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1. September. Um halb 4 Uhr frühe fuhr ich mit Papa, Onkel Ludwig, Grfn. Sechenyi, Meerveldt, Coronini, Morzin und dem Baron Gorizutti nach Ebensee in Hofwägen, von da eine halbe Stunde gegen Offensee in Postwägen und gingen dann 4 Stunden zu Fuße auf die Gemsjagd. Schon den ganzen Morgen war sehr viel Nebel gewesen, während dem Gehen fing es an zu regnen, so daß wir 2 Stunden auf dem Stande uns beregnen ließen, ohne einen Schuß zu machen. Wir kehrten, bis auf die Haut naß, auf demselben Wege nach Ischl zurück, wo wir um 4 Uhr speiseten. Nachmittage machte man eine kleine Promenade bey Ischl, und nach dem Thee nahmen wir von allen Abschied.
2. Reiseten wir, nachdem wir von Papa und Mama Abschied genommen, um 6 Uhr frühe mit Hofwägen von Ischl weg. Unsere Reisewägen sind nämlich von Wien gerade nach Linz gefahren. In Gosaumühle fanden wir Postkaleschen, die uns nach Gosau brachten, von wo wir in zwey- und einspännigen Landwägen nach Abtenau fuhren, wo wir speiseten.
Nachtische kamen wir auf ähnliche Weise immer durch schöne Gebirgsgegenden nach Golling, wo wir den sehr schönen Wasserfall ansahen. Der GM Malkovsky aus Salzburg war dahingekommen. Von Golling fuhren wir in Postkaleschen nach Werfen und sahen auf dem Wege die Öfen der Salza und den Paß Luek mit seinen Blockhäusern. In Werfen kamen wir um halb neun Uhr Abends an.
3. Wir fuhren um 7 Uhr Morgens von Werfen weg und über St. Johann, Lend, Hof Gastein, einen sehr schönen Weg bey zwey Gletschern vorbey nach Wildbadgastein, wo wir um 1 Uhr ankamen und allsogleich die Bäder und den majestätischen, durch den Ort fließenden Wasserfall besahen. Um 2 Uhr speiseten wir und sahen noch das Haus des Onkel Johann an.
4. Fuhren wir um 4 Uhr Morgens in Einspännern von Gastein nach Pöckstein, wo wir Saumpferde fanden, auf welchen wir beym Kessel-Bären und Schleyerfall vorbey ritten, über das Naßfeld bis auf die Höhe des Mallnitzertauern, wo die Gränze zwischen Salzburg und Kärnthen ist, und wo wir einige Erfrischung zu uns nahmen. Wir gingen nun ein Stück, auf welchem man nicht reiten kann, zu Fuße, saßen dann wieder auf und kamen um halb 12 Uhr nach Mallnitz, wo wir speiseten und fuhren dann in Landesfuhrwerk über Oberfellach, Winklern im Möllthale fort, kamen bey heranbrechender Finsterniß über den Iselsberg und erreichten Lienz in Tirol um 9 Uhr Abends.
5. Wir verließen Lienz um 6 Uhr und fuhren über das Ampezzo-Thal nach Cortina, wo wir speiseten. Dieser Ort ist zwar noch Tirolerisch, aber die Leute sprechen schon italienisch und sehen auch ganz darnach aus. Zwischen diesem Orte und der nächsten italienischen Station ist die Gränze zwischen Tyrol und dem venetianischen. Alles wird nun italienisch, und obwohl die Gegend noch sehr wild und gebirgig ist, sind die Häuser schon nach italienischer Art gebaut. Das mir neue italienische Leben intereßirte mich sehr.
Um halb 9 Uhr kamen wir in Belluno an, wo eine Compagnie von Kynsky-Infanterie aufgestellt war. Wir fanden den FM Radetzky, deßen Bekanntschaft zu machen mich sehr freuete, den FML Hammerstein, Commandant des zweyten Armee-Corps, welches hier in Belluno concentrirt ist, und einige andere Herrn vom Militär und Civile. Der Delegato war uns bis Cortina entgegen gekommen. Die vorzügliche Banda von Kynsky spielte, bis wir schlafen gingen.
6. Fuhren wir um halb 8 Uhr frühe in hiesigen Fuhrwerken mit dem Delegaten durch eine anfangs hübsche, dann aber schauerliche Gegend zu den Kupferbergwerken von Agordo, wo wir ein kleines Stück in einen Schacht gingen und dann noch die Kupferbereitung sahen. Um ½ 5 Uhr waren wir in Belluno zurück, wo wir mit dem FM (Radetzky), dem FML Hammerstein, den Generälen Schönhals und Taxis, dem Bischofe, dem Delegato, dem Podestá und dem Neffen des Pabstes, deßen Geburtsort Belluno ist, um 6 Uhr speiseten. Nach dem Eßen gingen wir in das hiesige hübsche Theater, wo Ernani ziemlich gut gegeben wurde. Nach dem zweyten Acte gingen wir nach Hause.
7. Sonntag. Gab uns der FM (Radetzky) eine Kirchenparade der hiesigen Garnison. Er holte uns mit seiner Suite um 9 Uhr ab und führte uns auf den Platz, wo im Quarée zwey Bataillons Kynsky, das 8. Jäger-Bataillon, eine Schwadron Reußhusaren und eine Batterie aufgestellt waren. Wir schritten die Front ab (ich war natürlich in Uniform) und begaben uns dann in einen eigens errichteten hölzernen Tempel, wo der Bischof Gava die Messe las, nach welcher zuerst im ordinären Schritt und dann im Manövrirschritt (die Cavallerie und Artillerie im Trabb) defilirt wurde. Nach der Parade nahm der FM (Radetzky) von uns Abschied, weil er gleich abreisete, um zu visitiren und uns in Verona wieder zu finden. Nachdem wir uns umgezogen hatten, fuhren wir mit dem Delegaten Locatelli und dem Podestá, um die steinerne Brücke über die Piave, den Dom, zwey Fresquen von Demin im Municipalgebäude und einige vom Pabste seinem Geburtsorte geschenkte Bücher im Seminarium anzusehen.
Wir speiseten um 2 Uhr allein und gingen dann mit Grfn. Morzin in der Stadt spazieren, was uns sehr unterhielt, da wir alle Straßen durchliefen und recht viel vom italienischen dolce far niente des Sonntags sahen. Um 8 Uhr gingen wir wieder in das Theater, wo die beyden letzten Acte von Ernani zuerst gegeben wurden.
8. Maria Geburt. Der Bischof las uns um halb 7 Uhr im Dome die Messe, worauf wir von Belluno abreiseten und gegen Feltre fuhren. Auf dem Wege hielten wir uns in der Villa eines gewißen Manzoni auf, um einige Gemälde zu sehen und fuhren dann über Sta. Giustina, wo jetzt Herbert-Infanterie liegt, nach Feltre, wo eine Compagnie vom Regimente des Papa und der General Kuloc mit einem zahlreichen Officierscorps der dortliegenden Regimenter: Franz Carl und Franz von Este uns empfingen. Wir verließen diesen Ort allsogleich wieder, um nach Posagno, den Geburtsort Canovas zu fahren, wo wir seinen Bruder, einen Bischof in partibus, fanden. Wir sahen die nach Canovas Plan ausgeführte und mit einigen seiner Werke geschmückte Kirche und das Museum seiner Werke in Gyps und begaben uns darauf durch eine schon flachere Gegend nach Bassano, einem etwas größeren Städtchen als Belluno, wo wir mit dem Delegato von Vicenza, Conte Carlotti, dem Vicedelegaten von Treviso, Grfn. Dandolo, und noch einem Comissär speiseten und dann noch die hiesige hölzerne Brücke über die Brenta ansahen.
9. Wir reiseten um ½ 7 Uhr von Bassano ab und über Primolano nach Welschtyrol und über Borgo und Pergine durch eine gebirgige, aber mit Wein, Kastanien und Maulbeerbäumen sehr schön bepflanzte Gegend nach Trient, wo wir um 4 Uhr ankamen und mit dem Kreishauptmann, dem Platzmajor Balarini und dem Major vom Generalstabe, Baron Handel, speiseten. Auf der letzten Station stürtzte beym ersten Wagen ein Mittelpferd, beym zweyten das Stangenpferd, und beym dritten der Stangenpostillon, dem nichts geschah, aber sein Pferd war so geschunden, daß es ausgespannt werden mußte.
Um 8 Uhr gingen wir auf 2 Acte in eine sehr schlechte Comödie.
10. Sahen wir das alte Schloß, nun Caserne, den Dom und die Kirche, in welchem das Concilium abgehalten wurde, an und fuhren dann eine neue Straße gegen Brescia. Wir speiseten vor 1 Uhr und fuhren allsogleich im Etschthale fort nach Roveredo, wohin wir in 2 Stunden kamen. Wir sahen dort eine Seidenfilande und eine Filatorie an und gingen dann zum Herzog von Modena, der unterdeßen mit seinen Töchtern auf der Rückreise nach Modena hier angekommen war. Abends war ein Theil der Stadt illuminirt.
11. Wir verließen Roveredo um 5 Uhr Morgens in Postkaleschen (weil unsere Reisewägen zu Lande nach Desenzano sind) und fuhren nach Riva, wo wir zwey Kirchen ansahen, und dann auf dem Dampfschiffe über den herrlichen Garda See, bey den schönsten Citronen, Oliven und Lorbeer Plantagen vorbey nach Desenzano, wohin wir nach 4 Stunden, nämlich nach 12 Uhr, kamen und wo wir den Onkel Rainer mit seinem Sohne Rainer fanden, mit denen wir speiseten. Um 3 Uhr fuhren wir über Peschiera, eine Festung am See, wo jetzt eine Abtheilung von Rukawina und eine von Albrecht liegt, nach Verona, wo wir um sechs Uhr ankamen und wo wir die Modeneser, den Feldmarschall (Radetzky), den Delegato, den Stadtkomandant FML Grf. Eltz, den FML Gerhardi, den GM Baron Simbschen und mehrere Stabsofficiere fanden. Eine Compagnie vom 3ten Bataillon von Herbert war ausgerückt.
12. Wir gingen noch zu den Modenesern, die um 8 Uhr frühe abreiseten, dann in die Messe. Um 9 Uhr wurden wir vom Delegato und vom Podestá abgeholt, mit denen wir die schönsten Kirchen, die herrlichen Monumente der Scaligeri, einige schöne Häuser, die Kliptotek, die Sammlung der römischen Antiquitäten, die prächtige Kastellbrücke, die Bibliothek des Kapitels ansahen, und mit denen wir um 2 Uhr speiseten und dann zwey Jesuiten-Anstalten, eine Mädchen-Erziehungsanstalt, den großartigen Gottesacker, und, da es finster geworden war, die Arena bey Mondschein besahen. Letztere, ein Werk römischer Größe, nahm sich herrlich im fahlen Mondlichte aus. Cecco kam mit seiner Frau (Adelgunde) um 3 Uhr an.
13. Holte uns der FM (Radetzky) mit seiner Suite um 9 Uhr ab, nachdem wir vor 7 Uhr bey den Modenesern gefrühstückt hatten, und führte uns zuerst in ein Artillerie-Depot, dann auf das Glacis, wo zwey Batterien im Feuer exercirten und bey einem Platzregen defilirten, und dann an die Etsch, wo die Pioniere in 20 Minuten eine Brücke schlugen. Von da fuhren wir auf mehrere Forts und auf einen Thurm und endeten mit einem Diner von 35 Personen, welches uns der FM in einem Zelte auf dem letzten Fort gab. Um 8 Uhr begaben wir uns, außer Karl (Ludwig), der sich wegen Kopfweh ins Bett gelegt hat, ins Theater, wo eine langweilige Komödie gut gegeben wurde.
14. Sonntag. Sollte eine Kirchparade stattfinden, welche aber wegen starkem Regen abgesagt wurde. Wir gingen in die neben uns gelegene Kirche St. Anastasia, um die Messe zu hören, und fuhren um halb 11 Uhr mit unseren beyden Ciceroni in zwey Kirchen und in ein neu ausgegrabenes römisches Theater. Um 2 Uhr hatten wir ein militärisches Diner mit 25 Personen in Uniform, und dann fuhren wir noch mit den Ciceronis in die Arena, um sie beym Tage zu sehen, und in eine Kirche.
Wir gingen wieder auf einen Akt in das Theater. Gestern war bey dieser Gelegenheit der ganze Weg nach dem Theater, heute aber nur das Theater nebst Umgebung beleuchtet.
15. Verließen wir Verona um 4 Uhr und kamen über das Schlachtfeld von Caldiero nach Vicenza, welche Stadt wir um 11 Uhr erreichten.
Eine Compagnie von der hier jetzt allein liegenden Division von Kaiserjägern war ausgerückt. Der Delegato, den wir schon in Bassano gesehen haben, konnte wegen Unwohlseyn nicht erscheinen. Wir gingen mit dem Vicedelegato und dem Podesta in die Kirche Madonna del Monte, welche auf einem Berge gelegen ist und von welcher aus man eine herrliche Aussicht hat, sahen die Eisenbahnarbeiten und den schönen Kirchhof an. Das schlechte Wetter zwang uns in unseren Gasthof al capella rosso zurückzukehren, wo wir mit unseren beyden Begleitern speiseten. In Verona bewohnten wir, was ich früher zu sagen vergaß, das Gasthaus alle due torre.
16. Wir sahen in Vicenza noch ein Institut für arme Mädchen, das Theatro Olympico von Palladio, einige römische, in einem alten ausgegrabenen Theater gefundene Alterthümer, die Pinakothek, welche eine Sammlung von einigen Bildern ist, zwey Kirchen und eine Bibliothek an und verließen nach 10 Uhr die Stadt und fuhren nach Padua, welches wir vor 2 Uhr erreichten. Wir speiseten um 2 Uhr mit dem hiesigen FML Baron D'Asper, dem Delegato Grf. Marzani, dem Obersten von Reuß-Husaren, Fürst Lichtenstein, und dem Podesta. Der Gouverneur von Venedig, Grf. Palfy, war uns hierher entgegengefahren, reisete aber wegen Geschäften noch vor dem Eßen nach Stra zurück.
Nach Tische sahen wir die herrliche, vor unserem Gasthofe liegende St. Antonio-Kirche an, erstiegen die Sternwarte, um die herrliche Aussicht, die sich bis auf Venedig erstreckt, zu sehen, gingen in die St. Giustina-Kirche und in das Invaliden-Haus, durchliefen den Botanischen Garten und sahen, schon bey Beleuchtung, das prächtige Caffe Pedrocchi an.
Um 8 Uhr gingen wir auf einen Akt in die hiesige Comödie.
17. Um 7 Uhr las uns der Bischof die Messe in der Antoni Kirche, und um 8 Uhr fuhren wir in Uniform auf den Exerzierplatz der Husaren, von denen gestern ein Flügel zu Fuße ausgerückt war, setzten uns draußen auf Dienstpferde und wohnten dem Exerzieren der zwey hier liegenden Divisionen und einer Kavallerie-Batterie bey. Um 10 Uhr fuhren wir mit dem Podestá und dem Delegato in den Dom, in den großen Saal della sapientia und in die Universität. Um 2 Uhr speiseten wir mit dem Bischof, dem Delegato, FML (D'Aspre), den Stabsofficieren der Husaren, dem Oberst Soldati, Commandant des Invaliden Hauses, zwey Artillerie-Officieren, dem Podestä, einem Präsidenten und dem Grfn. Citadella und dem Rektor Magnificus der Universität. Nach Tische fuhren wir in ein eine Stunde entferntes Benediktiner-Kloster Braglia, und Abends spielten die Husaren Trompeten.
18. Las uns der Erzbischof von Wien, der gestern hier ankam, in der Antonius-Kirche die Messe um 7 Uhr. Von 9 bis 11 Uhr sahen wir die Eremitaner-Kirche nebst einer Kapelle und zwey Mädchen-Institute, welche unter Klosterfrauen stehen. Um 11 Uhr kam die Garnison in Parade, Abschied zu nehmen, und um 12 Uhr reiseten wir ab und kamen in einer kleinen Stunde nach Stra, einem Schloße des Kaisers, in welchem der Gouverneur den Sommer zubringt. Letzterer (Graf Pálffy) empfing uns mit seiner Frau. Wir sahen den Garten an und speiseten dann mit mehreren Herren aus der Umgegend. Um ¼ auf 4 Uhr verließen wir Stra und kamen um 5 Uhr nach Fusina, wo uns Fritz mit Marine-Booten erwartete. Nun fuhren wir beym schönsten Abend nach Venedig durch den Canal grande auf die Riva degli Schiavoni, wo wir bey Danieli abstiegen. Eine Compagnie von Friedrich-Grenadieren war aufgestellt. Alle Civil- und Militär-Autoritäten empfingen wir. Auch fanden wir den FM Radetzky hier, der noch heute Nacht abreiset. Wir gingen dann mit Fritz zur Königinn von Griechenland, die einige Minuten vor uns aus Griechenland auf einem außerhalb) Venedig stehen gebliebenen ranzösischen Kriegsdampfschiffe angekommen ist und in Venedig wohnt. Wir fanden bey ihr ihren Vater, den Großherzog von Oldenburg, einen ihrer Brüder und ihre Schwester.
Wir sahen noch mit dem hiesigen Podestá Grfn. Correr und Fritz den Markusplatz bey Gasbeleuchtung an und fuhren dann bey Mondschein in Gondeln im Canal grande auf und ab.
19. Gingen wir mit unseren Begleitern von gestern um 8 Uhr in die Markus-Kirche, wo wir die Messe hörten und welche wir dann ganz besahen. Von da begaben wir uns in den Dogenpalast nebst seinen Gefängnißen, in den palazzo reale und in die St. Zacharia Kirche. Wir kehrten um 12 Uhr zurück. Es kamen um 1 Uhr das französische Dampfschiff, welches die Königinn von Griechenland gebracht hat, dann ein österreichischer Brigg von Tunis in den Hafen. Um 2 Uhr speiseten wir beym Fritz und sahen dann das Marine-Erziehungshaus, die Kirche St. Giorgio Maggiore und die Giardini Publici an. Wir gingen Abends wieder auf den Markusplatz, wo wir den Fritz und darauf auch die Königinn von Griechenland mit den Oldenburgischen fanden. Von da aus fuhren wir mit dem Podestá und von einigen Musikanten begleitet im Canal grande herum.
20. Holte uns Fritz um 7 Uhr ab, und wir fuhren in Uniform auf einem Marine-Boote auf das gestern angekommene Brigg, welches wir ansahen und dessen Mannschaft vor uns exerzirte. Um halb 9 Uhr fuhren wir mit dem Podestá in die auf einer Insel gelegene Kirche St. Michele di Murano und dann nach Murano, wo wir die berühmten Glasperlen und Glasfabriken ansahen, dann, alles in Gondeln, in ein Mädcheninstitut eines gewißen Abate Kanale. Um 1 Uhr holten wir Fritz ab und fuhren mit ihm zum Kardinal Patriarchen. Um 2 Uhr speiseten bey uns: Fritz mit seinen zwey Herrn, der Gouverneur, der FML (D'Aspre), Grf. Dandolo, der Delegato und geheime Rath Grf. Thurn, der Festungskommandant FML Grf. Sichy und der Podestá. Um 4 Uhr fuhren wir drey (Brüder) mit Fritz allein in seine noch in Arbeit begriffene Wohnung, fanden unsere Herrn und den Podestá bey der Kirche Maria della Salute, welche uns der Kardinal selbst zeigte.
21. Sonntag. Gingen wir um 9 Uhr in die Markuskirche in die Messe, von da in die Akademie der schönen Künste, wo wir die Bilder und Gyps-Statuen-Sammlung sahen, fuhren dann in das Spital, um dessen schöne Säle zu sehen, und in die Monumentenreiche Kirche St. Giovanni e Paolo. Um 2 Uhr speiseten wir beym Fritz mit den Herrn, die gestern bey uns gegessen haben, und dem Capitän Touchar des französischen Kriegsdampfbootes Cuvier. Um 5 Uhr fuhren wir mit Fritz in den Canale grande, wo ein Frescho stattfand, das heißt eine Lustfahrt von unendlich vielen Gondeln, die zuletzt alle auf einen Haufen zusammenfahren, so daß sich die ganze Masse langsam begegnet. Die Banda der Marine spielte auch zu Schiffe. Um halb 9 Uhr fuhren wir mit Fritz in das Theater St. Benedetto, wo eine Opera Buffa bey Beleuchtung des Hauses gegeben wurde.
22. Führten uns Marineboote um 7 Uhr in die Marinekirche, wo wir Messe hörten, von da gingen wir, immer in Uniform, in das Arsenal, wo uns Fritz mit dem ganzen Officierscorps der Marine und mit einer Compagnie empfing. In der Suite ging auch der französische Capitän mit einigen seiner Officiere mit. Wir besahen das ganze Arsenal und das Bagno (Strafhaus), fuhren auf das Admiralschiff Brigg Cäsarea, sahen es an und dann auf das französische Dampfschiff. Um 2 Uhr speisete Fritz, der Cardinal und mehrere Autoritäten, im ganzen 20 Personen, bey uns. Um halb 5 Uhr fuhren wir mit Fritz auf den Lido, wo ein Volksfest, wie alle Montage im September, war. Wir sahen auch von da das Meer zum ersten Male.
Abends war der Markus-Platz mit verstärktem Gase erleuchtet, wir sahen diese Beleuchtung von der Wohnung des Gouverneurs, wohin auch die Königinn von Griechenland, Fritz und mehrere andere Leute kamen.
23. Marineboote holten uns um halb 7 Uhr ab, und wir fuhren in Uniform in den Garten vom Fritz, der auf einer Insel außerhalb Venedig liegt, wo wir mit dem Gouverneur, dem Delegato, dem Podestá, dem FML Zichy, dem GM Weigelsberg, dem Brigadier der Marine, dem Commandanten des Arsenal, dem Major vom Genie-Corps und dem von der Artillerie, dem Hauptmann Henigstein vom Genie, dem Bruder vom Baron Gorizutti, Platzmajor in Chioggia, und den Suiten frühstückten. Von da fuhren wir mit allen diesen Herrn auf den Lido, wo das 3te Bataillon von Wimpfen ausgerückt war und defilirte, sodann in das Fort St. Pietro, wo wir auch die Murazzi sahen, und dann in ein anderes Fort, bey welchem wir einen Damm sahen und in welchem wir ein excellentes Diner, vom Grfn. Zichy gegeben, verzehrten. Von diesem Fort fuhren wir in 1 ¼ Stunden nach Hause. Um halb 9 Uhr fuhren wir in das mit Gas beleuchtete Theater Apollo, wo Bosco vortrefflich Taschen spielte.
24. Graf Bombelles hat sich den Magen verdorben und mußte den ganzen Tag im Bette zubringen. Wir fuhren um halb 9 Uhr an die Eisenbahnbrücke, welche von Venedig bis an die Terra ferma führt, und an welcher nur mehr einige Bogen fehlen, dann in die Kirche dei Scalzi, welche an Marmor sehr reich ist, in den schönen Pallast der Herzogin von Berri und in das Fenice-Theater, welches eines der größten ist. Um halb 5 Uhr kam der Graf Rewicky, der hier lebt, zu uns, und um 5 Uhr fuhren wir zum Fritz, wo wir um halb 6 Uhr eßen sollten. Die Königinn von Griechenland und die Oldenburgischen kamen aber erst um ¾ auf 6 Uhr. Sonst aßen nur der Gouverneur und der Graf Dandolo mit. Wir kamen erst nach 8 Uhr zurück.
25. Grf. Bombelles stand heute auf und ging auch schon für sich etwas aus. Wir gingen um halb 8 Uhr in die Markuskirche in die Messe und um 9 Uhr mit dem Herrn Baron (Gorizutti), dem Podestá (der uns überall hin begleitet) und dem Chuardi, einem langweiligen pensionirten Regierungsrathe, der ein Hauptcicerone ist, in die Kirche del redentore, in die (Kirche) dei Frari, in die Kirche St. Rocho und in einen daneben liegenden Pallast einer Bruderschaft und in eine Druckerey eines Herrn Antonelli. Um ¾ auf 5 Uhr fuhren wir mit Fritz zum Grf. Zichy, wohin auch die Königinn von Griechenland und andere Leute kamen, und von wo wir auf dem Campo di Santo Stefano denselben Mann, der in Verona steigen sollte, sehr glücklich, aber bey wenig Zuschauern steigen sahen.
26. Wir wurden um ¾ auf 6 Uhr von Marinebooten abgeholt und auf das Kriegsdampfboot Marianna gebracht; um 6 Uhr wurden die Anker gelichtet, und wir sagten Venedig lebewohl. Fritz mit dem General Lebzeltern und dem Obersten Marinovich befanden sich schon an Bord. Wir hatten als Commandanten den Major Zambelli, den Schiffsfähnrich Visiak, außerdem den Fregattenfähnrich Pongratz und den Cadetten Simonis. Wir gelangten glücklich und bey anfangs etwas bewegter See nach Pola. Wir waren alle, bis auf den Bedienten vom Grfn. Morzin, der die Seekrankheit hatte, und auf Eberl, der Schwindel hatte, gesund. Das schöne Venedig verschwand immer mehr im Wasser, und bald darauf tauchten die Istrianer Gebirge aus demselben hervor.
Nach Pola, wo wir um halb 5 Uhr ankamen, waren der Gouverneur von Triest Graf Stadion, der dortige Divisionär FML Piret und der Brigadier GM Wimpfen auf dem schönsten Lloydischen Dampfschiffe Imperator entgegengekommen. Sie empfingen uns mit vielen dortigen Militär- und Civil-Autoritäten und einer Compagnie vom Landwehrbataillon von Leopold beyder Sicilien. Wir sahen allsogleich die Porta Aurea, die Porta Erkole, die Porta Gemmini und noch zwey andere, alle aber römische Thore, das über der Stadt befindliche Fort, die Arena und, da es schon finster geworden war, mit Fackeln den Dom an; darauf wurde die Arena und noch ein Theil der Stadt mit brennenden Reiserbüschen beleuchtet. Wir verließen nun die Stadt und fuhren in unseren Booten auf das Loidische Schiff, welches mit Ballons beleuchtet war, und auf welchem einige Bauern in charakteristischen Trachten tanzten.
Nach 8 Uhr waren wir auf unserem Schiffe zurück, wo wir den Thee einnahmen und uns dann zur Ruhe in unsere Cajüten begaben. Grf. Bombelles war nicht mit, weil er wegen seinem Unwohlseyn zu Lande gerade nach Triest reiset.
27. Als wir um 6 Uhr aufstanden, war das Schiff seit einer Stunde abgefahren, es regnete und ein heftiger Schirocco machte das Schiff ziemlich tanzen.
Wir gingen allsogleich, trotz des später immer zunehmenden Regens, auf das Verdeck, wo ich fast während der ganzen Fahrt in meinen Mantel gehüllt mich aufhielt. Es wurde ein Zelt gegen den Regen gespannt, welches aber später, um den Steuermann nicht zu hindern, eingezogen werden mußte. Die Segel wurden eine Zeit lang zur schnelleren Beförderung gebraucht. Wir waren während der ganzen gestrigen und heutigen Fahrt in Campagne-Uniform. Als wir uns Triest näherten, verwandelte sich der Wind in Bora. Das Dampfschiff Imperator hatte uns anfangs mit dem Gouverneur und den beyden Generälen an Bord gefolgt, fuhr uns dann vor, kam aber nur eine halbe Stunde früher als wir nach Triest, welches wir um ½ 1 Uhr erreichten. Die Militär- und Civil-Autoritäten empfingen uns; wir zogen uns in Civil um und speiseten in unserem Gasthofe zum Fürsten Metternich um 3 Uhr mit Fritz, dem Gouverneur, dem FML Piret, dem GM Wimpfen, dem Gubernialrath Grfn. Kudenhoven und den beyderseitigen Suiten. Um 5 Uhr reisete Fritz ab, um sich in Eilwagen zu Lande nach Venedig zu begeben. Wir gingen um halb 8 Uhr mit dem Gouverneur in das große Theater, wo die langweilige Oper Medea gegeben wurde.
28. Sonntag. Um 5 Uhr Frühe reiseten der Grf. Coronini und der Baron Gorizutti nach Görz. Wir gingen um 9 Uhr in die neue Antoni-Kirche in die Messe, gingen in Begleitung des Gouverneurs und des Präsidenten des Stadtmagistrates in die in dem Börsengebäude befindliche Kunstausstellung, in das Tergesteum, in ein großes Armenhaus und in das Spital. Von da fuhren wir auf das Castell, auf welchem eine herrliche Aussicht ist. Wir sahen auch den dort befindlichen Dom und das in einem Garten befindliche Museum von alten Steinen und Inschriften. Vom Castell gingen wir zu Fuße herunter in die Jesuiten-Kirche und fuhren dann nach Hause, wo wir ein kleines Dejeuner einnahmen. Eine halbe Stunde darauf holte uns der Gouverneur in offenen Wägen ab und führte uns immer zu Wagen auf die einzige Promenade von Triest, St. Andre. Um ½4 Uhr speiseten wir beym Gouverneur mit 24 Gedecken für die verschiedenen Behörde-Chefs.
Um halb 8 Uhr fuhren wir in das schöne Theater Mauroner, wo eine miserable italienische Comödie war. Dieses Theater hat keine Logen und kann leicht in einen Circus verwandelt werden.
29. Um 7 Uhr gingen wir in dieselbe Kirche wie gestern in die Messe. Um 8 Uhr kam der Gouverneur, mit welchem wir in einer Hafenbarque in das neue Lazareth, zum Leuchtthurm, den wir bestiegen, in das alte Lazareth und zum Baue des neuen Molo fuhren. Dort erwarteten uns Wägen, mittelst welchen wir uns in das Arsenal des Loids begaben. Um 12 Uhr aßen wir allein und verließen um 1 Uhr Triest. In Opitschina stiegen wir einen Augenblick aus, um die herrliche Aussicht über das Meer bey dem schönsten Wetter beßer zu bewundern. In Adelsberg, wo wir nach 6 Uhr ankamen, empfing uns der Gouverneur von Illyrien, Baron Weingarten, der dortige Kreishauptmann und ein Oberlieutenant von Hohenlohe, der dort auf Sicherheitskommando ist. Allsogleich fuhren wir in Landeswägen mit dem Gouverneur, dem Kreishauptmann und unseren Herrn (die beyden Herrn Grf. Coronini und Br. Gorizutti hatten wir in Adelsberg gefunden), doch ohne den Grafen Bombelies, der wegen seiner Gesundheit zurück blieb, zur Grotte, die wir in einer viertel Stunde erreichten. Wir drangen in diese großartige, an Naturmerkwürdigkeiten reiche Grotte bis zur sogenannten Johanniskapelle vor. Die Höhle war eigens beleuchtet. Vor 9 Uhr waren wir wieder in Adelsberg zurück, wo wir mit dem Kreishauptmann, einem Kreiskomissair, dem Oberlieutenant und dem Gubernialrath Grfn. Kudenhoven, der mit uns in der Höhle war, soupirten. Der Gouverneur war gleich, nachdem wir aus der Höhle gekommen waren, nach Laibach abgereiset.
30. Um 8 Uhr befanden wir uns wieder im Wagen. Wir erreichten Laibach um halb 1 Uhr, wo uns der Gouverneur, der Bischof, der FML Ludolf, die Stabsofficiere von Hohenlohe und zwey Präsidenten empfingen. Eine sehr schöne Compagnie von Hohenlohe war aufgestellt. Wir speiseten in unserem Gasthause zum wilden Manne mit den früher genannten Herrn vom Civile, dem FML, dem Obersten von Hohenlohe und dem Ordonanzofficiere.
Nachmittage gingen wir mit dem Gouverneur, einem Präsidenten und dem FML in das nicht viel heißende Museum und auf das Schloß, um die schöne Aussicht zu sehen. Als wir zurück gekommen waren, spielte die Musick von Hohenlohe vor unseren Fenstern. Um 7 Uhr gingen wir in das kleine Theater, in welchem deutsche Posse war.