Sagen aus Westfalen
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Festgebannt

Unweit Rheine war gar ein Student, der übte auch die Kunst des Festbannens aus. Einmal ist dieser Student mit zwei Kameraden nach einem benachbarten Marktflecken gegangen. Es war gerade an einem Muttergottesfeiertag. Wie sie nun miteinander in das freie Feld kamen, sahen sie da einen Bauern, der Plaggen auf den Wagen lud. Der Student sagte: »Sack äm es staohn laoten?« Da lachten die andern ihn aus und erwiderten: »Ja, wat woß du küen'n!« Im nächsten Augenblick hat der Bauer dennoch still gestanden, die Gabel mit Plaggen halb hoch zum Wagen gewandt, unbeweglich. Dem einen der Begleiter kam die Sache unheimlich vor, und er wandte sich ab mit den Worten: »Ik gaoh wegg van di, du kaas hexen.« Und er hielt Wort. Da gingen sie nun zu zweien ihres Weges weiter. Als die beiden den Ort erreicht hatten, meinte der Student: »Ik will äm no män wier loßlaot'n, he sall no möh genög weär'n.« Kaum hatte er das gesagt, da faßte der Bauer hinten in der Ferne die Pferde beim Kopf und fuhr nach Hause. Im Gesicht glich er einem Toten, als er dort ankam. Seine Frau zeigte sich ganz besorgt und fragte, was ihm denn eigentlich sei, er, sehe ja so schlecht aus. ja, er wüßte es auch nicht recht, eine alte Hexe hätte ihn da draußen beim Plaggenladen stehen lassen. Zwei Tage lang mußte der Bauer das Bett hüten. Und wie er wieder besser war, hat er zu seiner Frau gesagt, daß er nie wieder an einem Muttergottestage würde Plaggen fahren.

 


 


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