Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

1. July. Kam Dr. Türkheim und Zangerl, der mich eigentlich behandelte, wieder, und noch Fieber, doch die Kopfschmerzen hatten nachgelaßen. Papa, Mama, Onkel Ludwig und Großmama besuchten mich häufig. Auch der kleine Ludwig unterhielt mich sehr gut.

2. Ging es mir wieder beßer.

3. Ebenfalls.

4. Hatte ich kein Fieber mehr.

5. Stand ich zum ersten Male auf.

6. War der Namenstag des Max, Abends fuhr er mit Mama und Karl nach Hacking zur Tante Amelie.

7. Sonntag. Ging ich zum ersten Male aus. Grf. Coronini führte mich zuerst zu einem Baume in der Nähe des Schloßes, in den es dieser Tage mit großem Lärme eingeschlagen hatte.

Mama sagte mir, sie wollte mich nach Ischl mitnehmen, damit ich mich dort erhole. Ich bat sie Anfangs, dieses nicht zu thun, damit (ich) nicht zu viel im Lernen versäume; Grf. Coronini sagte aber, daß dieses Jahr wegen meinen vielen Krankheiten so für das Studieren verloren sey, und so freue ich mich denn sehr auf das liebe Ischl, in dem ich so viele glückliche Stunden verlebte.

8. Regnerisches Wetter.

9. Waren Albert und Hildegarde hier. Es war Birutschade, welche jedoch durch den Regen sehr gestört wurde.

10. Dieser Tage war ich oft zornig mit den Brüdern. Ich hatte alle diese Tage keine Lectionen, außer Situationszeichnen.

11. Fuhr ich Nachmittage mit Mama, Papa, den Brüdern, dem Kaiser, der Großmama und dem Onkel Ludwig spazieren. Wir gutirten beym Richter von Lainz. Ich muß noch ein sehr strenges Regime halten.

12. Exerzieren in der Gallerie, bey welchem ich nur zusah. In Prag war am lOten eine Emeutte. Die Arbeiter der Eisenbahn kamen, 1500 an der Zahl, gegen Prag gezogen. Sie sprengten das Stadtthor und warfen auf das Militär, welches unter dem Commando des Fürsten Windischgrätz herbeygeeilt war, mit Steinen. Doch bald wurden sie durch das Feuer der Infanterie zurückgedrängt.

14. Sonntag. Speiste ich noch nicht beym Kaiser. In Prag ist es noch nicht ganz ruhig. Auch auf dem Lande bey Prag lehnten sich die Bauern gegen einen Gutsbesitzer auf. Abends fuhren wir mit Papa, Mama, Kaiser, Kaiserinn Mutter und Onkel Ludwig aus.

17. Kam der Graf Bombelles aus Ungarn.

18. Fühlte sich die Mama unwohl.

19. Legte sich die Mama mit Fieber (zu Bette). Exerzieren im Boulaingrain.

20. Hatte die Mama starkes Fieber und Kopfwehe. Abends schoßen wir so wie auch gestern Abends nach dem Exerzieren mit dem delvignischen Capselgewehre in der Orangerie auf die Scheibe.

21. Sonntag. Ging es Mama beßer. Ich speiste zum ersten Male, seyt ich krank war, wieder beym Kaiser. Abends schoßen wir auf die Scheibe.

22. Beichteten wir Abends. Wenn diese Beicht, wie ich hoffe, nur auch bey mir fruchten wird. Mama befand sich beßer.

23. Komunizirte ich; wie betete ich dabey für Mama. Unter Tags bekam die Mama wieder Fieber und starkes Kopfweh. Das erschreckte mich sehr. Abends bekam die Mama Blutigel.

24. Ging es der Mama beßer. Wir ritten mit dem Grfn. Bombelles aus.

25. Befand sich Mama sehr gut. Sie hat einen Rothlauf am Knie, welcher die Doctoren sehr freut.

26. Morgen hätten wir sollen nach Ischl abreisen, doch nun werden wir nicht vor dem 4ten oder 5ten August weg können. Man erwartet hier den König von Preußen am lten oder 2ten. Er bleibt hier 3 Tage und geht dann nach Ischl, wohin auch die Tante Elise kömmt. Heute ist der Namenstag der Kaiserinn.

27. Mama befindet sich sehr gut. Der Rothlauf nimmt ab. Wir nahmen Nachmittage auf; wir meßten die Standlienie und bestimmten einige Fixpunkte.

28. Sonntag. Wir speisten beym Kaiser. Wir reisen Morgen in acht Tagen nach Ischl.

30. Geburtstag des Karl (Ludwig). Stand Mama zum ersten Male auf. Wir hatten Abends die Kameraden bey uns und gutirten mit ihnen im Marschallstafel-Zimmer.

31. Es kam die Nachricht, daß in Berlin auf den König und die Königinn von Preußen geschoßen wurde.

Meine Aufführung ist seit einiger Zeit weniger gut, heute Frühe ermahnte mich Grf. Coronini, weniger impertinent, recht fleißig und demüthig zu seyn. Wir nahmen von 4 bis halb 8 Uhr auf.


 << zurück weiter >>