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3. Juny. Ich exerzirte mit der ersten Escadron, und zwar wie immer um halb 7 Uhr Abends.
5. Albert kam zum Exerziren, ich trat als Rittmeister ein.
7. Sonntag. Ich fuhr mit Papa und Mama um ¼ auf 1 Uhr in die Stadt zu einer Vorstellung der Demoiselle Fanni Elssler, speisete dann bey den Ältern in der Stadt und kam erst zur Promenade heraus.
9. Ich kommandirte heute zum ersten Male die Escadron.
11. Die Frohnleichnams Procession ging bey schönem Wetter recht gut von statten. Wir sahen auf dem Balkon der Reitschule zu.
13. Heute wurden die Billette für die am 16. zu erfolgende Enthüllung des Monumentes des Kaisers Franz in der Trabantenstube ausgetheilt. Der Eingang dazu war durch den Augustinergang. Nun wollten aber alle Leute hinein, um die geholten Billette dann bis zu 15 fl verkaufen zu können. Die Spalier wurde niedergerißen. Es mußte eine Compagnie Infanterie und Cavallerie geholt werden. Die Leute fingen an, mit Stöcken auf die Truppen zu schlagen und mit Steinen zu werfen. Im Hause vom Onkel Karl wurden die Fenster eingeschlagen, und erst dem Platz-Generale Matauschek gelang es, die Ruhe herzustellen. Einige Leute, sowohl Soldaten als auch andere, wurden bleßirt.
16. Um ½ 9 Uhr fuhr ich mit Papa und Mama in die Stadt, wo ich mich in Uniform setzte. In der Mitte des Platzes, der noch ganz leer war, stand das verschleyerte Monument; rings um den Platz waren Tribünen gebaut. An den Schweizerhof waren die große Hoftribüne, jene für den Hofstaat und jene für das Diplomatische Corps angelehnt. Um ½ auf 10 Uhr fing man an, die Leute, die mit Billetten versehen waren, hereinzulaßen, und bald war alles gefüllt. Um halb 11 Uhr ging ich mit Papa und Mama zum Kaiser, von wo aus der Zug in die Kirche ging, wo der Hofprediger Ottmar eine Predigt hielt und dann der Erzbischof das Hochamt las. Nach demselben zog man in die Zimmer des Kaisers zurück, und ungefähr um ½ 1 Uhr ging man auf die Tribüne. Der Hof wurde mit Vivat und Militärmusick empfangen. Auf dem Platze waren zwey Grenadier-Bataillons und die bürgerl. Grenadiere aufgestellt, auf dem äußeren Burgplatze und den benachbarten Wällen die Garnison, auf dem Glacis die Cavallerie und in der Stadt die Bürger.
Als auf dem Platze alles ruhig war, hielt der Fürst Metternich eine Rede an den Kaiser, und dieser antwortete ihm; darauf wurde auf ein Zeichen die Statue enthüllt, nur blieb unglücklicher Weise das Tuch, welches den Kopf bedeckte, zu lange hängen. Alle Musicken erschollen nun, die ganze Garnison gab Dechargen, und die Kanonen schoßen 101 Schuß. Nun stimmte die zahlreich versammelte Geistlichkeit das Tedeum an, worauf die Bürger und dann die Garnison defilirten.
17. Albert reisete mit einem Umwege und Karl gerade nach Ischl. Fritz kehrt über Ischl nach Venedig zurück.