Emile Zola
Fruchtbarkeit
Emile Zola

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5

Vierzehn Monate später war Fest in Chantebled. Denis, der in der Fabrik die Nachfolge Blaises angetreten hatte, heiratete Marthe Desvignes. Und in der schmerzvollen Trauer des Hauses war dies das erste Lächeln, gleich der hellen, warmen Sonne des Frühlings nach dem harten Winter. Mathieu und Marianne, bisher in Schmerz versunken, in Trauer gekleidet, fühlten sich von sanfter Freude bewegt, angesichts dieser ewigen Erneuerung des Lebens. Die Mutter fand sich bereit, ein etwas weniger düsteres Kleid anzuziehen, der Vater wollte eine Heirat nicht länger verzögern, die seit Monaten beschlossen war, und die durch alle Umstände notwendig gemacht wurde. Es war bereits mehr als zwei Jahre, daß Rose in dem kleinen Friedhof von Janville schlief, und mehr als ein Jahr, seitdem Blaise dort unter den stets frischen Blumen neben ihr ruhte. Und die Erinnerung an die geliebten Toten, die von allen besucht wurden, die in aller Herzen nach wie vor lebten, würde mit bei dem Feste sein, an dem Platze, der ihnen bewahrt geblieben war, als ob sie in Gemeinschaft mit den Eltern beschlossen hätten, daß die Stunde der Hochzeit da sei, damit die Klage um sie nicht länger der Freude, weiter zu wachsen und zu schaffen, im Wege stehe.

Der Eintritt Denis' in die Fabrik hatte sich in ganz natürlicher Weise vollzogen. Wenn er nach seinem Austritt aus der Fachschule, wo er drei Jahre zugebracht hatte, nicht sogleich seinen Platz gefunden hatte, so war es nur, weil dieser Platz von seinem Bruder besetzt war. Alle seine technischen Studien wiesen ihn darauf hin, er war vom Morgen bis zum Abend am richtigen Orte, er hatte nur das kleine Häuschen im Garten zu beziehen brauchen, aus welchem Charlotte mit ihrer kleinen Berthe in dem Entsetzen über die Katastrophe geflohen war, um sich in Chantebled zu bergen. Außerdem regelte dieser Eintritt Denis' die Angelegenheit der an Beauchêne geliehenen großen Geldsumme, die durch die Übertragung eines Sechstels der Fabrik beglichen werden sollte. Da das Geld aus der Familie kam, so trat der Bruder einfach an Stelle des Bruders und unterzeichnete den Vertrag, den der andre hätte unterzeichnen sollen; nur daß er in seiner zartfühlenden Ehrenhaftigkeit die Bedingung machte, daß aus dem Erträgnis eine Pension für Charlotte, die Witwe, sichergestellt werde. Alles dies war innerhalb acht Tagen geordnet worden, unter dem zwingenden Druck der Umstände, ohne daß ein Widerstreit auch nur möglich gewesen wäre. Betäubt, vernichtet, hatte Constance nicht einmal den Kampf versuchen können, zum Verstummen gebracht durch ihren Mann, der ihr sagte: »Was soll ich eigentlich tun? Ich brauche einen Beistand, Denis ist so gut wie irgendein andrer; und dann werde ich den Teil zurückkaufen, ehe ein Jahr um ist, und wenn er mich ärgert, so werfe ich ihn einfach hinaus!« Sie schwieg, um ihm nicht seine ganze Erbärmlichkeit ins Gesicht schleudern zu müssen, und sah in ohnmächtiger Verzweiflung, wie die Mauern ihres Hauses Stück um Stück auf sie herabbröckelten.

Nun hielt Denis die Zeit für gekommen, um seinen schon so lange gefaßten Plan zu verwirklichen und Marthe Desvignes zu heiraten. Diese jüngere Schwester Charlottens, die unzertrennliche Freundin Roses, wartete seit nun bald drei Jahren auf ihn mit ihrem stillen Lächeln, ihrer beherrschten Liebe. Sie kannten sich von Kindheit auf, sie hatten auf allen einsamen Pfaden Janvilles Schwüre ausgetauscht; aber sie hatten sich gesagt, daß sie nichts überstürzen wollten, daß das Glück eines Lebens damit nicht zu teuer erkauft sei, wenn sie die Zeit abwarteten, da sie das Alter und die Kraft hätten, eine Familie auf sicherem Boden zu gründen. Die Leute wunderten sich nicht wenig, daß ein junger Mann mit einer so bedeutenden Zukunft vor sich, der mit sechsundzwanzig Jahren schon eine so glänzende Stellung einnahm, es sich beifallen ließ, ein Mädchen zu heiraten, das ihm nicht einen Sou mitbrachte. Mathieu und Marianne aber gaben lächelnd ihre Zustimmung, denn sie kannten die guten Gründe ihres Sohnes. Er wollte keine reiche Braut, die ihn nachher mehr gekostet hätte, als ihre Mitgift betrug, er war glücklich, eine schöne, gesunde, geschickte und kluge Frau gefunden zu haben, die die Gefährtin, die Gehilfin und der Trost seines Lebens werden würde. Bei ihr fürchtete er keine Überraschung, er hatte sie studiert: sie besaß jene Vereinigung von Liebreiz, Klugheit und Güte, welche die einzige Gewähr für das Glück in der Ehe ist. Und auch er war sehr gut und vernünftig, zu vernünftig, sagte man, und sie wußte es, und schritt glücklich an seinem Arme ins Leben hinaus, in der festen Zuversicht, daß sie in dem gleichen ruhigen Schritte, unter der lichten und glücklichen Sonne der Vernunft in der Liebe bis ans Ende des Lebens gehen würden.

Für das Hochzeitsfest wurden große Vorbereitungen in Chantebled getroffen. Gleichwohl sollte die Feier mit Rücksicht auf die noch frische Trauer auf einen engen Kreis beschränkt bleiben. Außer der Familie waren nur die Séguin und die Beauchêne geladen, und diese letzteren waren ja obendrein Cousins. Es sollten kaum mehr als an die zwanzig Gäste sein, und es sollte nur ein Mittagessen geben. Aber es sollte alles sehr schön und liebevoll sein, und ein jeder war bemüht, etwas Schönes, etwas Liebevolles beizutragen, wie um das Band, das die Herzen umschlang, noch enger zu ziehen. Vorerst handelte es sich um die Tafel, wo sie aufgestellt werden, wie sie hergerichtet werden sollte. Diese ersten Julitage waren so sonnig, so warm, daß sogleich beschlossen wurde, die Tafel im Freien, unter den Bäumen zu decken. Es gab einen reizenden Platz vor dem ehemaligen Jagdpavillon, dem einfachen Häuschen, das die Eltern einst bewohnt hatten, als sie zuerst nach Janvllle gekommen waren. Dieses war das eigentliche Nest der Familie, der Stammherd, von dem aus sie dann nach allen Seiten ins Land ausgestrahlt hatte. Mathieu hatte den Pavillon, der nachgerade ganz zusammenzustürzen drohte, erneuern und vergrößern lassen und dachte sich hierher mit Marianne, begleitet von Charlotte und ihren Kindern, zurückzuziehen, wenn er demnächst den Hof an Gervais übergeben haben würde, glücklich, hier in noch kräftigem Alter als Patriarch, als vom Throne gestiegener König zu leben, der durch die Weisheit seiner Ratschläge Gehorsam fand. An Stelle des ehemaligen ungepflegten Gartens dehnte sich jetzt hier ein großes Viereck grünen Rasens, den prächtige Bäume, Ulmen und Buchen, gleich einer Schar mächtiger und wohlwollender Freunde umgaben. Diese Bäume hatte er gepflanzt, er hatte sie wachsen sehen, sie waren gleichsam ein Stück von ihm. Aber sein wirkliches Kind, der Liebling seines Herzens, war eine in der Mitte des Rasens stehende, schon kräftige, bald zwanzigjährige Eiche, die er, unter Beihilfe Mariannens, die das dünne Stämmchen hielt, an dem Tage gepflanzt hatte, da sie das Gut Chantebled gründeten. Ihr Werk war gewachsen wie der Stamm, hatte sich ausgebreitet wie die Zweige dieses Baumes, als ob jeden neuen Frühling durch ihrer Hände Werk eine stärkere Welle Lebenssaftes in ihm wäre hinaufgetrieben worden. Und neben dieser Eiche, die so zum Sinnbild ihrer Familienkraft geworden war, befand sich noch ein Bassin, das von den auf dem Plateau gefaßten Quellen gespeist wurde, und in welches das klare, lebende Wasser mit unaufhörlichem fröhlichem Murmeln rieselte.

Am Tage vor der Hochzeit wurde nun hier Rat gehalten. Mathieu und Marianne kamen als erste, um die Vorbereitungen zu besichtigen, und fanden Charlotte, die, ein Zeichenheft auf den Knien, eine flüchtige Skizze der großen Eiche vollendete. »Wie, eine Überraschung?«

Sie lächelte ein wenig verlegen.

»Ja, ja, eine Überraschung, ihr werdet schon sehen.«

Dann gestand sie ihnen, daß sie seit vierzehn Tagen die Menüs für das Hochzeitsmahl in Aquarell male. Und sie hatte den hübschen und zartfühlenden Gedanken gehabt, alle nur mit Kinderköpfchen, mit Kinderspielen zu zieren, mit all dem blühenden Nachwuchs der Familie, deren Gesichter sie sich in Photographien und sonstigen Bildern hatte verschaffen können. Die Skizze der Eiche sollte den jüngsten Sprößlingen, dem kleinen Benjamin und dem kleinen Guillaume, als Hintergrund dienen.

Mathieu und Marianne waren entzückt und tief gerührt von diesem Aufzug, dieser langen Folge rosiger Gesichtchen, die sie alle sehr gut wiedererkannten. Da waren die Zwillinge, noch in der Wiege, einer in des andern Armen; da war auch Rose, die teure Entschwundene, im Hemdchen; da waren Ambroise und Gervais, nackt im Grase miteinander ringend; da waren Grégoire und Nicolas, im Begriffe, die Schule zu schwänzen und Vogelnester auszuheben; da war Claire, da waren die drei andern Mädchen, Louise, Madeleine und Marguerite, sich im Hofe herumtreibend, die Hühner vor sich herjagend, rittlings auf den Pferden sitzend. Aber was Marianne besonders rührte, das war das Bild, auf welchem Charlotte den Jüngsten, Benjamin, der gerade neun Monate alt war, dargestellt hatte, der unter der Eiche in demselben Wagen mit ihrem, Charlottens eignem Kinde, Guillaume, lag, der genau dasselbe Alter hatte, um acht Tage später zur Welt gekommen war.

»Onkel und Neffe,« sagte Mathieu scherzend. »Alles eins, der Onkel ist doch der ältere, er zählt um acht Tage mehr.«

Tränen waren in Mariannens Augen aufgestiegen, während sie lächelnd das Bild betrachtete, und das Blatt zitterte ein wenig in ihren Händen.

»Die süßen Engel! Mein liebes Kind, mein lieber Enkel! Da bin ich nun wieder einmal Mutter und Großmutter mit diesen geliebten Wesen! Ach, diese beiden waren uns himmlischer Trost, sie haben Balsam auf die Wunde geträufelt, ihnen danken wir es, daß wir wieder Hoffnung und Mut gefaßt haben.«

So war es auch. Welche Trauer, welcher Schmerz in der ersten Zeit, als Charlotte, die Fabrik verlassend, sich nach dem Hofe geflüchtet hatte! Im vierten Monate der Schwangerschaft, gleich Marianne, wäre sie an dem furchtbaren Schicksalsschlage des Todes Blaises beinahe gestorben. Die erste mildernde Freude erwuchs ihr daraus, daß Berthe, die in Paris etwas schwächlich gewesen, in der freien Luft von Chantebled gesunde, rosige Wangen bekam. Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen, sie wollte hier, im Frieden dieses gastlichen Hauses altern, sich ganz ihren beiden Kindern widmend, glücklich, diese liebevollen Großeltern an der Seite zu haben, die ihr helfen, sie unterstützen würden. Sie war immer ein wenig seitwärts vom Leben gestanden, eine sanfte, träumerische Natur, die nur das Bedürfnis hatte, zu lieben und geliebt zu werden. Sie begann allmählich wieder aufzuleben, als sie sich an der Seite ihrer Schwiegereltern in dem ehemaligen Jagdpavillon eingewohnt hatte, den Mathieu für sie drei einrichtete. Sie begann sogar wieder zu arbeiten, wollte sich, ohne Rücksicht auf ihren Anteil an der Fabrik, beschäftigen und malte Miniaturen, die ein Pariser Händler ihr abkaufte. Aber ihre hauptsächlichste Stärkung, die Heilung so furchtbaren Schmerzes brachte ihr ihr kleiner Guillaume, das Geschenk ihres toten Gatten, das Kind, in welchem der Vater wieder auflebte, welches ihn ihrer Gattenliebe wiederzugeben schien. Und ebenso war es bei Marianne, als ihr Benjamin geboren wurde, der Sohn, der den Verlorenen ersetzte, ein Wiederkehrender auch er, der den leergebliebenen Platz in ihrem Herzen einnahm. Und die beiden Frauen, die beiden Mütter genossen eine unendliche sanfte Freude, indem sie die lieben kleinen Tröster gemeinsam stillten. Sie vergaßen sich in ihnen, sahen sie miteinander wachsen, gaben ihnen zur gleichen Stunde die Brust, von demselben Wunsche erfüllt, sie sehr stark, sehr schön, sehr gut werden zu sehen. Obgleich die eine fast das doppelte Alter der andern hatte, fühlten sie sich als Schwestern, dieselbe nährende Milch floß aus ihrer beider fruchtbarer Brust. Und ihre Trauer lichtete sich, sie lachten, wenn die kleinen Engel lachten, und es gab keinen fröhlicheren und rührenderen Anblick, als diese Schwiegermutter und Schwiegertochter, so innig vereint, über einer Doppelwiege wachend, in einer nie endenden Blüte der Mutterschaft.

»Gib acht, verstecke deine Aquarelle,« sagte Mathieu. »Da kommen Gervais und Claire, um den Tisch aufzustellen.

Gervais, nun neunzehn Jahre alt, war von herkulischer Gestalt, der stärkste der Familie, mit kurzem schwarzem Kraushaar, großen hellen Augen und einem vollen Gesichte mit großen, kräftigen Zügen. Mathieu nannte ihn scherzweise den »Sohn der Cybele«, wobei Marianne lächeln mußte in Erinnerung an jene Nacht, wo sie ihn angesichts der von Keimen bebenden Natur empfangen hatte, um die Zeit, da Chantebled noch in Erwartung seiner Befruchtung schlummerte. Er war der Lieblingssohn des Vaters geblieben, das Kind der fruchtbaren Erde, der, den er in der Liebe zum Grundbesitze, in der Begeisterung für die kluge und siegreiche Bearbeitung des Bodens erzog, damit er eines Tages das Werk fortsetzen könne. Schon übertrug er ihm einen Teil seiner Arbeitslast, und er wartete nur ab, daß er verheiratet sei, um ihm die Leitung des Gutes vollständig zu überlassen. Und sehr gerne dachte er daran, ihm Claire an die Seite zu geben, wenn sie selbst einen braven und tüchtigen Mann geheiratet haben würde, der seinen Teil der Arbeit auf sich nähme. Zwei Männer, die einander verständnisvoll unterstützten, würden nicht zu viel sein für ein Unternehmen, dessen Umfang mit jedem Tage wuchs. Seit ihre Mutter wieder ein Kind stillte, vertrat Claire sie in ihren Pflichten; auch sie war von kräftigem Wuchs, nicht schön, aber von blühender Gesundheit. Sie befaßte sich hauptsächlich mit Küche und Hauswirtschaft, führte auch die Bücher, ein kluges Mädchen, zu deren Eigenschaften auch ein starker Sparsamkeitssinn gehörte, mit welchem die Verschwender der Familie sie neckten.

»Hier also wollen wir den Tisch aufstellen,« sagte Gervais. »Ich muß den Rasen abmähen lassen.«

Claire ihrerseits interessierte sich für die Zahl der Gäste, für die Art, wie der Tisch gedeckt werden sollte. Und als Gervais Frédéric gerufen hatte, damit er das Abmähen besorge, fuhren alle drei fort, die zu treffenden Anordnungen zu besprechen. Nach dem Tode Roses hatte Frédéric, ihr Verlobter, der den Hof nicht verlassen konnte, seine Arbeit neben Gervais wieder aufgenommen, dessen Freund und fleißigster und intelligentester Gehilfe er geworden war. Seit einigen Monaten hatten Mathieu und Marianne bemerkt, daß der junge Mann sich viel mit Claire befaßte, als ob er, seit dem Verluste der älteren Schwester, sich zu der jüngeren hingezogen fühle, die freilich weniger schön, aber gesund und kräftig und eine gute Hausfrau war. Zuerst hatten sie darüber Traurigkeit gefühlt: konnte man ihr geliebtes Kind vergessen? Dann hatte sie der Gedanke mit sanfter Rührung erfüllt, daß das Familienband dadurch noch enger werden würde, daß das Herz dieses jungen Menschen sich keiner andern Liebe erschließen, ihnen zugehörig bleiben würde, um ihnen doppelt teuer zu werden. Sie schlossen lächelnd die Augen, ließen den Dingen ihren Lauf, bis Claire heiratsfähig sein würde, in der Hoffnung, in Frédéric den verbündeten Schwager für Gervais zu finden, dessen dieser bedurfte.

Die mit der Tafel zusammenhängenden Fragen waren eben erledigt, als drei Mädchen mit flatternden Röcken, mit in der Sonne leuchtenden offenen Haaren durch das hohe Gras heranstürmten.

»Oh,« rief Louise, »wir finden keine Rosen!«

»Nein,« wiederholte Marguerite, »nicht eine weiße Rose!«

»Und wir haben alle Rosenstücke abgesucht,« bestätigte Marguerite. »Nicht eine weiße, nur rote!«

Sie waren dreizehn, elf und neun Jahre alt. Louise, dick und fröhlich, schien bereits eine kleine Frau. Madeleine, zart und hübsch, verbrachte Stunden an ihrem Klavier, die Augen von Träumen erfüllt. Marguerite, die eine zu dicke Nase, einen großen Mund und prachtvolle goldblonde Haare hatte, las im Winter Vögel auf, um sie zwischen ihren Händen zu erwärmen. Sie hatten alle drei den Gemüsegarten durchsucht, wo die Rosenstöcke zwischen den Beeten wuchsen, und kamen nun, niedergeschlagen über ihre vergeblichen Bemühungen, zurück. Keine weißen Rosen für eine Hochzeit, das war eine Katastrophe. Was sollte man nun der Braut darbringen? Womit die Tafel schmücken?

Hinter den drei Mädchen war der nun fünfzehnjährige Grégoire aufgetaucht, mit spöttischer Miene, die Hände in den Taschen. Er war ein schrecklicher Kobold, der Wildfang der Familie, immer voll boshafter Streiche. Seine spitze Nase, seine dünnen Lippen verrieten den abenteuerlichen Geist, aber auch Willenskraft und Findigkeit. Höchst belustigt von dem Mißgeschick seiner Schwestern, rief er, um sie zu necken, sich vergessend:

»Ich weiß, wo es weiße Rosen gibt, und sehr schöne.« »Wo denn?« fragte Mathieu.

«Bei der Mühle, nach dem Rad, in dem kleinen Garten. Drei große Rosenstöcke, die ganz weiß sind. Rosen wie die Kohlköpfe.«

Dann errötete er und geriet in Verlegenheit, als sein Vater ihn strenge anblickte und sagte:

»Schleichst du schon wieder um die Mühle, trotzdem ich es dir unbedingt verboten habe? Und um zu wissen, daß Rosen in dem Garten sind, mußt du drinnen gewesen sein.«

»Nein, ich habe über die Mauer gesehen.«

»Du bist also auf die Mauer hinaufgeklettert, da hört alles auf! Willst du mir durchaus Verdruß mit diesen Lepailleur zuziehen, die ebenso boshafte als dumme Leute sind? Wahrhaftig, Junge, du hast den Teufel im Leibe.«

Was Grégoire nicht sagte, das war, daß er in dem Garten mit Thérèse, der kleinen Müllerstochter, der rosigen Blondine mit dem so drollig mehligen Gesichte zusammentraf, die mit ihren dreizehn Jahren nicht minder wild und abenteuerlustig war. Die Spiele der beiden waren übrigens lediglich unschuldige Kinderspiele. Im Hintergrunde des Gartens, unter den Apfelbäumen gab es ein lauschiges Plätzchen, wo man sich mit Plaudern und Lachen köstlich unterhielt.

»Verstehst du?« sagte Mathieu. »Ich will nicht, daß du mit Thérèse zusammenkommst und mit ihr spielst. Sie ist ja ein recht liebes Kind. Aber ihr Haus sollst du mir nicht betreten. Es heißt, sie schlagen sich jetzt dort.«

So war es auch. Als Antonin glaubte, von der häßlichen Krankheit geheilt zu sein, über welche die Klatschbasen Janvilles miteinander zischelten, hatte ihn die Sehnsucht nach Paris wieder erfaßt, und er hatte alles daran gesetzt, um wieder zu seinem frohen Leben der Faulheit und der Freuden dahin zurückkehren zu können. Zuerst hatte Lepailleur, dem nun die Augen geöffnet waren, und der wütend darüber war, daß er so lange der Narr gewesen, sich heftig widersetzt. Aber was zu Hause mit diesem großen Jungen anfangen, den er selbst im Haß gegen die Erde, in Verachtung der alten halbverfaulten Mühle erzogen hatte? Dann hatte er fortab die Mutter gegen sich, die in blinder Bewunderung zu der Wissenschaft ihres Sohnes aufschaute, ein starres Vertrauen in ihn setzte und sicher war, daß er diesmal einen guten Platz finden werde. Der Vater hatte schließlich nachgeben müssen, und Antonin verkam nun in Paris als kleiner Angestellter bei einem Kaufmann in der Rue du Mail. Aber im Hause des Müllers wurde die Zwietracht immer ärger, besonders seit Lepailleur seine Frau im Verdacht hatte, daß sie ihn bestehle, um ihrem großen Taugenichts von einem Sohn Geld zu senden. Von der Yeusebrücke hörte man an manchen Tagen laute Schimpfworte und das Klatschen von Ohrfeigen. Auch hier war eine Familie zerstört, war Kraft und Glück verschleudert worden.

Mathieu fuhr fort, von einem wahren Zorn erfaßt:

»Leute, die alles hatten, um glücklich zu sein! Es ist unglaublich, daß man so dumm sein kann, daß man sein eignes Elend mit solchem Eigensinn soll herbeiführen wollen! Einen einzigen Sohn wollten sie haben, ihr Stolz war, einen Herrn aus ihm zu machen – einen schönen Erfolg, den sie da erzielt haben, nun sind sie wohl glücklich darüber! Ebenso sein Haß gegen die Erde, sein alter Schlendrian der Bebauung, sein Eigensinn, den Streifen Landes öde zu lassen, den er sich weigert, mir abzutreten, offenbar um gegen unsre Erfolge zu protestieren – kann man sich wohl etwas Verbohrteres und Dümmeres vorstellen? Nicht anders ist es mit seiner Mühle, die er aus Faulheit und Dummheit verfallen läßt. Früher hatte er wenigstens einen Grund, indem er sagte, da die Gegend fast gar keine Frucht mehr baue, so hätte er nichts zu mahlen. Aber heute, wo es dank uns Getreide in Fülle gibt, hätte er nicht das alte Werk beseitigen können, um es durch eine gute Dampfmühle zu ersetzen? Ach, wenn ich an seiner Stelle wäre, so hätte ich schon längst eine neue, große Mühle gebaut, die auch die Wasserkraft der Yeuse mit verwertete und die ich mit dem Bahnhof Janville durch eine Eisenbahn verbinden ließe, deren Anlage sehr wenig kosten würde.«

Grégoire hörte zu, froh, daß der Sturm abgewendet worden war. Und Marianne tröstete die drei Mädchen, die so betrübt waren, keine weißen Rosen gefunden zu haben:

»Für den Tisch werdet ihr morgen die blassesten rosafarbenen abschneiden, die ihr finden könnt, das wird sich ganz hübsch machen.«

Mathieu, wieder ruhig geworden, fügte unter dem Lachen der Kinder heiter hinzu:

»Schneidet nur auch die roten ab, nehmt die allerrötesten. Das ist das Blut des Lebens.« Marianne und Charlotte verweilten noch immer im Gespräch über alle diese Vorbereitungen, als wieder kleine Füße im Grase herbeiliefen. Nicolas, stolz auf seine sieben Jahre, führte seine Nichte Berthe an der Hand, ein großes Mädchen von sechs Jahren. Die beiden vertrugen sich sehr gut. Heute hatten sie im Hause bei der Wiege Benjamins und Guillaumes Vater und Mutter gespielt, und die Kleinen waren ihre Kinder gewesen. Aber die beiden Kleinen waren erwacht und hatten vor Hunger zu schreien angefangen. Da hatten Nicolas und Berthe Angst bekommen und waren eiligst davongelaufen, um die Mütter herbeizurufen.

»Mama!« rief Nicolas, »Benjamin verlangt nach dir. Er hat Durst.«

»Mama, Mama!« rief Berthe. »Guillaume hat Durst. Komm geschwind. Er schreit sehr!«

Marianne und Charlotte lächelten fröhlich. Allerdings, diese morgige Hochzeit hatte sie die lieben Kleinen ganz vergessen lassen. Sie beeilten sich nun, ins Haus zu gehen, denn die Stunde des Stillens war da.

In welch liebevoller enger Familiengemeinsamkeit fand die Hochzeit am nächsten Morgen statt! Im ganzen saßen einundzwanzig Personen an dem Tisch auf dem grünen Rasen, umgeben von den freundlichen Ulmen und Buchen, gleichwie in einem anheimelnden grünen Saale. Die ganze Familie war da vereint, vorerst alle vom Hofe, dann Denis, der junge Ehemann, den man jetzt selten sah, da er die Fabrik fast nicht verließ, sowie Ambroise und Andrée mit ihrem kleinen Léonce, auch diese seltene Gäste, da das tätige Leben in Paris ihnen nicht viel Freiheit gewährte. Es war eine innige Freude für alle, diese Rückkehr der schon Ausgeflogenen zum heimatlichen Neste, diese glückliche Möglichkeit, sich vollzählig versammeln zu können, trotz der durch das Leben verlangten Zerstreuung nach allen Seiten. Außerdem waren nur noch die Verwandten geladen, Beauchêne und Constance, Séguin und Valentine, abgesehen natürlich von Madame Desvignes, der Mutter Marthes, der Neuvermählten. Einundzwanzig saßen um den Tisch, aber es waren außerdem noch drei kleine Gäste da, die ganz Kleinen: Léonce, fünfzehn Monate alt, der eben entwöhnt worden war, Benjamin und Guillaume, die noch an der Brust waren; und damit auch sie an dem Feste teilnähmen, hatte man ihre Wagen herangerollt, sie hatten trotz alledem ihren Platz. Im ganzen waren sie also vierundzwanzig, eine runde Zahl, gerade zwei Dutzend. Die mit Rosen bestreute duftende Tafel stand im kühlen Schatten der Bäume, durch deren Laubgitter sich ein goldener Sonnenregen darüber ergoß. Ein triumphierender Julihimmel spannte sein herrlich blaues Zelt von Horizont zu Horizont. Und das weiße Kleid Marthes, die hellen Kleider der großen und kleinen Mädchen, all dieser fröhliche Putz, diese strahlende Jugend und Gesundheit schienen die Blüten dieses grünenden Glückswinkels zu sein. Das Mahl verlief sehr lustig, man stieß schließlich in allgemeiner froher Laune mit den Gläsern an unter allseitigen Glückwünschen für das junge Ehepaar und für alle Anwesenden.

Während der Tisch sodann abgedeckt wurde, verlangte Séguin, der vorgab, sich sehr für Viehzucht zu interessieren, daß Mathieu ihm seine Ställe zeige. Er hatte bei Tische immer nur von Pferden gesprochen, und er wünschte besonders die schweren Arbeitspferde zu sehen, deren außerordentliche Kraft sein Wirt ihm gerühmt hatte. Er bewog auch Beauchêne, sich ihm anzuschließen. Und als die drei Männer sich erhoben, wurden Constance und Valentine von der Lust erfaßt, auch mitzugehen, neugierig, sich in diesem Gutshofe umzusehen, dessen rasches Emporwachsen und üppige Vermehrung ihnen ein stets neuer Gegenstand des Staunens war; sie folgten ihnen, während der Rest der Familie behaglich den Frieden dieses schönen Festnachmittags genoß.

Die Ställe befanden sich zur Rechten. Aber um sie zu erreichen, mußte man den großen Hof überschreiten, von wo man einen Blick auf den ganzen Besitz hatte. Hier blieben alle plötzlich stehen, von Bewunderung festgebannt, so überwältigend lag die Größe des vollendeten Werkes unter der hellen Sonne. Sie hatten diese Erde von Buschwerk überwuchert, verdorrt, unfruchtbar gekannt, und sie sahen sie jetzt ein Meer von Halmen tragen, bedeckt von einer reichen Ernte, deren Segen sich mit jedem neuen Jahre noch vermehrte. Da oben auf dem ehemaligen Sumpfplateau enthielt der seit Jahrhunderten angesammelte Humus eine solche Fruchtbarkeit, daß noch kein Düngen notwendig gewesen war. Zur Rechten und zur Linken erstreckten sich dann die ehemaligen sandigen Hänge, nun reich begrünt, von den Quellen befruchtet, die sie mit immer noch üppiger werdendem Leben tränkten. Und selbst die fernen Wälder im Hintergrunde, die nun nutzbar gemacht, von weiten Lichtungen durchbrochen waren, schienen von vermehrtem Saft überzuquellen, als ob das rings um sie mächtig aufsprießende Leben ihnen verdoppelte Kraft verliehen hätte. Diese Macht und diese Kraft strömte aus dem ganzen weiten Besitze, diesem Werke des schaffenden und zeugenden Lebens, wo die Arbeit der Menschenhand die unfruchtbare Erde geschwängert hatte, so daß sie nährenden Reichtum hervorbrachte für eine erweiterte, die Welt erobernde Menschheit.

Es entstand ein langes Schweigen. Dann sagte Séguin mit seiner leisen, scharfen Stimme und mit einem bitteren Lächeln, das seinem eignen Ruin galt:

»Sie haben ein gutes Geschäft gemacht. Ich hätte das nie geglaubt.«

Dann setzten sie ihren Weg fort. Aber im Viehhofe, in den Kuhställen, den Schafställen verstärkte sich noch der Eindruck von Macht und Kraft. Das Wachstum dauerte fort, immer neue Schöpfungen entstanden hier: die Kühe, die Schafe, die Hühner, die Kaninchen, alles, was hier durcheinander wimmelte, vermehrte sich in unablässiger Folge. Jedes Jahr füllte sich die Arche, wurde sie zu klein, erforderte neue Weiden, neue Gebäude. Das Leben vervielfältigte das Leben, man befand sich inmitten eines in fortwährendem Gebären begriffenen Volkes, überall gab es junge Brut, Nester, aus denen Junge ausflogen, überall kamen neue Herden heraus, während hinter diesen schon wieder neue Keime ansetzten, die Zeugung sich ins Unendliche vermehrte, zu einer immer steigenden, überquellenden Flut anwuchs. Auch hier breitete sich der siegende Reichtum der unerschöpflichen Fruchtbarkeit.

In den Pferdeställen bewunderte Séguin mit Kennerworten die schweren Arbeitspferde; dann kam er wieder auf die Zucht zu sprechen und erzählte von einem Freunde, der durch gewisse Kreuzungen außerordentliche Ergebnisse erziele. Und auf seine alten Theorien zurückkommend, fügte er hinzu: »O ja, für die Tiere lasse ich mir das ›Wachset und vermehret euch‹ gefallen, wenn wir, die Züchter, um der Neugierde oder um unsers Interesses willen dabei Kupplerdienste verrichten.«

Er belachte diesen seinen Ausdruck, den er originell fand. Valentine und Constance, die, ein wenig abgestoßen von all dieser wuchernden Fülle von Leben, stumm geblieben waren, wendeten sich nun langsam zum Gehen; und während die Männer ihnen folgten, begann Séguin gegen das Jahrhundert loszuziehen, brachte ohne weiteren Uebergang wieder seine alten Theorien vor. Vielleicht trieb ihn eine geheime eifersüchtige Mißgunst dazu, gegen das siegreiche Leben zu protestieren, welches den ganzen Hof mit seinem Lärm erfüllte. Die Entvölkerung ging wahrlich nicht allzu schnell! Dieses Paris, das sterben wollte, ließ sich dazu gehörig Zeit! Gleichwohl entdeckte er einige gute Anzeichen, denn der Verfall machte überall Fortschritte, in der Wissenschaft, in der Politik, in der Literatur und selbst auch in der Kunst. Die Freiheit sei bereits tot. Indem die demokratische Verfassung die Instinkte des Höherstrebens anfache, bei allen Klassen den Kampf um die Macht entfessele, treibe sie die Gesellschaft dem vollkommenen Zusammenbruch zu. Nur der Pöbel, die Armen und Bedrückten, brächten auf den Düngerhaufen ihres Elends noch Kinder hervor, aus Stumpfsinn und Unverstand. Aber die Bevorzugten, die Reichen, die Geistesmenschen, zeugen immer weniger, so daß man, ehe die Zeit der vollständigen Vernichtung herangekommen sei, auf eine letzte Periode annehmbarer Kultur hoffen könne, wo man unter sich sein werde, sehr gering an Zahl, einige Männer und einige Frauen, die die höchste Verfeinerung erworben haben, nur mehr von Gerüchen leben, nur mehr einen Hauch genießen würden. Aber er fühle sich angewidert, da er nun die Gewißheit habe, diese zu langsam herannahende Zeit nicht mehr erblicken zu können.

»Wenn das Christentum noch, zu seinem ersten Glauben zurückkehrend, das Weib als unrein, teuflisch und verderblich verdammen würde, so würden wir uns wieder dem heiligen Leben in der Wüste zuwenden, und es wäre schneller ein Ende gemacht. Aber ich bin wütend über diesen politischen Katholizismus, der, nur um seinen Bestand zu sichern, die Schändlichkeit der Ehe toleriert, und so das Abstoßende und Verbrecherische des Kinderzeugens mit seinem Mantel deckt... Gott sei Dank! Wenn ich selbst gesündigt, selbst noch Unglückliche in die Welt gesetzt habe, so habe ich doch den Trost, annehmen zu dürfen, daß diese meinen Fehler gutmachen und selber unfruchtbar bleiben werden. Gaston sagt, daß er nicht heiraten will, daß ein Offizier kein andres Weib haben darf als seine Klinge; und in bezug auf Lucie kann ich wohl ruhig sein, seitdem sie bei den Ursulinerinnen den Schleier genommen hat. Meine Rasse stirbt aus, das ist meine Freude.«

Mathieu hörte lächelnd zu. Er kannte diesen literarischen Pessimismus. Einmal hatten derlei Betrachtungen, daß die Zivilisation sich im Gegensatze zur Fortpflanzung befinde, daß die geistig Stärksten die verhältnismäßig Unfruchtbarsten seien, ihn tief beunruhigt. Aber seitdem er für die Liebe gekämpft hatte, war die Freude am Schaffen sein fester Glauben geworden, gab ihm die Sicherheit, auf dem rechten Wege zu sein. Er begnügte sich daher, neckend zu sagen: »Nun, und Ihre Andrée mit ihrem Léonce?«

»Oh, Andrée!« sagte Séguin, sie mit einer Gebärde als nicht zu ihm gehörig wegwerfend.

Valentine war stehen geblieben, erhob den Blick und sah ihn fest an. Seitdem sie jeder für sich lebten, ohne irgend etwas miteinander gemein zu haben, duldete sie seine sinnlose Roheit, seine Anfälle toller Eifersucht nicht mehr. Und sie hielt ihn auch durch die Furcht vor gewissen Verrechnungen im Schach, die sich aus dem Zusammenschmelzen ihres Vermögens ergeben würden.

»Ja,« gab er zu. »freilich, Andrée. Aber die Mädchen zählen nicht.«

Sie setzten ihren Weg fort. Aber Beauchêne, der sich bis jetzt, infolge der Zurückhaltung, die ihm sein persönliches Unglück in dieser Frage auferlegte, damit begnügt hatte, zu schnauben und an seiner Zigarre zu kauen, konnte nicht länger schweigen; selbstvergessen, wieder im Banne der egoistischen Gefühllosigkeit, die ihm trotz allem wieder seine Gewichtigkeit, seine sieghafte Überlegenheit verlieh, begann er breit und laut zu sprechen.

»Ich bin kein Bekenner der Lehre Séguins. Trotzdem hat er vieles gesagt, was sehr richtig ist. Sie haben keine Vorstellung, wie sehr diese Frage der Nachkommenschaft mich aufrührt. Ich kann behaupten, daß ich sie von Grund auf kenne. Nun denn, es ist unleugbar, daß Malthus recht hat, daß es nicht erlaubt ist, in die Unendlichkeit fort Kinder in die Welt zu setzen, ohne sich vorerst darüber Sorgen zu machen, wie man sie ernähren wird. Wenn die Armen Hungers sterben, so ist es ihr Fehler und nicht der unsre, denn nicht wir sind es, die ihre Frauen schwängern.«

Er brach in gewaltiges Lachen aus. Dann fuhr er fort, gab den ganzen Vortrag zum besten, den er gewöhnlich über diese Frage hielt. Nur die herrschenden Klassen seien vernünftig, indem sie sich an Zahl beschränkten. Ein Land könne nur eine bestimmte Menge von Nahrungsmitteln hervorbringen, folglich sei es dadurch auf eine bestimmte Menge der Bevölkerung beschränkt. Daher das Elend, wenn die Armen sich vergäßen, sich auf ihren armseligen Lagern zuviel vergnügten. Man erhebe die Anklage, daß der Reichtum schlecht verteilt sei. Aber es sei Wahnsinn, ein Utopia zu erhoffen, wo es nur Herren geben würde, alle Menschen Brüder, gleichberechtigte Arbeiter wären, die sich in das allgemeine Glück wie in einen Festkuchen teilen würden. Der Fehler liege also nur in der Unbesonnenheit der Armen, obgleich, wie er mit brutaler Offenheit anerkannte, die Arbeitgeber genötigt seien, sich dieses Zuviel an Kindern zunutze zu machen, um ihre Arbeiter zu billigen Löhnen zu bekommen.

Er berauschte sich so in der Selbstgefälligkeit, mit der er diese seine Gedanken entwickelte, daß er alle Erinnerung verlor und in lärmendem Tone sein eignes Beispiel zur Sprache brachte.

»Man wirft uns vor, wir seien keine Patrioten, weil wir nicht eine Schar Kinder hinter uns dreinschleppen. Das ist Unsinn, ein jeder dient dem Vaterlande in seiner Art. Wenn die armen Leute ihm Soldaten geben, so geben wir ihm unser Kapital, nützen ihm mit den Bestrebungen unsrer Industrie und unsers Handels. Ein jeder kennt doch schließlich seine Lage am besten, nicht wahr? Es würde dem Vaterland viel nützen, wenn wir uns ruinieren würden, um ihm Kinder hervorzubringen, die uns die Arme lähmen, uns verhindern würden, uns zu bereichern, unsre Schöpfungen hinter uns zerstören würden, indem sie sie zerstückeln. Mit unsern jetzigen Gesetzen und unserm jetzigen Herkommen gibt es keine feste Vermögensgründung als die für den einzigen Sohn. Jawohl, der einzige Sohn drängt sich förmlich auf, er ist die einzige Weisheit, das einzige mögliche Glück!«

Es wurde so peinlich, so schmerzlich, daß alle verlegen schwiegen. Er glaubte sie überwältigt von der Kraft seiner Beweisführung.

»Zum Beispiel, ich...«

Constance unterbrach ihn. Sie war zuerst gesenkten Hauptes unter diesem Wortschwall hingeschritten, der sie zu Boden drückte, sie mit brennender Scham erfüllte, wie eine Verschärfung ihrer Niederlage. Nun erhob sie das Gesicht, über welches zwei schwere Tränen rollten.

»Alexandre!«

»Was, meine Liebe?«

Er begriff noch nicht. Erst als er sie weinen sah, wich seine Selbstgefälligkeit einer leichten Verlegenheit. Er sah die andern an, wollte aber doch das letzte Wort haben.

»Ach ja, unser armes Kind! Aber die einzelnen Fälle ändern hieran gar nichts, die Theorie bleibt deshalb nicht minder richtig.«

Es folgte ein drückendes Schweigen. Sie waren übrigens wieder bei dem Rasen angekommen, auf welchem die andern zurückgeblieben waren. Seit einigen Augenblicken dachte Mathieu an Morange, den er eingeladen, der sich aber entschuldigt hatte, wie von Scheu ergriffen vor der Freude andrer, vielleicht auch von Furcht vor einer solchen Reise, vor einer Abwesenheit, während welcher alle möglichen Angriffe auf das geheimnisvolle Heiligtum seines Kultus erfolgen könnten. Hätte auch er, Morange, an den Ansichten von einst festgehalten? Hätte auch er noch die Theorie des einzigen Kindes verfochten, die abscheuliche Berechnung des Eigennutzes, die ihn seine Frau und sein Kind gekostet hatte? Er sah sein Gesicht, bleich und verstört unter dem Sturme, der für seinen armen mittelmäßigen Kopf zu heftig gewesen, seine gebeugte Gestalt, seinen stumpfsinnigen Schritt, der irgendeinem rätselhaften Ende, vielleicht dem Wahnsinn, zuwankte. Aber die traurige Vision verschwand, und unter der fröhlichen Sonne lag wieder der grüne Rasen und bot im Rahmen der Bäume ein solches Bild glücklicher Gesundheit und triumphierender Schönheit, daß Mathieu das düstere Schweigen brach, indem er unwillkürlich ausrief:

»Da sehen Sie nur her! Ist das nicht köstlich und reizend, diese Frauen, diese Kinder hier im Grünen? Man sollte das malen, um den Leuten zu zeigen, wie schön und glückbringend es ist, zu leben!«

Auf dem Rasen hatten die Zurückgebliebenen inzwischen ihre Zeit nicht verloren, während die Beauchêne und Séguin die Ställe besichtigen gegangen waren. Vorerst hatte man sich wieder mit den Menüs beschäftigt, die Charlotte mit so hübschen Aquarellen geziert hatte. Alle waren entzückt gewesen von dieser hübschen Ueberraschung, und noch immer lachten sie fröhlich über dieses Durcheinander von Kinderköpfen, eine Nachkommenschaft von solcher Zahl, daß man damit die Gedecke einer ganzen großen Tafel schmücken konnte. Während dann der Tisch abgeräumt wurde, erzielte Grégoire einen großen Erfolg, indem er der Neuvermählten einen Strauß herrlicher weißer Rosen darbot, den er bisher in einem nahen Gebüsch verborgen gehalten hatte. Offenbar hatte er nur darauf gewartet, daß der Vater nicht da sei. Es waren die Rosen der Mühle, er mußte mit Hilfe Thérèses den Garten geplündert haben. Marianne war entsetzt und wollte ihn schelten. Aber welch herrliche weiße Rosen waren es, so groß wie die Kohlköpfe, wie er es gesagt hatte! Und er hatte recht, er konnte triumphieren, seine Rosen waren die einzigen weißen Rosen, er hatte sie erbeutet als nichtsnutziger und ritterlicher Junge, der imstande war, Mauern zu überklettern und Mädchen zu beschwatzen, um eine junge Braut mit weißen Blumen zu schmücken.

»Sie sind zu schön,« erklärte er zuversichtlich. »Papa wird nichts sagen.«

Alles lachte und dann gab es einen neuen Zwischenfall. Benjamin und Guillaume, die erwacht waren, schrien vor Hunger. Nun waren sie an der Reihe, wie alles heiter bemerkte. Da der große Tisch mit so gutem Appetit gegessen hatte, war nichts berechtigter, als daß nun auch der kleine Tisch bedient werde. Und da man unter sich, im Familienkreise war, so geschah das ganz einfach, ohne alle Umstände. Marianne, die im Schatten der großen Eiche saß, nahm Benjamin auf die Knie, öffnete ihr Kleid und gab ihm die Brust mit ihrem ernsten Lächeln; während neben ihr, zu ihrer Rechten, Charlotte mit derselben heiteren Miene desgleichen tat, den gierig saugenden Guillaume an der Brust; und zu ihrer Linken hatte sich Andrée mit ihrem kleinen Léonce gesetzt, der seit acht Tagen entwöhnt war, der aber noch immer gern sich an die warme Brust schmiegte, an der er bis jetzt gelebt hatte. Das Gespräch drehte sich um das Stillen. Ambroise erzählte, daß seine Frau Andrée überzeugt gewesen sei, daß sie nicht trinken lassen könne, so daß sie, ohne ihn, es nicht einmal versucht hätte; aber die Milch sei gleichwohl gekommen, sie habe das Kind sehr gut nähren können. Es bedürfe nur des Willens dazu.

»So war es,« sagte Andrée lächelnd. »Ich hatte Angst vor dem Stillen, alle meine Freundinnen sagten mir, daß das nicht möglich sei. Zuerst kam es mir so schwer an, und jetzt bin ich so glücklich!«

Sie gab ihrem Léonce einen herzhaften Kuß. Dann rief die Neuvermählte unter allgemeiner Heiterkeit: »Hörst du, Mama? Ich bin nicht so stark wie Charlotte, die schon ihr Drittes stillt. Aber trotz alledem werde ich selber stillen.«

Inmitten des lauten Lachens, das diesen Worten folgte und das sich verdoppelte, als Marthe tief errötete, kehrten die Beauchêne und Séguin mit Mathieu zurück. Sie blieben stehen, bezaubert von dem anmutigen und lebensvollen Bilde. Im Rahmen der großen Bäume, unter der patriarchalischen Eiche, wie mit dem üppigen Grase aus derselben fruchtbaren Erde entsprossen, befand sich die ganze Familie, zu mächtigem Wachstum entwickelt, in einer Gruppe voll triumphierender Kraft, Schönheit und Glück vereinigt. Gervais und Claire, die immer Tätigen, beeilten im Verein mit Frédéric die Mägde, die nicht fertig wurden, Kaffee auf die abgedeckte Tafel aufzutragen. Die drei kleineren Mädchen waren unter Beihilfe ihres Ritters Grégoire dabei, eine neue Ausschmückung des Tisches zu erfinden, und wühlten in einem großen Haufen Blumen: Teerosen, blasse und rote Rosen. Einige Schritte entfernt sprachen die Neuvermählten, Denis und Marthe, halblaut miteinander, während die Mutter der jungen Frau, Madame Desvignes, ihnen mit einem unendlich sanften Lächeln zuhörte. Und im Mittelpunkte saß Marianne, strahlend, ihr zwölftes Kind an der Brust, noch immer weiß und frisch, noch immer schön in ihrer heiteren Kraft, in ihrer blühenden Gesundheit, ihrem Benjamin zulächelnd, der sie wieder einmal ganz austrank, während der Vorjüngste, Nicolas, an ihrem andern Knie lehnte, eifersüchtig sich diesen Platz wahrend. Und ihre beiden Schwiegertöchter schienen nur die Fortsetzung ihrer selbst zu sein: Andrée zu ihrer Linken, zu der Ambroise hingegangen war, um mit dem kleinen Léonce zu spielen, Charlotte zu ihrer Rechten, mit ihren beiden Kindern, Guillaume an der Brust, Berthe an sie geschmiegt. Der Glaube an das Leben war hier in einem fortwährend wachsenden Gedeihen, in einem überquellenden Reichtum aufgegangen, in der herrlichsten Blüte der glücklichen Fruchtbarkeit.

Séguin wandte sich in scherzhaftem Tone an Marianne. »Dieser junge Herr ist also der vierzehnte, den Sie stillen?« Sie erwiderte, ihrerseits lächelnd: »Nein, ich will nicht lügen. Es wären wohl im ganzen vierzehn, aber ich habe zwei Fehlgeburten gehabt. Ich werde zwölf gestillt haben, das ist die genaue Zahl.«

Beauchêne, der sein Selbstgefühl wieder erlangt hatte, konnte sich nicht enthalten, sich wieder einzumengen.

»Mit einem Wort, ein Dutzend. Das ist unsinnig!«

»Ich bin der gleichen Ansicht,« sagte Mathieu ebenfalls heiter. »Wenn es nicht unsinnig ist, so ist es doch jedenfalls unmäßig. Wenn wir allein miteinander sind, meine Frau und ich, so gestehen wir uns, daß wir ein bißchen weit gegangen sind. Wir sind auch nicht der Meinung, daß alle unserm Beispiel folgen sollen, o nein!... Aber halt! In der jetzigen Zeit kann man ruhig auch das Maß überschreiten. Zuviel, das ist kaum genug. Obgleich wir das Beispiel übertrieben haben, so würde sich unser armes Land sehr wohl dabei befinden, wenn unsre Torheit ansteckend würde. Und es wäre nur das eine zu fürchten, daß die Klugheit den Sieg über sie davontrage.«

Marianne hörte zu, noch immer lächelnd, während Tränen in ihren Augen aufstiegen. Eine sanfte Traurigkeit beschlich sie, die noch blutende Wunde ihres Herzens hatte sich wieder geöffnet, mitten in der seltenen Freude, hier um sich alle die Kinder vereinigt zu sehen, die sie geboren und mit ihrer Milch genährt hatte.

»Ja,« sagte sie leise, mit bebender Stimme, »es waren zwölf, aber ich habe nur noch zehn. Zwei schlafen dort in der Erde, wo sie uns erwarten.«

Diese Erwähnung des kleinen friedlichen Kirchhofs von Janville, des Familiengrabes, in welchem alle Kinder dereinst Seite an Seite zu ruhen hofften, hatte nichts Schreckliches, war gleich einem sanft trostreichen Versprechen inmitten dieser fröhlichen Hochzeitfeier. Das Andenken der teuren Hingeschiedenen war lebendig in den Herzen, und alle bewahrten davon einen milden Ernst, selbst in der Heiterkeit, obgleich die Zeit die Wunden schon zum Vernarben gebracht hatte. War nicht das Leben undenkbar ohne den Tod? Ein jeder kommt her, um seine Arbeit zu tun, und kehrt dann, wenn sein Tag vorüber ist, wieder zurück, gesellt sich den Aelteren zu, in dem ewigen Schlafe, in welchem die Brüderlichkeit der ganzen Menschheit sich verwirklicht.

Gegenüber diesen spöttelnden Beauchêne und Séguin drängte sich ein ganzer Strom von Worten auf die Lippen Mathieus; er hätte ihnen antworten, hätte triumphieren mögen über die lügnerischen Theorien, die sie in ihrer Niederlage noch aufrechtzuerhalten wagten. Die Furcht vor der übervölkerten Erde, vor der Hungersnot, die aus einem Zuviel an Menschen entstehen könnte, war sie nicht unsinnig? Man brauchte es nur zu machen wie er, neue Lebensmittel zu schaffen, so oft man ein neues Kind in die Welt setzte. Er hätte ihnen Chantebled, seine Schöpfung, zeigen mögen, die Frucht, die unter der Sonne wuchs, in dem Maße, als die Menschen wuchsen. Man würde seinen Kindern nicht vorwerfen können, daß sie andern das Brot wegäßen, da ein jedes von ihnen mit seinem Brote war geboren worden. Millionen neuer Wesen konnten noch geboren werden, die Erde war groß, noch mehr als zwei Drittel waren urbar zu machen und zu bebauen, eine unendliche Fruchtbarkeit lag noch ungehoben für eine unendliche Menschheit. Und hatte sich nicht alle Zivilisation, aller Fortschritt immer nur unter dem Vorwärtsdrängen der großen Zahl vollzogen? Einzig die Unbesonnenheit der Armen hatte die umwälzenden großen Massen zur Eroberung der Wahrheit, der Gerechtigkeit, des Glückes hinausgesandt. Von Tag zu Tag würde der wachsende menschliche Strom vermehrte Güte und Billigkeit erfordern, eine richtige Verteilung des Besitzes durch gerechte Gesetze, welche die allgemeine Arbeit regeln. Und wenn es richtig war, daß die Zivilisation der Fruchtbarkeit Schranken setzt, so konnte gerade diese Erscheinung in fernen Jahrhunderten das endgültige Gleichgewicht erhoffen lassen, wenn die vollkommen bevölkerte Erde weise genug geworden war, um in einer Art göttlicher Unbeweglichkeit zu leben. Dies war jedoch nur eine rein geistige Vorstellung, welche keinen Einfluß haben durfte auf die Bedürfnisse des Tages, die Nationen wieder aufzurichten, unaufhörlich zu stärken und zu mehren, bis die Zeit der allmenschlichen Gemeinschaft herangekommen war. Und hierin hatten er und Marianne das mutige, das notwendige Beispiel gegeben, um die Sitten und den Begriff des Guten und den Begriff des Schönen zu wandeln.

Schon hatte Mathieu die Lippen geöffnet. Plötzlich fühlte er, wie überflüssig Worte waren, angesichts des prächtigen Bildes dieser von einer solchen Fülle kräftiger Kinder umgebenen Mutter, die wieder ein Kind trinken ließ unter der Eiche, die sie gepflanzt hatte. Sie arbeitete an dem großen und guten Werke, eine Welt fortzusetzen, unablässig neues Leben zu zeugen. Sie war die souveräne Schönheit.

Und er fand nur eines angemessen und ausreichend, das war, sie vor der ganzen Hochzeitgesellschaft herzlich zu küssen. »Du, geliebte Frau, du bist die Beste und die Schönste. Mögen alle es machen wie du!«

Während Marianne ihm seinen Kuß aus ganzem Herzen zurückgab, brachen die andern in fröhlichen Beifall aus. Sie waren beide Helden, die ihr Leben in gewaltigem, mutigem Kampfe zum Siege geführt hatten, dank ihrem Glauben an das Leben, dank ihrer Tatfreudigkeit, ihrer Fähigkeit, zu lieben. Und Constance fühlte endlich, begriff die erobernde Macht der Fruchtbarkeit, sah bereits die Froment Herren der Fabrik durch Denis, Herren des Palais der Séguin durch Ambroise, Herren der ganzen Gegend durch die andern. Ihrer war die Zahl, ihrer war der Sieg. Und verzehrt durch eine Liebessehnsucht, die sie nicht mehr befriedigen konnte, erfüllt von der Bitterkeit ihrer Niederlage, vielleicht noch immer auf irgendwelche grausame Rache des Schicksals hoffend, wandte sie sich ab, um zwei große, heiße Tränen zu verbergen, die über ihre vertrockneten Wangen herabrollten – sie, die sonst nie weinte.

Benjamin und Guillaume tranken noch immer, zwei gefräßige kleine Leute, die sich ihre Mahlzeit durch nichts stören ließen. Marianne hatte ihrem Sohne die andre Brust gereicht. Charlotte bewachte den ihren, damit er sie nicht zu stark beiße. Wenn nicht so viel gelacht worden wäre, so hätte man das Rieseln der Milch hören können, dieses kleinen Bächleins des großen Säftestromes, der die Erde schwellte, der die Bäume erbeben machte, unter der starken Sonne des Julitages. Auf allen Seiten rollte das fruchtbare Leben die Keime, schuf, zeugte, nährte. Und um des ewigen Lebenswerkes willen floß der ewige Milchstrom durch die Welt.


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