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5. Eine unheimliche Nacht und ein strahlender Morgen

Alles war jetzt also abgemacht.

Mein Schicksal war besiegelt. Ich war als Passagier auf dem fremden Schiffe angenommen.

Das Haus meiner Mutter war nicht mehr mein Haus.

Mein Heim war jetzt das kleine dänische Fahrzeug, das draußen im Fjord auf den tiefen Wassern schaukelte.

Von nun an wohnte ich nur noch als Gast bei meiner eigenen Mutter!

Diese Gedanken versetzten mich in eine so ernste, wehmütige Stimmung, daß ich es nicht beschreiben kann.

Es wurde mir ganz eigentümlich zumute.

Es kam mir vor, als sollte ich etwas ganz Neues werden, etwas ganz anderes, als ich bisher gewesen.

Ganz erfaßt von diesen Beängstigungen, legte ich mich abends zur Ruhe.

Ich schlief allein, oben auf einem kleinen Dachstübchen, gerade über dem Zimmer meiner Mutter.

Bald fiel ich in Schlaf. Aber jetzt begann meine Phantasie, aufgeregt von den Ereignissen des Tages, ihr nächtliches Spiel.

Die unheimlichen Geister der Nacht überfielen mich und jagten mich im gespenstischen Reich der Träume.

Ein entsetzliches Alpdrücken quälte mich. Ein Traum löste den andern ab, aber alle endeten mit Unwetter und Sturm, mit Blitz und Donner, mit blutrotem Himmel und wildem Wellenschlag, mit gähnenden Abgründen, mit Schiffbruch, Tod und Grauen.

Endlich erwachte ich, ganz ermattet und wie in Schweiß gebadet.

Ich setzte mich aufrecht ins Bett und schaute umher.

Infolge der schrecklichen Träume war ich noch voller Angst und ganz verwirrt.

Was mochte das alles bedeuten?

Waren es Warnungen? – Drohungen?

Mein Gewissen rührte sich, als wenn es mir Vorwürfe machte, Strafen androhte.

Es stand gewiß schlimm mit meinem Seelenzustande. –

Ein entsetzlicher Gedanke kam mir: Ob du wohl Gottes Freund bist?

Habe ich nicht durch meine Unarten, meinen Leichtsinn, meine Trägheit, meine Naschhaftigkeit, meinen Zorn mich Gottes Freundschaft unwürdig gemacht? Stehe ich am Ende gar unter der Macht des bösen Feindes?

In der Nacht hat er ja schon sein Spiel mit mir getrieben und durch die Traumgesichte angedeutet, was auf der Reise meiner wartet, –

Doch, so kam mir ein Gedanke: Wäre es nicht auch möglich, daß Gott mich hat warnen wollen, nicht in die weite Welt hinauszugehen?

Nein, ich darf es nicht wagen. Hier bei meiner Mutter bin ich in Sicherheit. Draußen lauert auf mich nur Unglück und Verderben.

Ganz niedergeschlagen und mutlos stand ich auf.

Es war Nacht, aber doch hell, wie die Sommernächte in Island zu sein pflegen.

Der Kopf brannte mir. Ich tauchte ihn daher tief ins Waschbecken und ließ ihn so lange in dem kühlenden Wasser, als ich den Atem zurückhalten konnte.

Nachdem ich mich gewaschen und angekleidet hatte, ging ich leis die Treppe hinab.

Im Hause war alles still. Niemand war aufgestanden. Vorsichtig öffnete ich die Tür und ging hinaus.

Es war eine wundervolle Sommernacht.

Überall tiefes Schweigen. Die ganze Stadt lag noch im Schlafe. Kein Laut war zu hören. Selbst die sonst so unruhigen Seevögel schienen noch alle zu schlummern. Nirgends sah ich eine Spur von ihnen.

Ich wurde ergriffen von der geheimnisvollen Stille, die auf der ganzen Natur lag.

Da hörte ich ein leises Geräusch. Mir schien, es kam von der andern Seite des Hauses.

Ich ging um die Ecke und fand hier eines unserer zwei Pferde, das sich gütlich tat an dem saftigen, üppigen Grase die Mauer entlang.

Sobald es mich wahrnahm, hörte es auf zu grasen, erhob den Kopf leicht zur Seite und schaute mich eine Weile an mit seinen großen Augen, die leuchteten, als wären sie von Glas.

So stehend kaute es noch das letzte Maulvoll und ging dann langsam auf mich zu.

Wir kannten uns ja so gut. Zu gar manchem Ritt hatte es mich auf seinem Rücken getragen.

Ohne Scheu kam es ganz nahe heran, als wollte es fragen, was ich so früh zu bestellen hätte.

Als es so vor mir stand, schaute es mir in die Augen und fing zutraulich an zu schnuppern an meiner Brust, an Armen und Händen, sogar am Gesicht.

Ich patschte es leise an beiden Seiten des Kopfes. Das schien ihm zu gefallen. Putzig streckte es die dicken Lippen vor, als wollte es nach mir schnappen.

Eine Weile standen wir beiden Freunde einander gegenüber. Ich war wirklich froh, in meiner aufgeregten Gemütsstimmung ein lebendes Wesen bei mir zu haben.

Da kam mir unwillkürlich der Gedanke: Warum nicht die Gelegenheit benützen, einen Ritt den Berg hinauf zu wagen? Mein Rößlein selbst schien ja mich einzuladen.

Gedacht, getan. Ich nahm eine Schnurleine, legte das eine Ende dem Pferde ins Maul und paßte dabei gut auf, daß die Schnur unter die Zunge zu liegen kam. Dann band ich sie mit einem Knoten unter dem Kiefer fest, doch nicht zu straff, damit es nicht schmerze.

So hatte ich Zaum und Zügel in Ordnung; mehr brauchte es nicht.

Um aufzusteigen, führte ich mein Pferdchen zum kleinen Hundshäuschen, wo unser treuer »Fidel« im besten Schlafe lag.

Eben wollte ich auf das Häuschen treten, da wachte Fidel auf.

Er öffnete das eine Auge und schaute, noch ganz schlaftrunken, mich an. Aber gleich schloß er es wieder, um weiterzuschlafen.

»Fidel!« flüsterte ich ihm zu, »willst du nicht mit?«

Nun schlug er beide Augen auf – rührte sich aber nicht weiter.

»Bist du denn so faul, du kleiner Wicht?« sprach ich und stieß ganz leise mit dem Fuß an sein Haus.

Jetzt hob er langsam den Kopf, sperrte das Maul weit auf, streckte die Zunge heraus und gähnte einen langgezogenen Ton hervor, als wollte er klagen, daß ich ihn so ohne weiteres in seiner Nachtruhe störte.

Ich mußte ihm recht geben und versuchte nicht weiter, ihn herauszubewegen.

Schließlich stand er aber doch auf, streckte sich krampfhaft aus, wedelte mit dem Schwanz und leckte mir die Hand.

Ich streichelte ihn, und damit war es abgemacht, daß wir drei zusammen die seltsame kleine Reise machen wollten.

Ich stieg auf das Pferd, und im Galopp ging es davon den Berg hinan.

Der nächtliche Ritt brachte mir wohltuende Zerstreuung.

Von den Huftritten wurden schlafende Vögel aufgescheucht. Sie flatterten ängstlich um uns herum, als wüßten sie nicht recht, wohin sie sollten.

Fidel überkamen Jagdgelüste.

In rasendem Lauf setzte er ihnen nach, bald rechts, bald links, bald voran, bald zurück, und suchte vergebens eines der geflügelten Wesen zu schnappen. Er lief sich nur todmüde.

Kurz nachher ritten wir an einer Herde weißer Lämmer vorüber. Sie schreckten auf und flohen in wildem Durcheinander davon.

Fidel hinter ihnen her, als ginge es auf Tod und Leben.

Diesmal glückte es ihm, eines zu fassen.

Als ich sah, daß er in seiner Hitze das arme Tier in das Hinterbein beißen wollte, rief ich ihn, so laut ich konnte, zurück. Sofort gehorchte er und kam keuchend, die Zunge aus dem Halse, auf mich zugelaufen.

Damit er nicht noch mehr derartige Streiche mache, hielt ich das Pferd an, streckte mein rechtes Bein etwas aus und gab Fidel ein Zeichen, heraufzuspringen und sich zu mir zu setzen.

Gut gezogen, wie er war, folgte er meinem Wink, sprang auf meinen Fuß, von da auf den Rücken des Pferdes und legte sich vorsichtig hinter mir nieder. Ich zog ihn fest an mich, damit er unterwegs nicht herunterfalle.

So setzte ich meinen Ritt fort, doch mit Rücksicht auf Fidels Lage in gemäßigtem Tempo.

So oft ein Vogel aufflog oder ein aufgescheuchtes Schäfchen sich flüchtete, ließ der Hund ein leises Knurren oder abgebrochenes Bellen hören, um mir anzukündigen, daß er jeden Augenblick bereit sei, seine Pflicht zu tun. Doch hielt ich ihn zurück.

Da plötzlich sprang ein gewaltig großes Schaf mit einem Paar langen, kräftigen Hörnern unmittelbar vor uns auf.

Es lief einige Schritte weit nach rechts, stand aber bald wieder still und wandte sich mit einer so furchtlosen Überlegenheit auf uns zu, daß ich unwillkürlich mein Pferd anhielt, um das schöne, mutige Tier zu betrachten.

Jetzt war Fidel nicht mehr zu halten. Empört über eine solche Frechheit, sprang er mit einem Satz zur Erde und lief wütend auf das Tier los.

Aber da wurde er empfangen, wie er es nicht erwartet hatte. Das Schaf wich keinen Schritt zurück.

Erzürnt über den bellenden Angreifer, stampfte es mit den Vorderbeinen fest auf den Boden, neigte den Kopf und zeigte dem kleinen Köter seine Hörner.

Fidel stutzte wie gelähmt vor Schreck. Er bellte nicht mehr, stand still und schaute auf das große Schaf, das mit stolzer Verachtung seines Gegners sogar anfing, in aller Gemütlichkeit zu grasen.

Nein, das war doch zu toll, dachte Fidel.

Er schnaufte und nieste ganz possierlich, schaute mal zu mir herüber, um sich Mut zu machen, und begann den Kampf von neuem.

Er bellte, heulte, fletschte die Zähne, sprang nach rechts, nach links. Aber alles half nicht. Das kräftige Tier betrachtete mit überlegener Ruhe den hilflosen Kläffer und wich keinen Schritt zurück.

Zuletzt endete das ergötzliche Schauspiel mit einer vollständigen Niederlage für Fidel.

Nach vergeblichem Bellen, Rasen und Springen gab er den Kampf auf, kam, den Schwanz zwischen den Beinen, ganz niedergeschlagen zu mir und sprang auf das Pferd.

Einen verstohlenen Blick aber mußte er dem Gegner noch zuwerfen.

Armer Fidel! Ich hatte wirklich Mitleid mit ihm. An seiner Ehre hatte er ja heute viel eingebüßt.

Bald stieg ich vom Pferde, löste die Schnur, die mir als Zaum und Zügel gedient, streichelte das gutmütige Tier und ließ es frei laufen.

Dann setzte ich mich auf einem mit Kräutern umwachsenen Stein nieder. Fidel legte sich neben mich.

Alle Kampfeslust war ihm vergangen. Er ließ das Schaf in Ruhe, und dieses tat auch, als wäre nichts vorgefallen.

Die köstliche Szene hatte mein Gemüt wieder aufgeheitert. Die trüben Gedanken waren verschwunden. Der gesunde Ritt in der frischen Morgenluft hatte mich neu gestärkt.

Der Aufenthalt auf den Bergen, die Betrachtung der schönen Natur mit ihren mannigfachen erhebenden Eindrücken pflegten immer sehr wohltuend auf mich zu wirken. So auch heute.

Ich war viel ruhiger geworden und fühlte mich hier oben ganz behaglich.

In vollen Zügen sog ich die von dem Duft der wilden Blumen und Kräuter gewürzte reine Bergluft ein.

Von meinem Sitze aus hatte ich eine wundervolle Fernsicht.

Vor mir lag der prächtige, 60 Kilometer lange Eyjafjördur.

Seine glänzende, dunkelblaue Wasserfläche war glatt wie ein Spiegel.

Stiller Friede ruhte über der ganzen Natur.

Die Bergkette Vadlaheidi jenseits des Eyjafjördur, die sich, soweit das Auge reichte, nach Nord und Süd erstreckte, bot einen entzückend schönen Anblick dar.

Sie prangte in allen Farben des Regenbogens und erschien wie bedeckt mit einem riesigen Blumenteppich, der in großen Falten bis ins blaue Wasser hinabhing.

Darüber lag die zarte Luft des Sommermorgens wie ein durchsichtiger bläulicher Schleier.

Je weiter hinaus der Blick sich dehnte, desto weicher wurde der blaue Schmelz.

Da, auf einmal eine auffallende Veränderung in den Luft- und Lichterscheinungen rundumher!

Ich hatte den Eindruck, als ob die Sonne sich dem Aufgang nahte.

Ganz Auge, schaute ich nach Osten.

Großer Gott, welch ein himmlischer Glanz da oben auf dem Berge!

Waren es kunstfertige Engelshände, welche die zackigen Spitzen des gewaltigen Bergrandes mit Farben bemalten, wie man sie auf Erden sonst nicht findet?

Ah, welch ein Farbenspiel!

Funkelndes Gold, leuchtender Purpur, blendendes Weiß, Blau, Grün, Violett, Rosa – alles in ständigem Wechsel – eine unbeschreibliche Pracht.

Waren dort oben lauter Feuer angezündet, hoch auflodernd und an Glanz und Kraft sich mehrend?

Der ganze Bergrand fing an zu leuchten, zu brennen, zu glühen, so überirdisch schön, daß ich dasaß wie gebannt vor einem Schauspiel aus der andern Welt.

Womit soll ich diese Herrlichkeit vergleichen?

Es war, als wenn Milliarden funkelnder Perlen, Rubinen und Edelsteine und alles Gold der Erde um die Wette leuchteten und ihre Strahlen hinaussprühten in den weiten Himmelsraum.

Mit jeder Sekunde wuchsen Licht und Farbe.

Zuletzt stand die ganze Bergkette wie in hellen Flammen – Flammen aus Purpur und aus Gold!

»O wie schön, wie herrlich!« rief ich immer wieder aus. Himmlisches Entzücken durchflutete meine Seele. –

Und meine Begleiter? – Das Rößlein und das Schaf? Sie grasten. – Und der Fidel? Er schlief.

Ich konnte nicht begreifen, wie er nur schlafen konnte bei all dieser Herrlichkeit.

Ich selbst war so ergriffen.

Ja ich wurde es zuletzt in dem Maße, daß mir fast die Sinne schwanden.

Man wird vielleicht über mich lachen, wenn ich hier erzähle, wie es mir war. Und doch will ich es erzählen.

Ich konnte kaum mehr zwischen Gesicht und Gehör unterscheiden.

Es kam mir sogar plötzlich vor, als hörte ich unermeßliche, geheimnisvolle Harmonien in der Ferne. –

Und doch waren hier keine Harmonien, nicht der geringste Laut zu hören. Es war ja stille Nacht.

Was ich aber vernahm, das war der wundersame Festzug der Natur, der drüben im Osten heraufzog.

In meinem jetzigen Zustand machte er auf meine tiefbewegte Seele den Eindruck einer zaubervollen Musik!

Es waren für mich überirdische, goldene Lichtharmonien, die von dem gewaltigen Rauschen des Flammenmeeres im Osten zu mir herübertönten.

Ja, es war ein Rauschen von Feuer und Licht und Farben und schimmerndem Glänze.

Und der Glast nahm immer zu an Stärke, denn jetzt stieg sie herauf dort hinter den Bergen, in ihrer blendenden Pracht, die Königin am Himmel – die Sonne!

Ein eigenartiger Wettstreit war nun zu schauen.

All die herrlichen Farben schienen zu ringen mit dem neuen Licht, das hinter ihnen herzog und sie auseinanderzujagen begann.

Wer wird den Sieg davontragen?

Es war vorauszusehen.

Die helleuchtende Weiße wurde immer stärker und stärker und breitete sich nach allen Seiten aus. Sie vertrieb und verwischte nach und nach das schöne Rot und Blau und Gelb und Violett – sie ist Alleinherrscherin geblieben.

Die strahlende Sonne war also aufgegangen und trat ihren Siegeslauf an. Der lichte Sommertag war angebrochen.

Drüben am Abhang der Bergkette Vadlaheidi stiegen dünne, bläuliche Rauchsäulen, eine nach der andern, in die Höhe, ein Zeichen, daß die Leute auf den Höfen jetzt aus dem Schlafe erwachten. Eine jede dieser Rauchsäulen erzählte mir, daß ein fleißiges Mädchen aufgestanden sei und Feuer auf dem Herd angezündet habe, um für die Bewohner des Hofes Kaffee zu kochen und dann, wie es Sitte auf Island ist, eine Tasse an jedes Bett zu bringen.

Reges Leben zeigte sich allmählich in der ganzen Berglandschaft.

Hunde, Schafe, Pferde bellten, blökten und wieherten um die Wette. Vögel sangen, flöteten und kreischten. Menschen wurden auf den Höfen rund umher sichtbar, kleinen schwarzen Punkten gleich, die sich hin und her bewegten.

In der Stadt Akureyri selbst, tief unter mir, stieg jetzt Rauch fast von jedem Hause empor, auch vom »Paulshaus«, der Wohnung meiner Mutter.

Sie war also aufgestanden und damit beschäftigt, Kaffee zu kochen – auch für mich.

Gewiß ahnte sie nicht, wo ich war. Sie mußte glauben, ich schliefe ruhig in meinem Bett oben unter dem Dache.

Gleich würde sie hinaufgehen, mich zu wecken – und das Bett leer finden.

Das war nun freilich nichts Ungewöhnliches; denn ich stand häufig vor den andern auf.

Ich war ein rechter Wildfang und liebte das Leben unter freiem Himmel.

Aber ganz ungewöhnlich war, was ich in dieser Nacht durchgemacht und ausgestanden hatte. Dies wußte die Mutter nicht.

Jetzt kamen die unheimlichen Träume der Nacht mir von neuem in den Sinn. Die schwere, wehmütige Stimmung legte sich wieder wie eine düstere Wolke auf mein junges, allzu gefühlvolles Herz.

Um meine Gedanken abzulenken, klopfte ich meinem kleinen vierbeinigen Freunde, der noch schlafend neben mir lag, auf den Rücken. Er öffnete die Augen, schaute mich treuherzig an und wedelte dann so freudig mit dem Schwanz, daß sein ganzer Körper mitzappelte.

Dann schmiegte er sich liebkosend an mich und versuchte aus lauter Anhänglichkeit sogar mein Gesicht zu belecken.

Das treue Tier schien zu merken, welche Angst und Seelenpein ich in meinem Innern fühlte, und wollte, so gut es konnte, mir seine Teilnahme bezeigen.

Und wirklich, es gelang ihm auch, mir einigen Trost, wenigstens einige Zerstreuung zu bereiten. –

Jetzt aber mußte ich heim.

Ich sprang auf und warf noch einen Blick auf das einsame Schiff unten im Hafen, mein künftiges, schwimmendes Heim.

Auf dem Verdeck stieg aus einem eisernen Rohr eine Rauchsäule auf. Der kleine dänische Koch hatte gewiß in der Schiffsküche Feuer angezündet und kochte den Morgenkaffee für die Mannschaft.

Wiederum suchte mich der Gedanke zu beunruhigen: In wenigen Tagen wirst auch du dort sein.

Doch es ist besser, nicht weiter darüber nachzugrübeln, dachte ich.

Ich mußte mit meiner Mutter sprechen. Sie war die einzige, die mir helfen konnte.

Ich rief Fidel an, schwang mich auf mein Rößlein, und hinunter ging's im Trab den Berg bis vor unser Haus, das ich nun, ach so bald, für immer verlassen sollte.


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