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Siebzehntes Kapitel

Sobald aber die Abgesandten König Ella's weggefahren waren, gingen die Brüder zu Rathe, wie sie die Rache ihres Vaters Ragnar anstellen sollten. Da sprach Ivar: »Ich werde keinen Theil daran nehmen, und keine Mannschaft dazu hergeben; denn es erging Ragnar, wie ich voraussah. Er hat seine Sache übel angefangen, denn er hatte keine Ursache zum Streit mit König Ella, und es ist oft geschehen, wenn einer übermüthig zu handeln gedenkt mit Unbill, daß es mit ihm ||287) ein um so schmählicheres Ende nimmt. Und will ich Geldbuße von König Ella annehmen, wenn er sich mir gegenüber dazu verstehn will.« Als aber seine Brüder dies hörten, wurden sie sehr zornig und sagten, sie würden sich nimmer solcher Schmach aussetzen, wenn er es auch wollte: »mancher wird von uns sagen, daß wir schmählich die Hände in den Schoß legen, wenn wir unsern Vater nicht rächen wollen, und sind doch so weit durch die Welt mit dem Heerschilde gefahren Vgl. oben S. 273***. 290*. 296**. und haben manchen Mann schuldlos erschlagen. Das soll nicht geschehen! Vielmehr wollen wir alle Schiffe rüsten, die seetüchtig sind im Dänenreiche, und so vollzählig die Mannschaft zusammenberufen, daß jeder Mann, der einen Schild gegen König Ella tragen kann Vgl. oben S. 291**. 308***., mitziehen soll.« Ivar aber sagte, er würde alle die Schiffe zurückbleiben lassen In der Hdschr. steht at hann mundi eptir sitja ok thau skip etc. »er würde zurückbleiben nebst den Schiffen ...« Dies kann nicht richtig sein, da Ivar ja nachher mit auf der Fahrt ist und sein eigenes Schiff mitfahren soll (s. S. 321*). Man erwartet: at hann mundi eptir sitja(?) [láta] öll (statt ok) thau skip ..., über die er zu verfügen habe, »außer dem Einen, welches ich selbst habe.« D. h. auf dem ich selbst fahre: er ek [fer] a? Als man nun vernahm, daß Ivar sich die Sache nicht angelegen sein ließ, brachten jene (seine Brüder) ein viel kleineres Heer zusammen, | unternahmen jedoch nichtsdestoweniger die Fahrt.

Sobald sie gen England kamen, erfuhr es König Ella und ließ sogleich sein Heerhorn erschallen und bot alle seine Mannen auf, die ihm folgen wollten. | Da bekam er ein so großes Heer, daß Niemand es zählen konnte Vgl. oben S. 56, Z. 18. 81*., und zog den Brüdern entgegen. Als sie nun zusammentrafen, da nahm Ivar am Kampfe nicht Theil, und endete die Schlacht damit, daß Ragnar's Söhne in die Flucht geschlagen wurden; König Ella aber gewann den Sieg. Und als er nun dabei war, die Flüchtigen zu verfolgen, sagte Ivar, er wolle nicht zu seinen Leuten zurückkehren: »und will ich versuchen, ob König Ella mir einige Ehre erweisen will oder nicht. Und scheint es mir besser Wie oben S. 261* und 265** ist kostr zu ergänzen., von ihm eine Buße anzunehmen, als noch mehr solcher Unglücksfahrten zu unternehmen||288), wie wir jetzt unternahmen.« Hvitserk sagte, er könnte hierin keinen Theil mit ihm haben; er (Ivar) aber müsse in seiner Sache nach seinem Gutdünken handeln: »wir jedoch [setzte er hinzu] werden nimmer Geldbuße für unsern Vater nehmen.« Ivar sagte, so müßte er sich von ihnen trennen, und empfahl ihnen die Verwaltung des Reiches, welches ihnen allen gemeinsam gehörte: »Ihr sollt mir aber [so viel] fahrende Habe senden, wie ich verlange.« Nachdem Ivar [dieses] gesprochen hatte, wünschte er ihnen glückliche Reise, er selber aber kehrte um zu König Ella.

Und als er vor den König kam, begrüßte er ihn ehrerbietig, und hub also seine Rede an: »Ich bin zu euch gekommen, und will zur Sühne mit dir reden, und um solche Ehre zu erlangen, wie du mir gewährt haben willst. Und sehe ich nun, daß ich hülflos gegen dich bin; und es scheint mir besser, von euch solche Ehre anzunehmen, wie du mir erweisen willst, als das Leben noch mehrerer meiner Mannen oder mein eigenes gegen euch zu verlieren.« Da antwortete König Ella: »Manche Leute sagen, es sei nicht räthlich, dir zu trauen, und du sprechest oft schöne Worte, während du auf Böses sinnest Vgl. Háv. 45, 4 f.; und es wird schwer für uns sein, uns vor dir oder deinen Brüdern zu hüten.« [Ivar erwiderte:] »Ich werde wenig von dir beanspruchen; und wenn du das zugestehst, so werde ich dir dagegen schwören, daß ich nimmermehr dir feindlich gegenüberstehn werde.« Da fragte Ella, was er als Buße forderte. | »Ich verlange,« antwortete Ivar, »daß du mir so viel von deinem Lande gebest, so weit eine Ochsenhaut reicht Dieser bekannte Zug der Dido-Sage ist in unserer Saga aus Gottfried von Monmouth entlehnt; s. Storm, Ragnar Lodbrok, S. 78 f.; außen umher aber soll Untergrund [für eine Mauer] abgesteckt Eigentlich »hergestellt«. werden. Und werde ich nicht mehr von dir fordern. Willst du aber dies nicht, so sehe ich, daß du mir gar keine Ehre gönnen willst.« | »Ich sehe nicht ein (sagte der König), daß uns hieraus ||289 ein Schade erwachsen könnte, wenn du auch so viel von meinem Lande besitzest: gewiß will ich dir dies geben, wenn du mir schwören willst, nicht gegen mich zu kämpfen; und nicht fürchte ich deine Brüder, wenn du mir getreu bist.«

So wurden sie mit einander dahin einig, daß Ivar einen Eid schwur, nimmer gegen ihn zu fechten noch ihm zum Schaden zu rathen, und sollte er [dafür] so viel von England zu eigen haben, so weit eine Ochsenhaut, so groß er sie sich dazu verschaffen könnte, reiche.


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