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Sechszehnter Brief.

Entdeckte Verschwörung. – Die österreichische Regierung und die französischen Karlisten. – Spaziergang nach La Lorraine. – Unser alter Freund, der »Türk.« – Unterredung mit Herrn W – –. – Ansicht der Hochalpen. – Jerome Buonaparte in La Lorraine. – Die Bären von Bern. – Scene auf der Plateforme.

Mein lieber – –,

Bald nach unserer Ankunft in Bern kam François mit geheimnißvoller Miene zu mir, um mich zu fragen, ob ich nichts Neues von Wichtigkeit erfahren habe. Ich hatte durchaus Nichts vernommen; da erzählte er mir denn, so eben seien mehre Personen verhaftet worden, und man habe eine Verschwörung der alten aristokratischen Partei entdeckt, die eine Gegenrevolution bezweckt habe. Ich sage, eine Gegenrevolution, denn Sie werden ebenfalls vernommen haben, daß seitdem Jahre 1830 in der Schweiz bedeutende politische Veränderungen eingetreten sind, wobei Frankreich immer in den Kantonen den ersten Anstoß gab. Das demokratische Prinzip hat sich einigermaßen Bahn gemacht, und mehre herkömmliche Meinungen, Gesetze, Einrichtungen haben den Neuerungen weichen müssen. Das hat denn in dem Lande einer herrschenden Bürgerschaft nothwendig große Veränderungen herbeigeführt, und die Verschwörung, womit dieses Land bedroht worden sein soll, wie man sagt, soll von der alten bevorrechteten Partei zur Wiedererlangung der früheren Macht angestiftet worden sein. Weil aber François, ungeachtet er mehre Kavallerieangriffe auf das Volk und zwei oder drei Revolutionen in Paris mit erlebt hatte, dennoch keineswegs ein so scharfsinniger Kopf in dergleichen Dingen ist, daß ich ihm hätte trauen dürfen; so machte ich mich lieber deßhalb auf den Weg, um von einsichtsvolleren Leuten, wo möglich, etwas Näheres zu erfahren.

Das Resultat meiner Erkundigungen war in Kurzem folgendes: Neufchatel, dessen Fürst der König von Preußen ist, hat sich vom Bunde getrennt, der neuerlich eingetretenen Veränderungen wegen, und die Anführer der aristokratischen Partei waren beschuldigt worden, daß sie einen Plan verfolgten, um mit Wissen und mit Beihülfe jenes Staates eine Gegenrevolution in Bern herbeizuführen, um den mächtigen Einfluß dieses großen Kantons alsdann weiter zu benutzen. An diesem Tage sollte nun der Versuch gewagt werden, und das Gerücht fügte hinzu, daß eine bedeutende Schaar bewaffneter Landleute aus dem Oberlande bereits gestern über den Brünig anrücken sollten, um in andern Landestheilen mitzuwirken. Das wäre freilich eine lustige Gesellschaft gewesen; wenn es sich so gefügt hätte, daß wir in so zahlreicher Begleitung unsern Weg hierher hätten zurücklegen müssen! Nun beschuldigt man sogar, ob mit Recht oder mit Unrecht, kann ich nicht wissen, sowohl die österreichischen Behörden, als die französischen Karlisten, daß sie bei jenem verborgenen Treiben betheiligt gewesen seien, wozu doch irgend ein Grund vorhanden sein mußte. Der Argwohn, den ich wider meinen Reisegefährten gefaßt hatte, kam mir dabei wieder ins Gedächtniß; vermuthlich war er dort der Bauernschaar entgegen gegangen, um derselben eine militärische Richtung anzudeuten; auch hatte er ganz das Ansehen und die Keckheit eines altfranzösischen Soldaten. Der Plan ward aber damals schon verrathen; mehrere Personen wurden gefänglich eingezogen, und Andere hatten sich durch die Flucht gerettet. In der Stadt war Alles ruhig; nur hatte man die Wachen verstärkt, und die Volkspartei bewies sich in wachsamer Regsamkeit.

Den nächsten Morgen gingen wir umher, um uns neuerdings im malerischen, klösterlichen, anlagenreichen Bern umzusehen. Nichts schien sich verändert zu haben; doch waren wenig Fremde in der Stadt, und einigermaßen hatte die frühere Lebhaftigkeit sich vermindert. Wir gingen über die Aar und spazierten nach La Lorraine. Als wir so die Fluren durchstrichen, fielen mehre Hunde uns an; kaum aber hatte unser P – – laut gerufen: »Türk!« da schien das edle Thier ihn gleich zu erkennen, und wir wurden nun nicht weiter aufgehalten, und gingen ungefährdet unsern Weg, mehr geleitet, als gestört durch die ganze Meute. Dieß nahmen wir als eine gute Vorbedeutung; es that uns wohl, daß sogar ein Hund nach vierjähriger Abwesenheit uns noch in gutem Andenken behalten hatte.

Wir fanden dieselben Leute noch im Besitze des Pachthofes, obschon sie im Begriffe waren, ihren Aufenthalt anderswo zu nehmen. Unsere Aufnahme im Hause war noch weit herzlicher, als die, welche wir bei Türk gefunden, und unsere dankbare Erwiederung entsprach derselben. Unsere ehemalige Wohnung war leer, und wir besuchten sie mit einem frohen und dabei traurigem Gefühl, denn der arme W – –, der mit uns hier lebte in der Fülle jugendlicher Kraft und heiterer Laune, ruht jetzt auf dem Friedhofe von Pere la Chaise. Als wir wieder weggingen, gaben uns sämmtliche Hunde, Türk an ihrer Spitze, bis zur Fähre das Geleite, und standen noch eine Weile, sehnsüchtig vom Ufer hinüberschauend, als wir in Bern ans Land stiegen.

Bald darauf begegnete ich Herrn W – –, den ich nicht zu Hause getroffen, auf der Straße; begrüßte ihn und bat ihn, mit uns in der Krone zu speisen. Der jetzige Zustand der öffentlichen Angelegenheiten wurde natürlich während der Mahlzeit nicht unberührt gelassen; das würdige Glied der Berner Bürgerschaft beklagte die eingetretenen Veränderungen, wie solches seinen Ansichten gemäß nicht anders möglich war, und ich war dagegen über diese Veränderung erfreut, wie dieses nach meinen Ansichten ebenfalls nicht anders sein konnte. – Er fragte mich, ob ich wirklich glaube, daß Menschen, welche in Verwaltungsgeschäften durchaus keine Erfahrung hätten, geeignet wären, die öffentlichen Angelegenheiten zu leiten, – eine alte herausfordernde Redensart, die bei den Anhängern politischer Bevorrechtungen sehr beliebt ist. Ich versuchte ihm zu beweisen, daß die Verwaltungskunst keine große Kunst sei; daß hingegen von Leuten, die zu viel verständen im Verwaltungsfache, weit weniger zu fürchten sei, als von denen, die noch zu wenig wüßten, weil nach dem Sprichworte die alten Soldaten weit sorgfältiger, als die jungen, auf ihre persönliche Sicherheit bedacht wären. Ferner sagte ich ihm, er brauche nicht seine Erwartungen zu überspannen; denn diejenigen, welche mit dem Gange der Angelegenheiten in freien Staaten bekannt wären, wüßten gar wohl, daß man nicht hoffen dürfe, redliche und uneigennützige Männer lange in der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten zu behalten, so wie nämlich die menschlichen Neigungen einmal nicht anders sein können; denn es gehe eben aus der Ausübung anvertrauter Macht ein verderblicher Einfluß hervor, der diese Hoffnung nicht aufkommen lasse. Aus diesem Grunde, fuhr ich fort, sei Alles, was strengrechtliche Männer erfahrungsgemäß von der Wirkung volksthümlicher Einrichtungen sich versprächen, nicht vielmehr, als um eine größere Beschränkung der eigennützigen und selbstsüchtigen Handelsweise derer, die mit der Ausübung der öffentlichen Gewalten bekleidet werden, eben durch diese Einrichtungen zu begründen, sofern dieses auf anderen Wegen nicht erreicht werden könne. Ich fügte hinzu, daß ein Mann, der in einer Republik um die Volksgunst sich bewirbt, sich gleicherweise um die Gunst des Fürsten in einem monarchischen Staate auch bewerben würde, denn die Bewegungsgründe eines Demagogen und eines Hofmannes seien ganz dieselben; daher sei es in beiden Fällen, ausserordentliche Begebenheiten ausgenommen, ganz fruchtlos, dahin zu arbeiten, um dergleichen Menschen von öffentlichen Aemtern auszuschließen und ihren Einfluß auf die Menge unwirksam zu machen, weil die Selbstsucht derselben weit thätiger sei, als die Bestrebungen ihrer uneigennützigen Mitbürger. Eben so hätten wir selbst, sagte ich, so lange der erste Antrieb der Revolution und der Einfluß großer Begebenheiten sich erhalten hätten, nur große Männer bei uns steigen sehen; jetzt aber, da alle Dinge den frühern Gang in ruhigem Gleise des gewöhnlichen menschlichen Treibens wieder fortgehen, sähen wir uns genöthigt, einzig mit tüchtigen Geschäftsmännern des gewöhnlichen Schlages vorlieb zu nehmen. Daher, setzte ich hinzu, habe einer der weisesten Männer (Bacon), die jemals gelebt, einst gesagt: »wenige Menschen gelangten in irgend einem Staate zu Macht und Ansehen, ohne eine Verbindung hochherziger mit niederträchtigen Eigenschaften, und dieses sei vermuthlich eben so wahr in Bern, wie in Washington, in Paris, wie an irgend einem andern Orte.« Dazu, meinte ich, habe die frühere Verfassung seines Landes nur zu viel Beigeschmack von jener Theorie gehabt, welche die Milch zweier Kühe einem einzigen Kalbe zuwenden will, und er möchte wohl bedenken, daß man durch ein solches Verfahren ebensowohl schlechtes als gutes Kalbfleisch bekommen könne; daher sei es weit vortheilhafter, nach dem gewöhnlichen Verfahren dieselbe Menge blos guten Kalbfleisches zu erzielen; und, schloß ich, er werde in Kurzem bald zu seiner Verwunderung inne werden, wie bald die neuen Machthaber sich die nützlichen Eigenschaften und Gewöhnungen ihrer Vorgänger aneignen würden, und rieth ihm noch zuletzt, seinerseits dafür zu wachen, daß sie nicht auch die schädlichen Eigenschaften und Gewöhnungen derselben annähmen.

Ich hatte mir noch nie geschmeichelt, daß ich den alten Hauptmann durch meine Meinungen von den seinigen abbringen würde, denn er hörte mir zwar höflich zu, aber mit einer Miene, die mir nicht mehr Beifall schenkte, als ich bei einem Angriff auf seine Lieblingsmeinungen von diesem Herrn erwarten konnte, der mit den Vorrechten eines Berner Bürgerschaft-Mitgliedes geboren, im Bewußtsein der unbestreitbaren Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche, sein fünfzigstes Jahr erreicht hatte.

Den nächsten Tag war Sonntag, und wir hielten uns noch immer in unserm bequemen Gasthofe zur Krone auf. Vor dem Frühstück ging ich nach der Plateforme, und erfreute mich wieder einmal der wunderschönen Aussicht nach den Hochalpen, die, ungeachtet Bern eine sehr schöne Lage an sich selbst und dazu schöne Umgebungen hat, doch das am meisten Anziehendes dieser Stadt immer bleiben werden. Die herrlichen Gipfel waren im Wolkenschmuck zu schauen, nicht verhüllt von ihnen; und es war schwer zu unterscheiden, ob die schneeweißen Dunstmassen oder die eisigen Gipfel selbst den schönen Glanz über die dunkeln Abhänge verbreiteten. Doch waren ihre Umrisse völlig deutlich, und bildeten entschiedene Gegensätze von Dunkel und Helle, gleich den matten und glänzenden Stellen gelungener Werke des Grabstichels.

 

Wir besuchten auch die Kirchen und hörten einiges vortreffliches Deutsch, und machten dann unsern letzten Besuch in La Lorraine. Dieses Landhaus hatte König Jerome auf kurze Zeit gemiethet bald nach seinem Exil von 1814, und sein Bruder Joseph bewohnte eine benachbarte Wohnung. Die W – – s erzählten mir, Jerome mit seiner liebenswürdigen Gemahlin, sei in einem königlichen Aufzuge mit Reutern, Kammerherrn, Pagen und anderer Herrschern geziemender Begleitung angelangt, und merkwürdig, ja schmerzlich wäre es gewesen, mit anzusehen, wie eilig alle diese Getreuen das Weite suchten, sobald das Loos des königlichen Hauses einigermaßen entschieden schien. Wenige blieben, nachdem zehn Tage verflossen waren, die Pferde ausgenommen!

Von diesem Besuche zurückgekehrt, gingen wir alle miteinander, um den Bären, unsern alten Freunden, ebenfalls unsere Ehrfurcht zu beweisen. Ich glaube wenigstens, daß Sie längst wissen, daß die Stadt Bern in geräumigen Verschlägen vier lebendige Bären unterhält, und daß man gewohnt ist, diesen Thieren beim Besuchen derselben einigen Imbiß zu reichen an Nüssen, Kuchen, Aepfeln u. s. w., nachdem der Besuchende mehr oder weniger freigebig oder sonst gelaunt ist. Dieser Gebrauch ist uralt, und hängt genau mit einer Sage zusammen, von welcher der Namen dieses Kantons herrührt. Auch das Wappen des Berner Staats ist ein Bär. Eines dieser Thiere ist ein Muster feinen Anstandes, er schreitet auf seinen Hintertatzen einher gleich einem Alderman in einem Ballsaale. Sie können sich leicht vorstellen, daß P – – sehr froh war, diese alten guten Freunde wieder zu sehen. Die Berner besitzen ein Abbild dieses anmuthigen Bären in aufrechter Stellung in Kupferstich, und der Ofen in unserm Salon in der Krone, der mit Malereien geziert ist, stellt unter andern Göttern und Göttinnen auch Braun's edle Gestalt in einer seiner Zierrathen dar.

Nach dem Essen erschien François in der Begleitung seines Freundes, – le petit Savoyard, der von Frankfurt kam, und nochmals uns seine Dienste anbieten wollte, um uns nach Lappland oder sonst, wohin es uns beliebe, zu fahren. Es wäre sehr unhöflich gewesen, einen so beständigen Bewerber durchaus abzuweisen, und so ließen wir ihn denn sich auf morgen bereit halten, uns nach dem Genfer-See zu fahren.

Am Abend gingen wir nach der Plateforme, um die Sonne untergehen zu sehen, aber die Berge waren von Wolken verhüllt. Der Platz war gedrängt voll, und man bot Erfrischungen in Hütten feil, die zu diesem Zweck errichtet schienen. Wir Amerikaner, etwa die Schotten ausgenommen, sind die einzigen den Sabbath heilig haltenden Protestanten. In England wird es weit weniger streng mit der Sonntagsfeier genommen, als bei uns, und auf dem Festlande pflegen die Protestanten, wenn gleich weniger lustig, als die Katholiken, den Sonntag als einen Tag der Aufheiterung und Zerstreuung anzusehen, sobald der kirchliche Gottesdienst beendigt ist. Ich habe selbst Manche hier behaupten gehört, wir mißverständen die Bedeutung des Wortes »Feier«, dessen wahren Sinn das Wort »Feiertag« andeute. Doch Niemanden hörte ich darin so weit gehen, als Hannah Moore solches von Horace Walpole erwähnt, welcher behauptete, die zehn Gebote seien nicht für Standespersonen verfaßt worden. Keiner, dessen Einsichten sich aus den Nebeln kleinlicher Vorurtheile einigermaßen hervorgehoben, wird läugnen, daß wir in Amerika eine Menge widerwärtiger moralischer Gebrechen haben, die im Gewande frommer Andachtübungen und selbst religiöser Meinungen Eingang finden, die aber nichts Anderes, als die Folgen schwärmerischen Sektengeistes sind, und die in der That die Nächstenliebe untergrabend die wesentlichen Züge des Christenthums durchaus entstellen; aber davon abgesehen, glaube ich dennoch, daß wir uns den Hauptwahrheiten der Religion eben so sehr annähern, als irgend andere Völker des Erdkreises. Herr – –, der englische Chargé d'Affaires, dessen vorübergehende Bekanntschaft ich in Paris gemacht hatte, und Herr – –, der sonst bei der englischen Gesandtschaft in Washington angestellt war, befanden sich auch auf der Plateforme. Der letztere erzählte mir, Carroll von Carrolton sei gestorben, er sei seit einem Jahre todt, und er habe bei dieser Gelegenheit Beileidsbriefe geschrieben. Ich versicherte ihn dagegen, der alte Herr sei noch am vergangenen 4ten Juli am Leben gewesen, denn ich hätte einen Brief desselben in den öffentlichen Blättern gelesen. Das war für einen ordnungsliebenden Diplomaten ein arger Querstrich, denn jetzt hatte er natürlich nichts Angelegentlicheres zu thun, als eilig heimzureisen und Glückwünschungsschreiben auszufertigen!

Die letzten Veränderungen in England haben im britischen diplomatischen Corps ebenfalls außergewöhnliche Bewegungen bewirkt, die man, außer bei höchstwichtigen Missionen, dort den Ministern ohne Weiteres überläßt. In Amerika gereicht es uns zum Vorwurf, Männer aus ihrem Amte wegen abweichender politischer Meinungen zu entfernen, und man pflegt in solchen Fällen das Beispiel Englands anzuführen, als ob man dort duldsamer zu Werke gehe. Darin liegt aber eine besondere Ungerechtigkeit; denn im eigentlichen Sinne ist diese Vorstellung, wie neun Zehntheil unserer sämmtlicher Vorstellungen von England, durchaus unwahr. Die Veränderungen des brittischen Ministeriums, welche blos als die Folgen von Bestrebungen zu betrachten sind, um die Gewalt von einer aristokratischen Genossenschaft zu einer andern übergehen zu lassen, haben bis jetzt noch keine so wichtigen Interessen berührt, daß es irgend einer der sich der Zügel bemächtigenden Faktionen durchaus nothwendig geschienen hätte, die nicht gleichgesinnten sämmtlich auszuschließen; dagegen haben wir seit den letztern ernsthafteren Kämpfen einander widerstreitender Interessen manche Veränderungen in England erlebt, die selbst in Amerika nicht vorgekommen sind. Jetzt wird jeder Tory namentlich von Gesandtschaftsposten ausgeschlossen, mit Ausnahme weniger durchaus einflußberaubter Unterbeamten. Dieselbe Aussonderung Andersgesinnter geht auch in andern Verwaltungszweigen ihren Gang, obschon die Absichten der englischen Verwaltung nicht geradezu nur einen Wechsel der Beamten bezwecken, als vielmehr einen Meinungswechsel unter den Beamten herbeiführen wollen. Wie lange möchte wohl, zum Beispiel, ein Hafenwächter in England seine Stelle behalten, wenn er gegen den ministeriellen Kandidaten stimmen wollte? Ich fürchte, diese Dinge beruhen auf einem gemeinschaftlichen Grundsatze, das ist, auf dem eigenen Vortheil, und zwar überall, und der Nebenumstand, von welcher Art die Regierungsform ist, macht in dieser Hauptsache wenig Unterschied.

Doch von allen Beschuldigungen, die man wider uns vorgebracht hat, ist die vergleichungsweise Unbeständigkeit der Volksgunst, die man von dem Schwanken des Volkswillens als unmittelbare Folge herleiten will, die keckste aller Beschuldigungen; denn sie wird durch das Beispiel jedes monarchischen Landes in der Christenheit widerlegt. Seit der Entwickelung der jetzt bestehenden amerikanischen Verfassung haben blos zwei Veränderungen in der öffentlichen Verwaltung bei uns stattgefunden, bei denen eine Veränderung der politischen Ansicht, oder eine Aenderung des Volkswillens sich ausgesprochen hätte; die nämlich, welche Herrn Jefferson auf den Sitz des Herrn Adams den älteren berief, und die, welche Herrn Jackson an die Stelle des Herrn Adams des Jüngern setzte; dagegen habe ich, während der kurzen Zeit meines Aufenthaltes in Europa, sechs oder sieben völlige Umkehrungen des englischen Ministeriums erlebt, mehr als deren zwanzig in Frankreich, außer einer Revolution. Die Völkerfreiheit ist bis jetzt in der Lage eines Löwen gewesen, von dem der Mensch sich ein Abbild verfertigt, welches indessen, wie man vernünftigerweise voraussetzen darf, weit empfehlendere Züge bekommen würde, wenn der Löwe selbst die Palette führte.



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