Sagen aus Westfalen
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Das Hillertsloch

Im Ostersiepen bei Olpe sieht man eine Einsenkung, aus welcher ein Spring hervorbricht; man nennt sie das Hillertsluak. Da hat vor Zeiten das Schloß Hillerts, eines Edelmannes, gestanden. Dieser gottlose Mensch befiehlt eines heiligen Christmorgens seinen Knechten die Ställe zu misten; die aber weigern sich dessen und gehen nach Rohde zur Kirche. Als der Gottesdienst beendigt ist, kehren sie heim, finden aber das Schloß ihres Herrn nicht wieder; es war mit Mann und Maus verschwunden, und jene Einsenkung mit dem Springe bezeichnete die Stelle, wo es gestanden. Doch nicht alles hatte der Erdboden verschlungen; die Kleidungsstücke und sonstigen Habseligkeiten des gottesfürchtigen Gesindes lagen zuhauf am Springe, so daß der Stücke nicht eines fehlte. Seit jenen Tagen nun muß der Hillert in dieser Gegend spuken gehen. Schmiede, die um Mitternacht gen Olpe zur Arbeit gingen, hörten den Junker, wie er hinter ihnen hergefahren kam, doch ihn selbst sahen sie nicht. Das Rasseln der Wagen und das Pferdegetrappel nahm erst dann ein Ende, als sie St.-Rochi Kapelle erreicht hatten. Andere, die sich in der Geisterstunde mit Holz aus dem Ostersiepen versehen wollten, sahen ein Tier auf sich zukommen, in welchem sie bei hellstem Mondscheine deutlich einen Hund zu erkennen glaubten. Sie meinten aber anfangs, das sei der Hund des Försters und dieser selbst nicht weit. Was sie so für einen gewöhnlichen Hund ansahen, ward bald, wie es seitwärts näherkam, immer größer und zuletzt so groß, daß man unter seinem Bauche hindurch ein gut Stück des Firmaments übersehen konnte. In der Nähe des Hillertslochs liegt auch eine Stelle, das Faibelsluak genannt, wo Falbel, auch ein gottloser Edelmann, samt seinem Schlosse in die Erde versunken sein und bei nächtlicher Weile spuken soll.

 


 


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