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68 e Sure
Der Griffel

1

Bei dem Griffel und wer ihn führt!

2

Du bist durch deines Herren Huld nicht sinnverwirrt;

3

Und großer Lohn ists der dir wird;

4

Du bist ein Geschöpf dem Schöpfer werth.

5

Sehn wirst du's und sie werden's sehn,

6

Wer von euch beiden war bethört.

7

Dein Herr weiß wohl, wer irre geht von seinem Weg,
Und weiß, wer richtig fährt.

8

Drum thu nicht, was will irgend ein Verächter,

9

Daß du nachgebest, und nachgeben möcht' er.

10

Thu nicht was will ein falscher, schlechter,

11

Verläumder, schleichender Verräther,

12

Hindrer des Guten, Übelthäter,

13

Hochmüthiger, und dabei unächter,

14

Hab' er auch Güter und Sohngeschlechter;

15

Der, wenn man ihm liest unsre Zeichen, ausruft: Mährchen der Väter! –

16

Wir wollen auf die Nas' ihn zeichnen zum Gelächter.

17

Wir haben sie versucht, wie wir versuchten einst
Die Herrn des Gartens, als sie schwuren
Ihn zu ernten beim Morgenlicht;

18

Und gaben Gott die Ehre nicht.

19

Doch über ihn ergieng, indeß sie schliefen, deines Herrn Gericht,

20

Und morgens war er wie geerntet glatt und schlicht.

21

Sie aber riefen beim Morgenlicht:

22

Kommt auf den Acker! wollet ihr ihn ernten nicht?

23

Da giengen sie und besprachen sich:

24

Laßt ein zu euch dort heute keinen armen Wicht!

25

So giengen sie hin voll Zuversicht;

26

Doch wie sie sahen, riefen sie: Giengen wir irre nicht?

27

Unsere Hoffnung ward zunicht.

28

Da sprach der beste unter ihnen: Sagt' ichs nicht?
Warum habt ihr nicht Gott gepriesen?

29

Da sprachen sie: Preis unserm Herrn!
Ja wir sind Sünder gewesen.

30

Und einer wandte sich zum andern mit Verweisen.

31

Sie sprachen: Weh uns wir sind Frevler gewesen.

32

Vielleicht nun gibt dafür uns unser Herr ein Beßres;
Denn unsern Herren haben wir erlesen.

33

So hier die Strafe; doch die Strafe dort ist größer,
Wenn sie es wollen wissen.

34

Die Frommen sind bei ihrem Herrn im Garten, in Genüssen.

35

Sollten wir die Ergebenen gleichhalten wol den Bösen?

36

Was treibt euch, so zu schließen?

37

Habt ihr ein Buch, darin das ist zu lesen?

38

Ja, das euch zuerkennt, was ihr euch mögt erkiesen?

39

Habt ihr denn unser Wort darauf zum jüngsten Tag,
Daß ihr dürft was ihr wollt beschließen?

40

Frag sie, wer ihnen Bürgschaft hat verheißen?

41

Vielleicht Hülfsgötter haben sie,
So bringen sie uns diese mit Beweisen!

42

Tags wann das Unheil wird den Schenkel blößen,
Wann man sie ruft zum Niederfall,
Und sie nicht können leisten diesen;

43

Niedergeschlagner Augen, Schmach überwältigt sie,
Einst rief man sie zum Niederfall,
Da sie noch heil gewesen.

44

Laß mir nur die, die diese Kunde schelten!
Beikommen will ich ihnen, wo sie es nicht wissen;

45

Ich stunde sie, mein Anschlag der wird gelten.

46

Begehrst du Lohn von ihnen, daß darum sie drücken Schulden?

47

Sie thun, alsob wir ihnen unsre
Geheimbeschlüss' enthüllten.

48

Du aber sollst auf deines Herrn Gerichtspruch dich gedulden,
Nicht thun wie der vom Fisch, als er
Rief in der Noth, der selbstverschuldten.

49

Hätt' ihn die Gnade seines Herrn nicht eingeholt,
So lag er schmählich ausgeworfen auf dem Felde.

50

Da nahm sein Herr ihn auf und setzte
Ihn zu den Auserwählten.

51

Die Leugner aber möchten dich mit ihren Blicken spelten,
Wenn sie die Mahnung hören, und
»Ein Irrer« ist ihr Schelten.

52

Doch es ist eine Mahnung an die Welten.


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