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Vorwort

Die literarische Behandlung von Spionage und Gegenspionage findet überall das größte Interesse. Mag es sich nun um Bücher handeln, die auf Grund von Tatsachen die Tätigkeit feindlicher Agenten schildern – wie das ausgezeichnete Werk von Oberst Nicolai – oder um Romane, fast immer ist es das abenteuerliche Moment, die erregende Atmosphäre, was den Leser zur Lektüre reizt.

Im großen Kriege hatte Deutschland die ganze Welt gegen sich. Noch ist es jedem bekannt, wie gleich bei Kriegsausbruch die feindliche Propaganda einsetzte, die Welt mit Berichten über erfundene deutsche Greueltaten überschwemmt wurde. Auch heute noch werden solche Geschichten von den Propaganda-Zentralen verbreitet, immer noch sind die Deutschen »Hunnen«, mit denen ein ordentlicher Ausländer wohl Geschäfte machen, aber anständigerweise nicht verkehren darf. Ob der einzelne Deutsche nun Republikaner oder Monarchist ist, ist für den Ausländer egal. Nirgends tritt diese Tendenz deutlicher zutage als in der Presse und der Unterhaltungsliteratur des Auslandes. In Schweden schrieb Frank Heller für die alliierte Propaganda zwei deutschfeindliche Romane: » Herr Leroux i luften« und » Monsieur Jean Louis Kersels papper«. In Frankreich schreiben Maurice Leblanc, Charles Lucieto und Gaston Leroux. In U. S. A. versucht Mr. Sutherland die während des Krieges in Amerika spontan geschehenen Sabotageakte der deutschen Regierung nachträglich als von ihr inszeniert in die Schuhe zu schieben. In England erschienen von Edgar Wallace » The Adventures of Heine«, » Tamy« und » The Green Rust«, von John Buchan » The thirty-nine Steps«, » Greenmantle«, » Mr. Standfast« und » The three Hostages«, von John Remenham schließlich vor kurzer Zeit erst » Sea Gold« – alles Romane, die spannend und zielbewußt geschrieben sind, und deren Absicht es ist, Deutschland in der Meinung der Welt herabzusetzen.

Die berühmtesten Bücher englischer Propaganda sind aber die Spionage-Romane von Valentin Williams, die zu Beginn und während des Krieges in Deutschland spielen und ein phantastisches Bild sowohl von der englischen Spionage wie der deutschen Spionageabwehr geben. Diese Romane sind in der englisch sprechenden Welt zu Hunderttausenden verbreitet, sie waren die Lieblingslektüre von Wilson und Balfour, und auch die deutsche Öffentlichkeit muß sie kennenlernen, um zu wissen, wie die feindliche Propaganda arbeitet.

Die Handlung seines Romans » The Crouching Beast«, deutsch unter dem Titel »5. Juli 14« erschienen, dreht sich um einen Bericht über den angeblichen Kriegsrat in Potsdam. Ein Kronrat hat zwar, wie feststeht, stattgefunden, aber es wurde dort keineswegs der Krieg beschlossen. Die gegenteilige Auffassung wurde durch die feindliche Propaganda in der Welt verbreitet. Darum schlingt sich nun in spannender Weise eine Handlung, welche den englischen Geheimdienst als im Besitz angeblicher deutscher Staatsgeheimnisse hinstellt und den deutschen Abwehrdienst auf der Jagd danach schildert. Der »Dr. Grundt«, der als »Detektiv des Kaisers« auftritt, ist reine Fabelfigur. Die Abwehr des gegnerischen Nachrichtendienstes lag vor dem Kriege ausschließlich in militärischer Hand, beim Generalstab und beim Admiralstab. Der englische Nachrichtendienst betätigte sich vornehmlich gegen die deutsche Flotte. Sehr gewandt wird in diesem Roman die Tatsache verwertet, daß vor dem Kriege zwei englische Offiziere wegen militärischer Spionage in Deutschland inhaftiert waren. Sie wurden aber keineswegs befreit und auf der Flucht erschossen, sondern später ausgetauscht.

Der Roman »Der Brief des Kaisers« ist der zweite aus der Reihe der Spionage-Romane von Valentin Williams, der in England unter dem Titel » The Man with the Clubfoot« erschienen ist. Er bildet auch zeitlich eine Fortsetzung von »5. Juli 14« und läßt den Dr. Grundt wieder als Zentralfigur auftreten. Höhepunkt dieser atemberaubenden Geschehnisse ist eine Begegnung des englischen Spions mit dem Kaiser im Berliner Schloß.

Man darf bei der spannenden Lektüre dieser Romane nicht vergessen, daß alle diese Dinge erfunden sind, ihnen durch genaue Milieuschilderung und Verwendung tatsächlicher kleiner Vorkommnisse Glaubwürdigkeit verschafft ist, und so erst ein Bild entsteht, das die außerordentlichen Erfolge der gegen Deutschland gerichteten Propaganda verständlich macht.

Der Herausgeber


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