Sagen aus Westfalen
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Die Westfalen

Als Satan einmal vor den Herrn trat, fragte ihn der Herr, woher er käme. Satan antwortete, er habe sich auf der Erde umhergetrieben. Sprach wiederum der Herr: »Hast du auch das Westfalenvolk gesehen, das harte, unbekehrbare und allen Gläubigen so lästige?« Und Satan: »Ei, ja wohl hab ich es gesehen; wenn du es aber mir gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last fallen! « – »Nun, ich geb es dir, doch unter der Bedingung, daß du es aus der Welt hinausschaffest.« Da ging Satan vergnügt und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er alle Westfalen steckte und dann in die Luft flog, um dieselben aus der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vorkam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als sie alsbald den Sack zerrissen und davonflohen, daß keiner seines Nächstes gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam, machte dieser ihm Vorwürfe und sprach: »Nun, was hast du tun wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus der Welt fortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die ganze Welt zerstreut! « jener aber: »Halt es mir zugute Herr! Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist; weder auf mich, noch auf Dich wollen sie hören. Siehe, ich geb sie zurück in Deine Hände; mache mit ihnen, was Dir gut dünkt! «

 


 


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