du Fußeisen da, so lege sie mir um und ich will es dir zeigen!« Mamuna sagte: »Ich will doch erst meine Arbeit fertigmachen.« Goschi sagte: »Nein, hole die Fußeisen. Wir wollen es gleich machen.« Mamuna sagte: »Es soll mir recht sein.« Mamuna ging hinein. Goschi folgte ihr. Mamuna nahm die Fußeisen und legte sie Goschi an. Als Goschi die Fußeisen anhatte, schrie Mamuna: »Ein Dieb! Ein Dieb! Ich habe einen Dieb!« Goschi rief: »So sei doch still!« Der Ehemann Mamunas kam herein. Er packte Goschi. Goschi wurde zum König geschleppt. Goschi mußte viel Geld zahlen und wurde geschlagen.


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