Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. October. Sonntag. Beym Kaiser speisten wir, und Nachmittage gingen wir mit der Mama und den Vettern gegen den Auhof und dann zum Richter von Lainz.

2. Ich bekam zum ersten Maale 20 Gulden als Monatsgeld, wofür ich und meine Brüder uns die Handschuhe und die Hüte kaufen müssen.

3. Es wurde viel für meinen, den 4ten (Oktober) stattfindenden Namenstag arrangirt; es sollte eine Fuchsjagd in der Fasanerie, und zwar mit den Knaben als Fuchs, stattfinden.

4. Mein Namenstag und der des Papa. Ein freudiger Tag.

Um viertel auf neun Uhr kam ich zur Mama, wo ich ein Gewehr, um mit Kapsel auf die Scheibe zu schießen, drey Statuen aus Papiermaschee und von den Vettern Zeichnungen erhielt. Um 9 Uhr gingen wir in die Messe. Von halb 12 bis 1 Uhr schoß ich mit Unterbrechungen im Feldgarten auf die Scheibe. Um 1 Uhr ward es schlechtes Wetter. Wir speisten beym Kaiser, und von 4 bis halb 7 Uhr spielten wir wegen schlechtem Wetter mit den Knaben in der Gallerie. Darauf wurde gutirt, wobey Richard Metternich und Marco Bombelles die Parthei, gegen die Parthei des Albert Sambeci, für die Bälle arrangirten; ich trat nicht dazu, so wie auch Rudi Wrbna.

5. Die Lectionen, welche gestern ausgeblieben waren, fingen wieder an. Der Grf. Bombelles, der am 4ten aus Ungarn angekommen war, speiste bey uns und führte uns darauf spazieren. Der Grf. Ledochowsky nahm Abschied von uns, da er sich wegen seiner Gesundheit zurückziehen wird. Er wohnt noch in der Burg, doch wird er später in der Jägerzeil wohnen. Der Papa fuhr nach Mariazell. Theater in Schönbrunn wie alle Donnerstage.

6. Exerzieren in Feuer und dabey Entdeckung der Partheien durch den Grfn. Bombelles, der durch den Frstn. Metternich avisirt war. Ich war sehr froh, nicht bey getreten zu seyn, da ich sehr Unrecht gethan hätte.

7. Erschrecken, als die Cousine Marie mit schiefem Munde und lallend zu unserem Frühstücke kam. Doch alles gab sich den Tag über. Ich schrieb an die Großherzogin Stephanie von Baden , um ihr für die mir zum Namenstag geschickten Zeichnungen zu danken.

Gestern war die Großmama aus Baiern zurückgekommen.

8. Sonntag. Maries Übel wurde stärker, sie mußte sich legen und sie bekam Fieber. Nach dem Diner beym Kaiser und nach dem Segen fuhren wir mit dem Kaiser, der Großmama, der Mama und den Vettern dem aus Mariazell zurückkehrenden Papa entgegen.

9. Ich fuhr mit dem Grfn. Bombelles um 12 Uhr zu Wagen nach Baden, wo wir auf der Weilburg speisten und bis nach fünf Uhr blieben.

10. Der Grf. Ledochowski speiste bey uns, was mich ungeheuer freute. Maries Übel ist immer gleich, sie ist ängstlich krank.

11. Wir hatten die zweyte Sitzung für den Maler Kriehuber , der uns für den Grfn. Ledochowsky malt. Wir kommen alle drey mit dem Pferde Hettmann auf ein Bild.

12. Grf. Ledochowsky kam auf die Reitschule. Es thut mir jedesmal leid, wenn ich ihn wiedersehe, von ihm zum Theile getrennt zu seyn; er war so gut für uns und doch, wo es nothwendig war, auch strenge, fast in der Art des Grfn. Coronini, der mir so werth und theuer ist. Wir speisten mit dem Grfn. Bombelles und sahen Nachmittage die Kirche in Meidling an. Marie ist noch immer gleich krank und man fürchtet, es könnte ein Nervenfieber werden.

13. Wir exercierten wegen schlechtem Wetter in der Gallerie, und es ging sehr schlecht.

Heute saß ich allein dem Herrn Kriehuber.

14. Wir gingen zur Abwechslung in den Prater spazieren. Marie geht (es) besser, und man ist beruhigt über ihren Zustand. Wir repetiren viel in den Lectionen, da am 25ten, 26ten, 27ten und 28ten Prüfung seyn wird.

15. Sonntag. Wir speisten wie gewöhnlich beym Kaiser, nachdem wir im Feldgarten mit meinem zu meinem Namenstage erhaltenen Gewehre auf die Scheibe geschoßen hatten. Abends gingen wir mit Rainer und Heinrich spazieren und gutierten darauf beym Richter von Lainz.

19. Ich war Abends im Theater, wo man die Zerstreuten gab, was mich sehr unterhielt.

20. Wir waren mit der Mama und dem Papa in Haimbach, wo wir speisten.

21. Wir, nehmlich Max und ich, ritten mit dem Grfn. Coronini spazieren, da die Reitschule mit den Sachen zum morgigen Feuerwerke voll ist.

22. Sonntag. War Abends das schöne Feuerwerk auf dem Parterre, welches Papa gab.

23. Wir arbeiten viel, um uns zur Prüfung vorzubereiten.

24. Wurde von uns der Fuchs mit der Schelle außer(halb) der Fasanerie losgelaßen, und ich schoß auf Kaninchen.

25. Fingen die Schriftlichen Prüfungen an, welche bey mir den ersten Tag gut ausfielen.

26. Waren wieder schriftliche Prüfungen, welche, bis auf die geschichtliche, die mittelmäßig war, gut waren.

Es kamen heute auch 13 Subalterne, der Oberst, der Major, der zweyte Innhaber und sein Adjudant von meinem Regimente aus Prosnitz zu mir. Papa gab ihnen ein Diner in Uniform, bey welchem ich mitspeiste. Es freute mich sehr, mit so vielen Officiren meines Regiments sprechen zu können und vor ihnen in Uniform erscheinen zu können.

27. Nun fingen mit schrecklichen Ängsten die mündlichen Prüfungen an, welche gut ausfielen.

28. Waren wieder mündliche Prüfungen, welche gut ausfielen, und damit waren die Prüfungen geendet. Ich war froh, nun von so vielen Ängsten befreyt zu seyn. Doch nun muß ich wieder wacker an das Studieren gehen.

Nachdem die Prüfungen um ½ 1 Uhr geendet waren, ritt ich mit dem Grfn. Bombelles spazieren. Wir speisten beym Kaiser, und Abends producirte sich bey uns ein Mann mit gelehrten Vögeln und mit einem Wurstltheater.

29. Sonntag. Nachdem wir beym Kaiser gespeist hatten, zogen wir zu Fuße in die Stadt. Es freute mich nicht besonders, in die Stadt zu kommen, doch verließ ich auch nicht ungerne Schönbrunn, wo schon alles traurig und kalt war. Der Kaiser zieht Dienstag und die Kaiserinn Mutter Morgen in die Stadt.

30. Wir hatten wegen den gut ausgefallenen Prüfungen frey.

31. Wir hatten wieder frey und machten eine Visite beym Onkel Carl und beym Kaiser. Wie doch die Zeit lange vorkömmt, wenn man keine Lectionen hat; doch war meine Aufführung glücklicher Weise ziemlich gut.

Wir fuhren auch mit Papa und Mama die Giraffe ansehen; es interessirte mich sehr, ein so schönes, so edles, mir unbekanntes und so rein gehaltenes Thier zu sehen.


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