Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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3. December. Wir waren beym Carl Ferdinand, dem es viel beßer geht.

5. Wir besuchten den Prinzen (Gustav von) Weimar in der Ingenieur-Akademie. Er reconvalescirt von einer sehr gefährlichen Halsentzündung.

6. Heute war wieder Wachtparade, zu welcher wir aber nicht gingen. Um 7 Uhr Abends war bey der Mama im weißen Saale auf einem dazu errichteten Theater die Probe zu Tableaux, welche wir mit mehreren anderen für den Morgen stattfindenden Geburtstag des Papa Übermorgen vorstellen.

7. Sonntag. Der Geburtstag des Papa. Um halb 1 Uhr kamen die Officiere meiner Division zu mir. Carl Ferdinand aß heute schon beym Kaiser. Stephan ist wieder hier.

8. Maria Empfängniß. Um 7 Uhr begaben wir uns, schon im ersten Costume, über das Gebirge in die Kammer der Mama, wo sich in Purgolts Zimmer die Mitwirkenden versammelten und richteten. Nach halb 8 Uhr begannen die Tableaux, welche in zwey Abtheilungen aufgeführt wurden.

1. Abtheilung:
  1. 1. Der kleine Leipziger Postillon. Der kleine Ludwig als Postillon in einem kleinen hölzernen Wagen mit hölzernen Pferden, und die beyden größeren Brüder als Wanderer, welche auf der Straße Brot eßen.
  2. Der Gondolier von Baumann. Gräfin Amade als Dame, Baron Karl Reischach als Ritter und Grf. Sechenyi als Gondolier.
  3. Ostade. Mahler, der drey Bauern, die trinken und spielen, mit Kohle auf die Wand einer Kneipe zeichnet. Wurmbrandt und Denes Sechenyi als holländische Bauern, und ich als Ostade, ganz schwarz angezogen.
  4. Eine Alpenscene. Das letzti Fensterln, gesungen und gespielt von Mlle. Wildauer und Hrn. Baumann.

Zwischen Akt, während welchem das Publikum so wie die Mitwirkenden in der Garderobe Thee nahmen und Madame Krings-Eichthal im Salon Harfe spielte.

II Abtheilung:
  1. Der Schiffsjunge. Tableau nach einer Lythographie, die ich gemacht habe, vorgestellt von Denes Sechényi, Franz Falkenhayn und Charli Bombelles.
  2. Der Abschied von den Bergen, nach einem Liede. Markus Bombelles als Bauernjunge, Therese Bombelies: seine Geliebte, Paul Meerfeldt: sein Bruder, Gräfin Schönborn und Graf Sechényi: Ältern der Therese, und Gundacker Wurmbrandt als Bauernkind.
  3. Das Eugeniuslied. Wir drey als Husaren aus (Prinz) Eugens Zeiten mit gepuderter Perücke und Zöpfen im Bivuack.
  4. Das Pathenbitten, gesungen von Baumann und Randhartinger als Bauern.
  5. Das Intérieur einer Alpenhütte mit Chorgesang, gesungen von Wildauer, Baumann, Lutz, Randhartinger und Stein.

Wir kamen alle, nachdem wir fertig waren, in den Salon hinunter.

9. Die Gräfinn von Marne ist auf einige Tage gekommen.

10. Um 12 Uhr gingen wir mit der Mama zur Gräfinn von Marne, die unter uns wohnt, und fuhren dann für uns zum Eh. Ferdinand (von Modena-Este), der bald abreiset. Um 8 Uhr Abends gingen wir zur Großmama, wo die Gräfinn von Marne, Mama und einige Personen den Abend zubrachten.

11. Wurde General Tettenborn, badischer Gesandter, mit FML-Ehren begraben. Um halb 8 Uhr wiederholten wir unsere Tableaux.

13. Geburtstag des Onkel Ludwigs, also Diner beym Kaiser.

14. Sonntag. Um halb 8 Uhr war Familien-Soirée bey der Kaiserinn wegen der Gräfinn von Marne.

15. Besuchten wir den Grafen Ledochowsky, dem es etwas beßer geht.

17. Um 8 Uhr fuhren wir zum Thee zur Tante Amelie.

18. Um 1 Uhr war ich im Gußhause, um Kugeln gießen zu sehen.

21. Sonntag. Papa führte mich in das Burgtheater, wo König und Bauer gegeben wurde. Mama kam später nach.

22. Wir gingen mit Papa und Mama in das Burgtheater, wo wir einen Theil des Oratoriums von Haiden, die vier Jahreszeiten, hörten.

24. Weihnachtsabend. Um 6 Uhr war der Baum bey der Mama. Ich bekam eine erst zu vollendende Schlacht von Geiger, einen großen Feldstecher und noch einige Kleinigkeiten. Bey der Großmama bekam ich die Schlacht bey Zenta, gemahlt von Russ und einige andere Kleinigkeiten.

25. Wir gingen um 11 Uhr in das Hochamt. Um 8 Uhr kamen die Karlischen und Moritz Nassau zur Mama.

28. Sonntag. Um 3 Uhr speiseten wir erst beym Kaiser, weil früher ein Concert von Saphir gewesen war. Um halb 7 Uhr gingen wir drey in das Burgtheater, wo Wilhelm Tell gegeben wurde.

30. Wir speiseten mit Papa, Mama und Großmama um halb 4 Uhr in Uniform, und nach dem Eßen versammelte sich die ganze Familie in Uniform beym Kaiser, um den Kaiser von Rußland zu erwarten, der von Palermo nach Petersburg reiset. Wir warteten bis halb 9 Uhr. Der Kaiser kam auf der Eisenbahn an, wo ihn der Fürst Karl Lichtenstein, der ihm zugetheilt ist, erwartete, stieg beym Gesandten Medem ab und ließ sagen, er sey unwohl und könne nicht mehr an Hof kommen.

31. Nach halb 9 Uhr kam der Kaiser von Rußland in Husaren-Uniform zur Mama. Papa kam auch dazu, und so entspann sich zwischen ihnen eine Conversation über die hiesigen Verhältnisse, die mich sehr intereßirte. Der Kaiser war äußerst herzlich. Nach 9 Uhr fuhr ich mit Papa zu ihm, wir fanden ihn aber nicht. Papa war dabey in russischer Uniform, ich in meiner. Um ¾ auf 11 Uhr ritt ich auf die Glacis, wo die ganze Garnison und die benachbarten Truppen en Parade aufgestellt waren, um mich an den linken Flügel meiner Division zu stellen, welche am rechten Flügel des zweyten Treffens stand. Der russische Kaiser war in seiner Regimentsuniform, empfing unseren Kaiser bey seinem Regimente und führte dann dasselbe vor. Die Infanterie defilirte mit halben Divisionen, die Artillerie mit ganzen Batterien und die Cavallerie mit halben Escadronen. Ich führte meine Division vor. Der Oberlieutenant Kappler war Ordonnanz-Officier beym Albert und stürtzte fürchterlich, so daß er liegen blieb. Man trug ihn weg, und erst nach einiger Zeit kam er wieder zur Besinnung. Um &frac12; 4 Uhr war militärisches Diner in Uniform im Kammerballsaal, bey welchem alle Generäle der Garnison und außerdem noch einige Generäle eingeladen waren. Der Kaiser hat die beyden Generaladjutanten Orlow und Adlerberg, den General Liewen und die Flügeladjutanten Menschikow und Lieut. Wassiltschikow mit sich. Um 7 Uhr war Theater Parée in der Burg. Der Kaiser wurde ziemlich applaudirt. Man blieb in 2 Akten von Garrick in Bristol. Darauf war Thee bey der Kaiserinn, zu welchem einige Leute aus der Stadt eingeladen worden waren.


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