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Neunter Brief.

Mecheln. – Die Gemäldesammlung daselbst. – Antwerpen. – Die Hauptkirche. – Ein flandrischer Quacksalber. – Flamändische Namen. – Die Gemäldegallerie in Antwerpen. – Wappers Holzschnitte. – Van Lankeren's Gemälde. – Die Brüsseler Boulevards. – Die königlichen Wohnungen. – Der Palast des Prinzen von Oranien. – Die Gemäldegallerie des Prinzen August von Ahremberg. – Englischer Spott über Amerika.

Lieber – –

Nach einer mit François gepflogenen Berathung schickte ich die Reisekutsche zum Stellmacher, um derselben ganz neue Räder machen zu lassen, denn Brüssel ist eine wagenkünstlerische Stadt; dann nahm ich eine » voiture de remise« und so fuhren wir hinunter nach Antwerpen. Während die Pferde ausruheten, nahmen wir in Mecheln die Gemäldegallerie in Augenschein. Von Manchen wird »der wunderbare Fischzug« für das Meisterstück von Rubens angesehen, und ich gebe zwar nach, daß die Erfindung kühn und die Färbung prachtvoll sei, indessen finde ich doch zuviel von der grellen Manier dieses Künstlers in dem Bilde, als daß ich sie dem Gegenstande angemessen nennen könnte. Den bemerkenswerthesten Punkt bei dem Studium der verschiedenen Schulen gewährt die Beobachtung, wie mächtig äußere Umstände an jede von ihnen eingewirkt haben, und wie überhaupt das Schönheits-Ideal eines Künstlers sich dem herrschenden Geschmacke unterordnet. Für Jemanden, der die Kunstwerke verschiedener Länder gesehen hat, wird es unmöglich, die Werke eines Morillo, Rubens oder Raphael mit den Werken verschiedener Schulen zu verwechseln, und dieses ohne Rücksicht auf ihre eigenthümliche Manier, sondern schlechthin als Spanier, Flamänder oder Italiener. Darunter findet sich nur bei Rubens einiges Streben, die Niederländer zu entniederländern. Er scheint an der groben Manier Gefallen gefunden zu haben, wie Raphael an der zarten, niedlichen, schönen. Aber Raphael vermochte öfter aus sich herauszugehen, wie er auch that, und sich zum Erhabenen aufzuschwingen, und dann war er vollkommen, denn seine Erhabenheit war eine reine und vollendete.

Kurz vor Essenszeit kamen wir in Antwerpen an. Der Zustand dieser Stadt war sonderbar; die Holländer waren im Besitze der Citadelle; die Stadt selbst, von ihren dermaligen Feinden bewohnt, war jener ganz und gar blosgestellt. Die Straße von Brüssel nach Antwerpen wird theilweise von ihr beherrscht, und wir sahen von ihren tiefen Werken aus – denn in Flandern besteht die Befestigungskunst in dem möglichst tiefen Eingraben in die Erde – ihre Flaggen wehen, als wir der Stadt näher kamen. Mehrere holländische Kanonenböte lagen auf dem Flusse abwärts von der Stadt, und in den Krümmungen der Schelde weiter hinab gewährten wir einige vor Anker liegende Fregatten und Korvetten. Um die Werke ihrer Feinde unnütz zu machen, hatten die Belgier eine Art von befestigtem Lager errichtet, indem sie die Werfte mit eilig aufgeworfenen Wällen umgaben, wobei ihnen die Befestigungswerke der Stadt selbst zum Stützpunkte dienten.

Einer unserer ersten Besuche galt der Hauptkirche. Dieses schöne Gebäude war in den neuerlichen Gefechten ohne wichtigere Beschädigung verblieben, obgleich die Besatzung der Citadelle einige Schüsse nach dem Thurme derselben richtete, wahrscheinlich mehr in der Absicht, um spähende und kundschaftende Blicke von dort wegzuscheuchen, da dessen beträchtliche Höhe eine Aussicht aus der Vogelperspektive über Alles gewährt, was innerhalb der Werke der Citadelle vorgeht. Die berühmten Gemälde von Rubens waren in massivgezimmerte Behälter verwahrt worden, um sie vor den Bomben zu schützen, und daher waren sie auch für uns unsichtbar.

Von Kirche zu Kirche sahen wir Processionen von Bauern ziehen, fast den ganzen Tag hindurch, um Hülfe wider die Cholera zu erflehen, welche, im Vorbeigehen gesagt, wider alle Regel, ungeachtet des flachen und sumpfigen Bodens, in der Gegend umher in weit leichterer Form auftritt. Die Flamänder stehen in dem Ruf zu den am meisten bigotten Katholiken zu gehören, und dabei das unwissendste Volk in ganz Europa zu sein.

Dieser Umstand erklärte gewissermaßen den Aberglauben und die Einfalt der ersten Bewohner von New-York, die weit häufiger von Flandern, als von Holland abstammen. Ich habe auch viele unserer Familiennamen in Flandern wiedergefunden, in Holland aber kaum Einen angetroffen. Die Mundart bei uns steht der Flamändischen auch weit näher, als der eigentlich Holländischen; doch können wir mit Recht muthmaßen, daß sich dort ebenfalls holländische Ansiedler befunden haben, da die ganze Provinz den Holländern gehörte. Heute hörte ich einem Kerl zu, der Quacksalber-Arzneien und erbärmlich gedruckte Legenden zu einem Singsang feilbot, den in Tonweise und Allem sonst, ich ganz gewiß überzeugt bin, in Albany gehört zu haben, als ich noch ein Schulknabe war. Der beharrliche Charakter und die sich gleichbleibenden Gebräuche dieses Volks haben gleichfalls viel Aehnlichkeit mit denen, die ehemals in unserm Lande üblich waren, bis der Einfluß der Einwanderungen von Osten her alles frühere Dagewesene, sogar die »Suppenpfanne« hinwegraffte. Ich erinnere mich, daß dieser nämliche Quacksalber denselben Gesang auf demselben Flecke im Juni 1828 herunterleierte, als wir unsern ersten Besuch in Antwerpen machten. Der Vorfall machte mir außerordentlichen Spaß, da ich sah, daß dieser Kerl dieselbe Stelle zu demselben Zweck wieder eingenommen hatte, auf der er vor fünf Jahren gesungen und feilgeboten, während in der Zwischenzeit eine Revolution das Land durchzog. Dieses ist zugleich charakteristisch; ebenso wie manche unserer einfachen Mitbürger noch immer in demselben Traum fortleben, als wären wir nach wie vor die Angehörigen der vereinigten Niederlande.

Die flamändische Sprache hat manche Worte, die in der Schreibart französisch sind, aber etwas ganz Anderes bedeuten. Ein solches Wort ist das »de«, welches im Französischen, ohne deutliche Hörbarkeit des letzten Buchstaben ausgesprochen, ein Verhältnißwort ist, und gewöhnlich »von« bedeutet. Vor einem Eigennamen ist es, ohne mit demselben zu verschmelzen, ein unveränderliches Zeichen des Adels; denn es wird daher öfter den Familiennamen derselben vorgesetzt, sobald sie diesen Rang erhalten, gleich dem deutschen Wörtchen: »von«. Im Flamändischen ist es ein Artikel, wird genau so ausgesprochen, wie ein Holländer unser » the« ausspricht, und bedeutet auch dasselbe. So bedeutet, »de Witt« nichts anders als: » der Weiße;« denn die Flamänder bedienen sich des Artikels, um Dinge und Eigenschaften derselben Art zu bezeichnen, wie die Franzosen, ebenfalls. »Mynheer de Witt« ist also gleichbedeutend mit » Monsieur le Blanc,« oder wie Monsieur du Bois bei den Franzosen, und das Eine heißt nichts anders als: Herr Weiß, wie das andere: Herr Holz heißen würde. So nahe stimmt diese Sprache mit der englischen überein, daß es mir möglich war, ganze Sätze zu verstehen, wenn ich durch die Straßen ging. Bis jetzt waren wir in Newyork der Meinung, das Holländische sei durch das Englische verdorben worden; doch nunmehr glaube ich, daß die Verderbnis ganz den umgekehrten Weg ging.

In Paris hatten wir die Bekanntschaft eines flamändischen Künstlers von großen Verdiensten gemacht, und dieser, ein Herr Wappers, holte uns heute freundschaftlich ab, um mit ihm die Gallerie zu besehen. Die Sammlung ist nicht besonders groß, auch nicht reich an ausgezeichneten Gemälden, sondern enthält meistens nur Altarblätter aus verschiedenen Kirchen. Die meisten Gemälde sind von Rubens, Vandyk und einigen ältern Meistern. Die des Vandyk sind meines Dafürhaltens die besten. Im Ganzen fiel es mir auf, daß dort weit mehr merkwürdige als wirklich anziehende Gemälde zu sehen waren, wiewohl alle in dieser Gallerie einen entschiedenen Werth haben und Einer Schule angehören. Eine Studienarbeit, »die Abnahme vom Kreuze« befand sich unter ihnen, die mir weit mehr Genuß als alle übrigen Sachen gewährte. Gewiß mußte Vandyk in unserer Hochschätzung steigen, nachdem wir hier einen so genauen Vergleich mit seinem großen Mitbewerber anstellen konnten; er ist überhaupt dem menschlichen Gefühle mehr entsprechend, als Rubens, der eine Art von niederländischen Riesen in der Kunst vorstellt, der aus den natürlichen Verhältnissen heraustritt, und immer das Riesenhafte im Auge behält.

Herr Wappers erlaubte uns auch, sein eignes Kabinett zu beschauen. Er gehört der Schule der großen flandrischen Meister an, und steht in seiner Kunst auf hoher Stufe, in manchen Hauptsachen von entschiedener Wichtigkeit. Bemerkenswerth war es, wie sich in den Arbeiten dieses jungen Künstlers nachweisen ließ, daß er immerfort Rubens und Vandyk vor Augen hatte, aber ihnen nachbessernd durch die Eingebungen seines eignen Genius. Sein Styl hält fast die Mitte zwischen den beiden Vorbildern, größer und kühner als der des Vandyk, aber weniger riesenmäßig, als Rubens.

Wir machten die Runde durch die Kirchen; denn wenn Italien das Land der Marmorbildnerei ist, so ist Belgien, oder war es vielmehr, das Paradies der Künstler im Fache des Holzschnitzens. Ich habe weit mehr zarte und höchstvollendete Arbeiten dieser Art, in kleinerem Maßstabe, in andern Ländern gesehen, so wie in den »Haut-Reliefs« in der Kirche Santa Maria della Salute in Venedig; nirgends aber hat man so vieles Herrliche ersonnen und so vieles Treffliche in diesem Kunstzweige wirklich ausgeführt, als eben hier. Manche Kirchen sind hier im Innern fast ganz von eichenen Beichtstühlen umgeben, die höchst geschmackvoll und sinnbildlich verziert sind; doch die Betstühle zeigen die größten Bestrebungen in dieser Kunst in der Ausführung der sorgfältigsten Zeichnungen. Eine solche Arbeit in Brüssel stellt die Bekehrungen des heil. Paulus, Mann, Roß und Alles sonst in mehr als Lebensgröße dar. Das Ganze ist gut ausgearbeitet, selbst bis zum lebendigen Ausdrucke. Die besten in Holz gemeißelten oder geschnitzten Figuren, die ich jemals sah, befanden sich, ihrer nur wenige, über dem Thor eines Hospitals, das wir im Jahre 1828 betrachteten, ich weiß aber nicht mehr, ob es in Gorkum war oder in Breda. Oft werden Bildhauerarbeiten bewundert, die große Ansprüche geltend machen und weit und breit berühmt sind, aber dennoch die Natur, die Einfachheit, die Ruhe dieser Figuren in Holz nicht erreichen.

Wir gingen, um eine Sammlung von Gemälden zu betrachten, die dem Herrn van Lankeren gehörte. Es war eine schöne Gallerie, doch enthielt sie wenige Gemälde von wirklich großen Künstlern. Ein Gemälde des Van der Heyden (auch ein alter Newyorker Name) war durch seine Luftperspektive ausgezeichnet. Poussin und Cole, unser Landsmann, nehmen in dieser Rücksicht eine hohe Stelle ein; aber dieses Gemälde Van der Heydens zeigte einen solchen schaurigkalten, grauhimmlichten Luftkreis, daß man augenscheinlich überzeugt wurde, daß er wirklich eine holländische Atmosphäre auf die Leinwand brachte.

Wir kamen nach Brüssel zurück, als es gerade Essenszeit war. In Mecheln stand ich voll Bewunderung unten am großen Thurme, ein majestätisches Gebäude. Wäre es dem ursprünglichen Plane gemäß ausgebaut worden, so glaube ich, würde dieser der höchste Kirchthurm in Europa geworden sein. Abends besuchten uns Herr und Frau – –, und verabredeten mit uns für den andern Morgen, auch dem Palaste des Prinzen von Oranien einen Besuch zu machen.

Ich war am nächsten Morgen früh wach, und machte deshalb einen Spaziergang durch den Park nach den höhern Boulevards. Die Beschädigungen, die durch den Kampf entstanden waren, sind zum Theil wieder ausgebessert, aber ich fand Alles sehr öde und traurig. Die Häuser reihen sich längs der Einen Seite der Boulevards an, die andere hat die freie Aussicht ins Feld, das im trefflichsten Anbau steht, aber nirgends Einfriedigungen hat. Diese Art, eine Stadt gleich einer mit geriebenem Käse garnirte Schüssel abzugrenzen, ist auf dem Festlande von Europa etwas Gewöhnliches, und dieses macht auf Leute, die an zerstreute Vorstädte, wie man sie in Amerika und England antrifft, gewohnt sind, einen sonderbaren Eindruck.

Um zehn Uhr begaben wir uns, nach der Verabredung, in den Palast. Die königlichen Gebäude in Brüssel sind in ganz einfachem Styl erbaut. Sie stellen nichts anders, als lange ununterbrochene Bauten dar mit äusserst wenigen Zierrathen. Dieser Palast des Prinzen von Oranien steht im Park, nahe beim königlichen Palaste, und besteht aus einem einfachen Parallelogramme mit zwei Thoren. Die Hauptgemächer haben dieselbe Form, und bilden eine ununterbrochene Folge, welche auf der einen Seite beginnt und auf der andern endigt. In der Anordnung der Gemächer erkennt man den wirklich guten Geschmack und einige würdige Eleganz. Einige von ihnen sind reich verziert, besonders der Ballsaal, der wahrhaft prächtig sich ausnimmt. Dieses Gebäude wird in demselben Zustande erhalten, in welchem es von den frühern Besitzern verlassen wurde; denn Leopolds Zartgefühl, um nicht zu sagen, sein innigeres Mitgefühl, beobachtet eine fromme Scheu vor den Ansprüchen seiner Vorgänger. Man zeigte uns ein paar Handschuhe der Prinzessin gerade noch auf demselben Fleck, wo sie solche zurückgelassen, und ihre Shawls und andere kleine Putzsachen lagen noch ebenso in derselben Nachlässigkeit zerstreut, als wenn man ihrer Rückkunft mit jedem Augenblicke entgegensehe. Das ist ächt königliches Zartgefühl, welches Throne ohne Reue wegnimmt, aber Kleinigkeiten mit sorgfältiger Achtsamkeit verschont.

In diesem Palaste befanden sich mehre gute Gemälde, unter andern eines von Raphael. Da waren auch einige von Paul Potter, und ein paar andere Gemälde in demselben Styl, als Gegenstücke zu den vorigen, von einem noch lebenden Künstler, Namens Verboekhoven, dessen Werke die Vergleichung mit ersteren wundervoll aushielten.

Auch wies man uns das Fenster, durch welches der Räuber eingebrochen sein soll, welcher die Juwelen der Prinzessin stahl, ein Vorfall, der den Feinden des Hauses Nassau Veranlassung gab, ihren Gemahl mit einer niederträchtigen Beschuldigung auf das Bitterste und Empfindlichste zu kränken. Diese Geschichte von dem Juwelenraub der Prinzessin von Oranien kann einen Beweis geben von dem Einflusse der niederträchtigsten Menschenklasse auf ihre bessergesinnten Mitgeschöpfe. Es paßte zufällig zu den niedrigen Absichten einiger Ruchlosen, die mit der Preßfreiheit Kuppelei trieben, (und leider gibt es deren in der Welt nur zu Viele), einen Wink fallen zu lassen, daß der Prinz von Oranien sich habe zu Schulden kommen lassen, die Juwelen seiner Gemahlin zu versetzen, um seinen Spielverlust zu decken; und die unwissende, leichtgläubige, die neuigkeitssüchtige Menge konnte einer solchen Beschuldigung eines freimüthigen und hochgesinnten Kriegers Gehör geben und Glauben schenken! Es war dies eine Verlästerung, die, der Natur der Sache gemäß, nur dadurch vollständig widerlegt werden konnte, daß man den Räuber ausfindig machte, eine Beschuldigung, gegen die sich auch nur verteidigen zu müssen, das Ehrgefühl eines Fürsten wie jedes andern Mannes von Selbstgefühl verletzt haben würde. Ein Zufall brachte die Wahrheit ans Licht. Die Juwelen wurden, sonderbar genug! in Newyork entdeckt und der Räuber derselben bestraft. Und jener elende Wicht, der die erste Veranlassung zu solcher Verlästerung des Prinzen von Oranien ausbrütete, gehört recht eigentlich zu jener Genossenschaft, deren Glieder den Bewohnern Nordamerikas über die Hälfte ihrer Ansichten von den ausgezeichnetsten Männern Europa's einflößen. Ich habe hier Niemanden angetroffen, der diese Beschuldigung der geringsten Beachtung werth gehalten hätte, oder der dieselbe, als irgend Mehr betrachtet hätte, als wie eine Verläumdung niederträchtiger Menschen, die durch die Agenten der Presse noch übertrieben worden sei.

Von dem Palaste des Prinzen von Oranien begaben wir uns in das Haus des Fürsten August von Ahremberg, um seine Gemäldesammlung zu sehen. Diese ist eine der besten Privatsammlungen in Europa, obschon sie nicht besonders groß ist. Sie ist reich an Werken von Teniers Man spricht davon, daß man gelegentlich gute Gemälde auf den Straßen antrifft, und dem Verfasser ist dieses ebenfalls einmal begegnet. Kurz nach der Revolution von 1830 kaufte er, in dem er durch das Karrousel (in Paris) ging, ein weibliches Portrait, das ganz und gar von Schmutz entstellt, sonst aber fast durchaus nicht beschädigt war. Da er fand, daß die Malerei sehr schön war, so versuchte er, den Mann, der es ihm verkauft hatte, auszufragen. Der Mann erwiederte ihm, es sei das Portrait von Teniers Gattin von ihm selbst gemalt. Diese Aussage fand keinen Glauben, und die ganze Sache kam in Vergessenheit, bis zwei Gemäldehändler, die solches zufällig und zu verschiedenen Zeiten sahen, fest behaupteten, es sei von Teniers, ohne jedoch angeben zu können, wen es vorstelle. Durch Nachschlagen in den Verzeichnissen brachte der Verfasser endlich heraus, daß ein solches Gemälde vor der Revolution in Paris vorhanden gewesen aber verloren gegangen sei. Doch dieses Bild war viereckig, während jenes oval und von größerm Umfang gewesen war. Jetzt wurde der Gemäldehändler aufs Neue befragt, wie das Gemälde ursprünglich beschaffen gewesen seie, ohne daß ihm jedoch der Schlüssel zu dieser Angelegenheit mitgetheilt wurde; und nun kam die Sache heraus; früher sei dies Gemälde oval gewesen, weil aber die Leinwand beschädigt gewesen sei, so habe er es viereckig einrahmen lassen. Nach dieser Zeit hat sich auch ein Kupferstich gefunden, der keinen Zweifel mehr über die Originalität dieses Porträts übrig läßt., Wouwermann, Both, Kuyp, Potter, Rembrandt und von andern inländischen Meistern. Unter andern befindet sich dabei ein vorzügliches Gemälde von Gerard Douw (ebenfalls ein in Newyork vorkommender Name.)

Den Abend brachte ich in dem Hause eines Engländers zu, und der Eigenthümer dieser Gallerie befand sich ebenfalls in der Gesellschaft. Einer der Gäste, ein Herr – – – – belustigte mich durch die eigenthümliche englische Art, mit welcher er einige Bemerkungen über Amerika hinwarf. Es war die Rede von einer unserer Landsmänninnen, die vor Kurzem in Brüssel gewesen sei; da erzählte er, daß er sie das Aufstehen zum Tanze durch »den Fußboden einnehmen,« bezeichnet habe, und wünschte zu wissen, ob dieses vielleicht eine bei uns gebräuchliche Ausdrucksweise sei? Ich erwiederte ihm, bei uns sei es gebräuchlich, von einem Pferde zu sagen »es nimmt seine Spur ein,« und dieses sei ein Ausdruck beim Wettrennen üblich; und da jene Dame aus einem Lande gekommen sei, wo Wettrennen gehalten werden, so sei es natürlich, daß sie jenes Ausdrucks mit Vorsatz sich bedient habe, der nicht übel bei einer Gallopade angebracht sei. Herr – –, Kapitain bei der Marine, rief einst den Damen bei einer Quadrille zu, »sie möchten abstoßen,« als es ihm vorkam, die Musik erfordere, daß sie ihre Tour begännen; glücklicherweise hatte er diesen beobachtenden Herrn – – – – nicht neben sich, der ohne Zweifel seine Aeußerung für einen Amerikanismus ausgelegt haben würde. Solche Leute sind bei den Amerikanern beständig auf der Jagd nach irgend etwas Besonderm oder Lächerlichem und nehmen dabei keine Rücksicht auf Stand, Gebräuche und Eigenheiten einzelner Menschen. Wohl ist es wahr, daß wir keineswegs so originell sind, um auf solche schonungslose Weise der wenigen Eigenthümlichkeit, die wir etwa noch besitzen möchten, entkleidet zu werden.



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