Deutsches Balladenbuch

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Barbarossa im Kyffhäuser

Der alte Barbarossa
Der Kaiser Friederich,
Im unterirdschen Schlosse
Verzaubert hält er sich.

Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.

Der Thron ist elfenbeinern,
Auf dem der Kaiser sitzt,
Der Tisch ist marmelsteinern,
Auf den sein Kinn er stützt.

Sein Bart ist nicht von Flachsen,
Ist lichte Feuersgluth,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Auf dem sein Haupt ausruht.

Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halboffen zwinkt,
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Traum zum Knaben:
»Geh' vor das Schloß, o Zwerg!
Und schau', ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar:
So muß ich auch noch schlafen,
Verzaubert, hundert Jahr.« –