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Drittes Kapitel

Der Hauptinhalt dieses Kapitels ist in Ragnars táttur, Str. 55 ff. in sehr gekürzter und abweichender Fassung wiedergegeben (s. d. Einl.).

Diese Kunde drang zu Ragnar's Schiffen, daß nicht weit davon eine Versammlung zusammenberufen war; da ging Ragnar mit fast seiner ganzen Schaar von den Schiffen zur Versammlung. Und als sie dort ankamen, stellten sie sich etwas abgesondert von den anderen Männern auf; denn Ragnar sah nun, daß eine größere Volksmenge als gewöhnlich dahin gekommen war.

Da stand der Jarl auf, gebot Stille und redete: er sagte den Männern Dank dafür, daß sie seiner Botschaft so willig Folge geleistet hätten, und erzählte darauf die Begebenheit, die sich zugetragen: zuförderst davon, was er dem Manne verheißen, der den Wurm erschlüge; sodann, daß der Wurm nun todt sei, und daß derjenige die Speerspitze in der Wunde habe stecken lassen, der diese Heldenthat vollbracht habe: »Und wenn nun jemand zu dieser Versammlung hergekommen ist, der den Schaft hat, so zu dieser Spitze gehört, der bringe ihn zum Vorschein und bewahre so seine Aussage: so will ich alles das erfüllen, was ich ||242) verheißen habe, sei er nun von höherem, oder von niederem Stande.« Und er beschloß seine Rede damit, daß er den Spieß vor jedermann, so in der Versammlung war, hintragen ließ, und hieß ihm berichten, wer der wäre, der sich dies Werk zuschriebe oder den Schaft hätte, der hierzu paßte. So geschah es; [doch] fand sich keiner, der den Schaft hatte. Da kam man zu Ragnar und zeigte ihm den Spieß: und er behauptete, daß er ihm gehöre; und es paßte eins zum andern, die Spitze und der Schaft. Da war man überzeugt, daß er den Wurm getödtet habe. Die Sage von der Befreiung einer von einem Drachen bewachten Jungfrau ist bekanntlich sehr weit und in vielen Gestalten verbreitet. Auch daß der Erlöser zunächst unbekannt ist, findet sich öfter: Wolfdietrich und andere Sagen- und Märchenhelden werden an den ausgeschnittenen Zungen der Würme, bei Saxo (S. 50 f.) Hading an einem in die Wunde gelegten Ringe der Befreiten als ihr Befreier erkannt u. s. w. Was die Auffindung des Wurms und sein Wachsen betrifft, so bietet die persische Sage (Görres, Heldenbuch von Iran II, 406 ff.) eine merkwürdige Uebereinstimmung (s. Orient und Occident I, 563 ff.). Und er ward durch diese That gar hoch berühmt in allen Nordlanden.

Er warb nun um Thora, die Tochter des Jarls; dieser nahm es wohl auf, und ward sie ihm vermählt; und da ward eine große Hochzeit zugerüstet mit den besten Mitteln, welche das Reich darbot. Wörtlich: »in jenem Reiche«. Das war Ragnar's Vermählungsfeier.

Und als die Hochzeit zu Ende war, fuhr Ragnar nach seinem Reiche und herrschte über dasselbe. Er liebte Thora sehr; | sie hatten zwei Söhne; der ältere hieß Eirek, der jüngere aber Agnar. Die waren groß von Wuchs und schön von Ansehn; viel stärker waren sie als die meisten anderen Männer, so damals lebten, und lernten allerlei Kunstfertigkeiten.

| Es geschah einmal, daß Thora sich krank fühlte, und sie starb an dieser Krankheit. Ragnar empfand das so schwer, daß er nicht mehr das Reich regieren wollte; und bestellte andere Männer, mit seinen Söhnen des Reiches zu walten. Er aber nahm nun dieselbe Lebensweise wieder auf, die er früher ||243) gehabt, und begab sich auf Heerfahrten und überall, wo er fuhr, gewann er den Sieg.


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