Theodor Fontane
Kriegsgefangen
Theodor Fontane

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Theodor Fontane

Theodor Fontane.

Vorwort.

Das vorliegende Buch spricht in seiner schlichten, jeder Ruhmredigkeit baren Darstellung zum Herzen jedes Lesers. Von Tag zu Tag entrollt sich das Bild von den Erlebnissen und dem Empfinden des in Kriegsgefangenschaft geratenen Dichters, dessen guter Humor den Widerwärtigkeiten, die seine Lage mit sich brachte, siegreich zu begegnen weiß. Niemand wird an diesen Aufzeichnungen teilnahmlos vorbeigehen.

Der Inhalt des Buches bedarf keiner weiteren Erläuterungen. Nur hinsichtlich der Freilassung Fontanes aus der Gefangenschaft sei eine ergänzende Berichtigung gegeben, die sich auf jüngst bekanntgewordene authentische Mitteilungen stützt. Der Dichter führte seine Befreiung in erster Linie auf die Bemühungen zurück, die der ihm befreundete Professor Moritz Lazarus bei dem französischen Justizminister Crémieux anstellte. Wie sich aus den im Staatsarchiv zu Washington verwahrten Akten der Gesandtschaft der Vereinigten Staaten zu Paris ergibt, sind jedoch die Schritte zur Befreiung Fontanes unmittelbar von Bismarck ausgegangen. Dieser richtete unterm 29. Oktober 1870 an den damaligen Gesandten der Vereinigten Staaten Washburne in Paris, der seit dem Ausbruch des Krieges den Schutz über die Staatsangehörigen des Norddeutschen Bundes übernommen hatte, folgenden Brief:

»Mein Herr! Nach glaubwürdiger Mitteilung ist Dr. Fontane, ein preußischer Untertan und wohlbekannter Geschichtschreiber, auf einer wissenschaftlichen Reise in französischen, durch deutsches Militär besetzten Distrikten verhaftet und nach Besançon abgeführt worden, wo er in Lebensgefahr zu sein scheint. Nichts kann ein derartiges Vorgehen gegen einen harmlosen Gelehrten rechtfertigen. Ich bitte Sie daher, die Güte zu haben, formell seine Freilassung von der französischen Regierung zu verlangen und ausdrücklich zu erklären, daß wir im Weigerungsfall eine gewisse Anzahl von Personen in ähnlicher Lebensstellung in verschiedenen Städten Frankreichs verhaften und nach Deutschland schicken und ihnen dieselbe Behandlung zuteil werden lassen, die dem Dr. Fontane in Frankreich beschieden ist. Ich verbleibe usw.

v. Bismarck.«

Daß die energische Reklamation Erfolg hatte, zeigt ein zweites Schreiben vom 23. Januar 1871:

»Ich beeile mich, Ihnen einen Brief des Herrn Staatssekretärs v. Thile zu übersenden, betreffend die von der Regierung der nationalen Verteidigung angeordnete Freilassung des Herrn Fontane. Sie werden daraus ersehen, daß der Kriegsminister, sobald er von der Entschließung, Herrn Fontane in Freiheit zu setzen, gehört, die in Domremy zur Sicherung der Befreiung Fontanes als Geiseln verhafteten drei Personen ebenfalls in Freiheit gesetzt hat. Die in einem dem Briefe des Herrn v. Thile beiliegenden Aktenstück enthaltene Forderung, im Austausch für Herrn Fontane einen französischen Offizier zurückzuschicken, konnte nicht bewilligt werden, da Herr Fontane in seiner Eigenschaft als Gelehrter in derselben Kategorie wie die in Frankreich ungerechterweise festgehaltenen Kapitäne der Handelsschiffe steht.«

Der Dichter selbst hat von diesen Bemühungen Bismarcks um seine Errettung nie etwas erfahren.

 


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