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Elftes Kapitel.

Zur festgesetzten Stunde fand sich Hartley an der Thüre des reichen eingebornen Kaufmanns ein, welcher einige Gründe hatte, die Biegom Montreville sich zu verpflichten und deßhalb derselben nebst ihrem zahlreichen Gefolge beinahe seine große und prächtige Wohnung in der schwarzen Stadt von Madras überließ, wie jener Stadttheil, welchen die Eingebornen bewohnen, genannt wird.

Ein Diener führte den Besucher bei der ersten Anmeldung in ein Zimmer, wo er Miß Gray zu sehen erwartete. Das Zimmer öffnete sich an einer Seite in einen Garten, welcher mit den glänzenden Blumenfarben östlicher Klimate prangte; in der Mitte desselben erhob sich der Wasserstrahl eines Springbrunnens und fiel in eine weiße Marmorcisterne zurück. Der Kopf Hartley's schwindelte von tausend Erinnerungen; seine früheren Gefühle gegen die Gefährtin seiner Jugend, welche durch die Entfernung und die manchfaltigen Zufälle eines geschäftigen Lebens geschlummert haben mochten, wurden neu belebt, als er sich in ihrer Nähe und unter Umständen befand, welche durch unerwartetes Vorkommen und geheimnißvollen Charakter seine höchste Spannung erregten. Ein Schritt ließ sich vernehmen – es öffnete sich die Thüre – eine Dame kam zum Vorschein – allein es war die stattliche Gestalt der Frau von Montreville.

»Worin kann ich Euch dienen, Herr,« fragte die Dame, »d. h. wenn Ihr Eure Zunge diesen Morgen wieder gefunden habt, die Ihr gestern verlort?«

»Ich hatte die Absicht, der jungen Dame meine Aufwartung zu machen, die ich gestern Morgen in Eurer Exzellenz Gesellschaft sah,« erwiderte Hartley mit achtungsvollem Benehmen – »Ich habe lange die Ehre gehabt, sie in Europa zu kennen und wünsche ihr meine Dienste in Indien anzubieten.«

»Sehr verbunden, sehr verbunden, allein Miß Gray ist ausgegangen und wird in ein oder zwei Tagen nicht wieder zurückkehren, Ihr könnt Bestellungen an sie mir mittheilen.«

»Verzeiht, Madame,« erwiderte Hartley, »ich habe jedoch Grund zur Hoffnung, daß Ihr Euch in dieser Angabe irrt; hier kömmt ja auch die Dame selbst.«

»Was ist das, meine Theure?« sagte Frau von Montreville, in ruhigem Ton und mit ungerunzelter Stirne zur Menie, als diese eintrat, »seid Ihr nicht auf ein oder zwei Tage ausgegangen, wie ich dem Herrn sagte? – Mais c'est égal – es ist einerlei. Ihr werdet zu Monsieur sagen, wie geht's und Adieu; da der Herr so artig ist, sich nach unserer Gesundheit zu erkundigen und da er sieht, daß wir uns Beide wohl befinden, so wird er wieder nach Hause gehen.«

»Ich glaube, Madame,« sagte Miß Gray, indem sie sich offenbar zu dieser Aeußerung zwang, »daß ich mit diesem Herrn einige Minuten im Geheimen reden muß, wenn Ihr mir es erlaubt.«

»Nicht wahr, das heißt, geht fort? ich erlaube es aber nicht – ich kann ein geheimes Gespräch zwischen einem jungen Manne und einem hübschen jungen Weibe nicht leiden; cela n'est pas honnête, das darf in meinem Hause nicht geschehen.«

»So mag es außerhalb desselben geschehen,« erwiderte Miß Gray, weder empfindlich noch schnippisch, sondern mit der größten Einfalt – »Herr Hartley wollen Sie in den Garten gehen? Und Ihr, Madame, könnt uns vom Fenster aus beobachten, wenn eine so genaue Ueberwachung den Sitten des Landes gemäß ist.«

Mit diesen Worten schritt sie durch eine Gitterthüre in den Garten mit so einfachem Wesen, daß es schien, sie wünsche den Vorstellungen ihrer Beschützerin hinsichtlich des Anstandes sich zu fügen, obgleich dieselben ihr sonderbar schienen. Die Königin von Saba wurde ungeachtet ihrer natürlichen Unverschämtheit durch den Gleichmuth der Miß Gray außer Fassung gebracht und verließ das Zimmer in offenbarem Aerger. Menie wandte sich zur Thüre zurück, die in den Garten führte, und sagte in derselben Weise wie früher, aber mit weniger Nachlässigkeit des Ausdrucks: »Ich möchte sicherlich keinen Anstoß geben, indem ich die Sitten eines fremden Landes verletze, ich kann mir aber nicht das Vergnügen versagen, mit einem so alten Freunde zu reden – wenn Herr Hartley,« fügte sie hinzu, aus Hartley blickend, welcher große Verlegenheit zeigte, »wirklich darüber soviel Vergnügen empfindet wie ich.«

»So wäre es der Fall gewesen,« erwiderte Hartley, kaum wissend was er sagte – »unter allen Umständen muß es mir ein Vergnügen sein – aber dieses außerordentliche Zusammentreffen – aber Euer Vater –«

Menie Gray's Schnupftuch ruhte an ihren Augen – »Er ist todt, Herr Hartley. Als er keinen Gehülfen mehr hatte, wurde sein mühsames Geschäft zu viel für ihn – eine Erkältung machte ihn krank und wie Ihr wißt, war er ja der Letzte der sein eigenes Leiden beachtete, bis dasselbe einen gefährlichen und zuletzt tödtlichen Charakter annahm. Ich mache Euch Kummer, Herr Hartley, es geziemt Euch aber, daß Ihr gerührt seid. Mein Vater liebte Euch sehr.«

»O, Miß Gray,« sagte Hartley, »das hätte nicht das Schicksal seines nützlichen und tugendhaften Lebens sein sollen! – Ach weßhalb – die Frage drängt sich mir unwillkürlich auf, weßhalb konntet Ihr Euch nicht seinen Wünschen fügen – weßhalb –«

»Legt mir nicht eine solche Frage vor,« sagte Menie, die auf seinen Lippen schwebende Frage verhindernd; »wir vermögen es nicht, unser Schicksal zu bilden. Für mich ist es peinlich, über einen solchen Gegenstand zu reden, und laßt mich ein für allemal Euch sagen, daß ich Herrn Hartley Unrecht erwiesen haben würde, hätte ich seine Hand angenommen, während meine grillenhaften Neigungen die Handlung nicht begleiteten.«

»Weßhalb aber sehe ich Euch hier, Menie – verzeiht mir, Miß Gray, allein meine Zunge wendet sich ebenso wie mein Herz vergessenen Zeiten wieder zu. Weßhalb seid Ihr hier? Weßhalb bei diesem Weibe?«

»Die Dame ist allerdings nicht so, wie ich erwartete,« antwortete Menie, »ich darf aber keine Vorurtheile wegen fremdartiger Sitten fassen, nachdem ich einmal den entscheidenden Schritt gethan habe; sie ist ohnedem aufmerksam und großmüthig in ihrer Weise, und bald werde ich,« sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: »unter besserem Schutze stehen.«

»Unter dem von Richard Middlemas?« fragte Hartley mit stockender Stimme.

»Ich sollte vielleicht die Frage nicht beantworten, allein verstellen kann ich mich nicht, und denen, welchen ich vertraue, vertraue ich gänzlich. Ihr habt richtig errathen, Herr Hartley;« fügte sie stark erröthend hinzu, »ich bin hieher gekommen, um mein Schicksal mit dem Eures alten Gefährten zu vereinigen.«

»Also ist es so wie ich besorgte!« rief Hartley aus.

»Weßhalb solltet Ihr Besorgnisse hegen, Herr Hartley?« sagte Menie Gray, »ich hielt Euch für zu edelmüthig. Sicherlich solltet Ihr den Zank, der sich vor so langer Zeit ereignete, durch Verdacht und Haß nicht weiter fortsetzen.«

»Wenn das Gefühl des Hasses in meiner Brust verweilte, so würde ich wenigstens der Letzte sein, mich Euch aufzudrängen, Miß Gray,« erwiderte Hartley, »nur Eurethalben und wegen Eures Wohles allein bin ich wachsam. Wißt Ihr, wer die Person – jener Herr ist, dem Ihr Euer Glück anvertrauen wollt – wißt Ihr in welchem Dienst er steht?«

»Ich weiß Beides, vielleicht genauer wie Ihr, Herr Hartley. Herr Middlemas hat schwer gefehlt, ist aber streng bestraft worden; allein nicht in Zeiten der Verbannung und des Kummers darf das Mädchen, die ihm ihre Treue verpfändet hat, ebenso wie die schmeichelnde Welt den Rücken drehen. Außerdem habt Ihr ohne Zweifel Nichts von seinen Hoffnungen gehört, daß er seinem Range wieder zurückgegeben werden wird.«

»Ich habe davon gehört,« erwiderte Hartley, indem er die Vorsicht vergaß, »ich sehe jedoch nicht wie er es anders verdienen kann, als wenn er an seinem neuen Herrn zum Verräther wird, und sich noch unwürdiger des Vertrauens macht, als ich bis jetzt geglaubt habe.«

»Es ist gut, daß er Euch nicht hört,« erwiderte Menie Gray, indem sie sich mit natürlichem Gefühle über die Beschuldigungen ihres Liebhabers ärgerte. Alsdann fügte sie mit sanfterem Tone hinzu, »meine Stimme sollte nicht Euren Zank verbittern, sondern mildern. Herr Hartley, ich gebe Euch mein Wort, daß Ihr Richard Unrecht erweist.«

Sie sprach diese Worte mit einer rührenden Ruhe, indem sie jeden Anschein des Mißvergnügens unterdrückte, welches sie über die Herabsetzung ihres Geliebten offenbar empfand.

Hartley zwang sich in derselben Weise zu antworten.

»Miß Gray,« sagte er, »Eure Handlungen und Beweggründe werden stets diejenigen eines Engels sein; ich bitte Euch jedoch diese höchst wichtige Angelegenheit mit den Augen weltlicher Weisheit und Klugheit zu betrachten. Habt Ihr wohl die Wagnisse überlegt, welche bei einem Verfahren unausbleiblich sein müssen, das Ihr zu Gunsten eines Mannes einschlagen wollt, welcher – nun, ich will Euch nicht wieder beleidigen – welcher vielleicht, wie ich hoffe, Eure Gunst verdienen wird?«

»Als ich Euch in dieser Weise zu sprechen wünschte, Herr Hartley, und eine öffentliche Unterredung ablehnte, wo wir mit bei weitem geringerer Freiheit uns hätten unterhalten können, geschah dieß in der Absicht Euch Alles zu sagen. Ich glaubte, daß alte Erinnerungen Euch einigen Kummer verursachen können, allein ich verließ mich darauf, daß dieselben nur einen Augenblick dauern würden. Da ich Eure Freundschaft zu behalten wünsche, so ist es passend, daß ich Euch erweise, dieselbe zu verdienen. Ich muß Euch also zuerst meine Lage nach dem Tode meines Vaters darlegen. Nach der Meinung der Welt galten wir stets als arm, wie Ihr dieß schon wißt; im wahren Sinn des Wortes hatte ich aber nie gekannt, was Armuth wirklich war, bis ich in eine abhängige Lage bei einer entfernten Verwandten meines armen Vaters kam, welche unsere Verwandtschaft zum Vorwand nahm, um alle Plackerei ihres Haushaltes mir aufzubürden, während sie mir nicht zugestand, daß ich dadurch den geringsten Anspruch auf Gunst, Güte oder etwas sonst als die dringendsten Bedürfnisse erlangte. In diesen Umständen erhielt ich von Herrn Middlemas einen Brief, worin er mir sein verhängnißvolles Duell und dessen Folgen erzählte. Er hatte nicht gewagt, mir zu schreiben, daß ich sein Elend theilen möge; jetzt aber, wo er sich im Ueberfluß unter dem Schutz eines mächtigen Fürsten befand, dessen Weisheit die Europäer, die in seinen Dienst traten, zu schätzen und zu beschützen wußte – jetzt, wo er jede Aussicht besaß, unserer Regierung wesentliche Dienste durch seinen Einfluß bei Hyder Ali zu leisten, so daß er Hoffnung hegen konnte, die Erlaubniß zur Rückkehr zu erhalten, damit er sich zum Prozeß wegen des Todes seines Kommandeurs stelle – jetzt drängte er mich nach Indien zu kommen und sein wiederum auflebendes Glück zu theilen, indem ich das früher eingegangene Verlöbniß erfülle. Eine beträchtliche Geldsumme begleitete den Brief. Frau Duffer wurde mir als eine achtbare Dame bezeichnet, welche mich auf der Ueberfahrt beschützen würde. Frau Montreville, eine Dame von Rang, welche große Güter und bedeutenden Einfluß in Mysore besitzt, würde mich bei meiner Ankunft im Fort St. George in Empfang nehmen und mich sicher in das Gebiet von Hyder begleiten. Mir wurde ferner anempfohlen, daß die erklärte Ursache meiner Reise die Annahme einer Stelle in der Familie der Dame sein würde, in Betracht, daß die eigenthümliche Lage des Herrn Middlemas die Verschweigung seines Namens in der Angelegenheit erheischte – was konnte ich thun? – Die Pflicht gegen meinen armen Vater war beendet und meine anderen Verwandten betrachteten den Vorschlag als zu vortheilhaft, um zurückgewiesen zu werden. Die gegebenen Nachweisungen, die mitgeschickte Geldsumme wurden als Umstände angesehen, welche alle Bedenken beseitigen müßten, und meine unmittelbare Beschützerin und Verwandte verlangte so ernstlich, ich müsse jenes mir gemachte Anerbieten annehmen, daß sie mir zu verstehen gab, sie wolle mich nicht ermuthigen meinem eigenen Glücke im Wege zu stehen, indem sie mir weiterhin Obdach und Nahrung gebe (sie gab mir wenig mehr), wenn ich thöricht genug wäre, mich dem Antrage nicht fügen zu wollen.«

»Das schmutzige Weib!« sagte Hartley, »wie wenig verdiente es, daß Ihr ihm anvertraut wurdet!«

»Laßt mich ein stolzes Wort sprechen, Herr Hartley, und alsdann werdet Ihr meine Verwandte nicht zu sehr tadeln. Alle ihre Unterredungen und sogar ihre Drohungen würden mich nicht zu dem Schritte bewogen haben, der wenigstens einen Schein hat, mit welchem ich mich schwerlich hätte aussöhnen können. Ich hatte jedoch Middlemas geliebt – ich liebe ihn noch – weßhalb sollte ich es läugnen? Somit trug ich kein Bedenken, ihm zu vertrauen. Wäre die kleine Stimme nicht gewesen, welche mich an meine Versprechungen erinnerte, so würde ich hartnäckiger den Stolz der Weiblichkeit behauptet haben; ich hätte dann wenigstens erwartet, wie Ihr vielleicht mir empfohlen haben wurdet, daß mein Liebhaber in Person nach Britannien käme; ich würde die Eitelkeit gehegt haben zu glauben,« fügte sie mit schwachem Lächeln hinzu, »daß ich werth sei geholt zu werden, wenn ich werth sei, daß mich Jemand besitze.«

»Noch jetzt, sogar noch jetzt,« erwiderte Hartley, »seid gerecht, während Ihr großmüthig gegen Euren Liebhaber seid – nein, blickt mich nicht zornig an, sondern hört mich: Ich bezweifle die Zweckmäßigkeit, daß Ihr Euch unter der Aufsicht dieses Weibes befindet, welches ihr Geschlecht verläugnet hat und das nicht länger als Europäerin bezeichnet werden kann. Ich habe Einfluß genug bei Damen des höchsten Ranges in dieser Kolonie – dieß Klima ist dasjenige der Großmuth und Gastfreundschaft. Eine jede dieser Damen, welche Eure Geschichte und Euren Charakter erfährt, wird den Wunsch hegen, Euch bei sich in Gesellschaft und Schutz zu behalten, bis Euer Verlobter es vermögen wird, seinen Anspruch auf Eure Hand im Angesicht der Welt zu vertreten. Ich selbst will ihm keine Ursache zum Argwohn oder zum Mißbehagen für Euch sein, Menie. Gebt mir nur Einwilligung zu der vorgeschlagenen Anordnung, und im selben Augenblicke, worin Ihr unter ehrenwerthem und unverdächtigen Schutz Euch befindet, will ich Madras verlassen und nicht eher zurückkehren, als bis Euer Schicksal in der einen oder andern Weise bleibend gesichert ist.«

»Nein, Hartley,« sagte Miß Gray, »es ist vielleicht freundschaftlich oder muß es vielmehr sein, daß Ihr mir einen solchen Rath gebt. Es wäre jedoch höchst niedrig von mir, wenn ich meine eigenen Angelegenheiten auf Kosten Eurer Aussichten befördern wollte. Außerdem wäre das ja nichts anders, als daß ich mir die Wahl je nach den Ereignissen offen hielte, in der Absicht das Schicksal des armen Middlemas zu theilen, wenn er glücklich ist und ihn zu verlassen, wenn das Gegentheil eintritt. Sagt mir nur, ob Ihr nach Eurer eigenen bestimmten Kenntniß es bekräftigen könnt, daß dieß Weib eine unpassende und unwürdige Beschützerin für ein Mädchen in meinen Jahren ist.«

»Nach eigener Kenntniß kann ich nichts sagen; ich muß sogar eingestehen, daß die Gerüchte über den Charakter der Frau Montreville sehr verschieden sind. Indeß schon der bloße Verdacht –«

»Der bloße Verdacht, Herr Hartley, kann bei mir kein Gewicht haben, in Betracht, daß ich demselben das Zeugniß des Mannes entgegen setzen kann, mit dem ich mein Glück zu theilen entschlossen bin. Ihr gesteht zu, die Frage sei zweifelhaft; muß nicht die Behauptung des Mannes, von dem ich eine so hohe Meinung hege, meinen Glauben in einer so zweifelhaften Sache entscheiden? Was müßte Er sein, sollte diese Frau Montreville etwas anderes sein, wie er dargestellt hat?«

»Was kann Er sein, wahrlich,« dachte Hartley innerlich, indessen seine Lippen äußerten nicht die Worte; er blickte in tiefem Nachsinnen auf den Boden und fuhr zuletzt aus demselben bei den Worten der Miß Gray auf:

»Es ist Zeit, Euch zu erinnern, Herr Hartley, daß wir scheiden müssen.«

»Und Euch, theuerste Menie,« rief Hartley aus, während er auf ein Knie sank, und die Hand, die sie ihm reichte, an die Lippen drückte. »Und Euch segne Gott, denn Ihr verdient den Segen. Euch schütze Gott, denn Ihr werdet bald des Schutzes bedürfen – sollten sich die Dinge anders wie Ihr hofft gestalten, so schickt sogleich nach mir, und wenn Ein Mensch Hülfe leisten kann, so wird dieß Adam Hartley.«

Er legte in ihre Hand eine Karte, welche seine Adresse enthielt; alsdann stürzte er aus dem Zimmer. In dem Saale begegnete er der Dame des Hauses, welche ihm eine hochmüthige Abschiedsverbeugung machte, während ein eingeborner Diener der höhern Klasse, welcher sie begleitete, ihn mit einem tiefen und achtungsvollen Salam begrüßte.

Hartley eilte aus der schwarzen Stadt mit bestimmterer Ueberzeugung als früher, daß man mit der Menie Gray irgend einen Betrug vorhabe; er hegte aber einen festeren Entschluß als jemals, alle Anstrengungen zu ihrer Rettung zu machen, obgleich er vollkommen verstört war, als er den zweifelhaften Charakter der Gefahr, der sie ausgesetzt werden könne und die geringen Mittel bedachte, welche er denselben entgegenzusetzen vermochte.



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