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70 e Sure
Die Stufenleiter

1

Ein fragender fragt, wann trifft die Leugner

2

Die Pein, vor der ist kein Vertheid'ger,

3

Von Gott, dem Herrn der Stufenleiter,

4

Auf der die Engel steigen und der Geist zu ihm
An einem Tag, des Maß ist funfzigtausend Jahr.

Vers 4 Funfzigtausend Jahr s. Wahl. Vielleicht unächt ohne Reim, hier eingeschoben aus 32,4 (die 50.000 statt 1000 erklären sich im allgemeinen, doch ohne hier zu passen), als 50 Tage für die 50 Völker, jeder Gottestag 1000 Menschenjahre. Nicht die Währung oder der Anfangszeitpunkt des Gerichtes, sondern der Weltverlauf (der freilich auch das Gericht ist). Wenn dieses der rechte Sinn, so ist nothwendig die Stelle hier falsch, weil widersprochen von V. 5 und 6.

5

Gedulde dich fein einstweilen!

6

Sie sehn ihn ferne weilen,

7

Wir sehn ihn nah her eilen,

8

Den Tag, an dem die Himmel zu Schlacken,

9

Und die Berge werden zu Flocken,

10

Wo Red' und Antwort wird kein Freund dem Freund ertheilen.

11

Sie sehn sich an, und jeder Sünder kaufte gern
Sich von der Strafe los durch seine Kinder,

12

Sein Weib und seine Brüder,

13

Seine Verwandtschaftsglieder,

14

Und männiglich auf Erden, wer ihm werden wollt' ein Retter.

15

Mitnichten! Die Flamme,

16

Die packt bei dem Kamme,

17

Ruft den heran, der sich sträubte,
Sich gegen die Mahnung betäubte,

18

Zusammenscharrt' und häufte.

19

Der Mensch ist geschaffen wankelmüthig,

20

Wenn ihn Übles betrifft, kleinmüthig,

21

Wenn ihn Gutes betrifft, ungütig.

22

Doch die des Gebetes pflagen,

23

Ihrem Gebet oblagen;

24

Von denen ihres Guts auch ein Theil war angeschlagen,

25

Zur Nahrung der Armuth beizutragen;

26

Die zweifelnd nicht nach dem Gerichtstag fragten,

27

Und vor der Strafe ihres Herren zagten

28

(Denn Niemand bürgt vor ihres Herren Strafen)

29

Die ihre Sinnlichkeit im Zaume halten

30

(Gegen andre als ihre Fraun und Sklavinnen,
Denn soweit sind sie nicht zu tadeln,

31

Doch die darüber gehn, die sind in Schuld gefallen);

32

Die anvertrautes Gut und ihre Treu bewahren,

33

Und die bei ihrem Zeugnisse beharren,

34

Und die recht ihr Gebet abwarten;

35

Die sind geehrt im Garten.

36

Was aber ist den Leugnern, daß sie dir entgegen traben,

37

Rechts her und links in Schaaren?

38

Will jedermann von ihnen wol hinein zum Wonnegarten?

39

Mitnichten! Wir erschufen sie, sie wissen wohl von wannen!

40

Und schwör' ich bei dem Herrn der Aufgäng'
Und Niedergänge? wir sind auch im Stande,

Vers 40 Und schwör' ich wie 79,1; 56,74.

41

An ihre Statt, wer wehrt es uns?
Zu setzen bessre andre.

42

Doch laß sie tändeln nur und spielen, bis sie sehn
Den Tag, des man sie mahnte.

43

Des Tags wo sie aus ihrer Gruft gehn eilig,
Wie wenn sie nach dem Ziel wettrannten.

44

Die Augen niedergeschlagen, Schmach überwältigt sie;
Das ist der Tag, des man sie warnte.


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