Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. März. Waren wir im Requiem für den Kaiser Franz.

2. Sonntag. Kam Wilhelm und später Albert zu uns nach dem Diner beym Kaiser. Abends kamen alle Karlischen zur Mama zum Thee.

3. Fing ich mit Rittmeister Sachs das Cavallerie-Reglement an.

5. Waren Papa und Mama bey den englischen Reitern. Es ist heute ein solcher Schnee und ein solcher Wind, daß wir nicht ausgingen und daß an manchen Stellen kniehoher Schnee liegt.

6. War Abends ein großes Hofconcert im Rittersaale, welches wir von der Gallerie hörten.

7. Kamen die Karlischen außer dem Onkel Karl selbst zur Mama.

8. Erfuhr die Mama die gestern schon gekommene Nachricht, daß der Onkel Karl (Theodor) von Bayern sehr krank ist. Er hat eine Gedärmentzündung.

9. Sonntag. Kamen beßere Nachrichten von Onkel Karl (Theodor). Der Onkel führte mich heute in den Circus, wohin auch Albert und Wilhelm kamen. Wir unterhielten uns sehr gut.

10. Es geht dem Onkel Karl (Theodor) schon viel beßer.

12. Ritt ich zum ersten Male das Ulahnen-Pferd, auf welchem ich jetzt das Cavallerie-Reglement zu Pferd machen werde, um halb zwey Uhr auf der Reitschule; ich fing auch schon einige Säbelgriffe an. Papa, Mama, Onkel Ludwig, Großmama und wir gingen heute in den Circus, wo das sehr schöne Benefice von der Mademoiselle Cuzent war. Ich ging gleich in die Loge vom Onkel Karl, die wieder an der Barriere war.

15. Gingen wir um 12 Uhr Mittags in den Circus, wo wir Albert, Carl (Ferdinand), der auf einen Tag aus Prag gekommen ist, Wilhelm und mehrere Herrn fanden. Mlle. Cuzent ritt Rosa, ein Pferd Alberts, dann ihre Pferde Robert de Normandie und Système. Ich exerzirte um zwey Uhr mit dem Zug Infanterie und focht dann Bajonette im Glashause, um das Infanterie-Reglement noch zur Prüfung recht gut zu können.

16. Palmsonntag. Eine sehr frühe Charwoche, noch alles voll Schnee. Nach dem Diner beym Kaiser kam Wilhelm und dann Albert zu uns. Abends kamen alle Karlischen zum Thee zur Mama.

18. Kamen zum ersten Male 5 Ulahnen auf die Reitschule, mit welchen ich Classe ritt.

19. Ritt ich noch Classe und commandirte sie dann auch. Abends waren wir in der Pumpermette.

20. Gingen wir nach dem Amte zur Fußwaschung, bey welcher aber nur die alten Männer waren, da die Kaiserinn wegen Unwohlseyn die Kahrwochen-Feyerlichkeiten nicht mit machen kann. Abends gingen wir wieder zur Pumpermette.

21. Charfreytag. Der Tag, wo der Herr für uns am Kreuze gestorben ist. Wir waren in allen Vormittagsfeyerlichkeiten, besuchten dann alle (Heiligen) Gräber der Stadt und waren Abends wieder in der Pumpermette.

22. Die Procession ging nicht über den Platz, da es zu kalt war, wir sahen sie also nicht und gingen nur in die Kirche, um dort den Feyerlichkeiten beyzuwohnen.

23. Sonntag. Hatten wir gar keine Lectionen bis auf dreyviertel Stunden Religion. Um halb 7 Uhr Abends producirte sich bey der Mama der berühmte Taschenspieler Bosco.

24. War Feyertag, nämlich Ostermontag.

25. Maria Verkündigung. Wir unterhielten uns Abends mit den Bombelles.

26. Fingen die Lectionen wieder an. Ich ritt auch wieder Classe. Alles geht in der alten Ordnung fort.

27. Fing ich an, beym Rittmeister Sachs auf der Reitschule Caroussel zu reiten, das heißt das Vorgeschriebene.

28. Ritt ich wieder Caroussel, aber im Feuer, das heißt mit geladenen Pistolen. Albert hat Fieber.

29. Exerzirte ich wieder den Zug Infanterie im Kaisergarten. Gestern und heute sind die beyden Bataillons von Eh. Friedrich auf der Eisenbahn aus 0llmütz angekommen. Sie fahren nach Gratz um dort Eh. Ferdinand abzulösen, welches nach Innspruck marschirt ist, weil G.H. Baden aus Innspruck nach Bregenz marschirt ist, um dort mit dem schon dort befindlichen Jägerbataillon, einer aus Wels kommenden Division von Liechtenstein-Cheveauxlegers und einer aus Linz kommenden Batterie, eine Brigade unter dem Befehle des Grfn. Lichnowsky zu bilden. Sie ist gegen die Schweizer Unruhen dort aufgestellt.

30. Sonntag. Speiseten wir beym Kaiser. Mit einigen der Knaben spielten wir heute eine improvisirte Tragödie. Die anderen Knaben waren Zuschauer.

31. War um 11 Uhr auf dem Glacis die Parade von Friedrich (-Infanterie). Aber leider ging niemand von Hof, folglich ich auch nicht hinaus. Albert liegt noch, aber es geht ihm viel beßer.


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