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Werdendes Schaffen

 

Woher sollte mir eine Vorstellung von der Begrenztheit meines Verstandes gekommen sein? Niemand kann jemals Autodidakt in einem reineren, ich möchte sagen verwegeneren Sinne gewesen sein als ich in jener Zeit. Der Gedanke, jemand zu fragen, der es besser verstünde als ich, kam mir überhaupt niemals ln den Sinn, war mir doch sogar in der Schule niemand gegenübergetreten, dem ich ein tieferes oder reicheres Wissen zutraute, als ich leichtlich zu erwerben hoffte. In der Tat, es war ein ganz folgerichtiges und rücksichtsloses System des Selbstunterrichts, dem ich folgte, und es gab davon keine Ausnahme. In keiner spätem Zeit meines Lebens verfügte ich über so ausgebreitete und mannigfaltige Kenntnisse wie im Sommer 1861, wo ich drei Monate lang jeden Morgen von drei bis sechs und dazu noch manche Abendstunden über meinen Heften saß, rastlos eintragend und nachlesend.

 

Im Grunde gefiel mir eben fast jedes Buch schon von außen, denn es war immer eine Verheißung, und eine Ausnahme davon machten nur die »roh« versandten, die man erst heften lassen mußte. Zu diesem Genusse, Bücher zu sehen und zu fühlen, aufzuschneiden und anzulesen, brachte der Lesezirkel noch den andern der Verteilung der Bände und Hefte an die Abonnenten.

 

Starke Neigungen zogen mich in zwei Richtungen von der literarischen Näscherei dieses zerstreuten Lesens ab: das Streben, fremde Sprachen zu kennen, und die starke Wirkung der Natur, sei es im Freien, wo sie bei jedem Gange ins Feld hinaus wie berauschend auf mich wirkte, sei es in den naturwissenschaftlichen Werken.

 


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