Sagen aus Westfalen
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Die beiden heiligen Ewalde

Zu einer Zeit, als das deutsche Volk noch tief in der Finsternis des Heidentums begraben lag, kamen zwölf fromme Männer aus England, welche ausgerüstet mit Entschlossenheit und Mut die deutschen Länder durchwanderten, um die Lehre Christi zu predigen in Wort und Tat. Unter diesen waren zwei Brüder, von denen der eine der weiße, der andere aber der schwarze Ewald genannt wurde. Beide wanderten in brüderlicher Eintracht miteinander und beschlossen, gemeinsam für das Wort Gottes in den Tod zu gehen. Da kamen sie zu einer heißen Sommerszeit in einen Flecken, genannt Laer, gelegen im Stifte Münster nicht weit von Burgsteinfurt, verrichteten hier ihre Gebete und segneten und belehrten das Volk. Dieses aber war seinen Götzenbildern zugetan und verachtete die heilige Lehre. Als nun die Sonnenhitze sehr groß und die Gegend wasserleer war, die durstigen Helden aber vergeblich ihre Götzen um Wasser anflehten, da traten die frommen Brüder mit dem Bilde des gekreuzigten Heilandes in der Hand auf einen Felsen, beteten und segneten selbigen und siehe, da sprang aus dem harten Steine eine frische, klare Wasserquelle unter ihren Fußstapfen hervor und labte das ganze Volk. Erstaunend erkannte nun der Droste des Landes die Kraft und Heiligkeit der beiden Fremdlinge; willig räumte er ihnen einen Acker ein, welcher reiche Früchte trug, und alle Heiden der Umgegend ließen sich taufen in dem Wasser der wunderbar entstandenen Quelle. Als nun aber das Wort des Herrn in dem Herzen des Volkes Wurzel gefaßt hatte, schenkten die heiligen Brüder ihren Acker den Armen und zogen weiter in das Land, um auch unter den benachbarten Völkern das Evangelium auszubreiten. Allein der Herr hatte ein anderes mit ihnen beschlossen und würdigte sie, die Märtyrerkrone zu empfangen. Auf dem noch heute so genannten Mordhofe zu Apelterbeck zwischen Unna und Dortmund wurden die frommen Brüder von den Heiden auf eine qualvolle Art ums Leben gebracht. Die Leichname wurden später von dem heiligen Erzbischof Anno aus ihren Gräbern genommen und sollen, wie mehrere alte Schriften versichern, in dem Dome zu Münster beigesetzt sein, wo man viele hundert Jahre hindurch ihr Andenken festlich feierte. Zu Laer heißt noch gegenwärtig der Acker, welchen sie besaßen, der Heiligenkamp, und ist auf demselben zur Ehre ihres Namens eine Kapelle erbauet, welche die älteste in Westfalen sein soll.

 


 


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