Rudolph Stratz
Die ewige Burg
Rudolph Stratz

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V.

In dem Augenblicke, als er aus dem Flur auf die Straße hinaustreten wollte, rauschte ihm etwas, hart um den Türpfosten biegend, entgegen. Beinahe wäre er mit der schlanken Gestalt zusammengestoßen und sprang erschrocken zwei Schritte zurück.

»Verzeihung, Frau Gräfin . . .« murmelte er, mit den Augen nach der Gewohnheit Roms den Boden suchend.

Sie bot ihm unbefangen die Hand. »Guten Morgen, Herr Kaplan! Machen Sie nur nicht gleich ein Gesicht, als ob Sie auf eine Natter getreten wären! Was haben Sie denn?«

Der junge, bebrillte Bauer im Priesterrock fühlte zu seinem Unmut, daß er leicht errötete. »O . . . nichts, Frau Gräfin«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, den Blick auf der Erde. »Und Frau Gräfin befinden sich, wenn ich fragen darf, wohl?«

»Danke! Äußerst! Ich habe einen Auerhahn geschossen.«

»O . . . wirklich . . . das haben Frau Gräfin?«

»Ja!« Sie streckte ihm wieder die fein behandschuhte Rechte zum Abschied hin. »Schon mein zweiter dies Jahr! Aber jetzt muß ich zu der Kranken! Der Doktor ist bei ihr? Das ist mir lieb, daß ich ihn treffe . . . Also auf wiedersehen, Herr Kaplan!«

Sie nickte ihm zu und verschwand im Inneren des Hauses. Nur ein süßer Veilchenduft blieb schmeichelnd über der Stelle schweben, wo sie gestanden.

Und Paulus Eberle, der Kaplan, hatte, während er die Straße entlang ging, wiederum jene seltsame Empfindung wie einst in seiner Seminaristenzeit, als er mit ein paar Genossen aus einem Weinkeller, in dem sie mit Stechhebern den jungen Most aus dem Fasse geschlürft, wieder an das Tageslicht getreten war. Jene süße Benommenheit, jene jäh zu Kopf steigende Glut, jenes rasche, angstvolle Hämmern im Herzen . . .

Jedesmal wenn er ihr begegnete! Und nach diesen seltenen Begegnungen teilte er ja nur noch im Inneren sein eintönig sich abspinnendes Dasein ein. Sie waren die leuchtenden Punkte, um die sich alles andere drehte.

Ein Schrecken ergriff ihn. Ohne sich umzuschauen, ging er mit langen Schritten in seinem fliegenden Gewande dem Dorfe zu. Da fühlte er etwas Feuchtes auf seinem Handrücken. Ein kleines Mädchen, die Tochter eines altbayrischen Erdarbeiters, war herbeigelaufen, um nach heimischer Sitte den geistlichen Herrn mit einem Handkuß zu begrüßen. »Gelobt sei Jesus Christus!« piepste das dünne Stimmchen gläubig zu ihm herauf.

»In Ewigkeit, Amen!« erwiderte er und ging weiter, und sein Blick vermied es, den offenen Kinderaugen zu begegnen.

*

Benedikt Irions Wohnzimmer war leer. Der Monteur stand im Hof, mit dem Putzen seines Zweirades beschäftigt, und die Krankenschwester hantierte hinten in der Küche, um eine Suppe zu kochen. So merkte niemand den hohen Besuch vom Schlosse, der nach vergeblichem Anklopfen in das Wohnzimmer trat und von da auf den Fußspitzen, leise die angelehnte Tür öffnend, in das Nebengemach schlich.

Der Raum lag der herabgelassenen Vorhänge wegen im Halbdunkel. Wera erkannte nur ganz undeutlich im Bette die Umrisse einer reglosen Gestalt und davor, ihr den Rücken wendend, auf dem Holzschemel den Arzt.

Er hielt den Puls der Patientin zwischen den Fingern, die Uhr in der anderen Hand, »Wer ist denn schon wieder da?« brummte er. »Eine Krankenstube ist doch kein Wirtshaus, in dem man nach Belieben aus und ein läuft.«

»Ich bin da!«

»Ach Sie, Frau Gräfin! Guten Morgen!«

»Guten Morgen! Ist denn wirklich . . .?«

»Pscht!« machte er, ohne sich zu rühren, und begann von neuem halblaut zu zählen. Eine Weile war es still.

»So!« sagte er dann aufstehend und steckte die Uhr ein. »Die Kranke ist außer Gefahr. Ich hab' ihr eben noch eine subcutane Injektion gegeben . . .«

». . . und jetzt schläft sie?«

». . . und darf nicht gestört werden! Jawohl! Also bitte!« Er öffnete ihr ohne viele Umstände die Türe und folgte hinterher. »Guten Morgen!« wiederholte er dann und schüttelte ihr kameradschaftlich die Hand. »Was wollen Sie denn eigentlich hier?«

»Es ist doch meine frühere Kammerjungfer. Draußen steht der Diener mit einem Korb mit Wein und Wäsche und sonst allerlei! Herrgott . . . es wird ja alles naß in dem Regen!«

Der Doktor hüllte sich in seinen Radmantel und Schlapphut und griff nach dem Knotenstock. »Dem fetten Kümmel schadet die Nässe gar nichts. Und den Korb soll er nur der Schwester geben. Dann wollen wir gehen. Ich habe noch viel zu tun! Oder gedenken Sie noch ein paar herablassende Worte an den Irion zu richten? Heute geht's bei dem schon in einem hin. So viel feinen Besuch hintereinander wie heute hat der gottlose Mann zeit seines Lebens noch nicht genossen, wenn er sich jetzt nicht bessert, begreife ich die Welt nicht mehr!«

»Und wenn Sie sich nicht über mich lustig machen können, dann fehlt Ihnen erst recht etwas!« sagte sie und trat mit ihm vor das Haus, dem Diener durch einen Wink mit dem Kopfe die Bestimmung des Korbes anweisend. »Aber heute lassen Sie das! Ich habe Sorgen. Wulfi ist nicht ganz wohl!«

»Ich werde gleich nachher nach ihm sehen!«

»Ja – bitte! Hoffentlich ist es nichts Ernstes!«

»Warum sollt' es denn gleich was Ernstes sein? Jetzt in den stürmischen Märztagen holt sich so ein zartes Kind bald eine Erkältung! Übermorgen springt er wieder herum.«

Sie nickte hoffnungsvoll, und die beiden gingen rasch weiter durch den unablässig rieselnden warmen Frühlingsregen. »Nun – und sonst?« fragte er in leichterem Ton. »Nichts Neues oben im Schloß?«

»Neues? Bei uns?« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Lieber Doktor, manchmal sind Sie merkwürdig naiv! Wissen Sie nicht, daß das letzte bemerkenswerte Ereignis bei uns oben die Sündflut war? Seitdem ist nichts von Belang mehr vorgefallen. Sogar die Ahnfrau ist pikiert und verkehrt nicht mehr mit uns. Auch der ist's auf die Dauer zu langweilig geworden!«

Er lachte. »Was mögen die Herrschaften auf dem Schlosse dann aber alle die Jahrhunderte getrieben haben?«

»Nichts. Und wenn sie gar keinen Rat mehr wußten, spalteten sie sich in zwei Linien. Aber auch dieser Zeitvertreib ist neuerdings vorbei. Die drei alten Herren haben ja alle keine Kinder. Wulfi ist der letzte des Stammes!«

»Und wer war eigentlich – verzeihen Sie meine Neugier – der Erste?«

»Wodan! Höchstselbst! Im sechzehnten Jahrhundert hat Eusebius Höllendampf, ein grundgelehrter Magister aus Heidelberg, haarscharf nachgewiesen, daß das Geschlecht unmittelbar von Wodan, dem Herrn des Odenwaldes, abstammt, und dafür sechs Frankfurter Goldgulden und Tuch zu einem Feiertagsgewand erhalten. Oben im Archiv können Sie's nachlesen!«

»Und Sie glauben das natürlich!«

»Und wie! Schon um Sie zu ärgern! Aber im Ernst: Ich glaube nur an ein Ding im Schloß! An die Langeweile. Das ist unsere eigentliche Ahnfrau. Die geht jetzt noch dort um wie seit Jahrhunderten, pünktlich wie meine Uhr. Vom Morgen bis zum Abend. Ich seh' sie manchmal förmlich vor mir, und dann fang' ich an zu gähnen . . . zu gähnen, sag' ich Ihnen! Sie vielgeplagter Mann wissen ja gar nicht, was man an einem Tage zusammengähnen kann. Ich bin überzeugt, wenn das Schloß 'mal ausstirbt, endet's am Kinnbackenkrampf.«

»Da hätte das schon lange geschehen müssen!«

»Vielleicht ist's schon geschehen! Wer weiß! Vielleicht sind wir schon längst tot, und man sagt es uns bloß nicht, um uns nicht unnütz aufzuregen! Manchmal in letzter Zeit – seit ich Sie kenne – kommt es mir so vor.«

Er lachte. »Und wie freigeistig erscheint sich nun die Frau Gräfin, wenn Sie all die ängstlich behüteten Familiengeheimnisse auf einmal ganz offen ausplaudert! Aber damit ist nichts gewonnen, daß man nur das alte Gerümpel über Bord wirft, vorher muß man anderen festen Boden unter den Füßen haben. Neuland! Darauf kommt's an.«

»Ich geb' mir ja auch alle Mühe!«

»Wirklich?« Er schaute sie von der Seite an. »Was haben Sie zum Beispiel heute morgen schon getan?«

Sie zögerte ein Weilchen. »Ich hab' einen Auerhahn geschossen!« sagte sie endlich mit verlegenem Stolz.

Da lachte er laut auf. »Na also! Da haben wir die Bescherung! Ich hab's nämlich schon gehört! Solch ein frohes Ereignis wie die Ermordung eines Auerhahns durch hohe Hand spricht sich ja rasch herum. Liebe Gräfin: Also das nennen Sie Ihren inneren Menschen entwickeln, wenn Sie sich vor Tag und Tau im Wald den Schnupfen holen und nach harmlosen Vögeln knallen? Das haben Ihre Vorfahren auch gekonnt – schon zur Zeit Hildebrands und seines Sohnes Hadubrand und anderer ungewaschener Herrschaften – und das können Ihre Standesgenossen heute noch! Und Sie sind gerade solch ein Junker! Ein ganz flotter, unverbesserlicher Junker in langem Haar und langem Rock – sogar den Jagdanzug haben Sie noch an. Wo ist denn nur die Flinte? Die braucht man doch auch, wenn man Krankenbesuche macht!«

Sie war gar nicht gekränkt. »Poltern Sie nur!« sagte sie unbekümmert. »Deswegen schieße ich doch Auerhähne. Weil mir's Spaß macht! Ich lass' mich nicht so gängeln! Auch von Ihnen nicht! Den nächsten kriegen Sie extra von mir ausgestopft ins Haus geschickt. Aber wenn Sie heute in das Schloß kommen, werden Sie sich wundern, was ich alles in den letzten drei Tagen nach Ihren Angaben wieder gearbeitet hab'. Zwei Kapitel im Darwin . . .«

»Im Häckel?«

»Nein. Mit der ›Natürlichen Schöpfungsgeschichte‹ bin ich durch. Jetzt bin ich schon im dritten Kapitel von der ›Entstehung der Arten‹, und in Taines ›Geschichte der Revolution‹ geht es auch tüchtig vorwärts.«

»Und sonst noch im Englischen?«

»Da hab' ich jetzt Buckles ›Story of Civilisation‹ – das ist schwer, aber sehr interessant. Gestern sind auch die neuen historischen Werke gekommen, die ich mir nach Ihrem Verzeichnis aus Heidelberg bestellt hab'! Ich hab' mir auch schon damit eine Reihenfolge für die nächsten Monate gemacht. Erst Treitschke, der liest sich, wie ich so darin herumgeblättert hab', wie ein Roman. Dann Ranke und dann Sybel. Vor dem fürchte ich mich noch ein bißchen. Der macht einen strohtrockenen Eindruck. Aber es wird auch gehen!«

»Ja – wenn Sie nicht in den Büchern herumblättern, sondern vernünftig lesen! Sonst schaut nichts dabei heraus!«

»Das tue ich ja! Ich wollt' es Ihnen nicht zeigen, bis ich nicht ein bißchen damit vorwärts gekommen bin, aber ich habe mir Hefte angelegt, für jedes Buch – da schreibe ich die Auszüge hinein und meine Eindrücke, wie ich die Sache persönlich verstanden und aufgefaßt habe. Ein paar von den Heften sind jetzt schon voll. Die müssen wir jetzt, sowie Sie Zeit haben, miteinander durchsehen, und Sie korrigieren mir, was falsch ist. Wissen Sie, was auch wundervoll ist: Humboldts ›Ansichten der Natur‹! Überhaupt – ich glaube, Sie haben mir die Bücher ausgezeichnet aufgeschrieben!«

»Ich habe Ihnen das Beste aufgeschrieben, was es gibt, um einen Menschen aus dem Schlafe aufzuwecken!«

Sie seufzte. »Ja, wirklich, ich habe geschlafen. Oder vielmehr: man hat mich ruhig schlafen lassen. Ich hab's ja nicht so wissen können – oder war's auch bei mir Faulheit, Gleichgültigkeit – ich weiß nicht – Dummheit jedenfalls nicht. Denn ich verstehe die Bücher ganz gut!«

»Nein – dumm sind Sie wahrhaftig nicht, Gräfin!« sagte der Doktor trocken. »Im Gegenteil. Sie haben eine ganz merkwürdige Art, sich die Dinge blitzschnell anzueignen. Eine weibliche Art. Rein intuitiv! Ohne all den schwerfälligen Apparat von Überlegung und Prüfung, den wir mattstudierten Männer dazu nötig haben.«

»Aber ich will noch viel mehr lernen!« sagte sie eifrig. »Alles. Es ist hohe Zeit. Ich hab' so und so viel unnütz vergähnte Jahre nachzuholen. Sie hatten ja ganz recht, wie Sie neulich riefen: ›Ist es nicht unglaublich: da unten pfeift nächstens die Lokomotive, und da oben sitzt die Herrin des Schlosses und weiß nicht mehr, als daß eine Lokomotive ein großer, schwarzer, mit Wasser gefüllter Kessel ist.‹ Und wenn man sie fragt: ›Warum setzt sich dieser Kessel plötzlich in Bewegung?‹, so antwortet sie ganz treuherzig: ›Weil's im Fahrplan steht!‹ . . . Nein, lieber Freund . . . es ist eine Schande! Von Elektrizität weiß ich erst recht nichts . . . oder von Chemie. Das galt ja wohl alles für Teufelswerk in dem belgischen Nonnenkloster, wo ich erzogen worden bin. Immer nur Beten, Klavierklimpern . . . Beten . . . Französisch . . . Englisch . . . wieder Beten und dann noch einmal . . . aber jetzt studiere ich das alles mit doppeltem Eifer!«

»Nur immer langsam! Eins nach dem anderen. Sie sollen doch kein konfuser Blaustrumpf werden, dem der ganze Geist der Zeit unverdaut im Magen liegt.«

Sie lachte fröhlich. »Zum Blaustrumpf habe ich kein Talent. Sehen Sie, Doktor . . . dafür sind die Auerhähne da. Die Auerhähne bilden das Gegengewicht! Da bleibt man hübsch in der Mitte. Frisch und gesund.«

»Eigentlich haben Sie recht. Schießen Sie nur, was Ihnen vor die Büchse kommt. Vom Karnickel bis zum Schulmeister!«

»Ich danke Ihnen für die Erlaubnis! Aber die Tiere, die mich jetzt am meisten interessieren, sind die Bazillen. Ich will etwas von den Bazillen verstehen, damit ich doch endlich eine Ahnung gewinne, was Sie eigentlich hier in diesem Erdenwinkel sinnen und treiben. Denn deswegen sind Sie doch hier!«

»Wenn man's so nimmt, ja! Irgendwo mußt' ich Kassenarzt werden. Denn ich hab' kein Geld, mich erst lange hinzusetzen und zu warten, ob 'mal übers Jahr Patienten zu mir kommen. Und wie nun mein Universitätsfreund die Fabrik da begründet hat, hab' ich die Stelle gern angenommen. Sie bringt mir so viel, daß ich leben kann, und läßt mir doch ein bißchen freie Zeit.«

»Wann denn nur, um Gottes willen?« Sie schlang die Hände ineinander und sah ihn ungläubig an. »Frühmorgens haben Sie Ihre Sprechstunde, den ganzen Tag gehen oder radeln Sie das Tal hinauf und hinab in all den entlegenen Bauernhöfen umher, des Abends sitzt wieder Ihr ganzes Zimmer voll Patienten.«

»Nun ja – und dann, nach dem Nachtessen, hab' ich Ruhe – wenn ich nicht wieder herausgeklingelt werde. Dann hole ich Mikroskop und Präparate heraus und fange an zu arbeiten.«

»Und wann schlafen Sie?«

»Ach – man braucht nicht so viel Schlaf! Auf den Morgen hin fünf Stunden. Das genügt!«

»Und das halten Sie auf die Dauer aus?« fragte sie bang, »Wenn Sie dabei nur nicht krank werden.«

Er lachte gutmütig statt jeder Antwort, und sie sah von der Seite verstohlen auf sein gesundes, tiefgebräuntes Gesicht, über dem die mächtige Stirne in zwei hochgewölbten Höckern vorsprang. Nein! Der wurde nicht krank, der war von hartem Holz.

»Das habe ich Ihnen übrigens noch gar nicht gesagt«, meinte er. »Jetzt ist mein kleines Laboratorium fertig.«

»Der Bauschuppen hinter der Fabrik?«

»Ja – er sollte jetzt abgerissen werden. Da sagt' ich zu dem Direktor: ›Sei kein Frosch und überlasse mir das Ding zur Benutzung! Ich habe große Entdeckungen vor. Dazu brauche ich Licht, Raum und Ruhe, drei Dinge, die ich in meinem Wirtshausleben im ›Baum zum Odenwald‹ nicht finde.‹ Darauf hat er es mir höchst elegant herrichten lassen.«

»Und nun kommt die große Entdeckung?«

»Ja,« sagte er gleichgültig.

»Eine wirklich große Entdeckung?«

»Eine Sache, die mich zum berühmten Mann macht und mir auch ein Vermögen bringt!«

»Diese Entdeckung werden Sie wirklich ausführen? Hier?«

»Ja.«

»Das wissen Sie ganz genau?«

»Ganz genau!«

»Woher wissen Sie es denn aber?«

»Das fühlt man doch!« sagte er und stülpte sich den Schlapphut fester auf den Kopf, um sich vor den Windstößen zu schützen. »Ist das ein greuliches Wetter heute!«

»Was fühlen Sie denn eigentlich?«

Er lachte. ». . . Daß die meisten anderen Esel sind . . . kurz gesagt . . . und ich keiner. Drum seh' ich Sachen, die die anderen nicht sehen.«

»Aber Sie zeigen sie niemandem?«

»Ihnen zeig' ich's, wenn Sie in mein Laboratorium kommen. Morgen früh ist's fertig eingerichtet. Aber das sag' ich Ihnen gleich: Sie verstehen nicht eine Bohne davon und gehen so klug weg, wie Sie gekommen sind.«

»Macht nichts! Wenn Sie nur wollen, werden Sie mir schon einen Begriff davon beibringen. Sie wissen, ich bin ein gelehriger Schüler! Einen Eifer hab' ich . . . ach, ich möcht' alles auf einmal nachholen. Also auf Wiedersehen nachher! Da oben kommt eben mein Mann von seinem bewaffneten Spaziergang zurück, Ich muß mich eilen. Adieu, Doktor!«

Sie schüttelte ihm fest die Hand, und die beiden trennten sich.



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