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Zwischen drei Freiern

Beim Anblick Jane Porters schrien alle erleichtert und freudig auf, und als Tarzans Wagen neben dem andern hielt, schloß Professor Porter seine Tochter in die Arme.

Im ersten Augenblick achtete keiner auf Tarzan, der schweigend auf seinem Sitze saß.

Clayton war der erste, der daran dachte, und streckte ihm, sich zu ihm wendend, die Hand entgegen.

Wie können wir Ihnen jemals danken? rief er. Sie haben uns alle gerettet. Im Landhaus riefen Sie mich bei meinem Namen, aber ich kann mich Ihrer nicht entsinnen, obschon Sie mir einigermaßen bekannt vorkommen. Es ist mir, als ob ich Sie vor langer Zeit unter ganz anderen Verhältnissen kennen gelernt hätte.

Tarzan lächelte, als er die dargebotene Hand erfaßte.

Sie haben ganz recht, Mr. Clayton, sagte er auf französisch. Entschuldigen Sie, wenn ich nicht englisch mit Ihnen spreche. Ich lerne es jetzt, und wenn ich es auch ziemlich gut verstehe, so spreche ich es doch noch mangelhaft.

Aber wer sind Sie eigentlich? fragte Clayton, diesmal französisch sprechend.

Ich bin Tarzan, der bei den Affen war.

Clayton trat vor Erstaunen zurück.

Bei Gott, sagte er, wahrhaftig!

Professor Porter und Mr. Philander drängten sich herbei, um ihm ebenfalls zu danken und ihre freudige Überraschung darüber auszudrücken, daß sie ihren Dschungelfreund nun so weit von seiner wilden Heimat wiedersahen.

Die Gesellschaft ging in den bescheidenen Gasthof, wo Clayton für Essen und Trinken sorgte.

Sie saßen in dem kleinen dumpfen Gastzimmer, als das entfernte Brummen eines Automobils ihre Aufmerksamkeit erregte.

Mr. Philander, der nahe am Fenster saß, schaute hinaus, bis das Automobil in Sicht kam und schließlich neben den anderen Wagen hielt.

Himmel! sagte er ziemlich ärgerlich, es ist Herr Canler. Ich hatte gehofft, er ... ich hatte gedacht, er ... nun, wir können uns ja freuen, daß er nicht im Feuer umgekommen ist.

Still, still, Mr. Philander! sagte Professor Porter. Ich habe meine Schüler oft ermahnt, bis zu zehn zu zählen, bevor sie etwas sagten. An Ihrer Stelle, Mr. Philander, würde ich lieber bis tausend zählen und dann – noch schweigen.

Himmel, ja! pflichtete Mr. Philander ihm bei. Aber wer ist der geistliche Herr, der bei ihm ist?

Jane Porter erbleichte.

Clayton rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her.

Professor Porter nahm seine Brille ab, hauchte darüber und setzte sie wieder auf die Nase, ohne sie abzuwischen.

Esmeralda, die überall dabei war, brummte.

Nur Tarzan verstand nichts.

Jetzt stürmte Robert Canler herein.

Gott sei Dank! rief er. Ich fürchtete das Schlimmste, bis ich Ihren Wagen sah, Clayton. Ich war auf der Südstraße abgeschnitten und mußte zur Stadt zurückkehren, um dann östlich diese Straße zu fahren. Ich dachte, wir würden das Landhaus niemals erreichen.

Niemand schien von seiner Ankunft entzückt zu sein. Tarzan sah Robert Canler an, wie Sabor ihre Beute ansieht.

Jane Porter warf ihm einen Blick zu und hustete nervös. Mr. Canler, sagte sie, dies ist Herr Tarzan, ein alter Freund.

Canler wandte sich um und streckte die Hand aus. Tarzan erhob und verbeugte sich, wie nur d'Arnot es seinen Gentleman gelehrt haben konnte, aber er schien Canlers Hand nicht zu sehen.

Allerdings schien Canler das Übersehen auch nicht zu bemerken.

Dies ist der hochwürdige Mr. Tousley, Jane, sagte Canler, sich zu seinem geistlichen Begleiter wendend, der hinter ihm stand.

Mr. Tousley, Miß Porter.

Mr. Tousley verbeugte sich lächelnd.

Canler stellte ihm auch die andern vor.

Die Zeremonie kann gleich vorgenommen werden, Jane, sagte Canler. Dann können wir noch mit dem Zug um Mitternacht in die Stadt fahren.

Tarzan verstand den Plan sofort. Er blickte mit halbgeschlossenen Lidern auf Jane Porter, regte sich aber nicht.

Das Mädchen zögerte. Im Zimmer waren alle gespannt, und es herrschte beklommenes Schweigen.

Aller Augen waren auf Jane Porter gerichtet; alle harrten auf ihre Antwort.

Können wir nicht ein paar Tage warten? fragte sie. Ich bin ganz abgespannt. Ich habe heute so viel durchgemacht.

Canler fühlte die Feindseligkeit, die von allen ausging, und das ärgerte ihn.

Wir haben so lange gewartet, als ich es für gut fand, sagte er in barschem Tone. Sie haben mir versprochen, mich zu heiraten. Ich lasse mich nicht länger zum besten halten. Ich habe die Heiratserlaubnis und hier ist der Pfarrer. Kommen Sie, Mr. Tousley, komm, Jane. Hier sind ja Zeugen, mehr als genug, fügte er mit unangenehmer Betonung hinzu, und indem er Jane Porter beim Arm nahm, wollte er sie dem Geistlichen zuführen.

Aber er hatte kaum einen Schritt getan, als sich eine schwere Hand mit einem eisernen Griff auf seinen Arm legte.

Eine andere Hand packte ihn an der Gurgel, und im Nu flog er über den Boden, wie eine Maus, mit der die Katze spielt.

Entsetzt starrte Jane Porter auf Tarzan. Und als sie ihm ins Gesicht sah, bemerkte sie den roten Streifen über seiner Stirne, den sie damals im fernen Afrika gesehen hatte, als er auf Leben und Tod mit Terkop, dem großen Menschenaffen, rang.

Sie wußte, daß die Mordlust in seinem wilden Herzen aufbrauste, und mit einem Schreckensruf sprang sie auf, um den Affenmenschen von seinem Plane abzuhalten. Ihre Besorgnis galt allerdings mehr Tarzan als Canler. Sie wußte, wie streng die Gerichte den Mord bestraften.

Clayton kam ihr jedoch zuvor, denn er war auf Tarzan zugesprungen und versuchte Canler aus seinem Griff zu befreien.

Tarzan warf den Engländer aber mit einer einzigen Armbewegung ins Zimmer zurück. Da legte Jane Porter ihre weiße Hand fest auf Tarzans Handgelenk und schaute ihm in die Augen.

Mir zu liebe! sagte sie.

Der Griff um Canlers Gurgel ließ nach.

Tarzan schaute in das schöne Gesicht des Mädchens.

Wünschen Sie, daß er am Leben bleibt? fragte er überrascht. Ich wünsche nicht, daß er durch Ihre Hand sterben soll, mein Freund! erwiderte sie. Ich will nicht, daß Sie zum Mörder werden!

Tarzan zog seine Hand von Canlers Gurgel zurück.

Entbinden Sie Jane Porter von ihrem Versprechen? fragte er. Ihr Leben hängt davon ab.

Canler, nach Luft schnappend, nickte.

Wollen Sie sich entfernen und sie nie wieder belästigen?

Wieder nickte der Mann, dessen Gesicht ganz verzerrt durch die Furcht vor dem Tode war, dem er so nahe gewesen war. Jetzt ließ Tarzan ihn frei, und Canler wankte der Türe zu. In einem Nu war er draußen, und mit ihm der zu Tode erschrockene Prediger.

Tarzan wandte sich an Jane Porter.

Kann ich Sie einen Augenblick allein sprechen? fragte er.

Das Mädchen nickte bejahend mit dem Kopfe und ging in die nahe Veranda des kleinen Gasthofes. Dort wartete sie auf Tarzan, so daß sie die nachfolgende Unterredung nicht hörte.

Als nämlich Tarzan ihr folgen wollte, rief Professor Porter ihm zu, einen Augenblick zu warten.

Der Professor war über die Schnelligkeit, mit der sich die Ereignisse der letzten Minuten vollzogen, so verblüfft, daß er jetzt erst die Sprache wieder fand.

Bevor wir weiter gehen, mein Herr, sagte er, möchte ich von Ihnen eine Erklärung haben, über das, was wir eben hier erlebt haben. Mit welchem Rechte mischen Sie sich in die Beziehungen meiner Tochter zu Mr. Canler? Ich hatte ihm ihre Hand versprochen, und ohne Rücksicht auf unsere persönlichen Wünsche oder Abneigungen muß dieses Versprechen gehalten werden.

Ich habe eingegriffen, Professor Porter, weil Ihre Tochter Mr. Canler nicht liebt. Sie wünscht ihn nicht zu heiraten. Das genügt mir, antwortete Tarzan.

Sie wissen nicht, was Sie getan haben, erwiderte ihm der Professor. Jetzt wird er sie wahrscheinlich nicht mehr heiraten wollen.

Er wird schon wollen, sagte Tarzan, und fügte dann hinzu: In Zukunft brauchen Sie nicht mehr zu fürchten, daß Ihr Stolz darunter zu leiden hat, denn Sie sind in der Lage, Canler zurückzuzahlen, was Sie ihm schulden.

Was meinen Sie damit? fragte der Professor.

Ihr Schatz ist gefunden worden, antwortete Tarzan.

Was? – Was sagen Sie da? rief der Professor. Sie sind nicht gescheit. Mann! Das kann nicht sein.

Und doch ist es so! Ich war es, der ihn fortgenommen hatte, da ich nicht wußte, welchen Wert er hatte und wem er gehörte. Ich sah, wie die Matrosen die Kiste vergruben, und nach Art der Affen nahm ich die Kiste und vergrub sie anderswo. Als nun d'Arnot mir sagte, um was es sich handelte und was der Schatz für Sie bedeutete, kehrte ich in die Dschungel zurück und holte die Kiste wieder. Der Schatz hat schon so viel Verbrechen, Leiden und Trauer verursacht, daß d'Arnot meinte, es sei am besten, nicht zu versuchen, den Schatz selbst hierherzubringen, wie es meine Absicht war, und deshalb habe ich an dessen Stelle einen Kreditbrief gebracht. Hier ist er, Professor Porter.

Mit diesen Worten zog Tarzan einen Umschlag aus der Tasche und überreichte ihn dem verblüfften alten Herrn.

Es sind zweihundertundeinundvierzigtausend Dollars. Der Schatz wurde von Sachverständigen sorgfältig abgeschätzt, aber damit Sie nicht etwa an der Richtigkeit zweifeln, hat d'Arnot selbst ihn gekauft und hält ihn zu Ihrer Verfügung für den Fall, daß Sie den Schatz lieber haben wollen als das Geld.

Mit zitternder Stimme antwortete ihm Professor Porter:

Zu den vielen Verpflichtungen, die wir Ihnen gegenüber schon haben, fügen Sie nun noch den größten aller Dienste hinzu. Sie geben mir die Mittel, meine Ehre zu retten!

Clayton, der einen Augenblick nach Canler das Zimmer verlassen hatte, kam jetzt wieder.

Entschuldigen Sie, sagte er. Ich denke, es ist besser, wir fahren nach der Stadt, bevor es dunkel ist, und nehmen den ersten Zug, der uns aus diesem Walde herausführt. Ein Einheimischer, der gerade vom Norden herkommt, berichtet, das Feuer bewege sich langsam hierher.

Diese Nachricht machte der weiteren Unterredung ein Ende, und alle gingen hinaus zu den dort wartenden Automobilen. Clayton nebst Jane Porter, der Professor und Esmeralda stiegen in Claytons Wagen, während Mr. Philander sich zu Tarzan fetzte.

Bei Gott! sagte Mr. Philander, als der Wagen sich hinter dem andern in Bewegung setzte. Wer hätte das je für möglich gehalten? Vor längerer Zeit sah ich Sie als einen wirklichen wilden Menschen, der auf den Ästen des tropischen Waldes in Afrika herumkrabbelte, und jetzt fahren Sie mich in einem französischen Auto auf einer Straße von Wisconsin. Wahrhaftig! Das ist wirklich merkwürdig!

Ja, sagte Tarzan, und dann nach einer Pause: Erinnern Sie sich, Mr. Philander, der Einzelheiten bei der Auffindung und Beerdigung der drei Skelette in meiner Hütte bei der afrikanischen Dschungel?

Sehr wohl! Sehr wohl, mein Herr! erwiderte Mr. Philander.

War etwas Auffälliges an einem dieser Skelette?

Mr. Philander sah Tarzan scharf an.

Weshalb fragen Sie das?

Es ist für mich sehr wichtig, das zu wissen, antwortete Tarzan. Ihre Antwort kann ein Geheimnis aufklären. Vor zwei Monaten ist eine Vermutung über diese Skelette aufgestellt worden, und ich bitte Sie, mir meine Frage nach bestem Wissen zu beantworten. Waren die drei Skelette, die begraben wurden, alle menschliche Skelette?

Nein, erwiderte Mr. Philander, das kleinste davon, das in der Wiege lag, war das Skelett eines jungen Menschenaffen.

Ich danke Ihnen, sagte Tarzan.

In dem Wagen, der vorausfuhr, saß Jane Porter in ernste Gedanken versunken. Sie wußte, weshalb Tarzan sie um eine Unterredung unter vier Augen gebeten hatte, und sie sagte sich, sie müsse bereit sein, ihm bei der ersten Gelegenheit eine Antwort zu erteilen.

Er war nicht der Mann, den man ohne weiteres beiseite schieben konnte, und sie wunderte sich, daß sie ihn eigentlich nicht fürchtete. Konnte sie aber jemanden lieben, den sie fürchtete? Sie erkannte den Zauber, der in den Tiefen der fernen Dschungel über sie gekommen war, aber hier in dem nüchternen Wisconsin schwand dieser Reiz.

Der tadellos gekleidete Tarzan, der jetzt französisch sprach, sah gegenwärtig auch nicht mehr das Urwaldweib in ihr, wie es einst der mutige Waldgott getan hatte.

Liebte sie ihn? Sie wußte es nicht.

Sie blickte Clayton von der Seite an. War er nicht ein Mann, der in derselben Umgebung erzogen war wie sie, ein Mann mit gesellschaftlicher Stellung und Kultur, die sie als die Vorbedingung zu einer gleichartigen Verbindung betrachtete?

Wies nicht ihr gesundes Urteil sie auf diesen jungen englischen Adeligen hin, nach dessen Liebe sich eine zivilisierte Frau sehnen konnte und der der richtige Gefährte für sie sein würde?

Konnte Sie Clayton lieben? Sie fand keinen Grund, ihn nicht zu lieben. Jane Porter war von Natur nicht kalt berechnend, aber Erziehung, Umgebung und Vererbung hatten sie gelehrt, auch in Herzensangelegenheiten vernünftig zu sein. Jetzt schien es ihr, als ob die Hinneigung, die sie sowohl in Afrika als auch heute in Wisconsins Wäldern zu Tarzan gefühlt hatte, während er sie auf seinen starken Armen trug, nur ein Trieb des Urwaldweibes zum Urwaldmanne war. Und sie sagte sich, wenn er sie nicht wieder berühren würde, würde sie sich auch nicht mehr zu ihm hingezogen fühlen. Dann hatte sie ihn also nicht geliebt! Es war weiter nichts gewesen, als eine vorübergehende Täuschung, hervorgerufen durch die Aufregung und die persönliche Berührung.

Aufregung würde nicht immer ihre künftigen Beziehungen in der Ehe begleiten, und die Macht der persönlichen Berührung würde sich durch den vertrauten Umgang bald abstumpfen. Wieder blickte sie nach Clayton. Er war wirklich nett und jeder Zoll ein vornehmer Mensch. Auf einen solchen Gatten konnte sie mit Recht stolz sein.

Und dann sprach er – gerade im richtigen Augenblick:

Jetzt sind Sie frei, Jane. Wenn Sie ja sagen wollen, so will ich mein Leben Ihrem Glücke widmen.

Ja! flüsterte Sie.

*

An diesem Abend fand Tarzan in dem kleinen Warteraum der Eisenbahnstation Gelegenheit, Jane Porter einen Augenblick allein zu sprechen.

Sie sind jetzt frei, Jane, sagte er. Ich bin aus dunkler, ferner Vergangenheit gekommen, aus dem Gebiet des Urwaldmenschen, um Sie zur Frau zu begehren. Ihnen zu liebe habe ich die Weltmeere und die Festländer durchkreuzt, Ihnen zu liebe will ich alles werden, was Sie wünschen. Ich kann Sie glücklich machen, Jane, so wie Sie es wollen. – Wollen Sie meine Frau werden?

Zum erstenmale erkannte sie jetzt die tiefe Liebe des Mannes, alles, was er in so kurzer Zeit nur ihr zu liebe getan hatte. Sie wandte den Kopf und verbarg ihr Gesicht in den Armen.

Was hatte sie getan? Weil sie fürchtete, sie könnte den Bitten dieses Riesen nachgeben, hatte sie die Brücken hinter sich abgebrochen, und in der unbegrenzten Angst vor einem Mißgriff beging sie einen noch schlimmeren Fehler.

Und dann erzählte sie ihm alles, erzählte ihm die Wahrheit, Wort für Wort, ohne zu versuchen, sich zu entschuldigen oder ihren Irrtum zu beschönigen.

Was können wir tun? fragte er. Sie haben zugegeben, daß Sie mich lieben. Sie wissen, daß ich Sie liebe, aber ich kenne die sittlichen Regeln nicht, die Ihre Gesellschaft leiten. Ich überlasse Ihnen die Entscheidung, denn Sie wissen am besten, was Ihrer Wohlfahrt dienlich ist.

Ich kann es ihm nicht sagen, Tarzan, sagte sie. Er liebt mich, und er ist ein guter Mensch. Ich könnte Ihnen oder irgendeinem andern ehrlichen Menschen nicht mehr unter die Augen treten, wenn ich das Versprechen, das ich Clayton gegeben, nicht halten würde. Ich muß es halten, – und Sie müssen mir helfen, die Bürde tragen, auch wenn wir uns nach dem heutigen Abend nicht wieder sehen sollten.

Die andern waren inzwischen herzugekommen, und Tarzan trat an das kleine Fenster.

Draußen sah er nichts, aber im Geiste sah er ein reizendes Stück Erde: einen grünen Rasen mit einer Menge prächtiger tropischer Pflanzen und Blumen und darüber mächtige Bäume und über allem das Blau des Äquatorhimmels. Auf dem grünen Rasen saß ein junges Weib auf einem kleinen Erdhügel und neben ihr ein junger Riese. Sie aßen schöne Früchte, schauten sich an und lächelten.

In diesen Gedanken wurde er gestört durch den Bahnhofvorsteher, der hereinkam, um zu fragen, ob sich unter den Herren der Gesellschaft einer namens Tarzan befände.

Ich heiße Tarzan, sagte der Affenmensch.

Hier ist eine Nachricht für Sie, nachgesandt aus Baltimore. Es ist eine Kabeldepesche aus Paris.

Tarzan nahm die Depesche, die von d'Arnot kam.

Sie lautete:

Fingerabdrücke beweisen, daß Sie Greystoke. Glückwunsch.

D'Arnot.

Als Tarzan dies gelesen hatte, trat Clayton ein und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.

Dies war also der Mann, der Tarzans Titel und Tarzans Vermögen besaß und der im Begriffe stand, das Weib zu heiraten, das Tarzan liebte, und von ihm geliebt wurde. Ein einziges Wort von Tarzan hätte eine große Veränderung in Claytons Leben hervorgerufen. Es hätte ihm Titel, Ländereien und Schlösser weggenommen – und es hätte ihm auch Jane Porter fortgenommen.

Alter Freund, rief Clayton ihm zu, ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, Ihnen für alles, was Sie für uns getan haben, zu danken. Es scheint, als ob Sie alle Hände voll zu tun haben, um unser Leben in Afrika und hier zu retten. Ich bin sehr froh, daß Sie herüberkamen. Wir müssen noch nähere Bekanntschaft machen. Ich habe oft an Sie und die werkwürdigen Umstände Ihrer Umgebung gedacht. Es geht mich zwar nichts an, aber wie zum Teufel sind Sie in jene elende Dschungel gekommen?

Ich bin dort geboren, sagte Tarzan ruhig. Meine Mutter war ein Affe, und natürlich konnte sie mir nicht viel davon erzählen. Wer mein Vater war, habe ich nie erfahren!

*

Die weiteren Abenteuer Tarzans und die Folgen seiner edlen Selbstverleugnung werden in dem nächsten Tarzan-Bande erzählt.


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