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Das jüngste Schwesterlein

Es war ein Markgraf über dem Rhein,
Der hatte drei schöne Töchterlein.
Zwei Töchter früh heirathen weg,
Die Dritt' hat ihn ins Grab gelegt.
Dann ging sie singen vor Schwesters Thür:
Ach braucht ihr keine Dienstmagd hier?

»Ei Mädchen, du bist viel zu fein,
Du gehst gern mit den Herrelein.« –
Ach nein, ach nein, das thu ich nicht,
Meine Ehre mir viel lieber ist.
Sie dingt das Mädchen ein halbes Jahr;
Sie dient bei ihr wohl sieben Jahr.

Und als die sieben Jahr umme warn,
Das Mädchen fing zu kränkeln an.
»Ach Mädchen wenn du krank willst sein,
So sag wer deine Eltern sein.«
Mein Vater war Markgraf über dem Rhein,
Meine Mutter ist Königs Töchterlein.

»Ach nein, ach nein! das glaub ich nicht,
Daß du meine jüngste Schwester bist.«
Und wenn du mir's nicht glauben willst,
So geh nur an meine Kiste hin,
Daran wird es geschrieben stehn,
Da kannst du es mit Augen sehn.

Und als sie an die Kiste kam,
Da rannen ihr die Thränen ab:
»Ach bringt mir Weck, ach bringt mir Wein,
Es ist mein jüngstes Schwesterlein.«
Ich will keinen Weck, ich will keinen Wein,
Will nur ein kleines Särgelein.

Volksthümlich


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