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Wir wollten den Angriff auf das Doonethal nicht bei Tage unternehmen, weil sonst unsere ungeschulten Truppen die Flintenläufe gesehen hätten, die ihnen den Garaus zu machen drohten. Am Freitag Nachmittag erwarteten wir unser Pulver aus Dulverton, und in der darauffolgenden Nacht sollte der Überfall bei Vollmondschein stattfinden.
Es war ein Scheinangriff unter Tom Faggus' Führung auf das uneinnehmbare Doonethor geplant, sobald uns die berittene Landwehr Kunde gebracht hatte, daß eine Anzahl Doones zur Jagd nach dem vorgespiegelten Golde aufgebrochen sei. Die Hauptstreitmacht aber, lauter mutige, im Klettern geübte junge Männer, sollte, von mir geführt, durch die wohlbekannte Kluft beim Wasserfall in das Thal eindringen, wo ich zuerst Lorna gefunden hatte.
Im Ganzen genommen war es mir lieb, daß wir Lorna jetzt nicht bei uns hatten. Wie auch das Blatt sich wenden mochte – ob wir ihre Verwandten töteten, oder diese uns – Lorna hätte jedenfalls schwer darunter gelitten; denn diesmal war es kein Possenspiel, sondern furchtbarer Ernst, es ging auf Tod und Leben, ohne Gnade und Barmherzigkeit.
Kaum einer war unter uns, der nicht gerechte Ursache zur Klage gegen die Geächteten gehabt hätte. Dem einen war sein Weib geraubt worden, dem andern vielleicht die Tochter; einem dritten eine Lieblingskuh oder sonst ein Stück seiner Habe. Es fiel mir auf, daß die, welche den kleinsten Verlust zu bejammern hatten, gerade die lautesten Verwünschungen ausstießen. Aber vom armen Christof Badcock bis zum reichen Ruben Huckaback hielt sich jeder bereit, in dem Vernichtungskrieg gegen die Missethäter seine ganze Kraft aufzubieten.
Als der Mond eben über die Berge stieg, setzte ich mich mit meiner Schar in Bewegung. Ich wußte, das Rauschen des Wasserfalls würde uns hindern, die fernen Schüsse vom Doonethor zu hören, deshalb hatte ich Jakob auf die Höhe geschickt, von der aus ich vormals nach Lorna auszuspähen pflegte. Sobald der Angriff drüben begann, sollte er blind geladene Schüsse aus seiner Donnerbüchse abfeuern.
Wir warteten lange. In Silberstreifen zog der weiße Nebel durch die Wiesen und hüllte den Mond, der schon hoch am Himmel stand, in duftige Schleier, durch die er lächelnd auf das Wasser blickte, wie eine Braut in ihren Spiegel.
War Jakob vielleicht auf dem Posten eingeschlafen? Seine Frau hatte ihm eine wollene Decke mitgegeben und er war dort oben ganz außer Gefahr. – Nein, diesmal that ich ihm unrecht – ein furchtbares Getöse ließ sich jetzt hören und hallte donnernd in den Bergen wieder.
»Das ist Jakobs Zeichen,« rief ich. »Nun vorwärts, Kameraden! Haltet Euch alle am Seil fest; stemmt die Kletterstangen ein und streckt Eure Gewehre gen Himmel, damit wir einander nicht totschießen, wenn eins oder das andere losgehen sollte.«
Das war keine unnötige Mahnung; denn mit den geladenen Flinten den steilen Wasserweg zu erklimmen, konnte bei der geringsten Unvorsicht verhängnisvoll werden. Ich, als der Vorderste, lief natürlich am meisten Gefahr, gelegentlich eine Kugel in den Leib zu bekommen.
Wir langten jedoch alle wohlbehalten auf der Felsenhöhe an, und das Thal lag vor uns. Während Tom Faggus und seine Leute am Thor einen Höllenlärm machten, schlichen wir geräuschlos im Schatten der Bäume und am Bach entlang durch die Wiesen, bis zu dem Dorfe hin. Dort schleuderte ich den ersten Feuerbrand auf des elenden Carvers Dach. Kein anderer Mensch, das hatte ich mir ausbedungen, durfte sein Haus anzünden; und ich gestehe: als nun der Rauch emporstieg und die Flammen prasselnd aufloderten, sah ich mit Frohlocken, wie sie das Eigentum des Schurken verzehrten, dessen ruchlose Hand so viele Heimstätten in Asche gelegt hatte.
Die Frauen und Kinder trieben wir aus den Häusern, ehe wir sie ansteckten; sie liefen heulend und jammernd davon, die Männer herbeizuholen. »Feuer, Feuer!« hörten wir sie schreien; »das ganze Dorf brennt! Hundert Bewaffnete sind in das Thal gedrungen; ein Riese führt sie an. Feuer, Feuer!«
Einen blonden schönen Knaben rettete ich selbst aus Carvers brennendem Hause. Er war sein Lieblingssöhnchen und ging mir nicht wieder von der Seite. Wie sehr ich den Vater haßte, ich konnte dem Kinde nicht rauh begegnen und mußte es mit mir nehmen.
Wir zogen uns in ein Gebüsch am Felsenhang zurück und sahen die wilden Räuber vom Doonethor her, wo sie nur wenige Mann Besatzung gelassen, zornglühend angestürmt kommen, um die Eindringlinge niederzuschmettern. Das ganze Thal glich jetzt einem Feuermeer, von Baum zu Baum, von Fels zu Fels sprangen die züngelnden Flammen; das Wasser des Bachs schien in rote Glut getaucht, Frauen und Kinder irrten angstvoll um die brennenden Gebäude. Der grelle Schein beleuchtete auch die stolzen düstern Kriegergestalten, die auf dem schmalen Dammweg ins Thal herabschritten. Ein Dutzend schönerer, kühnerer junger Männer hätte man weit und breit nicht finden können, aber auch keine verruchteren.
Der lustige Charley war ihr Anführer. Ich zielte auf ihn, drückte aber nicht los; ich hätte sie alle gern zu Gefangenen gemacht, es waren ihrer nur so wenige – aber freilich, wozu? Sie wären doch an den Galgen gekommen.
Meine Gefährten warteten nicht erst das Kommandowort ab. Sie sahen die Schurken, die ihnen Haus und Hof geplündert hatten, in Schußweite vor sich, und legten an; jeder nahm seinen Mann aufs Korn, zwölf Musketen knallten auf einmal und etwa die Hälfte der Schar stürzte leblos zu Boden. Die noch übrigen Doones feuerten blindlings in das Gebüsch, wo sie den Feind vermuteten, kehrten dann ihre Flinten um oder zogen die Schwerter und stürmten wie Dämonen auf uns ein.
Wir waren so sehr in der Überzahl, daß ich mich des Gemetzels schämte und zuerst nicht teil daran nehmen mochte; denn Carver, dem allein ich Mann gegen Mann zu begegnen wünschte, war nicht darunter. Es entstand ein furchtbares Handgemenge und die Schläge regneten hageldicht. Bald ließ sich in dem allgemeinen Wirrwarr nichts mehr unterscheiden, ich sah nur noch, wie Christof Badcock auf Charley Doone losging und ihn zum Einzelkampf herausforderte.
Carver Doone hatte die geraubte Margarete an Charley im Würfelspiel verloren, das wußte der unglückliche Christof, dem nichts mehr an seinem Leben lag, seitdem man ihm Weib und Kind entrissen. Noch kürzlich, als wir beisammen in unserer Scheune saßen, hatte ich einen tiefen Einblick in sein Herz gethan, das er sonst vor jedermann verschloß, und wir hatten mit einander getrauert und geweint. Rache an dem Räuber seiner Ehre zu nehmen, war jetzt sein einziges Verlangen, und nie werde ich den furchtbaren Ausdruck im Gesicht des sonst so ruhigen, friedliebenden Menschen vergessen, als er Charley herankommen sah.
Die beiden kraftvollen Männer traten abseits und standen sich ohne Waffen gegenüber. Was weiter geschah, weiß ich nicht; man fand die Gegner später beide tot auf der Wahlstatt liegen. Frau Margarete warf sich bitterlich schluchzend über die Leiche ihres Gatten; das arme Weib starb noch im Lauf des Sommers an gebrochenem Herzen.
Für Hunderte von Missethaten der Doones, die ich aufzählen könnte, war jetzt endlich die Stunde der Vergeltung gekommen. Unsere Leidenschaft war entfesselt, wir kannten keine Schonung mehr. Die durch lange Jahre angehäufte Schuld ward in dieser Nacht des Schreckens blutig gesühnt. Als die bleiche Märzsonne am Himmel aufging, sah man statt der Häuser, in denen die Doones ihr üppiges Wohlleben geführt, gezecht und geschmaust hatten, nichts als einen rauchenden Trümmerhaufen – der Wind wehte die Asche in den Bach – von sämtlichen Insassen aber waren nur zwei, der Rat und Carver, am Leben geblieben.
In späteren Zeiten habe ich oft gedacht, unser Strafverfahren sei doch gar zu eigenmächtig, zu gewaltthätig gewesen. Möge der Gott der Gnade und Barmherzigkeit mit mir, dem Führer des Rachezuges, nicht allzustreng ins Gericht gehen!
Schon am folgenden Tage wurde unsere Siegesfreude durch mancherlei Sorgen getrübt. Was sollte aus all den schutzlos zurückgelassenen Frauen und Kindern werden? Was aus der kostbaren Beute, die mir zur Verteilung übergeben wurde, weil man meiner Ehrlichkeit traute? Und endlich – würde nicht die Regierung, vielleicht der Lord Oberrichter Jeffreys selbst uns der Gesetzesübertretung zeihen, weil wir uns erkühnt hatten, auf eigene Faust Abrechnung mit den Doones zu halten?
Zahllos waren die Ansprüche an die erbeuteten Schätze, die sich jetzt erhoben. Die Edelleute unserer Grafschaft wollten sie mit Beschlag belegen, desgleichen der königliche Steuereinnehmer in Porlock; unsere Prediger forderten den Zehnten; alle die mit in den Kampf gezogen, wollten ihren Anteil haben; wer irgend einmal geplündert worden war, verlangte mit Zinsen entschädigt zu werden. – Es war als hätten wir das Raubnest nur zerstört um selbst zu Räubern zu werden. Da ich zum Hüter des Schatzes bestellt worden war, faßte ich einen kurzen Entschluß: Ich zahlte den ärmeren Familien, die erst in letzter Zeit Plünderung erlitten hatten, eine Entschädigungssumme und überwies den Rest, der wohl fünfzigtausend Pfund betragen mochte, dem königlichen Kanzleigericht zu Westminster. Wer wollte, konnte nun dort seine Ansprüche geltend machen.
Zum Lordkanzler und Vorsitzenden des Gerichts hatte der König den großen Jeffreys ernannt, der jetzt der mächtigste Mann im Reiche war, nachdem er mit blutiger Strenge die Ruhe wieder hergestellt, die gefangenen Aufrührer zu Hunderten, meist ohne Verhör und Urteil, hatte aufknüpfen lassen. Daß Lord Jeffreys selbst sich das Geld aneignen würde, konnte ich nicht ahnen, aber er that es mit Freuden und blieb mir seitdem stets in Gnaden gewogen.
Für uns hatte das wenigstens den Vorteil, daß unsere Selbsthilfe als gesetzlich anerkannt wurde, sonst hätten die Behörden die Beute nicht mit Dank in Besitz nehmen dürfen.
Was die Frauen betraf, so fanden sie nach und nach ein Unterkommen; viele kehrten mit den Kindern in ihre Familien zurück, andere schifften sich in die neue Welt ein, wo das schöne Geschlecht sehr gesucht ist. Carver Doones kleinen Sohn, dessen Mutter gestorben war, behielt ich bei mir. Er hieß Ensie, nach Sir Ensor Doone, seinem Urgroßvater, war ein hübscher mutiger Knabe, mit offenem, ehrlichem Gemüt, und mir von Herzen zugethan.
Auch ich gewann das Kind sehr lieb, aber daß sein wilder, schrecklicher Vater entkommen war und jetzt flüchtig und heimatlos umherirrte, erfüllte mich mit großer Sorge. Wie viel Unheil konnte der baumstarke, ruchlose Mann noch in der Welt anrichten! Den schlimmen Carver hatten die Bergleute entwischen lassen, aber daß der Rat Doone unbehelligt davon kommen konnte, war meine Schuld.
Als wir in jener Nacht die Doones bezwungen hatten, sah ich etwas Weißes in der Wiese schimmern, das sich rasch und vorsichtig nach dem Ausgang fortbewegte, den wir ›Gwennys Thür‹ nannten. Ich lief herzu, und siehe, es war der weise, vielerfahrene Rat im langen Silberhaar, der auf allen Vieren davonzukriechen trachtete. Als er mich erkannte, stand er auf.
»John,« flehte er, »bester Sir John, Ihr werdet Euern alten Freund doch nicht verraten. Schützt mich vor jenen Mordgesellen!«
»Werter Herr, das war eine recht unwürdige Stellung für einen Mann von Euerm Alter und Euern Verdiensten. Fürchtet nichts – Ihr sollt frei ausgehen!«
»Ich wußte es, ich hätte darauf schwören mögen. O John, Ihr seid eine Zierde jedes Standes; Ihr verdient ein Edelmann zu sein.«
Er wollte zur Thür hinaus, aber ich ergriff ihn am Arm. »Zwei Bedingungen müßt Ihr zuvor noch erfüllen. Erstens, gesteht jetzt der Wahrheit gemäß, wer der Mörder meines Vaters ist!«
»Ich will es Euch offen sagen, John, wie schwer mir auch das Bekenntnis fällt: Es war mein Sohn Carver.«
»Ich habe es nie bezweifelt, eine innere Stimme sagte es mir. Und nun meine zweite Bedingung: Gebt das Diamanthalsband der Gräfin Lorna zurück!«
»Wie oft habe ich schon gewünscht, das thun zu können und mein Gewissen zu erleichtern,« erwiderte der alte Mann mit einem tiefen Seufzer. »Aber ach, ich vermag es nicht, das Kleinod ist nicht mehr in meinem Besitz; Carver, der Euern Vater erschlug, hat es mir abgenommen. Wer der Ewigkeit so nahe steht wie ich, fragt nicht mehr nach dem eitlen Tand dieser Welt. Ich habe meinen Frieden mit Gott gemacht. Laßt mich ziehen, Sir John.«
Er sah so alt und ehrwürdig aus in dem reinen Silberlicht des Mondes, daß ich ihm fast Glauben geschenkt hätte. Doch bemerkte ich, daß er ängstlich Atem holte und die Hand aufs Herz legte, statt frei heraus zu reden, wie jemand der ein gutes Gewissen hat.
»Ihr werdet mir sicher Dank wissen, bester Herr,« sagte ich, »wenn ich, zur Bekräftigung Eures Friedens mit Gott, das Pfand jetzt an mich nehme, das Ihr auf dem Herzen tragt. Mit Verlaub, nichts für ungut!«
Ich griff rasch in seine Weste und zog Lornas Halskette heraus, die wie tausend Sterne funkelte und blitzte. Heimtückisch stach der Alte nach mir mit seinem Dolchmesser, doch der Stoß ging fehl. Nun warf er sich auf die Kniee und flehte mit aufgehobenen Händen:
»John, mein Sohn, o sei barmherzig, raube mir nicht, was mir gehört und mir fast so lieb ist wie mein Leben. Es ist ein Edelstein darunter, den ich oft stundenlang betrachtete – des Himmels ganze Herrlichkeit, die ich sündiger Mensch niemals schauen werde, schimmert mir daraus entgegen. Gib mir das Kleinod zurück, John, oder töte mich auf der Stelle, ich mag nicht leben ohne meine Juwelen.«
Der tiefe Seelenschmerz, der sich bei diesen Worten in dem ausdrucksvollen Gesicht des Greises malte, war so erschütternd und rührend anzusehen, daß ich ihm um ein Haar den Schmuck zurückgegeben hätte. Doch besann ich mich noch rechtzeitig und sagte: »Das Halsband gehört mir nicht, Herr Rat, ich darf es Euch nicht lassen. Wollt Ihr mir aber den Edelstein zeigen, in dem Ihr den Himmel seht, so will ich ihn Euch auf meine Gefahr und Verantwortung hin einhändigen. Damit gebt Euch zufrieden.«
Er sah, daß ihm nichts anderes übrig blieb und bezeichnete mir den Stein; ich löste diesen mit meinem Messer sorgfältig aus der goldenen Fassung und gab ihn dem Rat in die Hand. Im nächsten Augenblick war er durch Gwennys Thür verschwunden. Gott weiß, was aus ihm geworden ist.
Wie Carver entkommen war, erfuhr ich von den Bergleuten. Simon Carfax hatte mit den Doones verabredet, daß sie ihn bei einem verfallenen Hause im Bagworthy-Wald treffen sollten, wo der Goldtransport vorüber kommen werde. Es war ein unheimlicher Ort, der von den Bewohnern der Gegend ängstlich gemieden wurde. Vor zwanzig Jahren hatten die Doones das Haus geplündert und verbrannt, den Besitzer aber, einen guten alten Herrn, hinterlistig ermordet und die Leiche in den Brunnen geworfen. Es hieß, sein Geist gehe noch in mondhellen Nächten im Walde um.
Als die Räuber zur bestimmten Stunde angeritten kamen, ging ihnen Carfax entgegen, bat sie abzusteigen und führte sie mit geheimnisvoller Miene in die große Halle, deren rauchgeschwärzte Mauern noch standen, während Gras und Unkraut am Boden wucherten.
»Ich habe einen herrlichen Fund gethan, Hauptmann,« wandte er sich an Carver Doone, den Führer der Bande. »Hinter dem Kamin liegt ein Fäßchen Branntwein versteckt, wahrscheinlich Schmugglerware. Damit können wir uns die Zeit vertreiben, bis die Bergleute mit dem Golde kommen.«
Bald hatten sich die Doones um das Faß gelagert und tranken einander lustig zu. Carfax aber, der behauptete Sorge tragen zu müssen, daß alle nüchtern blieben, holte geschäftig Wasser aus dem Brunnen herbei und bat, sie möchten es in den Branntwein mischen. Die Doones weigerten sich lachend, aus dem Brunnen zu trinken, in dem der Ermordete gelegen habe, Simon aber goß das Wasser heimlich in ihre Flintenläufe, wie er es uns versprochen hatte. Eben erhob der große Carver sein Glas, um auf das Wohl des armen ruhelosen Gespenstes zu trinken – da füllte sich der Thorweg plötzlich mit dunkeln Gestalten und drohende Gewehrmündungen blitzten den trunkenen Männern entgegen. Die Doones griffen zu den Waffen, doch ihre Flinten gingen nicht los, das Pulver war naß. Sie sahen sich überlistet und beschlossen, ihr Leben teuer zu verkaufen. Mit dem Mut der Verzweiflung wehrten sie sich gegen die andringenden Bergleute und fielen tapfer kämpfend in der Halle des Mannes, den sie ermordet hatten. Eine gerechte Sühne! – Mit ihnen starb auch der Junker De Wichehalse, der sich trotz aller Bitten und Warnungen seines Vaters den Räubern angeschlossen hatte. Carver Doone war der einzige, der entkam; er schlug sich mit ungeheurer Kraft und Kaltblütigkeit bis zum Ausgang durch, schwang sich auf sein großes schwarzes Pferd und trabte davon.
Auch die berittenen Landwehrmänner, die das Doonethor bewachten, hatten ihn nicht einfangen können. Er war in rasendem Galopp an ihnen vorbei in das Thal gesprengt. Dort fand er alles in heilloser Verwirrung, sah die Flammen aus den Häusern schlagen, erkannte daß er besiegt war, gab seinem Rappen die Sporen, und verschwand im Dunkel der Nacht.
Ich dürstete nicht nach Carvers Blut, aber um Lornas willen beklagte ich es doch, daß er am Leben geblieben, denn er war ein furchtbarer Feind, von dem uns beständig Gefahr drohte.
Von den mutigen Bergleuten waren acht teils im Kampfe gefallen, teils starben sie an den erlittenen Wunden; auch wir selbst hatten im Doonethal acht Mann eingebüßt. Das war jedoch ein verhältnismäßig kleiner Verlust, wenn man bedenkt, daß vierzig starke, wohlbewaffnete Doones ihr Leben lassen mußten, von denen jeder wenigstens drei Menschen getötet haben würde, ehe das Jahr um war. So hatten wir denn alle Ursache uns Glück zu wünschen zu dem Erfolg unseres großen Unternehmens und zu dem Sieg, den wir friedlichen Landleute über die kampfgeübten Räuber davontrugen.