Heinrich Smidt
Seeschlachten und Abenteuer berühmter Seehelden
Heinrich Smidt

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Jean Bart.

Dieser berühmte Seemann ist einer bekannten Schifferfamilie entsprossen, die aus den altholländischen Provinzen nach Dünkirchen ausgewandert war. Dort wurde unser Jean im Jahre 1651 geboren. Angefeuert durch das Beispiel seiner Väter, wandte er sich mit Leidenschaft dem Seewesen zu. Nachdem er längere Zeit auf Fischer- und Lotsenböten den Dienst erlernt hatte, trat er unter Michael de Ruiter bei der holländischen Kriegs-Marine ein, ging aber bald von derselben zu der französischen Marine über. Dem rasch vorwärts strebenden Geiste Jean Barts war der Umstand zu seinem Fortkommen hinderlich, daß Leute von bürgerlicher Abkunft nicht Offizier werden konnten. Er verließ daher den Dienst des Königs von Frankreich und übernahm das Kommando eines Kapers. Während seines Kreuzzuges zeichnete er sich so vielfach aus und machte durch seine kühnen Unternehmungen so oft von sich reden, daß Ludwig XIV. ihm einen besonderen Auftrag gab, der nur von einem außergewöhnlich tapferen Seemanne ausgeführt werden konnte. Die ihm angewiesene Station war die Mittellands-See, welche die Binnenländer das Mittelländische Meer zu nennen pflegen. Hier und bei anderen Gelegenheiten that er sich so hervor, daß der König sich bewogen fand, ihm das Patent als königlicher Lieutenant zur See ausfertigen zu lassen. Unter dem Kommando des Admirals Forbin ward er während einer Schlacht von den Engländern, indem er enterte, gefangen und nach Plymouth geführt. Hier benutzte er einen Moment, wo man ihn weniger bewachte, bemächtigte sich eines kleinen Fischerbootes und entwich mit demselben quer über den Kanal. Nach seiner Zurückkunft erhielt er das Kapitänspatent.

Im Jahre 1696 berief Ludwig XIV. den hoffnungsvollen Seemann nach Paris und empfing ihn mit großer Auszeichnung. Ein bekannter Schriftsteller, Herr Berger, hat diese wirkungsreiche Episode zu einem Lustspiele benutzt, welches vielfach auf dem Theater erschienen ist. Während der großen Audienz konnte der König nicht unterlassen, einige sarkastische Bemerkungen über den Unfall von Plymouth zu machen. Jean Bart fühlte sich davon so verletzt, daß er auf der Stelle den Saal verließ. Er eilte nach Dünkirchen, welches die Engländer blockiert hatten, brach die Blockade und unternahm einen ruhmvollen Kaper-Kreuzzug, über welchen er dem Könige einen sehr energischen Bericht abstattete. König Ludwig ließ den Seemann hierauf abermals nach Paris kommen, empfing ihn sehr gütig und ernannte ihn in Gegenwart des ganzen Hofes zum Befehlshaber eines Geschwaders. Jean Bart rief im stolzen Selbstgefühl aus: »Daran haben Ew. Majestät sehr wohl gethan!« Die versammelten Hofherren lachten laut auf; aber der König wies den Spott mit der Bemerkung zurück, daß die Schale zwar rauh, der Kern aber desto gesünder sei.

Jean Bart hat während seiner Lebenszeit sehr viele und sehr tapfere Thaten verrichtet. Eine der merkwürdigsten war die Expedition nach Danzig. Der Prinz von Conti war nämlich zum Wahlkönig von Polen vorgeschlagen, und Jean Bart erhielt den Befehl, denselben mit einem französischen Geschwader nach Danzig zu bringen. Dieses Unternehmen war, der feindlichen Flotten wegen, eines der gefährlichsten. Als das kühne Werk gelungen war, und Jean Bart mit dem Prinzen auf der sicher Rhede vor Anker ging, überschütte dieser den Seemann mit Lobeserhebungen dafür, daß er ihn durch seine Geschicklichkeit vor der Gefangenschaft bewahrt habe. »O nicht doch, Hoheit,« entgegnete Jean Bart. »Gefangen wären Sie unter keinen Umständen worden. Ich hatte meinen Sohn mit einer brennenden Lunte vor die Pulverkammer gestellt. Sowie der erste Feind unser Deck enterte, flogen wir mit Mann und Maus in die Luft.« Der Prinz verstummte überrascht.

Der Friede zu Ryswijk setzte seiner Thätigkeit ein Ziel. Er zog sich nach Dünkirchen in sein väterliches Hans zurück, woselbst er 1702 gestorben ist.


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