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Vierzehntes Kapitel

Mittlerweile Wörtlich: »Nun ist da wieder die Erzählung aufzunehmen, wo (daß) R. ...« saß | Ragnar daheim in seinem Reiche, und wußte nicht, wo seine Söhne waren, noch auch Aslaug, seine Gattin. Er hörte aber alle seine Mannen sagen, daß niemand sich mit seinen Söhnen messen könnte, und er erkannte, ihr Ruhm hätte nicht seinesgleichen. | Da überlegte er bei sich, was er [selber] für einen Ruhm suchen könnte, der nicht minder dauernd wäre. Nachdem er seinen Entschluß gefaßt hatte, ließ er Bauleute kommen und starke Bäume zu zwei großen Schiffen fällen. Und das sah man, daß es zwei | Transportschiffe knarrar, spec. von Handelsschiffen gebraucht im Gegensatz zu den Kriegsschiffen (Langschiffen), waren ihrer Form wegen besonders zum Transport (von Waaren oder Kriegern) geeignet. Vgl. übrigens Weinhold, Altn. Leben 140. waren, so groß, wie noch keine in den Nordlanden gebaut worden. Zugleich ließ er in seinem ganzen Reiche viele Waffen bereiten. Wörtlich: »große Waffenbereitung halten«. An diesen Anstalten sah man, daß er eine Heerfahrt aus dem Lande vorhätte. Das Gerücht hiervon erscholl weit und breit in den Nachbarländern, und die Leute und alle Könige dieser Länder fürchteten, daß sie nicht in ihren Landen und Reichen würden bleiben können; und ein jeder von ihnen ließ also an seinen Grenzen Wache halten, ob ||278) er etwa landen würde. Vgl. unten S. 308*.

Einmal fragte Randalin (Aslaug) Ragnar, was für eine Heerfahrt er vorhätte. | Er sagte ihr, er wollte nach England, und zwar mit nicht mehr als zwei (Transport-)Schiffen und der Mannschaft, welche sie fassen könnten. Wörtlich: »die auf ihnen fahren könnten«. | Da erwiderte Randalin: »Diese Fahrt, die du im Sinne hast, scheint mir unvorsichtig: mich dünkt, es wäre dir rathsamer, mehr und kleinere Schiffe zu haben.« »Das ist nichts Außerordentliches (versetzte er), mit vielen Schiffen ein Land zu erobern: davon aber giebt es noch kein Beispiel, daß mit zwei Schiffen ein solches Land wie England erobert worden wäre: und wenn ich etwa besiegt werde, [so ist es] um so besser, je weniger Schiffe ich mitgebracht habe.« | Da erwiderte Randalin: »Die Ausrüstungskosten dieser beiden Schiffe scheinen mir nicht geringer Wörtlich: »Mir scheinen die Kosten nicht geringer, bevor (bis daß) diese Schiffe gerüstet sind ...«, als wenn du viele Langschiffe zu dieser Fahrt verwendetest. Du weißt aber, daß es schwierig ist, in England zu landen; und wenn es geschehen sollte, daß deine Schiffe untergingen, die Mannschaft aber ans Land käme, dann wäret ihr sofort verloren, falls ein Landheer heranzöge. Leichter aber ist es mit Langschiffen, als mit Transportschiffen Häfen anzulaufen.« Hierauf sprach Ragnar die Strophe:

»Des Rheines Raub D. h. Gold, weil der Nibelungenhort in den Rhein versenkt ward. (Ueber rauf = »Raub« s. Bugge, Röksten., S. 21 f.) nicht spare                          23.
Der Held, wirbt er Heermannen,
Mehr ziemen klugem Fürsten
Viel Helden als viel Ringe.
Weh der Burg, wo Ringe
Mehr als Kämpfer gelten. Genauer: »Schlimm ist es, daß (wenn) in einer Burg Gold ( bauga lidh) [mehr] gilt, als das [im Kampf] geröthete Schwert« ( brand raudhum; oder »als Schwertröther«, d. h. Kämpfer: brandrödhum?). Ist fyr zu ergänzen: [fyr] brand raudhum? oder steht lidh fälschlich für ein Komparativadv. im Sinne von meirr? ||279)
Manchen König, weiß ich,
Ueberlebte sein Reichthum.« Nach Gislason ( Njála II. 1, S. 18) wäre der Sinn: sein Reichthum erhielt sich länger als sein Nachruhm.

Er ließ nun seine Schiffe rüsten und sammelte sich Mannschaft, so daß die Schiffe stark besetzt waren. Es ward nun viel über sein Vorhaben geredet; da sprach er wieder eine Strophe:

»Was ist das? Ich höre                          24.
Sturm (?) von ... rauschen
........................
........................ Die Halbstrophe ist namentlich in ihren letzten Versen so entstellt überliefert, daß man nicht einmal den Sinn erkennen kann. Nach der vorhergehnden Prosa sollte man eine Beziehung auf die (doch wohl mißbilligenden) Aeußerungen über seinen Plan vermuthen, etwa: »Was höre ich für ein Gemurmel (wie einen Sturm) durch die Menge brausen, daß meine Fahrtgenossen vor den Gefahren meines Planes zurückbeben«?? Vgl. d. Nachtr.
Festentschlossen dennoch
Will ich, wenn's die Götter
Wollen, diesen Pfeilsturm D. h. »Kampf«. Eigentlich »Sturm des Armfeuers Egils« (des Schützen).
Unverzagt erwarten.«

Als die Schiffe und die Mannschaft, welche ihn begleiten sollte, fertig waren und solch Wetter ward, welches ihm günstig schien, sagte Ragnar, daß er zu Schiffe gehn wollte. Und als er gerüstet war, begleitete sie (Aslaug) ihn zu den Schiffen, und bevor sie sich trennten, sagte sie, sie wollte ihm das Kleid vergelten, welches er ihr vormals gegeben hätte. S. oben S. 252 f. Sie hatte es also doch genommen.

Er fragte, welche Bewandtniß es damit hätte; und sie sprach die Strophe:

»Nimm Wörtlich: »Dir gönn' ich«. dies lange Hemde,                          25.
Nirgend ist's genähet,
Liebevoll gewoben
Aus Haarfadengarne. ||280) D. h. aus Garn, dessen Fäden aus Haaren gesponnen sind.
Wunden dir nicht bluten,
Schwerter dich nicht schneiden
In dem heiligen Kleide Ebenso erhält Wolfdietrich bei seinem Auszuge von seiner Mutter (in B, 349 von Sigminne) ein geweihtes Seidenhemde, welches ihn vor jeder Art Waffen, Wasser und Feuer schützt ( Wolfd. A, 28-30. 430-35). Vgl. auch die Legende vom »ungenähten Rock« Christi.:
Solchen theim godhum »solchen Gottheiten«, die vor Verwundung schützen können (?). Göttern weiht' ich's.

Er sagte, auf diesen Vorschlag Nämlich, daß er das Hemd im Kampfe anlegen solle. wolle er eingehn. Aber bei ihrem Scheiden sah man wohl, daß ihr die Trennung sehr zu Herzen ging.


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