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XII.
An den Bruder Michail, den 17. September 1846

Ich habe dir schon mitgeteilt, daß ich mir eine Wohnung gemietet habe. Es geht mir nicht schlecht, ich habe aber keinerlei Mittel für die Zukunft. Krajewskij hat mir fünfzig Rubel gegeben, ich konnte aber seinem Gesicht ablesen, daß er mir nichts mehr geben wird; ich werde es ziemlich schwer haben.

Eine gewisse Stelle [Zensur] hat meinen »Prochartschin« entsetzlich verstümmelt. Die Herren haben mir sogar, Gott weiß warum, das Wort »Beamter« gestrichen; das Ganze war ja ohnehin durchaus unschuldig, doch haben sie es furchtbar zusammengestrichen. Sie haben in dem Buch das ganze Leben getötet. Es ist nur ein Skelett dessen, was ich dir vorgelesen habe, zurückgeblieben. Nun sage ich mich von meinem Werke los ...

Dostojewskijs Vater

Ich schreibe noch immer den »Abrasierten Backenbart«. Die Arbeit geht sehr langsam vorwärts. Ich fürchte, daß sie nicht rechtzeitig fertig wird. Ich habe von zwei Herren, nämlich von Grigorowitsch und einem gewissen Beketow II. gehört, daß der »Petersburger Almanach« in der Provinz nur unter dem Namen »Arme Leute« bekannt ist. Der übrige Inhalt interessiert sie nicht im geringsten; der Absatz in der Provinz ist kolossal, die Leute zahlen oft den doppelten Preis. In den Buchhandlungen z. B. in Pensa und in Kiew kostet der Almanach ganz offiziell fünfundzwanzig und dreißig Rubel. Es ist ja wirklich merkwürdig: hier ist das Buch durchgefallen, und in der Provinz reißt man sich darum.

Dostojewskijs Mutter

Grigorowitsch hat eine wirklich wunderbare Erzählung geschrieben; ich und Maikow (der übrigens einen langen Aufsatz über mich schreiben will) haben es durchgesetzt, daß die Erzählung in den »Vaterländischen Annalen« gedruckt wird; die Zeitschrift ist übrigens sehr verarmt. Sie haben keine einzige Erzählung im Vorrat.

Bei uns herrscht entsetzliche Langeweile. Die Arbeit geht daher schlecht vorwärts. Ich habe bei euch wie im Paradiese gelebt; wenn es mir gut geht, muß ich immer alles mit meinem verdammten Charakter verderben ...


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