Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Vorposten der Kultur

Sofort nach dem Schuß sah d'Arnot die Tür auffliegen und einen Mann in seiner ganzen Länge auf den Boden stürzen.

In der Aufregung wollte der Schütze nochmals schießen, aber plötzlich sah er in dem Halbdunkel, daß der Mann ein Weißer war, und im selben Augenblick erkannte er auch schon, daß er seinen Freund und Beschützer Tarzan angeschossen hatte.

Mit einem Ruf des Schreckens sprang d'Arnot zu dem Affenmenschen und vor ihm niederkniend, nahm er den Kopf in seine Arme, indem er laut Tarzan rief.

Er erhielt keine Antwort, und nun drückte er sein Ohr an des Mannes Brust. Zu seiner Freude hörte er, daß das Herz noch immer schlug.

Sorgfältig legte er Tarzan auf das Feldbett, und dann, nachdem er die Tür verschlossen und verriegelt hatte, zündete er eine Lampe an und untersuchte die Wunde.

Die Kugel hatte den Kopf getroffen, aber nur eine Fleischwunde verursacht, ohne den Schädel zu verletzen.

D'Arnot atmete erleichtert auf und wusch das Blut von Tarzans Kopf ab.

Das kühle Wasser brachte Tarzan wieder zum Bewußtsein. Jetzt öffnete er die Augen und schaute erstaunt auf d'Arnot.

Dieser hatte die Wunde mit Leinwand verbunden, und als er sah, daß Tarzan wieder bei Bewußtsein war, stand er auf und ging zum Tisch. Er schrieb eine Mitteilung an Tarzan, um ihm zu erklären, daß er einen furchtbaren Mißgriff begangen hatte und daß er glücklich sei, daß die Wunde wenigstens nicht gefährlich aussehe.

Als Tarzan die Mitteilung gelesen hatte, setzte er sich auf den Rand des Bettes und lachte.

Es ist nichts, sagte er auf französisch, und da ihm die weiteren Worte fehlten, schrieb er:

Wenn Sie gesehen hätten, wie Bolgani und Kerschak und Terkop mich zugerichtet haben, ehe ich sie tötete, so würden Sie über einen so kleinen Kratzer lachen.

D'Arnot übergab Tarzan die zwei für ihn zurückgelassenen Briefe.

Tarzan las den einen mit traurigem Blick. Den zweiten drehte er hin und her. Er wußte nicht, wie er ihn öffnen sollte, denn er hatte nie einen versiegelten Brief in der Hand gehabt.

Er übergab ihn d'Arnot. Diesem erschien es sehr sonderbar, daß ein erwachsener Weißer nicht einmal das Geheimnis eines Briefumschlags kannte. Er öffnete ihn und gab Tarzan den Brief.

Auf einem Feldstuhl sitzend breitete der Affenmensch das Blatt vor sich aus und las:

An Tarzan!

Bevor ich scheide, will ich meinen Dank dem Mr. Claytons hinzufügen für die Güte, die Sie gehabt haben, uns die Benützung Ihrer Hütte zu gestatten.

Wir haben es sehr bedauert, daß Sie nie gekommen sind, mit uns Freundschaft zu schließen. Wir hätten unsern Gastgeber so gern gesehen und ihm gedankt.

Auch noch einem andern möchte ich danken, aber er kam nicht wieder, obschon ich nicht glauben kann, daß er tot ist.

Ich kenne seinen Namen nicht. Er ist der große weiße Riese, der ein Diamanten-Medaillon auf der Brust trug.

Wenn Sie ihn kennen und mit ihm sprechen können, so danken Sie ihm in meinem Namen und sagen Sie ihm, daß ich sieben Tage lang auf seine Rückkehr wartete.

Sagen Sie ihm auch, daß er in meinem Heim in Amerika, in der Stadt Baltimore, immer willkommen sein wird, wenn er dorthin kommen will.

Ich fand einen Zettel von Ihnen, der unter den Blättern bei der Hütte lag. Ich weiß nicht, wie Sie dazu gekommen sind, mich zu lieben, da Sie nie mit mir gesprochen haben, und es betrübt mich, wenn das, was Sie sagen, wahr ist, denn ich habe mein Herz schon einem andern geschenkt.

Ich bin aber immer Ihre Freundin
Jane Porter.

Tarzan saß fast eine Stunde lang da, den Blick auf den Boden gerichtet. Es war ihm klar, daß die Schreiberin nicht wußte, daß er und Tarzan ein und dieselbe Person war.

Ich habe mein Herz schon einem andern geschenkt, wiederholte er immer und immer wieder.

Dann liebte sie ihn also nicht! Wie konnte sie nur vorgeben, ihn zu lieben, so große Hoffnungen in ihm zu wecken, um ihn dann in einen solchen Abgrund der Verzweiflung zu stürzen!

Vielleicht waren ihre Küsse nur ein Ausdruck der Freundschaft. Wie sollte er das wissen, da er ja nichts von den Gebräuchen der Menschen kannte?

Plötzlich stand er auf, und indem er d'Arnot gute Nacht wünschte, wie er es gelernt hatte, legte er sich auf das Lager von Farnkräutern, das Jane Porter als Bett gedient hatte. D'Arnot löschte die Lampe und legte sich auf das Feldbett.

*

Eine Woche lang ruhten sie sich aus, während d'Arnot Tarzan im Französischen unterrichtete. Zuletzt konnten sie sich schon ziemlich gut unterhalten.

Eines Abends, als sie in der Hütte saßen, bevor sie zu Bette gingen, wandte Tarzan sich an d'Arnot mit der Frage:

Wo ist Amerika?

D'Arnot zeigte mit dem Finger nach Nordwesten.

Viele tausend Meilen über dem Ozean, sagte er. Weshalb?

Ich will dorthin gehen.

D'Arnot schüttelte den Kopf.

Das ist unmöglich, mein Freund! sagte er.

Tarzan erhob sich und holte von einem Bücherbrett eine stark abgegriffene Erdkunde.

Indem er eine Weltkarte aufschlug, sagte er:

Ich habe alles das nie recht verstehen können; erklären Sie mir es, bitte.

D'Arnot zeigte ihm, daß das Blaue das Wasser auf der Erde darstellte, die andersfarbigen Stücke aber die Festländer und die Inseln. Da bat ihn Tarzan, ihm die Stelle zu zeigen, wo sie jetzt wären.

D'Arnot tat es.

Und nun zeigen Sie mir Amerika! bat Tarzan.

Als d'Arnot seinen Finger auf Nord-Amerika hielt, lächelte Tarzan, und er legte seine flache Hand auf die Seite, so daß er den ganzen Ozean zwischen den beiden Weltteilen bedeckte. Es ist nicht so sehr weit, sagte er, kaum die Breite meiner Hand.

D'Arnot lachte. Wie konnte er dem Mann das erklären?

Dann nahm er einen Bleistift und zeichnete einen dünnen Punkt auf die Küste von Afrika.

Dieser kleine Punkt, sagte er, ist viel größer auf der Karte als Ihre Hütte es auf der Erde ist. Sehen Sie nun, wie weit es ist?

Tarzan dachte eine ganze Weile nach.

Leben weiße Männer in Afrika? fragte er.

Jawohl.

Welches sind die nächsten?

D'Arnot zeigte eine Stelle an der Küste gerade nördlich von ihnen.

So nahe? fragte Tarzan erstaunt.

Ja, sagte d'Arnot, aber es ist nicht nahe.

Haben sie große Boote, um über den Ozean zu fahren?

Ja.

Dann gehen wir morgen zu ihnen.

Wieder lächelte d'Arnot und schüttelte den Kopf.

Es ist zu weit. Wir würden umkommen, lange bevor wir dorthin gelangten.

Wollen Sie denn immer hier bleiben? fragte Tarzan.

Nein.

Dann wollen wir morgen zusammen fortgehen. Ich will nicht länger hier bleiben. Ich möchte lieber sterben als hier bleiben.

Gut, antwortete d'Arnot, ich weiß nicht, was Sie bewegt, mein Freund, aber auch ich möchte lieber sterben als hier bleiben. Wenn Sie gehen, so gehe ich mit Ihnen.

Abgemacht! sagte Tarzan. Morgen gehe ich nach Amerika.

Wie wollen Sie ohne Geld nach Amerika gehen? fragte d'Arnot.

Was ist Geld? fragte Tarzan.

Es dauerte lange, bis d'Arnot ihm das, wenn auch unvollkommen, klar gemacht hatte.

Wie erhalten die Menschen Geld? fragte er zuletzt.

Sie arbeiten dafür.

Schön, dann will ich auch dafür arbeiten.

Nein, mein Freund, erwiderte d'Arnot. Sie brauchen sich nicht für Geld zu plagen. Ich habe dessen genug für zwei, auch für zwanzig. Sie werden alles Nötige erhalten, wenn wir die Kulturwelt wieder erreichen.

Am folgenden Tage zogen also beide nordwärts. Jeder von ihnen hatte ein Gewehr mit Munition, Bettzeug, Nahrungsmittel und Kochgeschirr.

Das letztere erschien Tarzan als eine unnötige Last, und er warf das seinige weg.

Aber mein Freund, ermahnte ihn d'Arnot, Sie müssen lernen, gekochte Speisen zu essen. Kein zivilisierter Mensch ißt rohes Fleisch.

Es ist noch Zeit genug dazu, wenn wir zu den Menschen kommen, sagte Tarzan. Ich kann dieses Gerät nicht leiden. Es verdirbt nur den Geschmack der guten Speisen.

Einen Monat lang wanderten sie nordwärts. Manchmal fanden sie Nahrung in Fülle und andere Male litten sie tagelang Hunger.

Sie sahen keine Spuren von Eingeborenen und wurden auch nicht von wilden Tieren belästigt.

Tarzan stellte häufig Fragen und lernte schnell. D'Arnot unterrichtete ihn in mancherlei Feinheiten der Kultur, so z. B. im Gebrauch von Messer und Gabel, aber Tarzan legte sie noch oft genug ärgerlich beiseite und meinte, das seien doch überflüssige Dinge; dann ergriff er das Essen mit seiner braunen Hand und führte es zwischen seine kräftigen Zähne. D'Arnot schalt ihn:

Sie dürfen nicht essen wie ein wildes Tier, Tarzan, denn ich versuche einen Gentleman aus Ihnen zu machen. Mein Gott, ein gebildeter Mensch benimmt sich nicht so – es ist schrecklich!

Tarzan lachte verlegen und nahm Messer und Gabel wieder zur Hand, obschon er sie im Grunde genommen haßte.

Unterwegs erzählte er d'Arnot einmal von der großen Kiste, die die Matrosen vergraben hatten und die er dann wegnahm, um sie auf dem Sammelplatz der Affen zu verstecken.

Es muß der Schatz des Professors Porter sein, sagte d'Arnot. Das wird ihn in eine böse Verlegenheit gebracht haben; es ist zu dumm, aber Sie konnten es nicht wissen.

Da erinnerte Tarzan sich des Briefes, den Jane Porter ihrer Freundin geschrieben hatte, und nun wußte er, was in der Kiste war und was Jane Porter gemeint hatte.

Morgen kehren wir zurück und holen sie, verkündete er d'Arnot.

Zurückkehren? sagte d'Arnot. Aber, lieber Freund, jetzt sind wir drei Wochen unterwegs, und für die Rückkehr brauchen wir doch auch drei Wochen, und wenn wir die schwere Kiste mitnehmen sollen, die früher von vier Matrosen getragen wurde, so würden wir Monate brauchen, um wieder bis hierher zu gelangen.

Es muß aber geschehen, mein Freund, erklärte Tarzan. Gehen Sie weiter, und ich hole den Schatz. Ich kann schneller allein gehen.

Ich weiß einen besseren Plan, Tarzan, sagte d'Arnot. Wir gehen weiter bis zu der nächsten Niederlassung. Dort mieten wir ein Boot und segeln an der Küste zurück; dann können wir den Schatz leicht transportieren. Das ist einfacher und sicherer und auf diese Weise brauchen wir uns nicht zu trennen. Was halten Sie von dem Plane?

Er ist ganz gut, meinte Tarzan. Der Schatz läuft nicht fort. Ich könnte ihn ja holen gehen und wäre in ein oder zwei Monaten wieder bei Ihnen, aber es ist mir doch lieber, wenn Sie nicht allein zu gehen brauchen. Wenn ich sehe, wie hilflos Sie sind, d'Arnot, so wundere ich mich oft, daß das Menschengeschlecht in all den Zeitaltern, von denen Sie mir sprachen, nicht schon ausgerottet worden ist. Sabor allein kann ja tausende von euch allein vernichten.

D'Arnot lachte und sagte:

Sie werden höher von dem Menschengeschlecht denken, wenn Sie einmal seine Armeen und Schiffe, seine großen Städte und seine mächtigen Industriezentren gesehen haben. Dann werden Sie einsehen, daß es der Verstand ist und nicht die Muskelkraft, die den Menschen auch über das mächtigste Dschungeltier erhebt. Allein und unbewaffnet vermag ein einzelner Mensch den Kampf mit großen Tieren nicht aufzunehmen, aber wenn zehn Mann zusammen sind, so können sie ihr Wissen und ihre Kraft vereinigen, um sich gegen die wilden Tiere zu wehren, während die Tiere keinen Verstand haben und deshalb nicht imstande sind, ihre Anstrengungen zu vereinigen. Wenn Sie keinen Verstand hätten, Tarzan, wie lange hätten Sie es dann in der Wildnis ausgehalten?

Sie haben recht, d'Arnot, erwiderte Tarzan. Wäre Kerschak bei dem Dum-Dum in jener Nacht Tublat zu Hilfe gekommen, so wäre es mit mir zu Ende gewesen, aber Kerschak konnte nicht so weit denken. Sogar Kala, meine Mutter, konnte nichts im voraus planen. Sie aß, wenn sie gerade Hunger hatte, und gab es auch manchmal nicht viel, so dachte sie doch nicht daran, sich einen Vorrat anzulegen, solange sie reichlich Nahrung fand. Ich erinnere mich noch, daß sie es stets für überflüssig hielt, daß ich auf einem Marsch etwas zu essen mitnahm, und doch war sie froh, mit mir essen zu können, wenn sie selbst nichts fand.

Dann haben Sie also Ihre Mutter gekannt, Tarzan? fragte d'Arnot erstaunt.

Ja, sie war ein großer, schöner Affe, stärker als ich und zweimal so schwer.

Und Ihr Vater? fragte d'Arnot.

Ich habe ihn nicht gekannt. Kala erzählte mir, er sei ein weißer Affe gewesen und unbehaart wie ich selbst. Ich weiß jetzt, daß er ein weißer Mann gewesen sein muß.

D'Arnot schaute lang und ernsthaft auf seinen Begleiter.

Tarzan, sagte er zuletzt, es ist unmöglich, daß Kala Ihre Mutter gewesen ist. Wenn das möglich wäre – was ich aber bezweifle –, so hätten Sie einige Eigentümlichkeiten der Affen geerbt. Das ist aber nicht der Fall. Sie sind ein richtiger Mensch und ich glaube sogar, der Sprößling hochgeborener und intelligenter Eltern. Haben Sie keine Anhaltspunkte für Ihre Vergangenheit?

Nicht die geringsten.

Haben Sie in der Hütte keine Schriftstücke gefunden, aus denen Sie etwas über das Leben ihrer ursprünglichen Bewohner hätten ersehen können?

Ich habe alles gelesen, was in der Hütte war, mit Ausnahme eines Buches, das, wie ich jetzt weiß, in einer andern Sprache als der englischen geschrieben ist. Vielleicht können Sie es lesen.

Tarzan holte das kleine schwarze Buch aus dem Köcher und reichte es seinem Begleiter.

D'Arnot las die Titelseite und sagte:

Es ist das Tagebuch von John Clayton, Lord Greystoke, eines englischen Adeligen, und ist französisch geschrieben.

Dann fing er an, das Tagebuch zu lesen, das mehr als zwanzig Jahre zuvor geschrieben worden war und das die Geschichte von den unglücklichen Erlebnissen John Claytons und seiner Frau Alice enthielt, von ihrer Abreise aus England bis eine Stunde bevor er von Kerschak niedergeschlagen wurde.

D'Arnot las laut. Zuweilen stockte er, weil die Aufzeichnungen allzu traurig und hoffnungslos waren.

Gelegentlich warf er einen Blick auf Tarzan, aber der Affenmensch hockte da wie ein geschnitztes Bild und schaute auf den Boden.

Nur bei der Erwähnung des kleinen Kindes veränderte sich der Ton des Tagebuches, der dann nicht mehr so hoffnungslos klang.

Eine Stelle ließ sogar etwas Zuversicht erkennen:

Heute ist unser Junge sechs Monate alt. Er sitzt auf Alices Schoß neben dem Tisch, auf dem ich schreibe, – ein glückliches, gesundes, prächtiges Kind.

Ich glaube ihn schon – allerdings aller Wahrscheinlichkeit zum Trotze – als erwachsenen Mann zu sehen, der seines Vaters Stelle in der Welt einnimmt, und als zweiter John Clayton dem Hause Greystoke neue Ehren einbringt.

Gleichsam als wollte er meine Ahnung bestätigen, hat er meine Feder in sein rundliches Fäustchen genommen und mit seinen tintenbeklecksten Fingern Abdrücke auf diesem Blatt hinterlassen.

Da waren in der Tat am Rande des Blattes die halb verblaßten Abdrücke von vier kleinen Fingern und von dem halben Daumen zu sehen.

Als d'Arnot mit dem Lesen des Tagebuches zu Ende war, saßen die beiden Männer einige Minuten schweigend da.

Nun, Tarzan, was meinen Sie? fragte d'Arnot. Klärt dieses Tagebuch nicht das Geheimnis Ihrer Verwandtschaft auf? Sehen Sie, Sie sind Lord Greystoke!

Tarzan schüttelte den Kopf.

In dem Buch, erwiderte er, ist nur von einem Kind die Rede. Sein kleines Skelett lag in der Wiege, wo es vor Hunger gestorben ist. Seitdem ich es dort fand, blieb es liegen, bis Professor Porters Gesellschaft es mit Vater und Mutter neben der Hütte begrub. Das war das Kind, von dem das Buch spricht, und das Geheimnis meines Ursprungs ist dunkler als zuvor, obschon auch ich oft an die Möglichkeit gedacht habe, daß ich in der Hütte geboren sein könnte. Ich fürchte, daß Kala die Wahrheit gesagt hat, fügte er zum Schluß traurig hinzu.

Diesmal schüttelte d'Arnot den Kopf. Er war überzeugt, daß er den Schlüssel des Geheimnisses entdeckt hatte, und hatte die Absicht, die Richtigkeit seiner Annahme zu beweisen.

Eine Woche später kamen die beiden Männer plötzlich an eine Lichtung im Walde.

In einiger Entfernung sahen sie mehrere Gebäude, die von Feldern umgeben waren, auf denen Neger arbeiteten. Ringsum war ein starker Zaun gezogen.

Die beiden hielten am Rande der Dschungel.

Tarzan spannte seinen Bogen mit einem vergifteten Pfeile, aber d'Arnot hielt die Waffe fest.

Was wollen Sie da tun? fragte er.

Sie werden versuchen, uns zu töten, wenn sie uns sehen, erwiderte Tarzan. Da will ich sie lieber töten.

Sie können uns ja freundlich gesinnt sein, meinte d'Arnot.

Es sind Schwarze! war Tarzans einzige Antwort.

Und wieder spannte er den Bogen.

Das dürfen Sie nicht, Tarzan! rief d'Arnot. Weiße Männer töten niemand leichtfertigerweise. Mein Gott, wie viel müssen Sie noch lernen! Wenn ich Sie mit nach Paris nehme, so werde ich alle Hände voll zu tun haben, um Sie vor der Guillotine zu bewahren.

Tarzan ließ seinen Bogen sinken und lachte.

Ich verstehe nicht, weshalb ich die Schwarzen dort in meiner Dschungel töten darf, aber nicht hier. Nehmen Sie an, Numa, der Löwe, würde auf uns zuspringen, soll ich dann zu ihm sagen: Guten Morgen, Herr Numa, wie geht es Ihrer Frau?

Wenn Schwarze auf Sie eindringen, so mögen Sie sie töten, erwiderte d'Arnot. Aber Sie dürfen einen Menschen nicht für einen Feind halten, ehe er es Ihnen nicht bewiesen hat.

Kommen Sie, sagte Tarzan, und gehen wir hin, damit man uns töte. Und er ging gerade über das Feld, den Kopf hoch erhoben, indes die tropische Sonne ihm auf die dunkle Haut schien.

Hinter ihm ging d'Arnot, der die Kleidungsstücke trug, die Clayton abgelegt hatte, als die Offiziere des französischen Kreuzers ihn besser ausstaffierten.

Da schaute einer der Schwarzen auf, und beim Anblick Tarzans schrie er auf, wandte sich um und lief nach dem Zaune.

Im Nu war die Luft erfüllt von dem Geschrei der entsetzten Schwarzen, die alle davonliefen. Aber noch ehe einer von ihnen bis an den Zaun gelangt war, tauchte ein weißer Mann mit dem Gewehr in der Hand auf, um der Ursache der Aufregung nachzugehen.

Als er die Fremden sah, legte er das Gewehr an und auch Tarzan wollte seine Waffe zur Hand nehmen, als d'Arnot laut rief:

Nicht feuern! Es sind Freunde!

Dann halten Sie ein! war die Antwort.

Halt Tarzan! rief d'Arnot. Er glaubt, wir seien Feinde.

Tarzan schlug nun einen langsameren Gang an, und beide schritten auf das Tor zu, wo der weiße Mann stand.

Dieser sah sie sehr erstaunt an.

Was für eine Art Menschen sind Sie? fragte er.

Weiße, antwortete d'Arnot. Wir hatten uns lange in den Wäldern verirrt.

Der Mann hatte sein Gewehr gesenkt, und nun kam er ihnen mit ausgestreckter Hand entgegen.

Ich bin Vater Constantin von der französischen Mission hier, sagte er, und es freut mich, Sie willkommen heißen zu können.

Dies ist Herr Tarzan, Vater Constantin, sagte d'Arnot, indem er auf den Affenmenschen zeigte, und als der Geistliche Tarzan die Hand entgegenstreckte, fügte d'Arnot hinzu: Und ich bin Paul d'Arnot von der französischen Marine.

Vater Constantin ergriff die Hand Tarzans und betrachtete seine prächtige Gestalt.

So kam Tarzan zum ersten Vorposten der Zivilisation.

Eine Woche blieben beide dort, und der Affenmensch, der ein guter Beobachter war, lernte vieles von den Gebräuchen der Menschen. Schwarze Frauen aber machten ihm und d'Arnot allerlei weiße Kleidungsstücke zurecht, damit sie ihre Reise in ordentlichen Anzügen fortsetzen konnten.


 << zurück weiter >>