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Siebzehntes Kapitel

Ueberschrift: »Sigurd erschlägt Lynge und Hiorvard und alle die [Brüder]«.

Nun ging Sigurd zu den Königen und sprach zu ihnen: »Wir sind hier lange Zeit gewesen und haben euch liebevolle Gesinnung und große Ehre zu lohnen: aber nun wollen wir aus dem Lande fahren und Hunding's Söhne aufsuchen; und sie sollen wissen, daß die Volsunge nicht alle todt sind Vgl. S. 25, 38, 58., und dazu wollen wir eure Hilfe haben.« Die Könige sprachen, sie wollten ihm dazu geben, was er erbäte. Es ward nun ein großes Heer ausgerüstet und alles aufs sorgfältigste bereitet, Schiffe und alles Heergeräthe, so daß seine Fahrt herrlicher sein sollte, denn [eine?] zuvor. Sigurd befehligte das Schiff, welches das beste und stattlichste war; ihre Segel waren mit Sorgfalt gearbeitet und prächtig anzuschauen.

Sie segelten nun mit gutem Winde; aber als wenige Tage verstrichen waren, | da kam ein heftiges Wetter mit Sturm, und die See war, als ob man in Blut sähe. Sigurd gebot, die Segel nicht einzuziehen, wenn sie auch zerrissen, ||117) vielmehr gebot er sie noch höher zu setzen als zuvor. Ganz, wie Helge that, oben S. *44. Jene, auf Helg. Hund. I beruhende Schilderung wird das Vorbild dieser gewesen sein. | Und als sie an einem Vorgebirge vorüber segelten, da rief ein Mann zu dem Schiffe hinauf und fragte, wer über das Heervolk zu befehlen hätte. Ihm ward gesagt, daß Sigurd, Sigmund's Sohn, da wäre, »der nun der berühmteste aller jungen Männer ist.« Der Mann sagte: »Alle sprechen sich übereinstimmend über ihn dahin aus, daß keine Königssöhne mit ihm verglichen werden können. Ich wollte, daß ihr das Segel in irgend welchem Schiffe niederließet, und mich aufnähmet.« | Sie fragten ihn nach dem Namen; er antwortete:

»Hnikar Einer der vielen Namen Odin's. hieß man mich,
Da | ich Hugin D. i. Gedanke; einer der beiden Raben, die als verkörperte Gedanken Odin's über alle Welt fliegen und ihm Nachricht bringen. Nach anderer Auffassung waren sie die den Kriegsgott begleitenden Schlachtvögel; daher Hugin erfreuen = den (die) Raben erfreuen = kämpfen. erfreute,
Junger Volsung So unsere Saga abweichend von Regm.; zweifelhaft, ob richtiger.,
Und gekämpft hatte.

Nun magst du mich nennen
Den Alten vom Berge,
Feng oder Fiolni Ebenfalls Namen Odin's.;
Mit will ich fahren.«

Sie lenkten ans Land und nahmen den Alten in ihr Schiff: da hörte das Wetter auf, und sie fuhren, bis sie im Reiche der Hundingssöhne ans Land kamen; da verschwand Fiolni. Sie ließen alsbald Feuer und Schwert wüthen, erschlugen die Männer und verbrannten die Gebäude, und heerten, wo sie fuhren.

Nun lief das Volk von dannen zu König Lynge, und sagten, daß hier ein Heer ins Land gekommen sei, und mit größerer Wuth daher fahre, als daß man seines gleichen fände; sie sagten auch, die Hundingssöhne seien nicht weitsichtig, da sie gesagt hätten, sie fürchteten sich nicht vor den Volsungen: »nun aber führt dieses Heer Sigurd, Sigmund's Sohn.« | König Lynge ||118) ließ nun durch sein ganzes Reich ein Heergebot ergehn. Nicht wollte er sein Heil in der Flucht suchen, [sondern] entbot zu sich alle die Mannen, welche ihm Heerfolge leisten wollten. Er zog nun Sigurd entgegen mit sehr großem Heer, und seine Brüder mit ihm; da erhub sich ein gar harter Kampf zwischen ihnen. | Da mochte man in der Luft sehen manchen Speer Vgl. oben S. 56. und Pfeil, manche Streitaxt hoch geschwungen, Schilde klöben und Harnische zerfetzen, Helme zerhauen und Schädel spalten, und manchen Mann zur Erden stürzen. Aehnliche Schilderungen oft in Thidr. s. Und als die Schlacht gar lange Zeit so gestanden hatte, drang Sigurd vor an den Bannern vorbei, und hatte das Schwert Gram in der Hand: er hieb sowohl Mann wie Roß, und ging durch die Heerschaaren, und hatte beide Arme blutig bis zur Achsel Vgl. oben S. 42. 56; aber auch Thidr. s. oft.; und das Volk wich von dannen, wohin er kam, und vor ihm hielt weder Helm noch Harnisch Vgl. oben S. 56., und niemand meinte zuvor einen solchen Mann gesehen zu haben. Diese Feldschlacht dauerte lange, indem viele Männer fielen und heftig angegriffen ward. Es geschah dort, was selten sich begeben mag, daß, obschon das Heer des Landes stets zufloß, es doch nichts verfing; und es fielen da so viele auf Seiten der Hundingssöhne, daß niemand ihre Zahl wußte. Vgl. oben S. 56 und 57**. Als Sigurd weiter vorn in der Schlachtordnung war, da kamen ihm die Söhne König Hunding's entgegen. | Sigurd hieb nach König Lynge, und klöbte ihm Helm und Haupt und den gepanzerten Leib. Und darnach hieb er Hiorvard, dessen Bruder, durch in zwei Stücke Aehnliche Schilderungen oft in Thidr. s., und erschlug dann alle Hundingssöhne, die noch lebten, und den größten Theil ihres Heeres.

Nun fuhr Sigurd heim mit schönem Siege, und großer Beute und Ruhm, so er auf dieser Fahrt gewonnen hatte. Da wurden daheim im Reiche Feste für ihn bereitet.

Und als Sigurd kurze Zeit daheim gewesen war, kam Regin mit ihm zu reden, und sagte: »Nun werdet ihr doch Fafni's Helm [euch] aufs Haupt setzen Oder: »ihm vom Haupte stoßen«? ( steypa). wollen, wie ihr es verheißen habt. Nun hast du deinen Vater und andere deiner Blutsfreunde gerochen.« Sigurd antwortete: ||119) »Ich werde das erfüllen, wie ich es verheißen habe, und nicht kommt mir das aus dem Gedächtnisse.«


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