Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. Februar. War Adolescentenball in der Reichskanzley, welchen Großmama für Adolescenten von 14 bis 18 Jahren, mit einigen Ausnahmen, gab. Ismael Bey, der schon bey Metternich getanzt hatte, tanzte wieder.

3. Sonntag. Nahmen uns Papa, Mama und Onkel Ludwig zu den englischen Reitern mit, welche eine sehr schöne Production gaben, bey welcher aber Madame Berg und bey einer großen Quadrille, Karneval von Venedig genannt, zwey Stallmeister stürtzten. Madame Berg fiel auf die Barrière herunter, einer von den Stallmeistern stürtzte mit dem Pferd, und der andere fiel zugleich herunter.

4. Hatten wir ein lustiges Faschingsende. Max masquirte sich Abends als Dame. Um halb 10 Uhr Abends kamen Hildegarde, Marie (Karolina) und Albert in Dominos, und wir gingen mit ihnen zur Großmama, welche langmächtig brauchte, bis sie sie erkannt hatte. Besonders gewährte ihr Onkel Ludwig, der Alberts Maske genommen hatte, viel Mühe.

5. Wurden wir mit Papa und Mama um 9 Uhr in der Josephikapelle eingeäschert.

8. Ließ ich mich auf der Reitschule für das zweyte Bild vom Mahler Ebersberg mahlen.

9. Sonntag. Ging ich mit Grfn. Coronini zu den englischen Reitern in die Loge, welche der Onkel Karl für diesen Tag genommen hatte. Wilhelm, der schon ausgeht, war zum ersten Male dort und wir unterhielten uns sehr gut.

10. Fing ich an, in der Orangerie einen Zug von 8 Rotten von Deutschmeister zu comandiren. Es unterhält mich sehr, alle Bewegungen selbst zu comandiren.

12. Gingen wir um halb 9 Uhr zur Großmama, um mit der ganzen Familie die Messe in der Kapelle vom Großpapa zu hören. Heute war nämlich sein Geburtstag. Maxi ging Abends mit Papa in den deutschen Krieger, Karl (Ludwig) und ich gingen aber mit Mama zur Tante Amelie zum Thee.

14. Jetzt exerzire ich auch schon, trotz der Kälte, in Mantel im Garten, wo wir Aufmärsche und Plänklerketten machen.

15. Ritt ich ohne Sattel auf dem Hettmann und sprang auch so Barrière; der Grf. Heinrich Hardegg kam gegen Ende der Stunde auf die Schule.

16. Sonntag. Spielten wir mit den Knaben eine improvisirte Comödie. Abends kam der Onkel Albert mit Hildegarde, Marie (Karolina) und Wilhelm zur Mama.

17. Heute, wie die ganze vorige Woche bis auf Samstag, exerzirte ich wieder im Zuge. Um 4 Uhr speiseten wir wieder bey Großmama in ihrer Veranda. Um 9 Uhr wurde mir der Rittmeister Sachs von Civallart-Ulahnen vorgestellt, welcher mir den Unterricht in dem Cavallerie Abrichtungsreglement geben wird.

19. Nahmen uns Papa und Mama in den Circus mit, wohin auch Kaiser und Kaiserinn, Kaiserinn Mutter und Onkel Ludwig in die Hofloge gingen. Der Onkel Karl mit seiner Familie hatte eine eigene Loge ganz an der Barrière, in welche ich statt Hildegarde, welche in die Hofloge gekommen war, ging. Es war das Benefice der Madame Lejars und eine sehr schöne Vorstellung.

20. War Abends bey der Mama ein Concert, in welchem der Clavierspieler Willmers und der Waldhornist Hoschek spielten, und Fräulein von Marra, Dlle. Burg, Staudigl und Marchion von der Wieden sangen.

21. Diese letzten Tage ist es so schlecht Wetter, daß ich nicht konnte im Garten exerziren; ich fechte deßhalb Bajonette, und zwar im Turnsaale.

22. Heute konnte ich endlich wieder im Garten exerziren.

23. Sonntag. War der Wilhelm nach dem Familiendiner bey uns.

24. Es geht jetzt stark auf, nachdem die Kälte früher bis auf 12 Grad gestiegen war.

26. War um halb 7 Uhr Abends im Turnsaale auf einem kleinen, eigens aufgerichteten Theater eine Automaten-Production. Die Figuren waren sehr schlecht, doch entschädigte uns dafür ein sehr gutes darauf folgendes Guté. Alle Knaben, die gewöhnlich kommen, und außerdem noch der Paul Meerveldt, die Wurmbrand, die zwey jüngeren Kynski und der Maxi Gorizutti waren eingeladen.

27. Führten mich Papa und Mama in das Burgtheater, wo Moritz von Sachsen gegeben wurde. Um halb neun Uhr kamen die Brüder nach.

28. Hatte ich meine letzte Stunde aus dem Infanterie-Abrichtungsreglement.


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