Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

1. Juny. Und noch immer rauhes Wetter.

2. Waren wir beym Kaiser in der Stadt, um dem Familiendiner beyzuwohnen. Wir fuhren darauf in eine Menagerie im Wurstelprater, wo viele merkwürdige Thiere zu sehen sind, als ein Seehund, eine sehr große Boa, eine Klapperschlange etc. ... Um 6 Uhr Abends fuhren wir mit Papa und Mama nach Haimbach.

3. Wieder schlechtes Wetter. Ich gehe jetzt mit Cibulz alle Copiermethoden durch, es unterhält mich sehr gut.

4. Sehr schönes Wetter. Wir machten Nachmittage mit Br. Gorizutti eine große Promenade zu Fuß über Mauer.

5. Vorgestern zogen Großmama und Onkel Ludwig, gestern aber die Tante Palatinus mit Elisabeth und Marie aus der Stadt heraus. Der Kaiser ist noch immer in der Stadt. Heute ritten wir Abends aus.

6. Frohnleichnam. Um 8 Uhr fuhren wir in die Stadt, um von der Reitschule aus die Procession zu sehen. Großmama und Elisabeth sahen auch von dort zu. Abends fuhren wir mit Papa, Mama und dem Onkel Ludwig nach Kaltenleutgeben.

7. Exerzierten wir im Boulaingrain. Der Baron (Gorizutti) wollte uns das Barspiel lehren, es ging aber nicht.

8. Schwammen wir zum ersten Male heuer. Es ging recht gut. Ich freue mich sehr auf die Ankunft des Grfn. Coronini, welche erst Freytag erfolgen wird. Er bleibt nehmlich um zwey Tage länger aus, um beym Begräbniße des Grfn. v. Marne, welcher vor einigen Tagen an Folge einer langwierigen Krankheit gestorben ist, bey zu wohnen.

9. Sonntag. Da gestern der Kaiser Abends herausgezogen ist, speisten wir hier bey ihm. Wir gingen um neun Uhr in die Messe. Abends fuhren die Mama, die Großmama, der Onkel Ludwig, die Familie des Palatinus und die Brüder zum Baron Hügel. Papa und ich gingen im Garten herum und kamen dann mit den anderen im Tyrolergarten zusammen, wo gutirt wurde.

10. Turnen in der Gallerie.

11. Wir schwimmen jetzt alle Tage. Abends fuhren wir mit Papa, Mama, Großmama und Onkel Ludwig aus und gutirten beym Richter v. Lainz.

12. Ritt ich Abends aus, die Brüder fuhren uns nach. Max darf nicht reiten, weil er etwas hustet.

13. Kam Abends die Tante Louise v. Parma an.

14. Exerzierten wir im Boulaingrain. Nach dem Exerzieren spielten wir zu achten Barre, es ging recht gut.

15. Gestern Abends kam also der Grf. Coronini mit seiner Familie wohlbehalten an. Er hatte mich reconvalescent verlaßen, er hatte mich während meiner Krankheit gepflegt, wie mußte ich mich also freuen, ihn wieder zu sehen.

16. Sonntag. Abends waren wir mit Mama und Hezi im Boulaingrain.

17. Fingen unsere schriftlichen Prüfungen an. Abends turnten wir im Garten und spielten dann Barre.

18. Wieder schriftliche Prüfung, die aus der geometral Zeichnung ging nicht gut. Abends fuhren wir mit Mama, Kaiser, Großmama und Tante Louise spazieren und goutirten dann in Tivoli, wo sich der Tyroler Franzi aus Dornbach etablirt hat.

19. Letzter Tag der schriftlichen Prüfungen. Sie gingen im ganzen ziemlich gut; nun will ich das neue Semester recht fleißig seyn und auch in meiner Aufführung den Wünschen entsprechen.

Papa und Mama führten uns ins Wiedner Theater, Onkel Ludwig war auch mit; man gab eine sehr schöne Pantomime mit Gespräch.

20. Waren wir den ganzen Tag frey; um 12 Uhr ritten wir, und Abends kamen die Bombelles, Falkenhayns, der Eduard Stadion, der Franzi Coronini und der kleine Gorizutti zu uns in die Gallerie. Als Ende der Unterhaltung folgte ein Souper.

21. Fingen die Lectionen wieder an. Wir exerzierten im Boulaingrain.

22. Ging ich zum ersten Male mit Oberst Hauslab, Löschner und Cibulz bey der Fasanerie aufnehmen. Wir steckten einige Fixpunkte aus.

23. Sonntag. Machten wir mit Papa, Mama, der Großmama, dem Kaiser, der Tante Amelie von Schweden, dem Prinzen Wasa und dem Herzog von Braunschweig eine Parthie in den Thiergarten. Max war wegen der schlecht gemachten Prüfung nicht mit.

24. Reisete der Grf. Bombelles mit seinen zwey Söhnen auf seine Herrschaft Kainrad in Ungarn. Abends zeigte uns Grf. Coronini an, daß statt dem Prof. Hoffer uns der Lieut. Löschner die Mathematik vortragen wird.

25. War Grf. Ledochowsky bey uns, um Abschied zu nehmen, weil er nach Gleichenberg und von da nach Meran reiset.

27. Legte ich mich mit Fieber; ich hatte schon einige Zeit hindurch keinen rechten Appetit.

28. Hatte ich starkes Fieber, welches sich gegen die Mittagsstunden immer vermehrte, sehr starke Kopf- und Augenschmerzen.

29. Setzte man mir sechs Blutigeln hinter die Ohren. Es wurde mir gegen Abend beßer; aber während das Blut noch rann, hatte ich schreckliche Kopfschmerzen.

30. Sonntag. Hatte ich noch Fieber, das Kopfweh hatte auch noch nicht aufgehört; es wurde Doctor Türkheim geholt.


 << zurück weiter >>